Mein Weg in der DrachenzwingeIch bin tatsächlich erst im Sommer 2007 zum Hobby „Pen & Paper“-Rollenspiel gekommen.
Als mich ein Kommilitone ansprach, ob ich nicht einmal mit anderen kompletten Neuspielern bei einer Kennenlern-Runde DSA mitmachen möchte, sagte ich zu. Es gefiel mir sehr und rasch wurde ich als erste und einzige weibliche Mitspielerin in seine schon seit Jahren existierenden Runde aufgenommen. Ich hatte Blut geleckt!
Doch dann kam es anders. Drei der Mitspieler inklusive aktuellem Spielleiter gerieten in Diplomarbeits-Stress und die Runde wurde für mindestens ein halbes Jahr auf Eis gelegt. Und jetzt?
Ich wollte spielen!Also suchte ich nach Alternativen. Vielleicht gibt’s ja Forenrollenspiele? Obwohl – Textrollenspiel war nie so richtig meins. Viel zu träge für meinen Geschmack. Doch dann spuckte Google diese „Drachenzwinge“ aus. Teamspeak kannte ich flüchtig von PC-Spielen. Na warum nicht!
Also registrierte ich mich im Februar 2008 auf der Drachenzwinge und bewarb mich auch für eine feste, grade neu gegründete DSA-Runde. Bevor die jedoch startete, bekam ich an einem Wochenende die Möglichkeit, eine Einsteigerrunde mitzuspielen.
Was war ich an dem Abend aufgeregt! Was wird das werden? Klappt das mit dem TS? Werde ich etwas falsch machen? Immerhin hatte ich noch nicht so viel Ahnung von den Regeln und der Welt.
Doch Bulgador, der damals viele dieser Runden leitete, machte das ganz wunderbar und auch, wenn das Abenteuer anders und viiiieel länger verlief als geplant, habe ich es immer noch in guter Erinnerung.
Da zumindest ein Teil der Spieler und der Spielleiter sehr gut miteinander harmonierten, entstand aus dieser Einstiegsrunde „Bulgadors Tavernenrunde“, die immer noch einige der absolut besten, lustigen Zitate meiner Rollenspielkarriere hervorbrachte.
Danke an die Teilnehmer dieser Runde – das war gut. Die Zitatesammlung habe ich immer noch auf der Festplatte!
Die Zeit verging schnell. Die andere feste Runde hielt nur wenige Spieltermine, ein Umzug meinerseits und Internetprobleme schlossen sich an, aber ich blieb am Ball. Die nachmittäglichen Treffen im TS zum lockeren Quasseln wurden regelmäßiger, wenn das Studium es zuließ.
Auch wenn ich zu der Zeit eigentlich nur DSA spielen wollte, ließ ich mich von Montis dazu überreden, doch mal ein Horror-Rollenspiel namens „Call of Cthulhu“ mitzuspielen. Er bräuchte dringend für eine Rolle noch eine weibliche Spielerin.
Naaa… gut. Warum eigentlich nicht? Und so erlebte ich „Die Sänger von Dhôl“ und war absolut geflasht. Wirklich. Ich
musste durfte eine Rolle spielen, die ich mir nie selbst ausgedacht hätte und sollte sogar ausgerechnet zu dem Charakter des Spielers, den ich am besten kannte und mochte, gemein sein! Es war toll
(ok das klingt jetzt verdreht, aber für mich war das zu diesem Zeitpunkt neu).
Dieses Szenario prägt mich bis heute ein stückweit und die Runde hat den Grundstein dafür gesetzt, dass ich heute Horror-Dramarunden mit intensiven Beziehungsgeflechten sehr mag.
Doch damit der Text nicht zu lang wird, lege ich jetzt mal den Zeitraffer an.
Auf der RPC 2008, die ich mit meiner Tischrunde besuchte, traf ich das erste Mal auf liwi. Wir kannten und aus dem TS und verabredeten uns, um gemeinsam zur Messe zu fahren.
Im gleichen Jahr nahm ich auch das erste Mal an der Ratcon teil. Auch hier hatte ich mich bereits mit liwi verabredet und das war auch gut so. Jens_85 hatte mich vorsorglich im TS am Abend vorher schon eindringlich auf die Ratcon und das männerdominierte Nerd-Treffen eingestimmt (wie könnte ich das vergessen!).
Tatsächlich empfand ich meine ersten Eindrücke auf dieser Rollenspielconvention zwiegespalten. Als Frau (erst recht von der großen, blonden Art) wurde man doch sehr neugierig betrachtet. Doch kaum betrat ich den Raum, den die Drachenzwinge zur Verfügung gestellt bekommen hatte, fühlte ich mich gleich wie zuhause.
Hier war eine angenehme, familiäre Stimmung, die gelben T-Shirt-Träger allesamt sehr unaufdringlich freundlich. Toll! Hier wollte ich bleiben.
Da ich schon immer jemand bin, der macht, wenn irgendwo etwas gemacht werden muss, lag es dann auch Nahe, dass ich mich für das erste Hilfe-Team zur Wahl gestellt habe. In dieses kam ich dann auch und blieb. Die Gemeinschaft wuchs stetig und wo vorher noch die Administratoren die Moderation und Verwaltung des Forums alleine übernahmen, war dies einfach nicht mehr zu bewältigen.
So wurden liwi, Mephistopheles und ich nach einem Gespräch auf der Ratcon mit den damaligen Administratoren zu den neu geschaffenen Moderatoren ernannt.
Deren Aufgaben erweiterten sich nach einer Weile, als wir auch die Verwaltung der Gruppen übernahmen und das Admin-Team sich verkleinerte.
2011 dann ein kleiner Schock: Arne kontaktierte mich, dass er sich dem Hobby immer weniger verbunden fühlt und die Verantwortung über die Drachenzwinge gerne abgeben würde. Damit kurzfristig überfordert telefonierte ich zunächst mit Farnir und in den Tagen darauf berieten wir uns mit dem bestehenden Admin- und Moderatoren-Team. Wir einigten uns darauf, Arnes Aufgaben im Tagesgeschäft zu reduzieren und mit zu übernehmen, er bleibe jedoch weiter als Inhaber und Ansprechpartner dabei. So wurden wir drei Moderatoren zu Administratoren.
Und das bin ich auch heute noch, wobei sich durch Farnirs und Liwis Ausscheiden aus dem Admin-Team noch einiges in den Aufgaben- und Verantwortungsbereichen verschob.
Seit 2009 war ich dann auch auf den Drachenzwinge-Conventions auf Gut Dankerode.
Anfangs, als wir nur knapp 40 Leute waren, hatte ich lediglich grob im Vorfeld mitorganisiert. Das nahm in den Jahren darauf immer mehr zu und ich übernahm die Organisation bzw. die Hauptverantwortung im Team dafür mit der Zeit komplett.
Dieses „Familientreffen“, das auch aufgrund meiner Entscheidung, es in diesem familiären Rahmen zu veranstalten, nicht mehr als ~70 Teilnehmer haben wird, möchte ich nicht missen.
Zwar ist es immer viel Arbeit, aber es ist ein Herzstück der Gemeinschaft und schweißt sie zusammen.
Und noch etwas: Egal ob in Hamburg, München, Dresden, Kopenhagen oder Shanghai - überall kann man auf Drachenzwingler treffen
Diese Vernetzung empfinde ich als unglaublich wertvoll und kann nur dazu raten, sie wenn möglich zu nutzen.
Darüber hinaus kamen und gingen Spielrunden. Die „Quietschedrachen“, die sich auf der Ratcon 2008 fanden, hielten lange in Online- und Tischrunden, ich streckte die Fühler nach anderen Systemen (zum Beispiel dieses „Jungs-System“ Warhammer Fantasy, was ich letztlich knapp 5 Jahre in „Der Innere Feind“ bei ScarSacul spielte) aus und hatte sogar im Teamspeak meine Premiere als Spielleiterin.
Zwar war diese erste, von mir geleitete Runde noch ein holpriges Desaster (jedenfalls in meinen Augen
), aber die folgenden wurden dann immer besser und mein präferierter Spielstil kristallisierte sich immer mehr heraus.
Aktuell leite ich eine Online-Runde regelmäßig und darf in mehreren mitspielen. DSA spiele ich schon lange nicht mehr, andere Systeme wie Splittermond, Cthulhu und Ubiquity (Ragnarök) sind in den Fokus gerückt.
Seid mir nicht böse, wenn ich nicht jede der vielen Spielrunden beim Namen nenne, die ich in den ganzen Jahren hatte. Aber würde ich alle nennen, wäre dieser Beitrag noch länger, als er jetzt schon ist.
Fakt ist, dass ich die Zeit und die Freunde, die ich hier gewonnen habe, um nichts in der Welt missen möchte. Viele der Freundschaften, das bin ich sicher, würden auch ohne die Drachenzwinge heute weiterbestehen.
Natürlich lief nicht immer alles rund und mehr als einmal war ich kurz davor, einfach alles hinzuschmeißen. Und das wird auch in der Zukunft so sein.
Fehltritte werden einem selten verziehen und mit der Größe des Projekts wächst auch ständig die Erwartungshaltung an diejenigen, die ihre Freizeit und Energie hier hineinstecken.
Aber das ist nichts, was sich ändern wird. Aus Fehlern lernt und an Erfahrungen wächst man
Wichtiger ist, tolle Menschen an der Seite zu haben, die sich gegenseitig (unter-)stützen. Und das ist hier der Fall.
Danke an alle, die mich auf dem Weg bislang begleitet haben.
Auf die nächsten 10 Jahre!