Es wurde zwar schon viel gesagt, aber noch nicht von jedem. Insofern:
Ich finde weiterhin in den aufgestellten Regeln kein wesentliches Problem. Anfrage an eventuell anwesende Mods: Das Thema samt zugehöriger Regel wurde im Januar eröffnet. Seitdem sind rund zehn Monate vergangen. Ist in dieser Zeit aufgrund dieser Regeln irgendwas passiert, was über ein klärendes Gespräch hinausging? Wurde auch nur eine Person dauerhaft aufgrund verschärfter Regeln gebannt?
Mit der Zeit hängt dann auch eine IMO verständliche Skepsis gegenüber Archont zusammen. Der Thread liegt hier seit sieben Monaten brach. Und dann kommt jemand vorbei, dessen erster Post auf der kompletten Drachenzwinge genau dieses eher periphere Thema anschneidet? Klar, das kann aus einem ehrlichen Interesse an der Thematik herrühren. Aber ich kann es dx1 und Weltengeist nicht verdenken, dass sie auch reine Streitlust als Motiv in Betracht ziehen.
Was die P-Wüste angeht: Ich habe gerade eine nichtrepräsentative Stichprobe durchgeführt – heute, am 3. Oktober um 21:45 waren auf dem TS 23 Channel (abseits von Empfang/Pause/Suche/Lounge) geöffnet. Davon hatten 7 ein P dranzukleben. Also, klar, ich habe auch schon mal mehr P erlebt, aber die Situation, dass ich gern nen Abend als Zuhörer verbracht hätte und dann keinen für mich interessanten offenen Raum gefunden habe, hatte ich persönlich noch nie. Ist das bei euch anders?
Nächstes Thema: Soll man strenger als der Gesetzgeber sein? Äh, klar? Genau so funktioniert Hausrecht. Wäre auch etwas albern, wenn es umgekehrt wäre - "Hier bei uns auf dem Server darf man den Holocaust leugnen, zum Mord an Ungläubigen aufrufen und Pizza mit Ananas essen - unseren Stammanwalt freut's, wenn er mal wieder was zu tun kriegt!" Die Gesetze stellen das absolute Minimum der Regeln des Zusammenlebens dar. Laut Gesetz darf man zum Beispiel in den meisten Gaststätten nicht rauchen. Ist meine Wohnung eine Gaststätte? Nein. Würde ich trotzdem jeden rausschmeißen, der sich bei mir einfach so eine Kippe anzündet? Und ob.
Und natürlich ist der Server auch keine öffentliche Plattform, auch keine "fast öffentliche". Das ist die private Spielwiese der Betreiber der DZ und darauf können sie fast nach Belieben Leute drauf lassen oder runter schmeißen. Von amerikanischem Recht über öffentliche Aussagen von gewählten Amtsvertretern auf deutsches Hausrecht zu kommen, ist schon etwas abenteuerlich.
Was Archont hier Bigotterie nennt, ist letztlich mal wieder eine Form von Poppers Toleranz-Paradoxon - eine tolerante Gesellschaft muss notwendigerweise dem Intoleranten gegenüber nicht tolerant sein, sonst schafft sie sich selbst ab. Auch bekannt als: Mein Recht, meine (verbale) Faust zu schwingen, hört da auf, wo das Gesicht des anderen anfängt. Und wo Archont der Meinung ist, dass das zu einer "ideologisch einwandfreien Userbasis" führt, und "Stille herrschen" wird, sehe ich das ziemlich gegenteilig: An dem Ort, wo jeder alles sagen kann und das auch leidlich ausnutzt, verschwinden ziemlich bald Leute, die keine Lust haben, sich in ihrer Freizeit beleidigen, diskriminieren und marginalisieren zu lassen und Kritik dann mit einem "Stell dich nicht so an" weggewischt zu kriegen. Und ganz ehrlich: Auf die verzichte ich weniger gern als auf diejenigen, die ohne blöde Sprüche auf Kosten der anderen nicht mehr spielen wollen. Was meint ihr, warum D&D 5 zum ersten Mal in der gesamten Spielgeschichte einen Frauenanteil von über 40 % erreicht hat?
Und, zu guter Letzt:
Davon ab ist ist eine "sexualisierte Handlung" gegenüber Minderjährigen wohl der absolute Extremfall, nicht die Regel, denn aus meiner Erfahrung rekrutieren SLs, in deren Runden Gewalt, Sex, explizit dargestellte Straftaten, usw. eine Rolle spielen, gezielt nur volljährige Spieler.
Natürlich ist das der Extremfall. Regeln sind für Extremfälle da. Aber laut Scafina gab es den Extremfall halt schon.
Gehen wir nun jedoch von einem weniger extremen Beispiel aus und, um mit Klischees zu brechen, tauschen wir die im Beispiel benannten Rollen.
Eine Spielleiterin, die eine Runde in einem generischen Mittelalter-Setting leitet, äußert immer wieder sexualisierte Kommentare gegenüber dem Charakter eines Spielers, allerdings ausschließlich in der Rolle von NSC und nicht erkennbar off-topic. Dem Spieler gefällt dieses Verhalten nicht, er lässt es jedoch zuerst einmal über sich ergehen, um die Runde nicht zu stören.
Im Anschluss reicht der Spieler eine Beschwerde ein, da er sich durch "sexualisierte Bemerkungen" belästigt und angegriffen fühlt.
Nach den genannten Regeln müsste nun die Spielleiterin "bestraft" werden, obwohl sie lediglich eine in sich schlüssige, mittelalterliche Welt (in diesem Fall mit vertauschten Rollenbildern, Stichwort Matriarchat) darstellte und nicht ahnen konnte, dass der Spieler sich belästigt fühlt.
Ex ante hat sie absolut keinen Fehler begangen - wird sie dennoch bestraft?
Das klingt für mich, ich hoffe ich trete mit dieser Meinung niemandem auf die Füße, willkürlich.
Aus der beschriebenen Regel:
…und wie geht es dann weiter?
Unter Berücksichtigung deiner Wünsche werden wir gemeinsam mit den anderen Teammitgliedern besprechen, wie im konkreten Fall zu reagieren ist, falls nötig, weitere Informationen einholen oder einen Gesprächstermin ansetzen. Die Teilnahme an einem solchen Gespräch ist jedoch vollkommen dir überlassen. Ziel dabei ist es, alle Seiten anzuhören und eine akzeptable Lösung zu finden.
"Eine akzeptable Lösung" wäre im vorliegenden Fall vermutlich "der Spielleiterin sagen, dass Spieler X sich mit den sexuellen Inhalten des Spiels nicht wohl fühlt und die beiden bitte (evt. falls gewünscht mit wem vom Team als vermittelnder Instanz) besprechen, wie man damit in Zukunft umgeht".
Es geht doch hier nicht darum, Leute möglichst effektiv in die Pfanne zu hauen. Das ist es, was ich bei der ganzen Diskussion nicht so richtig verstehe - weshalb geht ihr davon aus, dass die Moderation das Ziel hat, den maximalen Holzhammer auszupacken, statt Probleme möglichst gütlich zu regeln, funktionierende Gruppen unangetastet zu lassen und die härteren Werkzeuge tatsächlichen Bad Actors vorzubehalten?