Aus den Briefen des Chi’Carius Charazzar an seine FamilieDer Trank des Verbrannten
Sehr geehrter Vater, sehr geehrte Mutter,
ich zögere beim Führen der Feder, fällt es mir doch schwer zu glauben, was hier geschieht:
Wir sind im Krieg.Wir schreiben den
26. Boron im Jahr 50 des Horas Fran. Die gegründete Siedlung Norvicus gedeiht und wächst. Stein schaffen wir aus einem Bruch im Osten heran, Holz beziehen wir von den Bäumen der Umgebung.
Dass die ansässigen Elfen nicht gutheißen würden, wie wir die Wildnis der Natur zurücktreiben, war uns klar, doch dass ein Kampf um Leben und Tod ausbrechen würde... .
Ihre ersten Angriffe hatten uns unvorbereitet überrascht, doch die von
Magister Antonio1 beschworenen,
unsichtbaren Karmanathim sind Bestien, denen nicht einmal die magiebegabten Spitzohren gewachsen sind. Aber dies...
Die Wasser des blauen Flusses im Westen ziehen sich zurück. Eine Ebbe im Inland bis schließlich das Flussbett zu Fuß passiert werden kann! Und dann sehen wir sie in der Entfernung: Elfen.
Einer auf einem Hirsch, bei ihnen Tiere des Waldes und ein weißes Einhorn.
Das Lager macht sich bereit. Es scheint offensichtlich, dass uns ein Angriff bevorsteht und so befiehlt der Grolm Thaok, mit einem Wagen den Eingang zum Fort zu versperren - alle die sich noch außerhalb befinden, können darunter reinkriechen, während Angreifer währenddessen unseren Angriffen ausgeliefert sind. Zusammen mit dem Waffenausbilder Macro Secundus verschaffe ich mir vom westlichen Palisadenturm einen Überblick und entdecke auf unserer Seites des Fluss einen der wandelden Bäume:
ein Schrat auf dem Vormarsch zum Fort!Das Ausrichten der schweren Skorpione wird angeordnet und ich eile zum Labor der Alchimisten, um Heiltränke für die noch angeschlagenen Truppen zu holen. Dort treffe ich dann Thaoks Gehilfin Ring'Gx an, die mir die Kiste mit den Tränken zeigt. Auf meine Frage nach weiteren nützlichen Dingen, reicht sie mir
ein Fläschen mit zähflüssigem Inhalt - ich entkorke es und trinke das abscheuliche Elixir... es handelte sich um Brandöl!
2Während meiner Abwesenheit brach unser
Schmied Grimmelbart, den viele der Männer fälschlicherweise für einen Zwergen hielten (er scheint wahrlich nur ein kleinwüchsiger Mensch), aus dem Fort aus und stürmt lebensmüde dem Schrat entgegen.
Die Axt in seiner Hand: vermutlich nicht ausreichend.
Ein Schlag des Baumes und der kleine bärtige Mann geht mit eingeschlagenem Schädel zu Boden, worauf der Schrat seinen Marsch unablässig fortsetzt.
Doch hinter ihm erhebt sich der Schmied nur noch wutentbrannter. Die Männer sprachen von einem
Glühen in seinen Augen, doch ich habe seither nur seine
hölzerne Gesichtshälfte gesehen
3.
Er stürmt dem Schrat nach und erreicht ihn im selben Moment, als auch ein mit Brandöl versehener Bolzen der Skorpione sein Ziel findet und den Baum entflammt. Wie ein Wahnsinniger hackt Grimmelbart nun auf die bein-gewordenen Wurzeln des Baumes ein und ringt ihn dann tatsächlich auch zu Boden. Ungeachtet der weiterhin lebensbedrohlichen Situation beginnt er dann auch noch, seine Trophäe in Beschlag zu nehmen und zieht ...
dieser kleine Mann zieht den Schrat vor das Fort und macht dort vor den Augen aller Anwesenden Kleinholz aus ihm!Einige Minuten zuvor, als Grimmelbarts Schicksal noch besiegelt schien und sich das gesamte Lager in höchster Alarmbereitschaft befand, ertönt
ein Horn in der Ferne. Kein Elfenhorn, aber definitv aus dem Süden, wo der Wald noch dicht wächst.
Es nähert sich eine Decurie, alle 10 Mann auf Schlachtrösseren unter dem Banner eines dreiäugigen Adlers. Ihr Erscheinen kommt höchst unerwartet, aber einen besseren Moment hätte es nicht geben können. Die Elfen weiterhin auf der anderen Seite des Flusses sichtbar, wird der Wagen beiseite gerollt und den Soldaten Einlass gewährt. Ihr Anführer ist
Decurio Praiotîn von Berg, entsandt vom
Illuminatus Praefectus der Garnisions-Stadt
Veratia. Erster unter den Seinen ist der
Decuio Magus Lucianus Belenus4, welcher einen besonderen Draht zum Adligen von Berg zu haben scheint.
Abgelenkt durch das Zögern der Elfen und die Ankunft der Verstärkung entgeht nur dem
Praetorianer Leomar Caervinus nicht, dass sich die kleine
Dalida aus dem Fort direkt in Richtung der Elfen bewegt -
sie scheint den Feind begrüßen zu wollen! Wenige Augenblicke später löst sich von diesem
ein schwarzer Schatten, der mit ungeahnter Geschwindigkeit das Flussbett überquert und auf die junge Tsa-Geweihte zurast. Leomar kommt gerade noch rechtzeitig, doch geht von dem Schatten keine offensichtliche Gefahr aus: Es handelt sich um eine
braun getigerte Katze mit unterschiedlichen Augenfarben (grün und blau), die so etwas wie eine sich ständig verformende Pflanzenranke um den Körper trägt. Leomar versucht mir die Zeichen, die die Ranke dabei formte, zu beschreiben und es klingt, als hätten sie die Bedeutung
Verbindung - Gleichgewicht - Humus. Ob es sich dabei um ein Friedensangebot, eine Warnung oder Drohung handelt, vermag ich noch nicht zu sagen, aber ich bete, es euch in einem meiner folgenden Briefe schreiben zu können.
Und dann, mit dem letzten Strahl des Praiosmal, zieht die Macht des Mittwaldes ab, fließen die Wasser des blauen Flusses zurück und erleichterte Stimmen sind aus unserem Lager zu vernehmen.Zusammen mit Thaok und dem jüngst eingetroffenem Decurio Magus Lucianus Belenus kommt es dann zur
Diskussion: Wo der Grolm weiterhin auf den Einsatz von noch
mehr Dämonen drängt - er erwähnt insbesondere einen
Seuchendämon, der das Lager der Elfen von Innen vernichten solle - ist Magus Belenus noch von der Feindseligkeit der Elfen überrascht, erwähnt aber seine Ausbildung in der
Feuerzauberei, welche sich als nützlich im Kampf gegen die Schrate erweisen könnte. Meiner Meinung nach muss noch mehr Wissen um den elfischen
Seelenbaum, welcher verdorben worden sein soll, beschafft werden.
Schließlich nähert sich die dunkelste Stunde der Nacht und Herzschläge, nachdem mein Geist zur Ruhe gekommen ist, beginnt es:
Ein Gesang, eine Melodie, die direkt zu den Herzen aller im Lager spricht und eine Traurigkeit in sich trägt, die uns eine weitere Nacht keinen Schlaf finden lässt. Bilder erscheinen in unseren Köpfen, Bilder von uns selbst, wie wir den Mittwald erreichen und beginnen, Bäume zu schlagen. Eine Magie der Elfen, aber von ungeahnter Kraft und Reichweite, als hätten Dutzende von ihnen ihre astrale Macht vereinigt. Dem neuen Decurio Magus, der in der Nacht eine Wache übernahm, gelingt es, die Herkunft der elfischen Zauberei im Himmel zu erkennen... Besorgnis, aber viel mehr Neugier erfüllt mich und ich hoffe, euch bald schon Nützliches berichten zu können.
Euer Sohn,
Chi'Carius
PS: Das Mal unseres Geschlechts wächst in mir; schneller als üblich.
1 Ausgebildet vom Horas höchst selbst, bin ich noch dabei, die Fähigkeites dieses formidablen Magiers zu ergründen und von ihm zu lernen.
2 Es verwundert mich selbst, doch behielt ich das Öl noch einige Stunden in mir. Die Nähe des Drachen Korona scheint mich zu stärken.
3 Ich vermute, es handelt sich hierbei um ein Mal eines Dämones oder einer Gottheit. Seltsam, scheint Holz doch so viel schwächer als das einem Schmied so liebe Eisen.
4 Seines Zeichens ist der Decurio Magus ein Feuermagier. Wer weiß, vielleicht kann er Korona etwas beibringen. Ich bin jedenfalls schon gespannt, die Zerstörungskraft, die seinem Element innewohnt, in Aktion zu erleben.