Der Hintergrund für diesen Thread ist, dass ich in letzter Zeit oft Spontanrundengesuche sehe, die daran scheitern, dass sich kein Spielleiter findet. Nicht, weil niemand spielleiten
will, sondern weil es sich niemand zutraut. Und deswegen dachte ich mir, ist es an der Zeit euch ein bisschen die Angst vor dem Spielleiten zu nehmen.
Regel 0: Spiel nicht mit Idioten.Wenn du vorher schon weißt, dass du mit einem der anderen Mitspieler, die Interesse an der Runde bekundet haben, nicht klar kommen wirst, lass diesen Mitspieler nicht mitspielen. Es ist ganz natürlich, dass du als SL-Anfänger erst einmal in einem angenemen Umfeld mit Personen spielen willst, mit denen du dich gut verstehst und bei denen du dich sicher fühlst. Sei aber immer fair und freundlich, wenn du einem Interessenten für deine Runde absagst, erkläre deine Gründe und werde niemals persönlich.
Regel 1: Der Spielleiter ist auch nur ein Spieler.Macht euch das klar, ehe ihr von dem Gefühl erdrückt werdet, für das Gelingen des ganzen Spielabends verantwortlich zu sein. Gerade bei Oneshots liegt die Verantwortung für das Gelingen eines spontanen Spielabends nur zu 1/5 oder 1/6 in den Händen des SLs, den Rest der Verantwortung tragen die Spieler. Ihr könnt euch noch so eine clevere, spannende Geschichte ausdenken, wenn eure Spieler einfach nur ihre lange gespielten Charaktere mal wieder ausführen wollen, wird daraus nichts werden. Andersherum kann aus dem schmalsten, langweiligsten Plot ein toller Abend werden, wenn die Spieler ihren Charakteren Leben einhauchen und sich auf die Geschichte einlassen.
Regel 2: Versuch nicht clever zu sein."Ich brauche die zündende, kreative Idee, die alle Spielercharaktere gleichermaßen einbindet! Und mir fällt einfach nichts ein!" Quatsch, die brauchst du nicht. Du brauchst für einen Oneshot genau einen Aufhänger und der darf auch ruhig trivial sein. Wenn du keine Ideen hast, findest du drüben im Tanelorn zB diesen wunderbaren Thread
1000 Abenteuerideen in einem Satz, da ist bestimmt was für dich bei. Wenn du DSA spielst, gibt es da sogar im Meisterpersonenband kleine Anregungen für Plothooks, die jede dieser Meisterpersonen bieten könnte. Die tragen alle keine monatelange Kampagne, aber für einen einzigen Spielabend sind sie perfekt.
Regel 3: Wenn du die Regeln nicht perfekt kannst, ist das nicht schlimm.Ich spiele jetzt seit bestimmt acht Jahren DSA und kann die Regeln immer noch nicht. Vor jedem Kampf werde ich hektisch, muss wieder Manöver nachlesen und mich erinnern, was genau denn diese blöde Windmühle eigentlich macht.
Heck, das geht mir nicht mal nur bei DSA so, selbst bei so simplen Systemen wie PDQ# habe ich immer das latente Gefühl, die Regeln nicht genug zu kennen. Trotzdem gibt's hier einige Leute, die gerne mit mir spielen!
Wie kann man mit dem Problem umgehen? Sagt einfach zu Beginn der Runde, dass ihr nicht so regelfest seid und euch vielleicht ein bisschen Zeit nehmen müsst, um einzelne Sachen nachzulesen. Fragt nach, ob es vielleicht einen regelfesteren Spieler als euch in der Runde gibt, der euch bei Nachfragen schnell antworten kann (aber nur, wenn ihr nachfragt - ihr wollt nicht, dass einer eurer Spieler euch dauernd korrigiert, nur weil ihr irgendeine Optionalregel nicht beachtet habt!). Kündigt an, nur mit den eures Erachtens nach wichtigsten Regeln spielen zu wollen - eure Mitspieler werden das in der Regel akzeptieren.
Regel 4: Denk dir vorher 1-2 NSCs aus und fülle sie am Abend mit Leben.Nichts ist einprägsamer in einem Oneshot als ein überzeugend gespielter NSC. Vielleicht jemand, den du mit leicht verstellter Stimme sprichst, oder jemand, der einige (ruhig überzogene) Schrullen hat - super! Und dann kommst du sogar auch ein bisschen zum "spielen", denn du kannst ja diesen spannenden NSC darstellen, der im Mittelpunkt der Handlung steht und für den sich alle interessieren. Momentan gibt es sogar einen
Blog-Karneval zu der Frage, wie man lebendige NSCs darstellst, bei dem du (wenn du willst) ganz viel Anregung finden kannst. Oft hilft es einfach, an einprägsame Gestalten aus Literatur und Filmen zu denken und sich da ein bisschen was zu klauen. Es gibt sogar eine tolle
Würfeltabelle für NSCs für die ganz Uninspirierten unter uns:
Und, ganz zuletzt, ein Geheimnis, keine Regel: Die meisten Spontanrunden, gerade die spontanen DSA-Oneshots auf der 'zwinge, sind ziemlich unspektakulär und langweilig. Viele DSA-Spieler haben einfach Spaß daran, einen Abend lang spontan in die Haut liebgewonnener Charaktere zu schlüpfen und sie mal wieder zu spielen. Da ist oft viel Fluff und Charakterspiel und selten spektakulärer, weltumspannender Plot. Und das ist völlig okay so, weil alle Beteiligten Spaß dran haben. Und einen langweiligen Spielabend, bei dem alle Spaß daran haben, ihre Charaktere auszuspielen und nebenbei eine kleine Detektivgeschichte zu lösen oder das Dorf vor der marodierenden Räuberbande zu schützen, das kriegst du doch auch hin...
Das war erst einmal das, was mir auf die Schnelle eingefallen ist. Ich freue mich sehr darüber, wenn hier noch andere Tipps und Erfahrungen zusammentragen - kann doch nicht sein, dass keine Spontanrunden stattfinden, nur weil sich niemand traut zu leiten!