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Autor Thema: Stockholm på natten  (Gelesen 10012 mal)

Azareon29

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  • 25. Juli 2022, 17:19:34
Stockholm på natten
« am: 25. Juli 2022, 17:19:34 »

Am 21. Mai 2022 endete die Chronik Stockholm på natten, nach 48 Sessions von je drei Stunden. Sie nahm ihren Anfang am 25. April 2020.
Das Spielsystem: Vampire: the Requiem Second Edition.
Vier Spieler*Innen zählte die Chronik, sowohl am Anfang, als auch am Ende.
Willkommen in Stockholm bei Nacht.

Hintergrund: Eine Spielerin aus einer anderen Chronicles of Darkness-Runde, die ich leitete, wollte mit einigen Freunden ihre eigene Vampirchronik auf die Beine stellen und bat mich um Tips. Die gab ich ihr und dieser Austausch inspirierte mich zu der Chronik, von der dieser Erfahrungsbericht handelt. Sie ist auch die Quelle für einige sehr lustige Zitate. Nach einem Gruppengesuch und intensivem Screening der Bewerber hatte ich eine Truppe zusammen.

Die Geschichte: Auf einem Betriebsfest einer Pharmafirma kam es zu einem seltsamen Zwischenfall. Ein Umweltaktivist und sein Date, eine Influencerin, schlichen sich in die Labore der Firma, um dort nach Beweisen für unethisches Vorgehen der Firma zu suchen. Dort stießen sie auf einen Biogenetiker, den sie aus früheren Tagen kannten. Noch während sie darüber sinnierten, wurden sie von einem seltsamen Monster angegriffen, welches die drei in kürzester Zeit tödlich verwundete. Zur gleichen Zeit wurde in den Büros der Firma ein Vorstandsmitglied (der ältere Halbbruder der Influencerin) mit Gewalt dazu gezwungen, ein Dokument zu unterschreiben. Als er das getan hatte, vergifteten seine Angreifer ihn.
Man kann sich die Überraschung also gut vorstellen, als diese vier Leute, die sich auf die eine oder andere Weise kannten, scheinbar völlig unversehrt, aber verdammt durstig, in einem Keller in der Gamla Stan wieder erwachten. Die Influencerin war übrigens die jüngere Halbschwester des Vorstandsmitglieds.
Gemeinsam gelang es den vier, das Kellergewölbe zu verlassen. Im nächsten Raum fanden sie eine Kühlbox mit Blutkonserven. Dort erkannten sie schnell, was mit ihnen geschehen war. Ihre Erzeuger, die nach dem ersten Schock und dem ersten High des Bluttrinkens dazu kamen, bereinigten die übrigen Missverständnisse. Doch damit gingen die Probleme erst richtig los.
Die Vampire Stockholms sahen sich einer Bedrohung gegenüber. Ihre Gesellschaft war unterwandert von einem Kult, der grauenhafte Taten an der sterblichen Bevölkerung verübte. Hinzu kam noch eine Reihe bizarrer Serienmorde, welche ebenfalls die Maskerade der Vampire bedrohte.
Der erwähnte Kult steckte auch hinter dem Monster, welches drei der Spielervampire in ihrer sterblichen Form angegriffen und tödlich verletzt hatte. Die Erzeuger jagten die Kultisten schon seit längerer Zeit. Doch auch die Erzeuger wussten nicht, wer den vierten Spielervampir, das Vorstandsmitglied, hatte ermorden wollen, oder warum. Fragen über Fragen, die es zu beantworten galt.
Die nächsten Nächte verbrachten die Spielervampire damit, sich an ihr neues Dasein zu gewöhnen und sich nützlich zu machen, denn auch ihre Erzeuger konnten nicht einfach mirnichtsdirnichts neue Vampire erschaffen. Sie mussten der Vampirgesellschaft ihren Wert beweisen.
Dies gelang ihnen, indem sie den Serienkiller aufspürten. Es handelte sich um einen eigentlich unbescholtenen Bürger Stockholms, der durch einen verfluchten Stein aus einem Ritualkreis des Kults zu den Morden getrieben wurde. Da sich die jungen Spielervampire noch nicht so sehr mit ihren Kräften auskannten, nahm es mit ihm ein blutiges Ende.
Zur gleichen Zeit untersuchten die Spielervampire die Vorgänge in der Pharmafirma, denn auch da ging mysteriöses vor sich. Es musste jemand anderes aus der Führungsriege der Firma sein, der einen bestimmten Plan verfolgte, da die Spielervampire ein weiteres Vorstandsmitglied tot vorfanden, augenscheinlich von den gleichen Leuten ermordet. Ebenso schien jemand seltsame Experimente in den Laboren der Pharmafirma durchgeführt zu haben, was mit dem Monster zusammenhing. Leider endeten die meisten Abstecher in die Pharmafirma damit, dass eine Truppe schwer bewaffnete Söldner kurz darauf auf der Bildfläche erschien und den Spielervampiren das Unleben schwermachte.
Beim ersten Elysium wurden die Spielervampire der Vampirgesellschaft Stockholms offiziell vorgestellt, sie lernten den Prinzen und die anderen Oberbonzen der Stockholmer Vampire kennen. Man knüpfte erste zaghafte Verbindungen zu den Bünden innerhalb Stockholms. Doch bekanntlich hat der Schweiß vor den Teufel den Erfolg gesetzt ... oder so was in der Richtung, jedenfalls durften die Spielervampire mal wieder eine offizielle Aufgabe erfüllen, um sich zu beweisen. In diesem Fall ging es um ein mysteriöses Spukhaus am Rande des Stadtgebiets, es stand praktisch in der Wildnis.
Der erste Besuch dort verlief ... nicht so gut. Das Haus erwies sich selbst für die untoten Vampire als sehr gruselig(siehe den passenden Kommentar dazu in den lustigen Zitaten), da es sie mit ihren ureigensten Ängsten konfrontierte, am Ende konnten sie nur noch schreiend wegrennen (passende Szene aus Monty Python und die Ritter der Kokosnuss hier einfügen).
Jetzt war gute Ratte versteuert ... oder so. Die Spielervampire erforschten die Vergangenheit des Hauses, wobei ihnen auffiel, dass irgendein seltsamer Effekt das Haus für fast die meisten anderen Stockholmer so gut wie unsichtbar machte. Ebenso schien das Haus von einem schwedischen Naziarzt erbaut worden zu sein, der dort allerlei gruselige Sachen gemacht hatte und später auf unbekannte Weise verstorben war. Schließlich fanden die Spielervampire eine Lösung in Form einer Magierin, die einen mystischen Esoterikladen betrieb. Im Austausch gegen einen Gefallen, der zu einem späteren Zeitpunkt eingelöst wurde, erhielten sie alles, um eine Art Geisteraustreibung vorzunehmen.
Die Spielervampire kehrten in das Haus zurück. Durch die Magierin gewappnet drangen sie in den Keller des Hauses vor. Dieser prässentierte sich als eine Mischung aus Luftschutzbunker, Horrormenschenversuchsklinik und den feuchten Träumen von David Cronenberg. Letzendlich gelang es ihnen, wortwörtlich das Herz dieses Spuks zu vernichten.
Die Vampire wurden nun offiziell in die Vampirgesellschaft aufgenommen und schlossen sich ihren Bünden an. Sie richteten sich das Haus als Zuflucht her und verfolgten weiter ihre Ziele.
In den nächsten Wochen und Monaten, aber nicht in dieser Reihenfolge:
  • halfen sie einer Gruppe Werwölfe dabei, ein verfluchtes Artefakt zu vernichten
  • retteten sie eine Reihe von Waisenhäusern vor zornigen Waldgeistern, indem sie dafür sorgten, dass einmal pro Monat eine Tankladung eines schwedischen Kirschlikörs in die Wälder Stockholms gekippt wird
  • feierten sie eine sehr erotische und blutige Party mit Adligen der True Fae
  • wurden sie zum Schrecken der Stockholmer Naziszene
  • gerieten sie in einen massiven Streit, nachdem die Influencerin einem Dutzend wehrlos gemachter Kultisten einfach die Hälse brach, um keine Zeugen zurückzulassen
  • sprengten sie ein anderes Haus durch eine Gasexplosion in die Luft
  • sorgten sie dafür, dass die sterbliche Kindsmutter des Umweltaktivisten einen besseren Job bekam
  • töteten sie aus Versehen im Überschwang einen Passanten, der als Widergänger zurückkehrte und den sie dann endgültig töten mussten, (der Biogenetiker wollte von besagtem Passanten trinken, doch dieser wehrte sich mit Leibeskräften dagegen, was zu einem Gerangel zwischen dem doch sehr kräftigen Passanten und den vier Vampiren führte; während die Influencerin und der Umweltaktivist das eher neutral sahen, versuchte das Vorstandsmitglied noch, den Mann mit seinem Blut in einen Ghoul zu verwandeln, doch das misslang; sie begruben ihn kurzerhand auf dem Grundstück ihrer Zuflucht; doch einige Zeit später stellten sie fest, dass er aus dem Grab auferstanden war, verfolgten ihn bis zu einer Großbaustelle und beendeteten sein Leben dort endgültig)
  • fanden sie heraus, dass die neue Stiefmutter des Vorstandsmitglieds hinter dem Mordversuch an ihm und dem geglückten Mord an einem anderen Vorstandsmitglieds steckten
  • fanden sie ebenfalls heraus, dass besagte Stiefmutter ihre eigene Tochter, die Influencerin, mit Drogen gefügig machen wollte, um sie dann als Brutsklavin an einen Spross einer anderen reichen Stockholmer Familie zu verkaufen
  • retteten sie die noch lebende Mutter des Vorstandsmitglieds
Ihr Hauptaugenmerk lag aber immer noch auf den Drahtziehern des Kults. Dieser Kult, genannt der Wodensbund, verübte seine Taten im Glauben, Allvater Odin würde zu den Kultisten sprechen. Unter anderem experimentierten sie mit einer Substanz namens Wodensblôd, welche besonders die Vampire zu tatsächlichen Göttern machen sollte. Zu diesem Zeitpunkt verschwand die Influencerin in den Tiefen des Carthian Movements und wurde durch die ehemalige Sekretärin des Vorstandsmitgliedes ersetzt, welche von einer hochrangigen Vampirin des Wodensbundes in einem Anfall von Wahnsinn ebenfalls zum Vampir gemacht wurde.
Nach und nach gelang es den Spielervampiren, die Hintergründe aufzudecken. Es stellte sich heraus, dass durch die blutigen Taten in dem ehemaligen Nazispukhaus ein Arkathoi aus den niederen Tiefen in die sterbliche Welt gelangt war und nun dort sein Unwesen trieb. Die Spielervampire stahlen nun besondere Gegenstände aus ganz Stockholm zusammen, ein hölzerner Kelch aus dem Rathaus Stockholms, ein magischer Kessel aus einem Gewölbe des Circle of the Crone und das Wodensblôd aus einem Geheimlabor der Kultisten in den Tiefen der Pharmafirma. Mit diesen Gegenständen und dem Wissen über den Arkathoi führten sie ein Ritual durch, welches dieses Wesen wieder zurück in die niederen Tiefen schickte.
Durch den Verlust ihres Gönners geschwächt gelang es den Spielervampiren, die Mitglieder des Wodensbundes in den höheren Rängen der Stockholmer Vampirgesellschaft zu enttarnen. Es kam zu einer großen Säuberung.
Die letzte Session der Chronik war eine durch Würfelglück antiklimaktische, doch dafür umso lustigere Konfrontation mit der Erzeugerin der Sekretärin, welche von den vier Spielervampiren kurzerhand mit einem Pfeil gepfählt wurde. Die letzte Szene, untermalt von Pop und Rock, hätte glatt aus einer HighSchool-Komödie stammen können, in der die Protagonisten erst begreifen, dass das Ende der Schulzeit nur der eigentliche Beginn ist, die Erzeuger verabschiedeten sich, die Fackel war weitergereicht und die Charaktere verschwanden zufrieden in die Nacht.

Gesammelte Erfahrungen:
  • es ist sehr wichtig, die Führungsriege der Vampirgesellschaft vorher ausgearbeitet zu haben. Man muss die Bünde nicht bis zum letzten Schabenfänger im Materiallager durchplanen, doch mindestens über die Mover und Shaker, sowie deren Motivationen sollte man Bescheid wissen, alles andere ergibt sich im Spiel.
  • eine Session Zero ist unverzichtbar, richtig gemacht und offen für Vorschläge seitens der Spieler kann dies der SL unglaublich viel Stoff für die Sessions bieten
  • im Zweifelsfalle sollte die SL zugunsten des Awesomenessfaktors entscheiden, aber in Maßen. Auch ein kritischer Erfolg sollte im Rahmen des Möglichen bleiben


Fazit: es war eine spannende, abwechslungsreiche, wundervolle und auch lustige Runde. Werde ich wieder mal eine Chronik Vampire: the Requiem leiten? Im Moment nicht. Sollte ich aber irgendwann wieder eine coole Grundidee haben ... wer weiß?
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