Aus den Briefen des Chi’Carius Charazzar an seine FamilieBeginn des Alptraums
Begegnung mit der Herrin des MittwaldesEs ist der
Abend des 50. Travina und dem Tross Bosparans treuer Diener steht die erste Nacht im Mittwald bevor. Nach dem Kampf gegen die Riesenspinne am Nachmittag finden sich Herr
Thaok, Prätorianer
Abu, Levthan-Priester
Lucardus, Inspectori
Andronicus und meine Wenigkeit am Lagerfeuer wieder. Die Wagen des Trosses wurden in einem Hexagon angeordnet und sollen so Schutz während der Nacht gewähren – doch die Stimmung ist betrübt:
Die Herrin des Mittwaldes, ehemals wohl eine Bekannte des
Isegrein Major, soll bald getroffen werden. Diente sie einst doch dem Horas, hat sie nun hier in diesem magischen Wald ihr neues, eigenes Lager aufgeschlagen. Ihre Motive haben sich uns noch nicht erschlossen, doch scheint sie einen erheblichen Einfluss auf die Wesenheiten hier im Wald zu haben und in der Lage sein, uns sichere Passage garantieren zu können. Skepsis ist auf den Gesichtern der Führungsmitglieder zu erkennen und auch ich selbst frage mich, was wir im Tausch anzubieten haben.
Wäre dies doch nur das einzige Problem: Der gebundene
Dharai scheint mehr und mehr die Stärke seiner Fesseln zu testen und offenbart dabei Fähigkeiten, die so nicht erwartet wurden: Beispielsweise vermag er, sich in einen giftigen Nebel zu verwandeln, der alles in ihm vernichtet. Bei den Spinnenbaum kam uns das noch zugute, doch was, wenn als nächstes unser Lager von ihm angegriffen wird? Inspektori
Andronicus arbeitet einen Sicherheitsplan aus und lässt den Viergehörnten fortan ständig bewachen. Na da bin ich ja `mal gespannt...
Kiesel, der Drachling von Abu, berichtet uns dann, dass er die gestohlenen Eier seiner Geschwister weiterhin spürt und einige von ihnen wohl bald schlüpfen werden. Unsere Unterhaltung wird dann jedoch durch Geschrei gestört: Einer der Hjaldinger,
Thorwulf mit Namen, beginnt mit seiner Axt auf einen der angrenzenden Bäume einzuschlagen. Er habe ein Gesicht in der Rinde gesehen, heißt es. Ein kurzer Blick auf die astralen Fäden dieser Welt,offenbart mir dann, dass Thorwulf ganz und gar nicht verrückt ist. In einem der Bäume kann ich eindeutig eine dämonische Präsenz ausmachen. Isegrein wird informiert und er erklärt mit besorgter Stimme, dass „Sie“ sich nähert. Alle Wachen werden ins Lager zurückgerufen und dann hören wir es auch schon: Knarrendes Holz als würden riesige Äste bersten, Erschütterungen des Boden, die die nahende Gefahr mit umso mehr Nachdruck betonen. Und dann ist sie da:
Ein blätterloser Baum tritt langsam aus der Dunkelheit des Waldes hervor und schreitet auf Isegrein zu. Es scheint mir, als wären hier mehrere verschiedene Holzarten miteinander verschmolzen, würden gar so etwas wie ein Gesicht ausformen und dann öffnet sich tatsächlich ein Maul! Es trieft vor Eiter, Geifer und Harz und doch scheint es in seinem Inneren etwas wichtiges zu schützen...
Die Herrin des Mittwaldes! Wart sie uns doch beschrieben als Bosparanerin, erblicken unsere Augen hier eine wunderschöne Gestalt elfisch-menschlichen Ursprungs. Gekleidet in eine grüne Robe richtet sie so dann auch ihre Stimme an Isegrein.
Scheinbar wurde schon vor einiger Zeit die Passage ausgehandelt und nun muss nur noch der abgemachte Preis bezahlt werden. Die Donaria, ein Karren gezogen von einem Esel, mehrere Truhen unbekannten Inhalts und einige Säcke, werden vor dem unheimlichem Baum aufgebaut. Zwei der nahestehenden Bäume beginnen in diesem Moment zu knarzen und ächzen. Ihre Wurzeln treten aus dem Erdreich hervor und scheinen die mächtigen Eichen dann wie Füße zu tragen. Sie nähern sich dem Karren und beginnen die Donaria in sich aufzunehmen. Der Esel – die arme Kreatur – wird dabei unter alptraumhaften Lauten verstümmelt und schließlich getötet. Eine Szene, die die Männer sobald wohl nicht vergessen werden.
Lucardus, der geile und verrückte Bock, hat sich derweil dem Baum der Herrin genähert und steigt nun zu ihr empor. Er sei ein Auserwählter Levthans uns sie als Frau müsse ihn nun befriedigen. Zum Maul des Baums hochgestiegen erkennt Lucardus dann jedoch, dass die einst wunderschöne Frau nun mit dem Baum verwachsen ist! Ihr Unterleib geht nahtlos ins Holz über und bietet keine Angriffsfläche für seinen „Speer“. Der Widdermann sieht dies jedoch anders und will sich an der halb-elfischen, halb-menschlichen Frau zu schaffen machen. Sie, beleidigt, ruft dann jedoch einen Schwarm Fliegen herbei, die den ahnungslosen Bocksbeinigen in eine schwarze Wolke einhüllen und blutig zurücklassen.
Nachdem sich die Herrin des Waldes zurückgezogen hat, eile ich zum verletzten Lucardus, um ihn übersäht mit Bissen der pestbringenden Fliegen zu finden. Sein immer noch steifes Glied verrät mir sofort, dass sein Lebenswille weiterhin stark ist und er wieder zu Kräften kommen wird. Zurück in seinem Zelt schickt der Ziegenmann dann sogleich seine Anhängerin
Gesine zu meinem Zelt, um mir seine Dankbarkeit zu überbringen. Für den Schlaf entblößt, gebe ich mir hin und komme nach kurzer Zeit auf den Geschmack. Mittels Magie verschaffe ich mir eine unerschöpfliche Ausdauer und beginne dann den Körper der jungen Frau für die nächsten Stunden zu genießen.
Ein alter Feind und tote ZwergeWährenddessen wird Herr
Thaok in seinen Träumen von einem alten Feind heimgesucht. Dieser tötet dabei die gesamte Gefolgschaft des Grolms, um sich dann Thaok selbst zu widmen. Das Einschlagen eines Bolzen in den Wagen der Grolme, lässt Herrn Thaok jedoch in die Realität zurückfinden. Es wird Alarm geschlagen, doch die Tat ist bereits vollbracht:
Der Zwerg
Kerugil, welcher der Gefolgschaft eines unbekannten Gottes anhing, doch durch Lucardus bekehrt wurde, wird nackt an den Wagen der Grolme festgenagelt vorgefunden – der ihn festnagelnde Bolzen:
sein Schienenbein! Die anderen Zwerge werden umgehend informiert und auch in ihrem Zelt hat es einen Angriff gegeben:
Korogosch wurde die Kehle aufgeschlagen und sein Kopf hängt nur noch an einem dünnen Hautstrang am Rest des Körpers.
Unsere Untersuchungen bringen nur wenig zu Tage: In die Brust Kerugils wurden Runen der Angroschim eingeritzt, welche übersetzt lesen: „Ihr habt den falschen Zwergen gefunden!“ und uns ratlos zurücklassen.
Xorlogisch, der Kristallzüchter, ist verschwunden und unter seinen Habseeligkeiten finden wir die gestohlenen Dracheneier sowie den Rest seiner Edelsteine. Zu offensichtlich scheint uns das Muster, welches sich hier präsentiert, hasst Xorlogisch doch das Echsengezücht in besonderem Maße. Würde er die Eier aufheben, statt sie zu zerschlagen? Während dieser Nacht helfe ich dem Geweihten der Zwerge noch bei der Herrichtung der Leichname, haben sie doch ein Begräbnis nach den Riten der Zwerge verdient. Erschöpft kehre ich am Ende der Nacht in mein Zelt zurück, wo ich Gesine vorfinde, doch überrascht werden...
Eruption einer KraftlinieMindergeister materialisieren sich um uns herum und beginnen damit, überall Chaos anzurichten. Dieses Szenario ist im gesamten Lager zu verzeichnen, doch müssen wir keine Verluste hinnehmen als wir sie bekämpfen. Kiesel, sein Bruder aus Eis und auch der lichterne Drachling Thaoks tragen ihren Teil zum Siege bei. Die letzten beiden sind in dieser Nacht geschlüpft. Keinen Moment zu spät, will ich meinen.
Eine Notversammlung wird einberufen und es stellt sich heraus, dass es heute Nacht eine Art Eruption der Kraftlinie unter unserem Lager gab. Dies hat die Mindergeister hervorgerufen – so unsere These. Es wird beschlossen, in Zukunft die Linien zu meiden und so Begegnungen mit magischen Wesen auf ein Minimum zu reduzieren. Bedauerlich, bietet sich hier doch ein interessantes Forschungsfeld...
Ich stand gemeinsam mit Angrosch-Geweihten Schmied Xortasch groscho Ruganngro am Feuer und schaute auf die prasselnden Flammen, der Geruch von verschmortem Fleisch und angebrannten Haaren stieg in meine Nase.
Noch mitten in der Nacht hatte ich die Körper der beiden Gefallenen so präpariert, dass sie in allen Ehren in die Ewigen Schmiede einziehen konnten.
Der Angroscho murmelte ein paar raue Worte in der Sprache, die älter ist als die Menschen, als ob er mit den Worten die Steine selbst abbrechen oder formen könnte.
Es war ein andächtiger Moment und so vollkommen anders als die Begräbnisse der Menschen oder ihre Beisetzung. Alle Zwerge hatten sich versammelt, jeder ein paar Worte gesprochen und dann im Kreis wiegend traurige Lieder gesungen.
Endlich hatte ich die Eier gefunden, endlich konnte ich sie ausbrüten und mehr über diese Echsen erfahren, so weit ab von den stinkenden Sümpfen... was wohl meine Eltern sagen würden?
Dann tippte mir jemand auf die Schulter und als ich mich, aus deinen Gedanken hochschreckend umblickte, waren alle Zwerge verschwunden, nur ihre Lieder klangen noch in meinem Kopf. Alles um mich herum war schwarz, nur das Licht des Leichenfeuers ist die einzige Quelle.
Es gab keine Wagen mehr, keine Expedition, keine Drachen und Gefährten, nur mich und Xorlogisch, den Kristallzüchter. Er hatte mir eben die Hand auf die Schulter gelegt und setzte sich nun neben mich.
"Hoo, Echsenmann", brummte er traurig,
"ich hätte dir gerne noch viele Dinge beigebracht, aber so funktioniert das nicht mehr." Er deutete auf den Zwergenleib vor sich, der wohl zu dem Namenlosen Kerugil gehörte.
"Ich hoffe du weißt, dass ich kein Verräter bin. Ich habe auch die Dracheneier nicht gestohlen. Das war alles dieser kleine Kerugil. Hat sich von den Ketten losgerissen, wie sein eigener Gott... " Das Brummen seiner Stimme war nicht böse, nur unendliche Traurigkeit und Enttäuschung
"Vor dir liegt nicht sein Körper, sondern meiner. Ein Echsenzauber oder sowas... göttlicher Humbug. Eine List, ein Trugbild, ihr könnt also aufhören nach mir im Wald zu suchen. Der wahre Täter ist immernoch der Gleiche. Die Fesseln von Lucardus zu durchtrennen, war ihm ein leichtes."Das Feuer vor mir knackte einmal, Holz rutschte nach und Funken stieben nach oben in die Schwärze.
"Korogrosch war nur als Wache zu falschen Zeit am falschen Ort, sowas passiert. Er wird in den Hallen gütig aufgenommen. Aber mir die Verbrechen in die Stiefel zu schieben - zusammen mit den Eiern - ist Verrat. Du weißt, dass ich niemals meine Zwerge töten würde oder? Du weißt es...
Mein Körper wird verbrannt mit dem Namen von Kerugil auf den Lippen. Ich kann so nicht in die Schmiede einziehen."Das bärtige Gesicht verschwamm und das Lagerfeuer ging aus. Mit schweißgebadetem Körper wurde ich im Zelt wach... alles nur ein Traum. Was zurückbleibt sind Zweifel