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Autor Thema: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?  (Gelesen 89259 mal)

Olf

  • GRUPPE Geschichten aus der ADL
  • Jungdrache
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  • Beiträge: 345
  • 09. Januar 2023, 19:49:01
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #30 am: 09. Januar 2023, 19:49:01 »

United Universe - Der Run 2
33.o Jay Smiley
Ich schaue vom Flachdach der "mapf-Werbung" nach Süden. Meine Brille blendet mir ein: 18.45 Uhr. Den Turm, auf dem die zuletzt ausgefallene Kamera montiert ist, kann ich nur erahnen, scheint aber erst einmal alles normal zu sein dort. Allerdings ist er doch eher außerhalb meiner Sicht. Neo macht sich auf den Weg dorthin, ich lasse eine Fly-Spy steigen, um ihn rechtzeitig warnen zu können, falls doch etwas ist. Die Gestelle, auf denen die Überwachungskamera sind, sind lediglich von einem hüfthohen Zaun umgeben. Also für einen Norm hüfthoch. Neo entdeckt unter dem Turm einen Metallkasten. Er steigt über den Zaun und schaut ihn sich näher an. Ich erkenne gleich einen Störsender, der zielgerichtet ist. Zielgerichtet nach oben zur Kamera.  Erkläre Neo kurz, wie man den aus macht. Bingo, Kamera 12 geht wieder. Neo geht weiter zu Kamera 11. Da stehen vier Leute am Zaun mit Bierchen. Alle Norms mit Lederklamotten. Auch dort steht ein Köfferchen unter dem Aufbau für die Kamera. Als Neo über den Zaun steigt, wird er von einem der Norms angeraunzt. Der ist dann still, als er den Security-Ausweis sieht. Geht dann etwas weg und holt sein Komm heraus. Ich lasse die Fly-Spy etwas sinken, um ihn zu belauschen. Ich verstehe es nicht, aber es sollte Italienisch sein. Sende den Feed an Frau Urbani weiter. Die kann das. Übersetzung ungefähr "...mit den Motorrädern..." und "...ja, so machen wir das...".
Während Neo weitergeht zu den Bühnen vier und drei, sehe ich, wie bei Kamera 14, gerade am Ponyreiten vorbei etwas südlich von mir, drei Leute in Lederkluft und mit Bierdosen vom hüfthohen Zaun wegschlendern. Darunter jetzt ein bekanntes Köfferchen. Ich schwinge mich am zurechtgelegten Enterhaken auf der Rückseite runter und gehe zügig zum Turm 14. Hüpfe schnell rüber und schalte den Störsender aus. Wieder draußen, die drei verfolgen, die nach Süden zurück schlenderten. Die grüßen zwei, die an ihnen vorbei Richtung Norden gehen. Die telefonieren. Während ich zu ihnen aufschließe, bekomme ich mit, dass Neo die Kamera an der Bühne drei reaktiviert hat. Die bei Bühne vier ist einfach verschwunden... Den Feed lasse ich gleich zu Frau Urbani laufen. ""...alles früher?" und "Verstehe, also doch keine Zeit mehr. Ciao."
"Frau Urbani, soll ich die beiden festsetzen?"
"Ja". Tatze meldete, dass er an den Weg kommen würde. Er war am Eingang zu Bühne sieben, der wir ja eigentlich zugeteilt waren. Er würde helfen. Die beiden fielen in einen Dauerlauf, es war jedoch keine große Sache, sie einzuholen. Dabei wählte ich bereits Schnäutzer an. Nachdem ich in der AR die Security-Berechtigung ausstrahle, halte ich einen der beiden von hinten einfach fest. Aber Drek! Der ist verdammt schnell und kräftig, so dass er sich gleich wieder befreien kann. Auf gebrochenen Deutsch schreit er mich an: "Was willst du Penner?!" Der andere zieht eine Pistole und meint mit deutlichem italienischem Akzent: "Was willst du, ist eh alles zu spät!", während der erste ein Kampfmesser zog und meinte: "Wir können das sofort hier blutig entscheiden, aber..." Ich lasse ihn nicht ausreden und schlage zu. Diesmal keine Rücksicht mit Festhalten und ausknocken per Griff. Diesmal haue ich meine Faust mit Titanknochen direkt rein in den Mann. Aber der duckt sich einfach weg! Der andere schießt auf mich, aber die Kugel bleibt in meinem Anzug hängen. Eine fliegende Seifenblase oder so etwas taucht neben dem Revolverhelden auf. Nina lässt Fotos von den insgesamt mindestens neun Leuten über Jay im allgemeinen Netzwerk rumgehen zusammen mit einer Alarmierung. Sollte die anderen Securities wecken. Und bei Schnäutzer klingelt es immer noch... Als ich ein weiteres Mal zuschlage, treffe ich den Typen, aber er bleibt stehen! Definitiv sowas von keine Anfänger! Revolverheld hat einen Streifschuss bei mir gelandet und schreit in sein Komm "...Pronto!..." Dann stülpt sich die Luftblase über seinen Kopf und er schnappt nach Luft. Messer sticht zu und bleibt in meinem Anzug hängen. Ich schlage wieder mit voller Kraft zu, diesmal eher links, nachdem er das letzte Mal nach rechts ausgewichen ist, und lande einen brachialen Volltreffer. Die Faust zermatscht die Rippen. Revolverheld schüttelt den Geist ab, ich schlage nochmal zu und auch sein Brustkorb zerbricht unter der Wucht meiner Faust.
19.05 Uhr. Schnäutzers Komm klingelt immer noch. 10 Sekunden Ewigkeit...

33.p
Freitag, 28.07.2079, 19:05:21 Uhr
Nachdem wir kein TacNet haben, aber immerhin einen Herrn Smiley, bei dem die Informationen zusammenlaufen, habe ich nicht immer den aktuellen Überblick, aber man kann sich mit etwas Verzögerung auf den Stand bringen. Ich lasse Tatze hinter mir und jogge Richtung Süden. Dort wird mir von Süden her Neo entgegenkommen. Zwischen uns drei von den Italienern. Frau Urbani ist zwei weiteren auf den Versen, allerdings Richtung Innenstadt, wo sich noch Kleinkunstbühnen für die Familien befinden. Herr Smiley markiert uns die drei Itaker und will sie hacken. Drek! Die sind verdammt weit weg!
"Neo, fang die drei ab! Tatze, Angriffe melden!" Just in diesem Moment meldet sich Schnäutzer. Nachdem ich außer joggen nichts zu tun habe, kann ich locker plaudern. "Erbitte Erlaubnis für Schusswaffeneinsatz." Das Gespräch sollten alle anderen auch mitbekommen, das Herr Smiley eine dauerhafte Konferenzschaltung eingerichtet hat.
"...wenn´s sein muss... wir haben den Kontakt zur 4 verloren..."
Anscheinend ist ihm die Lage noch nicht bewusst, obwohl Herr Smiley die bekannten Informationen schon an die Security weitergegeben hat. Anscheinend gilt Schnäutzers Aufmerksamkeit eher seiner Nase.
"Wir wissen, dass Kamera 4 weg ist. Setzen drei Leute zwischen der 12 und der 14 fest. An der 7 liegen schon zwei."
"Ich schicke Sammler los."
"Tatze, wir brauchen deine Hilfe unten. Schnäutzer, weitere Anweisungen?"
"Ich melde mich, wenn es was Neues gibt." Schnäutzer legt auf.
Tatze meldet sich: "Was kann ich tun?"
"Unten unterstützen."
In der Zwischenzeit ist Neo auf die drei gestoßen, der Kampf geht los. Frau Urbani hat einen der beiden Verfolgten direkt ausgeschalten. Meine Spy-Fly lasse ich Richtung der Bühne 4 fliegen, um die fehlende Kamera zu ersetzen. Wird aber etwas dauern. Neben mir erscheint aus dem Nichts eine Taube und fliegt mit mir. Muss Tatzes Geist sein.
"Schick den Geist runter zu Neo. Der braucht jede Hilfe."
"Was meinst du mit `unten´?"
"Süden. Neo braucht auf jeden Fall Hilfe." Dass Magiebegabte manchmal Probleme mit Technik haben, ist nicht wirklich etwas Neues, aber dieser Tatze ist wirklich weltfremd, was das angeht...
Freitag, 28.07.2079, 19:05:27 Uhr
Während sich meine Drohne Richtung Bühne bewegt, meldet Frau Urbanis Monitor gelb. Sie ist verletzt.

33.q
Während ich so Richtung Süden zu Neo laufe, mache ich mir ein Bild. Bei Nina liegen zwei Leute am Boden und die Leute drum herum wollen einer armen Frau helfen, die gerade angegriffen wird. Bei Neo sind auch zwei Leute am Boden und einer richtet noch eine Waffe auf Neo. Die Leute sind entsetzt und laufen davon.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:30
Während ich immer noch gemütlich Richtung Süden jogge, pinge ich den Feed meiner Fly-Spy für Jay. Die Reaktion kam umgehend. Jay meldete sich mit: "Neo, kannst du mal zu Bühne 3 gehn? Bist am nächsten dran."
Neo: "Kann hier nicht weg."
Freitag, 28.07.2079, 19:05:33
Nachdem ich nun meine Fly-Spy nicht mehr wirklich bewegen muss, weil sie über Bühne 4 eingetroffen ist, kann ich mir während des Joggens den Feed ansehen. Einige Leute liegen in einer roten Lache. Anscheinend wurde Explosivmunition verwendet, so wie das Fleisch in Fetzen liegt. Ich höre mindestens eine Schnellfeuerwaffe, eine Shotgun und Geschrei.
"Alle sofort zur Bühne 4. Attentat." Lage klar benennen.
Jay meldet sich sofort: "Hab ich doch schon gesagt! Warum hört keiner auf mich?!"
Frau Urbani: "Brauche Unterstützung!"
Neo: "Ich muss mich eigentlich noch um die Leute hier kümmern."
"Dann beeil dich." Bin gleich bei dir.
Neo: "Roger."
Jay: "Kommt jetzt jemand endlich zu Bühne 3? Da ist einer über den Haufen geschossen worden!"
Frau Urbani: "Servici Sicuretta Baretta als unfreundliche Ziele markieren."
Zeitgleich hört man Schnäutzer: "Verdammte Scheiße, die Servici Sicuretta Baretta an Bühne 4 drehen voll durch!"
Neo stellt einen Feed ein. Rucksack mit Flaschen drin. "Sie haben Molotows."
"Wir sind unterwegs Jay." Das beruhigt hoffentlich seine Ungeduld. Drek, dass wir Nina nur schwer helfen können.

33.r
Freitag, 28.07.2079, 19:05:36
Beim Joggen schaue ich mir den Feed aus der Gegend von Frau Urbani an, um zu sehen, wie sie von einem Typen mit Elektroschlagstock zu Boden geschickt wird. Ein Security (oder vielleicht auch ein kräftiger Festivalbesucher?) springt auf den Schlagstocktypen, gibt ihm eine Schelle und der Typ mit dem Stock geht ko. Irgendjemand im Hintergrund schreit: "Schnell, wir müssen ihr helfen."
"Herr Smiley, bitte Erste Hilfe für Frau Urbani organisieren." Hoffentlich schnell.
Die Antwort kam prompt: "Geht raus."
An Bühne 4 schießen mindestens vier Maskierte Norms von der Bühne herab auf das fliehende Publikum. So wie es aussieht ziemlich wahllos. Im Zugangsbereich strömen fliehende Besucher nach draußen, aber zwei Securities haben sich dort verschanzt und nehmen die Bühne unter Feuer.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:42
Zu Neo aufgeschlossen, wir joggen gemeinsam zur Bühne.
"Neo, du kannst doch dieses Astralwahrnehmungsdingens." Drek, unter Feuer lässt meine Rhetorik wieder nach.
Wir planen eine Überraschung, basierend auf Anschleichen, IR-Rauchgranaten  und purer Feuerkraft.
Freitag, 28.07.2079, 19:05:54
"Hüpfen wr doch einfach da vorne über den Zaun und schleichen uns seitlich zur Bühne an."
"Oder wir nehmen einfach die Türe da." Neo sprachs und hielt seine Security-Card an den Scanner. Mann, an barrierefreien Zugang muss ich mich echt gewöhnen. Neo scheint das gewohnt zu sein. Kein Wunder, hat auch für nen Con gearbeitet. Wir tragen alle unser Päckchen. Solange er uns nicht verarscht, ist alles gut. Wenn er falsch spielt, leg ich ihn halt um.
Ich nicke anerkennend, als wir durch die Türe anschleichen. Hier hinter der Bühne war eine Art Hinterhof, einige abgestellte Autos, abgedecktes Equipment für die Bühne. Jay meldet sich: "Sagt Bescheid, wenn´s losgeht, ich sorge für Ablenkung." Ich denke über DNI und Kommlink ein "ok" und wir schleichen uns an. Hinter der Bühne gehen wir hinter einigen Autos in Stellung. Keine zehn Meter von den Attentätern entfernt. Ich krame eine IR-Rauchgranate raus, halte sie Neo grinsend vor die Nase und ziehe den Ring. Der aufleuchtende Timer zeigt drei Sekunden und läuft sofort. "3...2..."
Freitag, 28.07.2079, 19:06:03
Ich bereite mich vor, auf die Bühne zu springen und loszulegen. In einer Hand meine Walter Secura mit Gelgeschossen, in der anderen die Granate. Da springt auf einmal einer der Maskierten von der Bühne, schreit panisch herum und will rennen.
Neo: "Der gehört mir."
In diesem Moment drehen die Scheinwerfer auf der Bühne hoch. Die Schussgeräusche lassen schlagartig nach. Während Neo zu seinem Ziel läuft, hüpfe ich auf die Bühne ("...1...los") und grunze grinsend "Kuckuck". Mein Blendschutz in den Kontaktlinsen leistet ganze Arbeit.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:06
Ich stelle meine Wahrnehmnung auf Ultraschall um, gehe zum ersten Maskierten und dresche ihn eine Faust voll rein. Die Granate noch in der Hand. Nach dem Schlag fiel er blutig um. Die innere Uhr voll auf Kampf getaktet. Dann zum nächsten. Der geht voll in Verteidigungsstellung und schafft es, auszuweichen. Gleichzeitig lasse ich die IR-Rauchgranate los. Sie fällt auf den Boden. Noch vor dem Aufschlag geht sie hoch. Aus mehreren Löchern wird mit Hochdruck heißer Rauch ausgeblasen. Heiß genug, um auch mit Wärmesicht nichts mehr sehen zu können, kalt genug, um sich nicht zu verbrennen. Der Typ vor mir feuert tatsächlich auf mich. Ich weiche seiner Salve aus. Sie streift meinen Mantel. Ich schlage zu. Anscheinend hat ihn der plötzliche Rauch dermaßen überrascht, dass er sich eine Blöße gab und neben seinem Helm flog auch sein halber Unterkiefer nach meinem Faustschlag davon. Titanknochen sind einfach grün.
Freitag, 28.07.2079, 19:06:09
Ich niete die Dreksäcke um, Gott wird sie richten. Beim letzten nehme ich nicht nur etwas Fliegendes neben ihm wahr, sondern auch eine magische Präsenz. Muss ein Geist von Tatze sein. Drek, ich hoffe, es ist einer von Tatze!. Mein Schlag lässt den letzten Attentäter auf der Bühne umfallen.
Schlagartig entfährt es mir: "Drek, jemand hat meine Drohne geklaut!" und gleichzeitig höre ich über einen Feed den Sound von Motorrädern. Dutzenden Motorrädern. Prima. Es ist Krieg und ich steh nackig auf dem Schlachtfeld...

33.s Der Dekan
Im Astralraum wurde Tatzes Geist von zwei Feuerelementaren zerfetzt. Neo holte mit seinem Taser eine Drohne aus der Luft und eine Vorhut der Rocker-Streitmacht preschte schon Richtung Schlossplatz, wo die Familien-Bühnen waren. Einige hatten einen Beiwagen, von dem aus komfortabel in die Menge geschossen werden konnte. Nur hielten sie sich nicht mit Schusswaffen auf. Sie warfen Granaten. Einer hatte wohl auch einen Granatwerfer. Ich für meinen Teil rannte Richtung Brücke, wo ich sie vielleicht aufhalten könnte. Zumindest wäre dort erst einmal eine Engstelle.
Während Frau Urbani gerade von Tatze geheilt wurde, kam von Jay aus der Matrix ein Feed, der weitere ca. 40 Motorräder zeigte. Kurze Zeit später meldete er, dass Alarm gegeben wurde und "die Bullen" mehrere HTR-Teams schicken würden. "Ich bin raus.", waren seine letzten Worte und schon war er aus de Matrix verschwunden, wie auch aus allen Konferenz-Schaltungen.
Frau Urbani meldete sich: "Zieht euch zurück. Eingreifen nach eigenem Ermessen."

33.t
Der Befehl der Chefin hieß also Rückzug. Ein Guerilla-Krieg wäre kein Problem - mit meiner vollen Ausrüstung. Aber mit zwei Pistolen, einer Hand voll Rauch- und Betäubungsgranaten und einem Jagdgewehr, mit dem ich nicht einmal wirklich gut umgehen kann, ist einfach kein Krieg zu gewinnen. Also Brückenstraße nach Norden Richtung Bühne 7 und Campingplätze. Zum Glück ist die Straße fast menschenleer. Die Rocker fahren auch eher bequem - zumindest laut Frau Urbani und Neo - so dass ich locker weit vor ihnen bleiben sollte.
Frau Urbani meldete sich über die Konferenzschaltung: "Ich weiß nicht, was ihr macht, aber ich muss nochmal rein. Jemanden retten."
"Wer ist wo drin?"
"Eine Freundin."
"Geoping." Er traf sofort ein. Ebenso wie einige Token auf ein Wohnmobil. Auf dem Campingplatz nur hundert Meter nördlich der Bühne 7. Unterwegs am Seil meiner Enterhaken-Kanone wieder auf das Flachdach der "mapf-Werbung". Rucksack und Gewehr geschnappt. Runterspringen. Fünf Meter Höhe kein Problem. Bilder kommen hoch. Ich muss dieses Zeug lernen, was der Franzose damals beim Bund drauf hatte. Parcour hieß das, glaub ich. Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie er über ein Dachgeländer sprang, drei Meter tiefer auf einem Balkon abrollte und sich wie ein Affe von Balkon zu Balkon bis auf die Straße durchhangelte. Schneller als jeder Aufzug.
Im Bereich der Bühne 7 hörte man die Durchsage: "Gehen Sie in Deckung, bewahren Sie Ruhe, Hilfe ist unterwegs." Während gleichzeitig dutzende Festivalbesucher die wenigen Ordner überrannten und auf die Straße strömten. Wird ein Fest für die Rocker aus dem Süden. Auch aus Richtung Norden, vom Campingplatz rannten mir einige Leute entgegen.
Ich öffnete das Wohnmobil schon als ich es sah, leider war es nicht geriggt. Ab auf den Fahrersitz, drinnen niemand zu sehen.
"Hey, was suchst du in meinem Auto?!", kam es von unten. Ganz unten. Ich griff unters Auto und erwischte einen Knöchel. Rausziehen, hochheben, über mich auf den Beifahrersitz bugsieren. Na gut, der Kopf war im Fußraum, aber es war noch alles an der jungen Asiatin dran.
"Deine Freundin schickt mich." Ich starte den Wagen. Anscheinend wusste sie Bescheid, denn sie machte keine Szene. Oder sie war eingeschüchtert. Oder beides. Im Norden hatte ich eine Horde Motorräder und brennende Zelte gesehen. Im Süden kommen auch welche. Im Osten lag der See. Also ab in den Westen, den Feldweg zwischen den Zelt- und Campingplätzen entlang. Als ich in der Mitte an die Kreuzung kam, sah ich, dass einige Leute die gleiche Idee hatten wie ich und im Westen an der B249 ein Stau war. Also ab nach Süden. Da waren Gartenlauben und viele große Schuppen. So etwas wie alte Scheunen, die irgendwann einmal zu einem Bauernhof gehörten. Ich sah mich nach einem Versteck um, aber das Beste, was ich finden konnte, war ein Stellplatz neben einer Scheune. Besser als nix. Zumindest waren wir erst einmal aus dem direkten Schussfeld raus.
Dann kamen auch schon die anderen in Frau Urbanis Auto. Frau Urbani unterhielt sich sogleich mit Miha, wie ihre Freundin und Besitzerin des Wohnmobiles hieß. Neo drückte mir einen Rucksack in die Hand. Darin, das Klappern ließ es bereits vermuten, die erbeuteten Molotow-Cocktails. Frau Urbani unterhielt sich angeregt mit ...der Luft? Nein, mein Ultraschall-Sensor lieferte das Bild eines Hundes. Tatze war in Hundeform und hatte Unsichtbarkeit auf sich gelegt. Anscheinend ging es auch um Klamotten. Ich ging gerade über die Straße auf den Campingplatz, suchte ein Auto mit Tasche auf dem Rücksitz, schlug das Fenster ein und brachte ihm die Tasche. War unter irgendwelchen Leuchtklamotten auch ein Jogginganzug dabei. Passte sogar. Nachdem sich Tatze dann im Jogginganzug in Menschenform wieder sichtbar machte, stellte ich mein Ultraschall auch wieder aus. Er zierte so lange herum, ob das / die HTR-Team/s auch Nazis wären (Hä? Tatze ist doch ein Norm...) und er Angst vor Verfolgung hatte, weil er ein Hund sei, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Tatze war ein Werwesen. Also Wandler. Oder so. Reflexartig ging meine Hand an das Kampfmesser aus Silberlegierung. Jetzt war auch klar, warum er manchmal selbstverständlichste Dinge nicht wusste oder drauf hatte. Neo arbeitet für einen Konzern, Tatze ist ein Werwesen, was zur Hölle ist hier nur los?! Was Nina und Jay wohl für Geheimnisse haben...
Das Wohnmobil löschte meine Tokens und fuhr davon. Frau Urbani hatte den Autopilot eingestellt. Das Wohnmobil stellte sich in den Stau im Westen.  Neo starrte Nina von der Seite aufgebracht an: "Was bringst du deine Tochter hierher?"
"Eine Freundin."
"Du weißt doch, dass es hier gefährlich wird!" Schmollte Neo? Offensichtlich...
Das Tor war mit Eisenkette und Vorhängeschloss gesichert. Ein Ruck, offen. Darin ein Mini-Traktor, verschiedene Geräte für Haus und Garten, Schränke, Regale, Säcke. Ich stellte meinen erbeuteten Störsender in das Regal nach hinten. Hole ihn später ab, wenn ich den Bulldog mit Schmuggelfach wieder habe. Verdammt, der Kostenvoranschlag ließ schon ahnen, dass ich in den Bereich pleite komme. Aus dem Norden und Osten waren Explosionen zu hören. Frau Urbanis Komm klingelte. Sie stellte auf Lautsprecher. Schneutzer war dran. "Kurzes Update. Wir werden überall angegriffen. An der zehn, zwei, eins, sieben und auf dem Zeltplatz. Wir werden absagen müssen. Danke für eure Arbeit. Sie können gerne auf freiwilliger Basis weiter arbeiten, aber es ist jetzt ihre Entscheidung."
Frau Urbani legte auf. "Versoffener, verkokster Nichtsnutz!"
Neo sah uns an: "Ich werde losziehen und noch ein paar Zivilisten retten."
Was für eine Dummheit. Aber jeder hat so seine Prinzipien. "He, Robin Hood!" Neo drehte sich zu mir um. Ich hielt ihm den Rucksack mit Molotows entgegen. "Den kannst du vielleicht brauchen."
Als Neo gegangen war, warteten wir etwas und hörten auf die Kampfgeräusche. Nach einer Viertelstunde meldete sich Schneutzer noch einmal. Seine Stimme klang durch den Lautsprecher des Komms niedergeschlagen. "Eben kam die offizielle Bestätigung. Das Festival wurde abgesagt." Er wollte wohl noch weitersprechen, doch Nina legte auf.
Als wir überlegten, wie es weitergehen sollte, ließ ich die Nachrichten durchlaufen:
Nachrichten vom 28.07.2079
28.07.2079

Pressemitteilung 48 Stunden nach dem Anschlag auf Ares Vorstand.

Seattle News

Es ist schön Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, wie immer folgen nun die Nachrichten des Tages. Die heutige Pressekonferenz mit Damian Night hat großes Aufsehen erregt, hier die Wiederholung für Sie: Mit ausdrucksloser Miene verkündete Mr. Night: „Wir arbeiten eifrig daran, einen Zivilen Vertreter zu wählen, der Ares in der nächsten Zeit als Ansprechpartner für zukünftige und bereits bestehenden Handelsverträge dienen wird. Leider verzögern gewisse Umstände diesen Prozess, doch ich bin zuversichtlich, das wir dies zeitnah umsetzen können“. Unser Reporter vor Ort stellte dann die Frage die uns im Moment wohl alle am meisten interessiert: „Was können Sie uns zu den beiden Vorkommnissen in ihren Einrichtungen letzte Nacht sagen?“ Als Antwort bekamen wir: „Hiermit bestätige ich das es 2 zeitgleiche Angriffe auf unsere Einrichtungen gegeben hat, diese konnten von unseren professionellen Mitarbeitern vor Ort aber vereitelt werden“ Im Holo sieht man jetzt wie Damian Night sich nach vorne auf das Pult lehnte und sprach weiter: „Alle Angreifer sind dabei ums Leben gekommen, sie entpuppten sich als Söldner und wir gehen den Spuren Nach, um ihre Auftraggeber zu ermitteln. Wer glaubt das wir nun schwach wären, dem sollte dieses Ergebnis eine Lehre sein“. Er Pocht nun mit dem Zeigefinger auf das Pult: „Der feige Anschlag auf unsere Führung hat uns enger zusammen geschweißt und jeder der versucht diesen Umstand auszunutzen, wird nicht länger von uns „freundlich“ behandelt werden“. Daraufhin hörte man gedämpftes Gemurmel und die Reporter versuchten nun weitere Fragen zu stellen, doch es wurden keine mehr beantwortet, Damian Night verließ darauf die Konferenz. Wie sie gesehen haben, gab uns Ares nur das nötigste an Informationen, bleiben Sie uns weiter treu und erfahren Sie auch zukünftig alle Neuigkeiten.

Europa News: Das Univers United Festival hält weiterhin den Kontinent in Atem, die Klickzahlen in der Matrix haben astronomische Höhen erreicht und kein Festival hatte in den letzten 20 Jahren so viele Besucher. Alles was Rang und Namen hat liefert dort eine Show ab, die ihres gleichen sucht, die Einnahmen gehen in die Millionen und das schon nach 2 Tagen Laufzeit. Es wurden keine weiteren Störungen gemeldet, Gerüchten zufolge hat sich einer der Security von der einschlägigen Musik Rammsteins hinreißen lassen und ist in die Menge gesprungen um sich herum tragen zu lassen, doch dies können wir nicht bestätigen. Berühren Sie hier ihr Holo um alle Informationen über die Bands und ihre Programme zu erfahren.

Das neueste aus Asien: Die Unruhen halten an, haben sie zuerst in Ost Russland begonnen, ziehen sie nun weiter Richtung Westen. Es ist immer noch nicht bekannt warum das alles geschieht, nur das es viele tote und verletzte gibt. Die ersten Gerüchte werden laut, demnach sollen es überwiegend Orks und Zwerge sein, die an den Unruhen beteiligt sind. Ist dies ein Anfang für erneut aufkeimenden Rassenhass? Doch scheinen auch vereinzelnd alle anderen Metas hier und da mit beteiligt zu sein, wenn auch nur sehr wenige. Die Behörden schweigen sich weiter aus, sie empfehlen aber jedem, sich aus den betroffenen Gebieten fern zu halten, Reisebeschränkungen gibt es noch keine. Die Bilder die wir über die Matrix erhalten haben, sind zu verstörend als das wir diese hier zeigen dürfen. Berühren Sie hier ihr Holo und bestätigen Sie die Sicherheits und Haftungsausschluss Bedingungen um Zugriff auf unseren Internen Bereich mit den aktuellen Informationen zu erhalten, alle Angaben sind dort wie immer ohne Gewähr.

Dies waren die Highlights des Tages, kommen wir nun zu den aktuellen News aus unserer schönen Stadt und danach zum Wetter.
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Zumindest hatte Schmitt Nina Urbani kontaktiert. Er wolle sich zur Auszahlung unseres Soldes treffen. Ich schüttelte den Kopf. Zur Zeit nur Scheiße am Hacken, aber die Schmitts schienen sich ehrenhaft zu verhalten. Verrückte Welt.

33.u
So um drei Uhr nachts lichtete sich der Stau etwas. Wir diskutierten im Schuppen, ob wir noch im Schutz der Dunkelheit mit der Masse gehen wollten oder Abwarten bis die Polizei abgezogen ist. Die Komms klingelten. Gruppenanruf. Jay.
"Werden wir noch bezahlt?"
"Naja, Neben den 2,5k Anzahlung waren 15k vereinbart. Bei Abbruch werden 14 k abgezogen, bleiben 1 k pro Person."
"Habt ihr was dagegen, wenn ich das verdoppel? Dafür bringt ihr mir meine Belohnung mit."
Neo meldete sich zu Wort: "Ist ja schön, wenn du uns Geld geben willst. Hast du so viel?"
"Prinzipien und so. Auch wenn ich dabei draufzahle."
Ist ein Statement. Geld scheint für Jay Smiley zumindest kein Problem zu sein.
Wir beschlossen dann, im Schutz der Masse noch nachts den Abgang zu machen. Ich ließ meine Suzuki in Niederdünzebach starten und nördlich vom See über die B249 anfahren, um mich abzuholen. Leider war dort Stau. Wer hätte das gedacht? Ich verzichtete auf die motorradtypischen Überholmanöver. Es war nicht die Zeit, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So dauerte es tatsächlich noch bis 4.30 Uhr bis die Maschine da war. Dann ab nach Hause und in Obertshausen in meinem Mittelschicht-Haus erst einmal unter die Dusche und ab ins Bett. Wecker noch auf 14.00 Uhr stellen, denn um 15.00 Uhr wollte uns die Schmitt (naja, der Avatar war weiblich... das war aber auch der einzige Hinweis) in der Matrix treffen. Gleicher Ort wie bei Anheuerung. Beim Frühstück einmal durch die neuesten DeMeKo Nachrichten gesurft.  In riesigen Lettern: "Massaker auf dem Universe United Festival.", und darunter etwas kleiner: "Einige wenige Helden stellen sich der Bluttat entgegen bis das HTR eintrifft". Darunter einige Trids for free. Auf einem sieht man, wie bei der 7 eine Sprenggranate hochgeht, auf einem anderen zwei-Sekunden-Snippet wie eine Frau, die vor Unschärfe kaum zu erkennen ist, einem Biker voll eine reindonnert. Der Kleidung nach Nina. Respekt! Der Rest ist hinter der Paywall. Ach ja, Interessierte dürfen gerne den AB meiner genutzten Fake-Sin volllabern. Die Reportermeute wird irgendwann die Security-Liste durchgehen und interviewen wollen...
Aber nun in die Matrix. Alle da außer Jay. Als die Schmitt erscheint, höre ich Nina sagen: "Hat Sie der Ping weitergebracht?"
Schmitt: "Sehr gut. Da wird etwas extra für Sie drin sein."
"Welcher Ping?"
"Ich habe einen der Biker mit einem Tracker versehen. Ortermuni."
Ich nicke anerkennend.
Die Schmitt fuhr fort: "Natürlich muss ich vertragsgemäß 14k von der Belohnung abziehen." Und zu Urbani gewandt: "Teilen Sie?"
"Wir sind als Gruppe angetreten."
Gute Einstellung.
"Das wären dann 5,5k pro Person. Waren Sie nicht einer mehr?"
"Einer unserer Leute ist ... anderweitig gebunden. Ich verwalte seinen Anteil."
"Sind die anderen damit einverstanden?"
Alle nickten. Bei manchem Avatar sah das wirklich schräg aus. Matrixspielchen. So übernahm Nina wie abgemacht Jays Anteil bis zur Übergabe an ihn.
"Ich bin mit Ihrer Leistung zufrieden."
Ich nicht.
Frau Urbani schwankte mit dem Kopf: "Der Informationslage entsprechend..."
"Darf ich wieder auf Sie zukommen?"
Ich konnte es mir nicht verkneifen: "Dann aber mit schwerem Geschütz..."
Nina fiel gleich mit ein: "...Panzersperren..."
"...schweres Maschinengewehr..."
Schmitt lachte bitter: "Dazu bräuchte ich eine Bewilligung. Denen da oben sind Metamenschen nicht so wichtig."
Bewilligung. Anscheinend staatlicher Akteur.
Nach dem Treffen gebe ich eine Nachricht an Jay durch. "5,5. Du wolltest verdoppeln?"
Anscheinend hatte ich das Zwinker-Smiley vergessen, denn es kam sofort zurück: "Nein, nur tausend."
Um sieben trafen wir uns alle mit Smiley, um unseren kleinen Bonus von ihm abzukassieren. Als er seinen Stick bekam und darauf schaute rief er: "Hurra, ich bin reich!" Das machte mich stutzig. Mit 5k reich, aber einfach so 4k raushauen, um an 1k zu kommen?... Das riecht nach irgendwelchen Nebengeschäften oder er hat uns irgendwie abgezogen. Zumindest investiert er es in die eigene Sicherheit. Das ist schon mal was. Aber diesen speziellen Omae sollte man im Auge behalten...
Wir kippten noch ein paar Runden. An Jay vermittelte ich noch die Nummer von Frau Mesmer, meiner SIN-Spezialistin. Gab nochmal 2k extra. Nach und nach ging jeder nach Hause. Wo immer das war.
Am Montag holte ich meinen Bulldog von Fix, Flott & Fly ab. Fix wollte mir am Komm tatsächlich einen Titan andrehen. Hat anscheinend bei einem umsatzkräftigen Kunden wie mir ein Zusatzgeschäft gerochen. Wir einigten uns auf 30k für die Reparatur. Der Bulldog war wie neu. Auch alle Extras liefen wie eine eins. Endlich wieder vollständig! Und pleite. Aber Hauptsache Duftbäume mit "Feinste Fichte aus dem Schwarzwald" am Rückspiegel. Naja, bissl Taschengeld auf den Kontos der verschiedenen Sins und etwas in der Tasche. Aber ja, im Prinzip sowas wie pleite.
Auf der Fahrt ließ ich alles Revue passieren.
Das fing schon irgendwie damit an, dass wir schnell, schnell noch einen Run zwischenschieben mussten... Von wegen schnell verdientes Geld. Und dann warst du bei dem Pfaffen viel zu vertrauensselig. Da hättest du dir das in Liberia mal ne Lehre sein lassen sollen als dich der Pfaffe mit deiner Seele fertig machen wollte...
Liberia an einer mit Leichen gepflasterten Feldstraße neben einem Jeep. Ein Pfarrer in Soutane liegt am Boden. Angeschossen. Ich drücke auf seine Wunde, so dass er uns endlich den Aufenthaltsort unserer Zielperson verrät. Er sieht mein Kettchen mit dem Kreuz. "Ich bin ein unschuldiger Priester. Wenn du mich auch umbringst, kommst du in die Hölle." Er sieht mir an, wie er mich innerlich getroffen hat. Anscheinend sah er dann auch die Entscheidung noch bevor sie für mich klar war. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. "Du weißt genau, dass ich keine Seele habe. Ich hatte einmal eine. Gott hat sie mir genommen, damit ich die Welt von Abschaum säubere. Du bist ein Erstgeborener!" Mit dieser Anspielung auf eine der Plagen aus dem alten Testament schickte ich ihn ins Jenseits. Der Troll, der ich damals war, und Uff genannt wurde, lachte kurz auf, als mir klar wurde, dass der tote Priester vermutlich noch nie etwas von den Deutsch-Katholen gehört hatte.Ich schon. Als Norm war ich so erzogen worden. Als ich auf den toten Priester herabsah, dachte ich: "Ich danke Dir, dass du mir durch diesen Priester meine Bestimmung gezeigt hast. Ich werde sie alle töten, damit kein anderer diese Schuld auf sich nehmen muss. Denn die Gerechtigkeit ist dein."
...spätestens als du den RFID entdeckt hast, hättest du den Braten riechen müssen. Aber nein, der Kragen war dir ja Vertrauensbeweis genug. Und weil er verneint hat, zu den Deutsch-Katholen zu gehören! Du warst einfach so arrogant zu glauben, dass er dich nicht hätte täuschen können! Und dann die Sache mit der Fly-Spy beim zweiten Anschlag als du die Reporterin auf der Terrasse kalt gemacht hast! Dann hättest du dein Team kontaktieren können als du alle abgeschüttelt hattest bis auf den verfraggten Heli! Aber nein! Du musstest ja mal wieder dein Team schützen. Hast dich mal wieder für deine Kameraden ans Kreuz schlagen lassen! Zumindest war die Flucht kreativ. Hattest aber vermutlich mehr Glück als Verstand. Bist nur nicht entdeckt worden, weil sich niemand vorstellen konnte, dass du unter Wasser in einem von der Abluft aufgeblähten Bio-Anzug gegen den Strom ankämpfst und damit quasi in Zeitlupe durch die Grenze gespült wirst. Sei froh, dass dich das alles nur rund 80k gekostet hat! Dann stürzt du dich in den unterbrochenen Run rein ohne die Parameter nochmal klar zu machen. Zumindest hattest du sie klarer als mancher deiner Kameraden. Ist schon mal was. Aber ist das Profi? Hä?! Dann lässt du dich entmutigen, weil die Deppen eine Bombe unter das Publikum legen. Also anstatt deinen verfraggten Job zu Ende zu machen, überprüfst du die beiden letzten Bühnen nicht! Und das, obwohl du wusstest, dass das die beiden abgelegenen Bühnen waren, die du vorher schon als gefährdet angesehen hast! Zumindest haben wir den Tank mit Stickstoff gesichert. Deswegen ist das Päckchen vom Zwerg... Moment... Der hatte das Päckchen genau in die Öffnung geworfen. Über eine 3,5 Meter hohe Absperrung ohne die Öffnung zu sehen... Woher wusste er... Oh Mann... natürlich... die hatten Hilfe von innen... 
Mein Komm holt mich abrupt aus meinen Gedanken. Eine Nachricht von unbekannt. Bon einer Reinigung. Meine Auftrag kann abgeholt werden. Ich schüttelte den Kopf. Es brauchte etwas bis mir klar wurde, dass Nina wohl auch meine Wäsche in Eschwege abgeholt haben muss als sie wegen Tatzes Ausrüstung nochmal hochfuhr. Zumindest hatte sie am Samstag irgendsowas mit ihm abgemacht.

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« Letzte Änderung: 22. März 2023, 18:25:35 von Olf »
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Olf

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  • 28. März 2023, 21:55:22
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #31 am: 28. März 2023, 21:55:22 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Chenji/Yina/Kaede/Nina, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank, arbeitet aber schon fleißig und erfolgreich für die Frankfurter Yakuza.


Die Brotdose
35.a Nina Urbani, Jay Smiley
Nachdem ich den Störsender ohne große Probleme abgeholt hatte, widmete ich weiter meinem Training. Abends immer wieder gerne Desert Wars und Urban Brawl. Geht als Weiterbildung durch. Der Sommer war heiß, trocken und strahlend blau. Mein Komm vibrierte.
Nachricht von 2Take
Fr, 10.08.2079, 15:56:26
Nachricht: 2Take
Hey Chummer, hier kam gerade eine Anfrage rein, habe da sofort an dich gedacht. Die Quelle hat gute Referenzen. Falls du den Job annimmst, mach deine Sache gut und lass mich nicht hängen.

Auftragsanfrage: von KIM
Tätigkeit:                   Beschaffung und Transport
Erwartete Schwierigkeit:   Gering bis Mittel
Bezahlung:          10000€ pro Auftrag
Teamgröße:          Ihre Entscheidung
Voraussetzungen:       Schon länger dabei, Verlässlichkeit
Zeitraum:                  2 Tage bis unbestimmt (ab morgen)
Haben sie Interesse ?      JA   NEIN
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Höre ich da durch die Blume ein `Bitte´? Scheint aber der Beschreibung nach ein `Müllrun´ zu sein, um die Crew zu testen. Immerhin redet da jemand von Aufträgen. Mehrzahl. Könnte aber auch ein Schmitt sein, der geschickt einen Müllrun verkauft. Oder Schlimmeres. Auf der anderen Seite: 2Take sagt, er hätte gute Referenzen. Und er will es gut erledigt haben, sprich: Er erwartet sich auch mehr.
Ich drückte ´JA´und sofort erschien eine neue Nachricht.
Nachricht von KIM
Fr 10.08.2079, 15:56:52
Nachricht von KIM
Morgen 15 Uhr im Greif, Frankfurt Hühnerweg. Melden sie sich beim Barkeeper.
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Was sich immer gut macht, ist magische Rückendeckung. Was würde ich für Drag geben... Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Zumindest Tatze war erreichbar. Der wollte sich irgendwo in Offenbach mit mir treffen, war aber unfähig, mir einen Treffpunkt als Geoping anzugeben, geschweige denn, zu schicken. Aber so ist das mit ihm. Ist halt nicht seine Baustelle. Am Ende schicke ich ihm eine Postadresse von einem Kindergarten, ein paar Häuser vom Greif entfernt für das Taxi, das er nehmen wollte. Erstmal alle einsammeln und dann geschlossen auftreten. Weder Frau Urbani noch Nagato oder Jay Smiley waren erreichbar. Zumindest erreichte ich noch Omega. Zur Not sollte das als Kerntruppe reichen.
Am nächsten Tag stand ich um 14:00 Uhr vor der KiTa und beobachtete den Greif. Ein kleines Restaurant mit dem Charme eines umgebauten Kiosks. Hier in Sachsenhausen vermutlich ein Renner. Etwa um halb sah ich Tatze die Straße hochkommen. Ich rief ihn an und lotste ihn in den Bulldog. Um 14:40 Uhr ein SUV, der direkt vor dem Greif parkte. Es stieg ein beleibter Zwerg aus in Frack mit Melone auf dem Kopf. Mit seinem watschelndem Gang hatte er den Charme eines Pinguins. Er ging hinein, ich beobachtete den SUV scharf. Anscheinend niemand mehr darin. Zumindest nichts, was man von Außen sehen konnte. Auf den Dächern anscheinend keine Drohnen. Omega parkte kurz darauf mit seinem Bulldog quasi gegenüber. Auch ihn lotste ich zu mir. Als er mich sah, meinte er nur: "Mann, hast du dich verbessert im Verkleiden." Ich wusste gar nicht, was er damit meinte, war aber von zwei Gangern von den "Harten Zähnen" abgelenkt, die gerade ihre Bikes vor dem Greif parkten.
"Hier sind noch deine 12,5k." Omega hielt mir einen Credstick hin. Als ich nicht reagierte, fügte er hinzu: "Von Schwester Barbara." Und mit einer kurzen Pause: "Oder hast du mit ihr schon alles geklärt?"
Siehe an, eine ehrliche Haut. Ich winkte ab: "Alles gut, ich wurde bereits entlohnt."
Omega war freudig überrascht, als er den Stick wieder einsteckte.
Wir gehen also in den Greif. Die beiden Ganger sitzen an einem Tisch und essen. Am Tresen ein Zwerg mit Schürze und Haube.  Er sieht uns einladend an: "Na, was darf´s denn sein?" Norddeutscher Akzent.
"Drei Bier."
"Klar."
Als er am Zapfen war, wurde es Punkt 15 Uhr. "Wir sollen uns bei Ihnen melden."
"Ah, ihr wollt also zu Boris. Die erste Runde geht auf´s Haus." Er stellte ein Bierglas vor Tatze und eines vor Omega. "Und für den großen eine besondere Portion." Ein Schnapsglas.
Ich zuckte nur die Schultern. "Einem geschenktem Gaul..."
Er lachte. "Nein... das war ein Zwergenwitz..." und zapfte mir noch einen ordentlichen Humpen. "Boris erwartet euch draußen."
Auf dem Weg gab mir Tatze sein Bier. Ich schluckte es weg und stellte es im Vorbeigehen auf den nächsten Tisch.
Draußen saß ein blonder Zwerg, sehr adrett mit einem Schnauzer und großem Spitzbart. Vor ihm ein riesiger Teller Fisch und Chips.
"Sind Sie Boris?"
"Ahh, schön, dass Sie gekommen sind. Setzen Sie sich doch."
Russischer Akzent, will sympathisch wirken. Ich setze mich neben ihn und nasche einfach ungefragt von seinem Teller.
Er lacht. "Darf ich Ihnen etwas anbieten?", und zu seinem Kommlink gewandt, "Kim, nimm doch die Bestellung auf."
Aus dem Komm die Antwort "Ja, Meistäh."
Starker norddeutscher Dialekt. Scheint sein Decker zu sein. Kurze Zeit später hatten wir mehr Fisch und Chips auf dem Tisch.
"Ist das Ihre ganze Gruppe?" Boris sah mich lächelnd, aber fragend an.
""Nun, ich weiß noch nicht, worum es genau geht. Die Gruppe ist jederzeit noch erweiterbar."
Er lachte. Sein Lachen zwischendurch ging mir auf die Nerven, schien aber echt zu sein.
"Nun gut, nun gut, es geht um meine Brotdose. Sie ist mir abhanden gekommen." Er wartete kurz. Nachdem ich ihn nur erwartend ansah, fuhr er fort. "Sie wurde mir auf dem Flughafen entwendet. Eigentlich wollte ich sie als Handgepäck mit mir führen, aber sie sagten mir, sie ist zu groß und ich muss sie aufgeben. Also als Gepäck. Da wurden sicher Leute bestochen am Flughafen."
Ein Scherzkeks. Kann noch nicht einmal Tacheles reden, wenn es um den Job geht.
"Sind Sie sicher, dass die Brotdose überhaupt hier angekommen ist? Vielleicht ist sie schon früher verschwunden."
"Also in Moskau hatte ich sie noch."
Flug Moskau - Frankfurt.
"Dann bräuchte ich die Nummer Ihres Fluges."
"Weshalb?"
"Um herauszufinden, wie der Weg Ihrer ... Brotdose war."
"Ahh. Wir wissen, wo der Koffer ist."
Ich sah ihn fragend an.
"Vorher müsste ich allerdings wissen, ob Sie den Job annehmen oder nicht."
Ich nickte, die anderen auch.
Er wandte sich an sein Kommlink. "Kim, gibst du unseren Gästen den Geoping?"
"Ja, Meistäh."
"Und die Frequenz des RFID, bitte."
"Kim, ..."
"Kannst du nicht auch mal zwei Knöpfe drücken, Meistäh? Ich bin doch nicht dein Diener..."
Dennoch kam die Frequenz. Der Ort war ein Bürogebäude in einem eher heruntergekommenen Industriegebiet im Westend. Sicherheit von Seiten des Sternschutzes eher so mittel.
Omega räusperte sich: "Wie viel Zeit haben wir?"
"Bis Montag früh. Vermutlich wurde der Koffer von angeheuerten Söldnern geklaut. Was mit ihnen passiert, ist mir eigentlich egal, aber sie sind wahrscheinlich Mitglieder einer Organisation. Wahrscheinlich sind es Orks. Sie wissen ja sicher, dass es in meiner Heimat Probleme zwischen Zwergen und Orks gibt." Er sah kurz zu Omega. "Anwesende natürlich ausgeschlossen."
Nun räusperte sich Tatze: "Was, wenn die Brotdose geöffnet ist oder etwas fehlt?"
"Nun, das ist eine sehr spezielle Brotdose. Am Montag kommt ihr Experte, der sie öffnen will."
"Haben Sie auch ein Bild?", fuhr Tatze fort.
"Kim..."
"Ja, Meistäh." Der Tonfall war leicht genervt. Das Bild eines hochklassigen Sicherheitskoffers erschien.
"Nun, Kim hätte noch eine Bitte.Er möchte lernen und wäre gerne als Zuschauer dabei."
Na prima. Eine Nanny. Aber nachdem dieser Boris mit 2Take ganz eng ist... Sollte Jay entscheiden.
"Wir können für seine Sicherheit nicht garantieren."
"Er kann auf sich selbst aufpassen."
"Nun, ich bin davon nicht begeistert. Aber ich sage auch nicht nein. Das wird unser Decker entscheiden."
"Gut. Hier ist die Nummer, unter der Sie mich erreichen können."
Ich gab ihm auch eine neue Nummer. Die des Wegwerf-Komms für den Run. Tatze gab ich eines meiner Metalinks. Der hatte keines zum Wegwerfen. Tatze und Omega hatten offensichtlich einiges gelernt. Zumindest stellten sie die richtigen Fragen.
"Übrigens. Boris Martowitsch." Der Zwerg hielt uns die Hand hin. Einer nach dem anderen schlug ein und nannte seinen Straßennamen. "Nun, dann lasse ich sie besser alleine. Die Rechnung am Ende geht auf mich. Bestellen Sie ruhig noch einmal nach."
Nachdem er weg war, kam auch schon die Frage auf "Warum hast du nicht verhandelt, Dekan?"
Ich erklärte die Sache mit dem Müllrun und dass da etwas Lukrativeres zu erwarten ist. "Auf jeden Fall machen wir das heimlich und ohne Leichen. Nicht so wie in Eschwege."
"Eschwege? Sag bloß, ihr ward auf dem Festival?" Omega sah uns an. "Und ich hab mal wieder alles verpasst... aber im Netz sind geile Bilder. Anscheinend hat da jemand Bilder und Trids verscheuert."
Soso, ob das die Geldquelle von Herrn Smiley war?

35.b Omega
Draußen rufe ich Herrn Smiley an. Jetzt nimmt auch jemand ab.
"Deka, was gibts? Willste mich daten oder zum Essen einladen?"
"Deimal darfst du raten."
"Daten?"
"Nein."
"Du willst mich zum Essen ausführen?"
"Nein."
"Du hast einen Job."
"Treffer. Hast du Zeit?"
"Joa, sag an."
"Schmitt hat guten Leumund. Will das Ganze heimlich durchziehen. Nur 2k für jeden. 2 Tage Arbeit. Wir werden vermutlich angetestet. Ist noch mehr Arbeit in Aussicht."
"Klingt gut, bin dabei. Worum gehts?"
"Lass uns treffen."
"Klar, komm nach Hanau."
"Nein, komm lieber hierher." Ich schicke den Geoping vom Äppelwoi Wagner in Sachsenhausen. "Wann kannst du da sein?"
"Eine Stunde."
Alles klar. Nach dem Telefonat dann Frau Urbani, Chenji, Kaede, wie immer sie sich gerade nennt... Auch sie war da und kommt direkt zum Wagner.
Mit Tatze und Omega, der mir mit seinem Bulldog folgte, kamen wir um 16.30 am Wagner an. Ausgemacht war fünf. Drin steuere ich automatisch den leeren Stammtisch an und setze mich. Ich musste mich schon zusammenreißen, nicht automatisch "Becky, Schätzchen, einmal das Übliche" Richtung Theke zu raunzen. Wir saßen gerade als Becky auch schon auftauchte.
"Ähm, entschuldigung, hier ist ein Stammtisch. Könnten Sie sich bitte an einen anderen Tisch setzen?"
"Oh, natürlich."
Wir setzten uns um. "Was darf ich Ihnen bringen?" Ich bestellte mir den üblichen Pitcher Äppelwoi und Handkäs mit Musik. Danach saßen wir gelangweilt rum. Omega wirkte irgendwie beschäftigt.
"Tatze, Lust auf eine Partie Dart?"
"Naja, ich spiele lieber Ball."
"Fußball, Handball, Basketball?"
"Ne, so Ball suchen, Ball holen und so."
Ich stutzte kurz. "...und Stöckchen, nehme ich an...?"
"Woher weißt du das?!"
Naja, wir warfen eine Runde. Der Magier war ganz schön schwer zu besiegen. Als Chenji immer noch nicht da war, gab es noch eine Revange. Diesmal besiegte Tatze mich sogar... Wow. Während des Games kam Chenji. Nachdem sie mit Becky eine freundliche Begrüßung ausgetauscht hatte, kam sie zu uns.
"Wir können nach unten."
"Wir sind noch nicht vollzählig."
"Ah, naja, ich mache es mir schon einmal unten auf der Couch gemütlich."
Rechtzeitig zu meiner Niederlage erschien Herr Smiley. "Der hat doch sicher beschummelt und die Darts levitiert oder so."
Wie dem auch sei, wir gingen alle runter. Mit der Tür schloss sich auch der Faradaysche Käfig, was bei Herrn Smiley zu sichtlichem Unwohlsein führte. Wir erörterten die Lage. Herr Smiley war komplett dagegen, diesen Kim mitzunehmen. "Ich lasse mir doch nicht in meine Tricks reinschauen!"
"Musst du auch nicht. Du kannst gerne Nein sagen. Aber wenn du ihm einige deiner Tricks verkaufen willst, ist das deine Sache. Das geht mich nichts an."
Die Aussicht auf Geld hat ihn überzeugt. Kim darf mit.
Auf der Fahrt Richtung Westend bzw. Rödelheim ging Herr Smiley in die Matrix, um uns Pläne zum Gebäude zu besorgen. Ich rief die Nummer an, die Boris uns gegeben hatte. Statt Boris´ Stimme hatte ich ein Strichmännchen-Avatar und eine Computerstimme dran. Kim. Ich machte mit ihm aus, dass Herr Smiley sich bei ihm meldet. Ich ließ das Rhuthenium-Polymer eine typisches Baustellenfahrzeug anzeigen. Hochtief. Bekannte Baufirma. Nichtssagende Fassade. Dann parkte ich an der großen Baustelle hinter dem Bürogebäude an der Gaugrafenstraße. Für Chenji, die mit ihrem kleinen Flitzer im Wohngebiet im Zentmarkweg parkte, ließ ich zwei meiner Kanmuchis raus. Sie sollte sie abholen und in der Nähe des Bürogebäudes absetzen. Das Gebäude war eingerahmt von der Gaugrafenstraße hinten, der Seegewann vorne, einigen kleinen Firmen wie ´merz property GmbH&Co´ und ´Vintage Consult´. Auf der anderen Seite ein altes Wohnhaus, das vermutlich zu ´Uhle + Wolf Gerüstbau´ gehört, das über der Seegewann lag. Auf den Häusern rund um das Bürogebäude brachte ich vier Fly-Spys in Stellung. An der Frontseite von der Seegwann aus noch eine fünfte als Reserve. Dann waren meine Kanmuchis auch schon geliefert. Die eine geparkt, die andere die Wand hoch aufs Dach. Lüftung suchen. Gab auch eine. Da das Gebäude alt war, war die Lüftung nicht gegen Minidrohnen gesichert. Ich ließ sie hinein krabbeln. Etwa hier war Herr Smiley wieder ansprechbar und hatte die Pläne. Mit deren Hilfe konnten wir die Räume im OG des einstöckigen Gebäude identifizieren. Im Gang entdeckten wir eine Dobermann Drohne mit einer Colt M23. Sturmgewehr. Alles klar. Zudem bewacht es genau den Gang, durch den man müsste, um die einzigen beiden Räume zu betreten, die ich nicht ausspionieren konnte. Laut Plan der Server- und der Überwachungsraum. Leute waren keine zu sehen. Der Sicherheitskoffer auch nicht. Nebenbei nahm ich zur Kenntnis, dass Kim nun auch da sei. Auch mit einer Drohne. Wohl auch eine Spy-Fly. Außerdem kletterte Chenji, die sich von Tatze hat unsichtbar machen lassen, gerade aufs Dach und wollte oben eine Gelegenheit suchen, eine Datenwanze anzuklemmen. Das Gebäude hatte einen Host und eine nicht zu unterschätzende Sicherheit. Zumindest laut Smiley. Draußen gab es nichts. Sie entdeckte eine Gelegenheit, im Treppenhaus, unter dem Dachfenster, einen Kasten öffnen zu können.
"Warte kurz, ich laufe mit der Drohne im Belüftungssystem zum Treppenhaus und stehe Schmiere. Gesagt, getan. Ich behielt den Feed im Auge, während Chenji einbrach und ließ meine zweite Kanmuchi Richtung Seegewann seitlich am Bürogebäude vorbeilaufen. Dauert. So eine Kanmuchi ist echt lahm. Dafür aber extrem unauffällig. Inzwischen hatte Jay Smiley schon längst Tokens auf meine Drohnen bekommen. Nicht dass er sie wieder hacken muss wie in Eschwege... Endich kam ich an den Rolltoren zur Tiefgarage im Keller an. Da waren Lücken, durch die konnten sogar Katzen oder Teufelsratten. Drin war es genauso dunkel wie im Treppenhaus. Zum Glück konnte ich die Kameras meiner Kanmuchis noch mit Restlichtverstärkung ausstatten, wenn schon kein Platz mehr für ein Mikro war. Die Garage war leer. Abgesehen von einem Ares Roadmaster... Also doch Personal vor Ort. Nicht nur Drohnen und Sicherheitssysteme.

35.c
Über meine Kanmuchi in der Parkgarage konnte ich eine Aufschrift auf dem schwarzen Roadmaster erkennen. Werbung für eine Sicherheitsfirma namens ´Stahlriegel´ nebst zugehöriger Kommnummer. Gab ich selbstverständlich an Jay weiter. Der war allerdings erst noch beschäftigt mit der Datenwanze, die Chenji im Bürogebäude angebracht hatte. Es stellte sich heraus, dass er nun alle sechzehn Dachfenster nun bedienen konnte. Er fabulierte darüber, dass in diesem Gebäude woh eine ´Kabelmatrix´ liegen würde, etwas, was heute eigentlich keiner mehr macht, weil viel zu teuer. Im Prinzip nur noch Hochsicherheitseinrichtungen. `Gekapselt ´nannte er das. Chenji gab durch, dass sie auf dem Dach einige Kameras ausgemacht hatte. Kameras. Mehrzahl. Von unten aus betrachtet sah man an dem ganzen alten verlotterten Bau nur eine einzige Kamera und die war am Haupteingang. Nur an den Nachbargebäuden gab es noch zwei oder drei Kameras, in deren Pegel wir kommen könnten.
Das war schon ein merkwürdiges Haus. Von außen uralt, aber anscheinend hatte es innen harte Sicherheitstechnik. Vielleicht ließ sich über die Sicherheitsfirma mehr herausfinden. Möglicherweise lagen dort Daten über diesen Auftrag herum. Jay Smiley machte sich in der Matrix auf den Weg. Wir spannen so lange herum, wie wir die Sache angehen würden. Gas über die Belüftung, Ablenkungen durch Abriss-Bulldozer oder Gangs. Zumindest war klar, dass der Schaltraum im Erdgeschoss ein Ziel sein könnte. Dort hätte Jay direkten Zugang zum Host, an den er physisch musste, das Belüftungssystem wurde von da aus gesteuert und möglicherweise konnten wir von dort aus über Sicherungen die Elektrik steuern.
Jay hatte erste Infos über die Sicherheitsfirma ´Stahlriegel´. Sie würden Situationen schnell eskalieren lassen. Manche schreckt das ab, andere engagieren sie gerade deswegen. Zudem erledigen sie ihre Aufträge zuverlässig. Klingt nach Profi. Das wurde auch untermauert, als um 19.30 Uhr ein Ork mit Panzerjacke und Helm unter seinem Arm aus dem Kontrollraum kam. Er verschwand durch die Sicherheitstür Richtung Treppen und Aufzug und kam nach fünf Minuten wieder. Dass er offensichtlich eine Cyberhand hatte oder Cyberaugen irritierte mich weniger als sein geschmeidiger und kraftvoll bestimmter Gang, der auf verstärkte und gestraffte Muskeln hinwies. Bewaffnet war er mit einer Pistole und einer MP. Zumindest passten die Puzzleteile zusammen. In der Tiefgarage ließ ich meinen Krabbler Richtung doppelflügliger Feuer- und Sicherheitstür laufen und ging mit etwas Abstand, so dass sie mich nicht erwischen kann, wenn sie geöffnet wird, in Stellung. Stück für Stück reinarbeiten.
Chenji war wohl unterwegs, denn als sie berichtete, dass die Bestellung heute Nacht abgeholt werden könne, nahm sie unsere Essensbestellung auf. Einfach eine prima Sache. Chenji hat Zugang zu guten Schiebern. Mir konnte sie auch schon recht schnell Plastiksprengstoff besorgen. Mit dem Neurostun hatten wir eine gute Chance, die Wachen schnell auszuschalten.  Um 20.45 Uhr ein weiterer Ork. Mit Datenbuchse, Panzerjacke, Pistole. Richtung Treppe, Aufzug, nach fünf Minuten wieder zurück.
Herr Smiley meldete sich mit neuen Informationen: ´Stahlriegel´ würde keine Werbung machen, es gibt keine Infos oder Angaben zu Klienten auf den Schattenboards. Nur Hinweise darauf, dass sie Söldner anheuern. Das wies auf organisierte Kriminalität hin. Ein fester Auftraggeber. Nachdem es eine russische Sache war, lag die Vory nahe. Sagte mir allerdings nichts in diesem Zusammenhang. Zumindest hat uns Boris Martowitsch, unser Auftraggeber in dieser Sache nicht belogen.
Nachdem Nina um 21.30 Uhr mit dem Essen auftauchte und wir noch etwas über die Planung berieten, beschlossen wir doch, Schluss zu machen. Um uns Fahrtzeit zu sparen, bot uns Chenji einen Unterschlupf an. In Frankfurt-Hausen. Peter Zeger Straße. Unterschichtgegend. Auf dem Klingelschild stand ´Kokoku Nashi´.
Beim gemeinsamen Frühstück am Sonntag um zehn fabulierten wir darüber, wer infiltrieren könnte. Da es sich laut Schmitt aka Martowitsch um eine rein orkische Gruppe handeln solle, kam nur Omega in Frage. Kurze Zeit später gab es ihn doppelt! Tatsächlich war Chenji ins Bad verschwunden und kam als Omega zurück. An der Kleidung kann man noch arbeiten, aber jedes Piercing, Kettchen oder Ohrring war perfekt kopiert! Allerdings nicht mit echtem Schmuck, sondern Attrappen. Täuschend bis hin zur Stimme. Wir lasen die Daten der Kanmuchis aus. Insgesamt waren wohl fünf Orks im Überwachungsraum. Alle waren ein- bis zweimal kurz weg. Zwei allerdings jeweils eine knappe Stunde...
Jays Komm klingelte. "Mein Kontakt ist dran. Hat wohl weitere Infos über diese Firma ausgraben können.

35.d
Die Gründer von Stahlriegel haben alle Bundeswehrvergangenheit. Ihr Vertrag ist sei ausgelaufen und sie hätten nicht verlängert. Vor vier Jahren haben sie sich also mit dieser Firma selbstständig gemacht. Sie suchen Leute, die es mit dem Gesetz nicht so ernst nehmen. Sie sind so erfolgreich, dass sie vor einem Jahr eine Art Tochterfirma namens Talida in einem eigenen Bürogebäude aufgemacht haben, die als Scam Tech-Support liefert. Nun ja, sie hatten einmal ein Problem mit dem Gesetz. Eine Mordanklage. Fallen gelassen wegen Mangel an Beweisen. Ein Zeuge ist nicht zum Gerichtstermin erschienen. Zum momentanen Auftrag gebe es einen Zahlungseingang auf ein offizielles Stahlriegel-Konto über 20k von einer Briefkastenfirma namens Leuchtkäfer AG aus Russland.
Mit Chenji und Omega waren wir schon zu dritt, die Ahnung von Verkleiden hatten. Chenji sah nun aus wie Rudi Roller, der Hausmeister des Bürogebäudes von Talida. Von ihm und der CEO hatten wir Fotos und Daten. Ich war quasi noch im Planungsmodus, aber alle anderen packten bereits ihre Sachen und es ging los.
Kokoku Nashi. Keine Werbung. Für die meisten wird das wohl erstmal als Name durchgehen. Ich schüttelte meinen Kopf. Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen. Wir fuhren mit drei Wägen in die Wolf-Heidenheim-Str. Dort stiegen alle zu mir um. Tatze machte sich selbst, Jay und mich unsichtbar. Ich war etwas überrascht, aber klar. Wir hatten einen bzw. eigentlich zwei grobe Pläne und ab dem Erstkontakt wird sowieso improvisiert. Also fuhren wir alle mit dem Bulldog in von hinten an das Bürogebäude in die kleine Seitengasse. Bodenluke auf, wir drei unsichtbare raus. Ran an die erste Kamera am Nachbargebäude. Über meinen Ultraschall hatte ich alle im Auge. Ich hob bei `Vintage Consultant` Jay hoch und er nestelte an der Außenkamera herum.
Selbes Spiel dann am Haupteingang des Bürogebäudes. Glücklicherweise war heute, am Sonntag, auch am helligsten Tag nichts los und bisher gab es keinen Alarm, obwohl wir durch den Sichtbereich der Kamera an die Kamera ran mussten. Während ich Jay so hielt, ließ ich meine Kanmuchi im Obergeschoss an die untere Ecke der Tür zum Sicherheitsraum krabbeln. Zumindest der patroullierende Dobermann hat es nicht gemerkt. Den Feed legte ich mir in meine Bildverbindung. Zumindest sehe ich so, wann der Spaß losgeht.
"Ok, Kamera ist aus, wir könnten rein."
"Hast du die Schlösser?"
"Moment."
"Hey, wo seid ihr?" Chenji als Rudi Roller stand zusammen mit Omega als Ork-Leibwache unten am Rolltor zur Tiefgarage.
"Wir sind noch oben. Kommen gleich."
"Mist, hat nicht geklappt mit den Schlössern."
Als wir runtergingen, fielen mir in der Tiefgarage sofort zwei Spy-Flies auf, die vom Roadmaster her kamen. Vermutlich lag das an meinem Ultraschall. Ich machte meine Kameraden darauf aufmerksam.

35.e
Als ´Rudi Roller´ den Wagenheber und das Stemmeisen auspackt, gehe ich langsam zu ihm und behalte die Fly-Spies im Auge. "Kann ich helfen?" Gleichzeitig heult Tatze auf.
"Übernimm du das." Roller zieht sein Wakizashi, ein japanisches Kurzschwert, das auch ein magischer Fokus ist. Geister!.
Tatze bestätigt sogleich: "Da sind Geister, kann ich Unsichtbarkeit abbrechen?". Seine Stimme ist durchzogen von Stöhnen.
Omega: "Ich seh sie nicht." Zieht seine Pistole und geht in Deckung.
Tatze jault auf. Ich knacke mit dem Stemmeisen die Verriegelung des Rolltors auf. Das war es dann wohl mit heimlich. Kein Plan übersteht den Erstkontakt.
Tatze fällt um.
Roller: "Tatze is down.". Zieht ein Patch.
Ich schiebe das Rolltor nach oben, muss es aber oben halten, da es anscheinend kein Gegengewicht gibt. "Ich hab Stim-Patches." Haue auf die unterste Querstrebe des Rollgitters, so dass es verkantet.
Omega geht rein, wechselt seinen Streifen und geht an der Ecke zur Feuertür in Deckung.
Von Jay: "Decker down."
Also stehen wir astral wie in der Matrix unter Beschuss. In beiden Fällen kann ich nichts tun. Ich gehe zu Omega rein und wechsle den Streifen in meiner Kiddie. Gebe Omega mit MilSpec Handzeichen zu verstehen, dass um die Ecke zwei Kameras sind. Zumindest laut Plan.
Omega schießt. Auf seiner Ares Predator V ist leider kein Schalldämpfer.
Ich stecke den neuen Streifen ein, schaue Omega an, lege meinen Zeigefinger an die Lippe, stelle über Smartgun den Feuermodus um und zerschieße die Kamera im Rückraum der Tiefgarage. Kiddie ist zwar ein Sturmgewehr, aber Yamaha hat bei den Raiden standardmäßig Schalldämpfer eingebaut. Tatze ist wieder bei Bewusstsein. Ob die Unsichtbarkeit noch steht? Da ich gerade mit Ultraschall wahrnehme, weiß ich es nicht.

35.f Jay Smiley
Nachdem er aber auf mich reagiert hat und er weder Ultraschall noch astrale Wahrnehmung hat, ist der Zauber wohl durch.
Tatze jault auf und fällt wieder um.
Magier down, jetzt wird´s kritisch. Ich gehe ums Eck, zerschieße die zweite Kamera am Zugang von der Tiefgarage in das Gebäude, schalte auf internen Lufttank um. "Besser Gasmasken auf." Gleichzeitig sehe ich über den Feed der Bildverbindung, wie oben am Sicherheitsraum die Türe aufgeht. Die Kanmuchi schwenkt an der unteren Türecke in den Raum. Zwei der Orks rennen raus, drei weitere sind im Raum. Einem läuft Blut aus der Nase, einer sitzt vor den Monitoren, steuert vermutlich Drohnen, einer gruschelt irgendwas vor sich hin. Nicht erkennbar, weil ich ihn nur von hinten sehe.
Omega zerschießt eine der Fly-Spies, die inzwischen wieder in die Tiefgarage zurückgeflogen kam.
Als ich die andere zerschieße, gebe ich durch: "Zwei unterwegs."
Omega: "Nehm wer die zwei hier unten in Empfang? Was ist mit dem Geist? Ist Tatze in Ordnung?"
Alles gute Fragen, aber es geht im Moment um jede Sekunde. Zur Not muss ich schnell nach oben und mindestens den Magier ausschalten. Aber zuerst trete ich die Feuertür vor mir auf. Sie gibt beim ersten Tritt nach. Ich schubse die beiden Flügel zur Seite.
Omega schließt auf. "Das beantwortet fast alle Fragen."
Aus dem Treppenhaus Laufgeräusche. Mit Glück lassen wir sie hier in einen Hinterhalt laufen. Über meinen Feed sehe ich, wie der Rigger aufsteht und die Tür zum Sicherheitsraum schließt.
Einer der Orks kommt aus dem Treppenhaus, sieht uns und verschwindet um eine Ecke. Ist nicht mehr zu sehen.
Die Computerstimme von KIM: "Er steht direkt um die Ecke."
Chenji: "Großer, kannst du Orks tragen?"
Jay: "Ich kann ihn in Sicherheit bringen."
Ich laufe an die Ecke, stelle auf AM um, ziele und schieße 6 Kugeln in den Ork. Drek. Noch normale Mun drin. Wollten doch keinen umbringen. Glücklicherweise steht er noch. Gerade so, wie es aussieht.
Omega weicht einem Schuss vom zweiten Ork aus, der gerade aus dem Treppenhaus kommt.
Ich werfe über die Smartgun den Streifen aus, stecke einen neuen mit Gel-Mun ein, schieße weitere 6 Schuss in den Ork vor mir, was ihn umhaut und sage zu ihm auf russisch: "Gib auf."
Omega zieht sich zurück, weicht einem Abfangversuch des anderen Orks aus, geht an der Ecke in Deckung und feuert noch einmal. Treffer.
Ich rotze dem zweiten 10 Schuss in den Rücken. Er fällt.
Der Ork am Boden: "OK, ich ergebe mich." Und schiebt seine Schrotflinte weg.
Ich hebe den Ladestreifen auf, gehe zur nächsten Ecke, wobei ich im Vorbeigehen in die Kamera schaue mit den Worten "Pass auf ihn auf." und zerschieße die Kamera, die den Bereich vor dem Technikraum im Auge hat. Besser, wir fluten noch das Gebäude mit Neurostun bevor neue Geister auftauchen.
Der Ork am Boden gibt auf deutsch laut und deutlich über Funk durch: "Es ist aus. Wir haben verloren. Wir geben auf."
Chenji schließt auf, (russisch): "Hier noch Kamera.", und deutet auf die Cam, die den am Boden liegenden Ork im Auge hat.
(Russisch) "Zur Überwachung." Ich trete die Tür zum Technikraum auf. Vor mir fährt ein Azzy Crawler in den Stand-by. 
Ein Schuss hinter mir. Chenji geht im Technikraum in Stellung.
"Ich gehe hoch. Auf mein Kommando flutest du." Unterwegs sammle ich Omega ein. In der Kamera ein Einschussloch. Omega kann wohl kein russisch. Treppenhaus hoch. Vor mir öffnen sich die Türen. Scheinen aufzugeben, aber man muss immer auf einen Hinterhalt gefasst sein. Im Technikraum hatten bereits alle die Hände erhoben. (russisch) "Ihr seid Diebe im Gesetz. Wir wissen, wer ihr seid. Baut keine Scheiße und keinem passiert etwas. Wo ist der Koffer."
Der Magier antwortet, ebenfalls russisch mit deutschem Akzent: "Im Tresor, der Code ist..."
Ich winke mit Kiddie, mit der ich ihn die ganze Zeit im Visier hatte. "Du gehst voraus und öffnest."
Er ging voraus, in den Eckraum, von dem wir wussten, dass darin der Tresor ist. Er öffnet ihn. "Ist da eine Sprengfalle drin?" Er verneint. Ich überprüfe. Nichts zu sehen. Ich lasse Kiddie in den Gurt fallen und ziehe die Walter Secura II mit Schalldämpfer. Entnehme den Koffer. Schwer. Etwa 50 kg. "Du wirst uns astral nicht verfolgen." Er nickt.
Wir gehen. Lassen die Ausrüstung des Gegners unangetastet. Sogar den Roadmaster. Chenji bestätigte, dass wir astral nicht verfolgt werden. Ich sammle neben der Kanmuchi an der Tür zum Sicherheitsraum und aus dem Parkhaus noch die Fly-Spies ein. Dauert etwas. Der Gegner hält still. Erst einmal zurück zum Unterschlupf.

35.g
Während der Rückfahrt schminkte ich mich ab und zog mich um. Chenji kümmerte sich um Tatzes Wunden. Währenddessen meldete sich KIM im WAN. "Wünschen Sie, dass ich den Peilsender erst einmal ausstelle? Oder soll ich es lieber lassen?"
Es war gut, diesen merkwürdigen Decker mit seiner Computerstimme dabei zu haben. Wir ließen ihn das Signal abstellen.
"Darf ich Ihnen noch eine persönliche Frage stellen?" Er durfte. "In 80% solcher Fälle werden die Kombattanten getötet oder verwundet. Sie dagegen haben sich entschieden, ihre Gegner am Leben zu lassen. Könnten Sie mir das erklären?"
"Nun ja", begann ich, "das ist gar nicht so einfach. Zum einen kann ich dieser Leute ganz gut verstehen. Sie machen im Prinzip das Gleiche wie ich. Dann wissen wir, dass eine Organisation hinter ihnen steht. Mit der müssen wir uns nicht unbedingt anlegen. Die ´Wahrheit´ liegt da irgendwo dazwischen."
Omega fuhr fort: "Ihre Seele war noch nicht so weit, vom Fährmann in den Hades gebracht zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass die noch irgendwas im Leben zu tun hätten."
Omega glaubt.
Ich holte das Fairlight aus der faradayschen Tasche meines Mantels von Mortimer und lies es über gedankliche Befehle Schmitt aka Boris Martowitsch anrufen. Der Zwerg meldete sich sofort. Er konnte um 19.00 Uhr im ´Greif´ sein. Damit mussten wir noch drei Stunden überbrücken.
Chenji und Tatze stiegen bei "Keine Werbung" aus und nutzten den Unterschlupf. Omega stieg auf sein Motorrad um. So war nur noch Jay Smiley bei mir. Ich hielt die Brotdose durch einen Ausflug in den Odenwald in Bewegung, so dass sie uns wesentlich schwerer wieder abgenommen werden könnte. Lieber wäre es mir gewesen, die magische Unterstützung wäre weiter im Bulldog geblieben, allerdings stand es um Tatze laut Chenji nicht gut.
Also erst einmal spazieren gefahren. Dabei Kontakt mit 2Take aufgenommen und einen Schalldämpfer für die Ares Predator V bestellt. Er schaut sich um. Viertel vor sieben vor dem Greif geparkt. Omega dreht auf seiner Maschine Runden in der Nähe, um die Gegend im Blick zu behalten. Um 18.59 Uhr parkt der gleiche gemietete SUV, den Boris schon bei der Anwerbung hatte und er stieg aus. Wir ebenfalls.
"Pünktlich, wie es sich gehört."
Der Pavillon war außer uns leer. Anscheinend hatte Martowitsch alles vorbereitet. Boris holt aus der Brotdose einen Credstick. Wir waren etwas neugierig und lehnten uns zur Seite, um bei der Entnahme hineinzusehen. Es waren Cyberbeine. Er lachte über unsere Neugier und erläuterte, dass das neueste Technik sei, die man in Russland nicht bekommen könne. Warum er sie aus Russland mitgebracht habe, wäre eine lange Geschichte. "Leider musste ich meine Pläne ändern. Geplant war noch die Begleitung des Koffers und eventuell noch ein zweiter Transport. Laut KIM habt ihr gute Arbeit geleistet." Er übergab mir den Credstick. Ich steckte ihn in mein Metalink, um ihn zu checken. 50k! Ich musste mich zusammenreißen, mir nichts anmerken zu lassen. "Ich hoffe, ich kann wieder über sie verfügen, wenn ich wieder in der Stadt bin."
"Es ist eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."
Beim anschließenden Small-Talk lies Boris Martowitsch durchscheinen, dass sein Bruder der Grund der Planänderung wäre. Wir verabschiedeten uns voneinander.
Anschließend meine Chummer angerufen. Treffen uns morgen um 17.00 Uhr im Äppelwoi Wagner. Ich war spät dran, weil Parkplatz eine Hölle war. Anscheinend waren die Nachmittags-Leute noch nicht weg und einige begannen ihren Abend etwas früher. Egal. Zumindest war der Schalldämpfer da. Im Wagner traf ich Jay Smiley und Omega. Jay war am Futtern. Omega meinte gerade, die anderen wären schon unten und würden warten. Anscheinend hatte Chenji den Raum gemietet.
Beim Vorbeigehen sprach mich Becky-Schätzchen an. "Was darfs denn sein, Großer?"
Ich musste mich wieder zusammenreißen, nicht "Becky-Schätzchen, das Übliche." vor mich hin zu knurren, sondern eloquent einen Bembel Äppler und eine Portion Handkäs mit Musik zu bestellen. Irgendwie sah sie mich schief an.
Als wir nach hinten gingen, öffnete ich den anderen beiden die Türe in den Keller. "Geht schonmal runter, ich komme gleich nach." Als sie nach unten gingen, schloss ich die Türe wieder und klopfte einige Meter weiter an der Bürotüre von Herrn Takeshi. "Hai", hörte ich von drinnen. Zwei Bodyguards. Kurzes Aufblitzen von Hoffnung, vielleicht Goliath wiederzusehen. Vielleicht wüsste der was Aktuelles von Navy oder Mileilee, wie sie sich jetzt nannte. Doch kein Troll zu sehen.
"Wie ich höre, haben Sie hervorragende Arbeit geleistet."
"Ihre Anfrage war deutlich. Keine Fehler. Ich versuchte, alles doppelt abzusichern. Es wurde auch Zeit, dass wir unseren Ruf wieder etwas aufpolieren."
Herr Takeshi nickte. Wir verstanden uns. "Ihre Bestellung."
Er legte einen Schalldämpfer in einer Plastikfolie eingepackt auf seinen Schreibtisch. Ich einen Credstick. Er zog Geld herunter. Ich steckte ihn wieder ein und nahm den Schalldämpfer mit. Unterwegs checkte ich meinen Stick. Er hatte 800 entnommen. Nun gut. Er wird seine Gründe haben.
Im Keller führte uns Chenji die neuesten Nachrichten vor. Es gab eine Explosion. Das Büro der Firma Stahlriegel im Hochhaus ist explodiert. Es gab keine Verletzten oder Toten. Der Brand wütete heute morgen um null-zweihundert. Sehr interessant.
Ich überwies jedem 10k. Alle waren positiv überrascht. Für Omega legte ich noch den Schalldämpfer drauf. "Für das nächste Mal."
Chenji und Jay gingen. Tatze und Omega konnte ich noch überreden, mit in die ´Heiße Ritze´ zu kommen. Da war heute Wrestling. War wieder groß im Kommen. Dummerweise mussten wir unsere Waffen draußen lassen. Nachdem wir durch den Laden mit sabbernden Männern an den Pole-Tischen gegangen waren, kamen wir an eine Tür mit Bodyguard. Dahinter dann ein Raum mit einem Ring in einem Käfig. Cage-Fight! Darkman vs. Hitman. Ein Klassiker! Darkman hatte sein großes Comeback! Die anderen beiden konnten nur bedingt etwas mit Wrestling anfangen. Tatze stand auch nicht auf Hundekämpfe oder so etwas. Der wollte nur Stöckchen holen. Naja, kann eben nicht jeder Stil haben.
[close]

Leider muss Neo aus persönlichen Gründen die Leitung ungeplant abgeben. Schade.
« Letzte Änderung: 05. Mai 2024, 19:54:00 von Olf »
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Olf

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  • 17. Mai 2023, 21:17:27
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #32 am: 17. Mai 2023, 21:17:27 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Jay Smiley, Norm, Technomancer, was an Haaren auf dem Kopf nicht wegrasiert ist, ist blau gefärbt.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.

Down Time
Weiter am Trainieren für Parcour. So übermäßig toll ist das nun auch nicht. Aber Kleinigkeiten, die es ausmachen könnten. Nebenher mal vernünftige Autosofts für meine Drohnensteuerung gekauft. Clearsight und Pilotprogramme für Spy-Fly und Kanmuchi. So muss ich die nicht immer alle einzeln einsammeln.
Komm klingelt. 2Take. Er leitet mit einer japanischen Floskel ein, damit ich weiß, dass die Leitung abgehört wird. Anscheinend immer noch. Der Drek mit dem BIS.  "Eine gemeinsame Bekannte möchte Dich einladen. Es ist eine komplizierte Geschichte. Na, du ja auch. Es wäre eine Abholung organisiert. Privat-formale Kleidung wäre passend zu dem Essen. Zeitpunkt wäre übermorgen 17.00 Uhr. Ort legst du fest. Gehe davon aus, dass es eine gewisse Sicherheitsstufe gibt." Zeitgleich kam von einer unbekannten Nummer ein Link. Anscheinend hatte 2Take seinen Decker am Start. Der Link war eine Map von Frankfurt City. Ich gebe ein Parkhaus in Sachsenhausen an.
Zwei Tage später dann in Sachsenhausen. Bulldog geparkt. Der Link hatte nicht gelogen. Nach der Benachrichtigung x minus 24 Stunden kam eine x minus 2, x minus 1 Stunde, x minus 15 Minuten begann ein Countdown. Punktgenau bei Null hielt ein Honda Fantom vor mir. Eine Oberklassen-Limousine mit doppelflügeliger Hintertür. Niemand darin. Ich passe ausgezeichnet in diesen Schlitten mit meiner Kombination aus Argentum und Barwick von Mortimer. Nur das Interieur war doch merklich wenig spezifisch für homo ingentis ausgelegt, aber vier Plätze für Norms machten das wett. Ein Teil der Wand des Rückraums senkte sich (sehr altmodisch) und ein Chauffeur kam zum Vorschein. Ein graumellierter Asiate.
"Möchten Sie eine besondere Unterhaltung? Unsere Fahrt dauert 15-20 Minuten."
"Nein, danke."
"Möchten Sie die originale Aussicht oder bevorzu..."
"Original."
Er nickte. Das Panell fuhr wieder nach oben. Wir fuhren über den Main ins Westend. Nach Bockenheim und weiter nach Hausen. Little Tokyo. Wird wohl zum Oyabun gehen. Ob der wieder einen Transport für den Vampir hat? Diesmal leg ich ihn um! Und nehme mehr Geld.
Die Limo fuhr in eine Tiefgarage eines Wohnkomplexes und hielt direkt vor einem Aufzug. Die versteckten Waffenscanner waren gut zu sehen, wenn man wusste, worauf zu achten war. Mal gespannt, welchen Aufruhr meine beiden Pistölchen verursachen. Der Aufzug öffnet sich vor mir. Als ich eintrat, schloss sich die Türe hinter mir und er fuhr nach oben. Er brachte mich in eine Etage mit drei Türen. Vermutlich drei Wohnungen. Vor einer ein Asiate mit einem Actioneer. Ausbuchtung. Katana offensichtlich an der Seite hängend. Eindeutig Leibwächter. Die Türe öffnet sich. Ich nicke dem asiatischen Norm zu.
Drinnen zwei traditionelle Geishas. In ihrem schrecklichem Akzent kann ich ein "Düllfen will Ihn etwa abnehm?" verstehen. Anscheinend eher Lautsprache als dass sie wirklich Deutsch sprechen würden. Sie nehmen meinen Mantel und ziehen mir die Schuhe aus. Meine beiden Überlebensmesser an den Knöcheln kommen zum Vorschein. Sie kommen mit einem Tablett und einem Stofftuch. "Feuellwaffe bittä." Ich lege meine Walter und meine Browning darauf. Sie decken es mit einem Tuch zu und stellen es auf einen kleinen Tisch. Ihrer Geste nach darf ich nun in den Wohnbereich. Darin in einer offenen Küche ein asiatischer Mann, der mit einem Wok und einem Messer, das auch ein kleines Beil sein könnte, zu Gange war. Im Wohnzimmerbereich eine Frau. Sie sah Chenji sehr ähnlich, nur noch ein paar Jahre jünger. Ich grüßte auf japanisch.
"Wir können gerne bei Deutsch bleiben. Das ist die Sprache meines Mutterlandes."
Sie hielt mir ein weiteres Tablett hin. Unter dem Stofftuch kamen leere Halterungen für Wakizashi und Katana zum Vorschein. Die Aufforderung war klar. Ich legte meine beiden Kampfmesser darauf. Dann das mit Silberlegierung. Dann das aus Holz. Dann die beiden Überlebensmesser. Selbstverständlich auf die Fläche und keinesfalls in eine der Halterungen. Sie legte das Stofftuch wieder darüber und stellte das Tablett neben sich auf einen teuren Tisch. Typisch Japan. Die Scheiße darf streng riechen, aber es muss ein kleines Deckmäntelchen darüber hängen. Egal, wie durchschaubar es ist.
"Nachdem wir hier absolut nichts Geschäftliches zu besprechen haben, können wir es uns erst einmal gemütlich machen", sie wies auf eine Ecke im japanischen Stil. Zwei Sitzkissen, ein niedriger Tisch. "Das Geschäftliche besprechen wir nach dem Essen." Ich setzte mich auf eines der Kissen im Zazen. Sie auch. Die beiden Geishas bedienten uns exakt gleichzeitig.
"Ich würde noch für eine Sprachbarriere sorgen." Sie betätigte einen White-Noise-Generator. "Wenn wir bei Deutsch bleiben, können uns die Damen nicht verstehen."
Ich nickte nur.
"Sie fragen sich sicher: Wozu das alles? Ich möchte einfach etwas Offenheit zwischen uns produzieren."
"Klingt gut." Fang du an.
"Nun, ich habe Verbindungen zu einem gewissen Syndikat. Herr Takeshi hat ja auch Verbindungen zur Yakuza. Das Laufen ist von mir so eine Art ...Nebentätigkeit. Beim Laufen war ich nur einmal im Familiengeschäft unterwegs, aber das Team wusste von Anfang an Bescheid. Ich besitze eine außerordentliche Menschenkenntnis. Ich sehe Dinge in Dir, die anderen verborgen bleiben. Zum Beispiel deinen herausragenden Intellekt. Ich begrüße die Änderung im Ton, die du getroffen hast. Das ist so ganz anders als vorher. Und mit welcher Konsequenz du deine Rolle durchhältst ... wunderbar."
"Ich war schon immer der, der ich heute bin." Was kann ich dafür, dass ich KFS habe?
"Ja, natürlich. Gibt es deinerseits vielleicht etwas, das du mitteilen möchtest?"
Ja, japanische Etikette geht mir mit der Zeit echt auf den Zeiger. Und ich habe keine Ahnung, wer du bist. Du könntest irgendjemand sein, der weiß, dass ich eine Frau kenne, die aussieht wie diese. Aber gut, spielen wir das Spiel. "Wo ich wandle, fließt das Blut. Aber zuerst brauche ich einen Beweis, dass du die bist, von der ich denke, dass du sie bist." Sie sah mich an. "Verwandle dich in einen Ork, den wir beide kennen."
"Natürlich. Würdest du mich kurz entschuldigen?"
Ich schob mir ein Sushi in den Mund und sah ihr nach, wie sie in einen Nebenraum ging. Man sah eine zusammengelegte Wolldecke und ein Holzkästchen. Nach einiger Zeit öffnete sich die Türe. Es erschien ein Omega in einfachem Overall.
"Den Schmuck habe ich leider gerade nicht zur Hand." Sie lief einmal durch den Raum. "Ich schlüpfe schnell wieder in etwas Bequemeres." Kurz darauf erschien wieder die junge Chenji im gleichen Overall. Nur hatte sie noch einen Gürtel eines Bademantels um die Hüften. Sie setzte sich mir wieder gegenüber und sah mich erwartungsvoll an.
"Das Leben ist ein Krieg und ich bewege mich durch die Minenfelder zusammen mit meinen Kameraden. Du hast Bindungen. Ich habe keine." Sollte erst einmal genügen.
Sie sah mich an. Dann nickte sie und wechselte das Thema: "Dieser Ort hier ist eine Hilfe. Wenn ich im Kampf neben Dir am Boden liege, dann bringe mich hierher, wenn Du es irgendwie kannst."
"Wie ist das hier erreichbar?"
"Natürlich ist das hier erreichbar. Über die Autobahn, die U-Bahn..."
Die will mich wohl verarschen!?! "Ich meine, ich kann Dich hier einfach abgeben?"
"Ja, das ist eine feste Adresse. Du kannst auch einfach beim Concierge anrufen. Dann werde ich abgeholt."
Ich hielt lange Blickkontakt. Stille. "Ich mag die japanische Einstellung, aber nicht die Eigenart, so lange um den heißen Brei herumzureden. Das ist hinderlich im Kampf."
"Nun ja, ich bin nun einmal Halbjapanerin. Meine Mutter ist Deutsche. Hast du noch irgendwelche persönliche Fragen?"
"Ich würde gerne die offizielle Geburtsurkunde sehen."
Sie lächelte. "Die müsste ich aus Japan anfordern."
Selbstverständlich. Die Yaks schieben eine schnelle Fälschung rüber. "Vielleicht kommen wir zum Dessert, um anschließend das Geschäftliche zu besprechen?"
Nach dem Dessert öffnete sich eine geschickt in der Wand getarnte Sicherheitstüre. Könnte zwei oder sogar drei Tritte benötigen. Dahinter ein ovaler, fensterloser Raum. Darin nur ein Stuhl und ein Tisch. Anscheinend ein Panic-Room. Sie holte aus einem versteckten Schrank einen Stuhl. Trollsize. Zum Aufklappen. Wir setzten uns. Ich sah mich um. "Ich nehme einmal an, das hier wird nicht romantisch."
"Nein. Ich kann die Türe offen lassen."
Hat sie meine Blicke bemerkt? Vermutlich. "Sie können sie gerne schließen."
Sie zuckte die Schultern und tat es. "Mir geht es weniger um Romantik, sondern eher um Ehrlichkeit. Ich hätte eine kleine Bitte." Ihr Gesicht änderte sich. "Wenn Du dieses Gesicht siehst, wäre es sehr nett, wenn Du Dich... davorstellen würdest." Sie sah mich an und wartete ab.
"Das ist Ihr echtes Gesicht." Ich formulierte es als Feststellung.
Sie nickte. Du kannst mir vieles erzählen. Aber beeindruckend ist diese Inszenierung schon. Die Japsen machen so etwas, wenn sie Respekt zeigen wollen.
"Ich hoffe, es hat dich nicht verletzt, dass ich auf dem Festival die Führung übernommen habe?"
"Mir ist es egal, wer die Hosen an hat. Hauptsache, die Führung ist kompetent."
"Ja, das war schon eine ganz schöne..."
"Scheiße."
"Ich hoffe, du hattest kein Problem mit meinem Führungsstil. Ich war manchmal ganz schön bestimmend."
Richtig. Da hast du nicht so lange rumgelabert. "Nein. Sie haben sich dort nicht gerade mit Ruhm bekleckert und das hat sich auf unsere Motivation niedergeschlagen." Und nach einem kurzen Zögern. "Zumindest auf meine." Sie nickte ebenfalls. "Aber vielleicht kommen wir nun zu dem Job, wegen dem ich hier bin."
"Äh, das muss ein Missverständnis sein. Es gibt keinen Job."
"Sag mal, du verarscht mich doch oder?! Fragst mich über meinen Fixer an, die ganze Show und nun..." Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Keineswegs. Ich wollte unser gemeinsames Band stärken. Dein Portfolio an Skills und Ausrüstung kennenlernen. Hast du noch größere Kaliber? Also manche würden sich freuen, so ein Gewehr zu haben, wie du es hast..."
"Ja." Das sollte alles bekannt sein. Große Kaliber. Gepanzerte Schlitten. Drohnenaufklärung. Brauchbares Face.
Falls dies alles echt war, war es vermutlich eine Geste, die unter Runnern Freundschaft bedeutete. Vielleicht sogar mehr. Doch ich wurde schon so oft hinter das Licht geführt. Ich kann nicht anders als vorsichtig bleiben. Nach einer förmlichen Verabschiedung brachte mich die Limousine wieder zurück zum Parkhaus. Sie könnte jemand werden wie DC, Drag oder Doc. Aber warten wir es ab.

Komm klingelt mal wieder. Tatze.
"Äh, hallo Dekan. Äh, kennst du irgendwas, wo man so ohne Anmeldung unterkommen kann? Aber mit Fenster. Für Freitag bis Sonntag."
Also 11.-13.08. "Da gibts einige Sarghotels, aber das wäre schwierig mit Fenstern." Kurz durch meine Liste geblättert. "Ich glaube, ich habe da etwas. Ich melde mich in 10 Minuten wieder."
Mordequai Square Dawson. Armenküche und Safe House in Offenbach.
"Hallo Herr Dawson."
"Kenne ich Sie?"
"Nein, allerdings haben wir einen gemeinsamen Freund. Bembel."
"Ah."
"Ich bräuchte zwei Zimmer. mit Fenstern..."
"Oh, Geschäftliches bespreche ich ungern am Telefon. Vielleicht kommen Sie einfach bei mir vorbei?"
"Gut. Vielleicht kann ich einen der zukünftigen Mieter direkt mitbringen?"
Selbstverständlich durfte ich. "Gehen Sie einfach durch den Eingang mit dem Löwen darüber."
Also ab in die Ludwigsstraße nach Offenbach. An der Ecke Bahnhofstraße ein heruntergekommenes Hotel mit Parkplatz. Tatze kam mit einem Taxi. Ich habe meine Mirage ausgepackt und pfiff auf die täglichen Staus. Zurückgesetzt eine Tür mit einem Löwen darüber. Eigentlich das Nebengebäude. Hinter der Türe eine Hotelrezeption. Anscheinend geht es von hier auch in das Haupthaus.
"Wir haben einen Termin bei Herrn Dawson."
"Sie heißen?"
"Dekan."
"Selbstverständlich. Sie werden erwartet. Einfach die Treppe nach unten und dem Gang folgen."
Ich schaute auf den Treppenabgang. Offensichtlich geht es in den Keller. Um die Ecke nach einigen Metern eine Feuerschutztür. Dahinter nach einigen Metern noch eine. Rockmusik war leise zu hören. Als wir die zweite Tür öffneten, war dahinter eine Kneipe. An einem Tisch saß ein Elf in einer Motorrad-Kombi, Katana, Sonnenbrille, Mantel über dem Stuhl hängend. An einem anderen Tisch eine kleine Feier. Zwei Orks, ein paar Norms und eine offensichtlich ziemlich betrunkene Elfe. Aus Richtung Theke kam ein Zwerg in unsere Richtung.
"Sie müssen Der Dekan sein. Und Sie..." Er schaute auf Tatze.
"Tatze. Ich bräuchte zwei Zim..."
"Aber setzen wir uns doch."
Wir setzten uns und bestellten bei der Bedienung.
"Also Zwei Zimmer."
"Ja. Ohne SIN. Und mit Fenstern."
"Ah, das war ernst gemeint. Echte Fenster, keine Projektoren. Also wollen Sie nicht komplett abtauchen..." Er bemerkte wohl Tatzes fragende Blicke. "Sie haben nichts dagegen, von Außen gesehen zu werden." Tatze nickte. "Möchten Sie gar nicht registriert werden, oder ist Ihnen egal, wenn irgendetwas registriert wird."
"Das ist egal, denke ich. Hauptsache mit Fenstern."
Tatze reservierte ein Doppel- und drei Einzelzimmer für 500.
"Auf wen soll ich reservieren?"
"Patrick Meier."
"Gut. Sie befinden sich alle im zweiten Stock." Und etwas leiser fügte er hinzu: "...also europäisch zweiter Stock."
Nachdem das Geschäftliche abgeschlossen war, bestellten wir noch eine Runde.
"Was macht Bembel denn gerade so?"
Verdammter Mist. Ist ja nicht so, dass diese Frage nicht erwartbar war. Aber ich hatte dennoch nicht an sie gedacht. "Er ist gerade in der Schweiz. In einem Sanatorium."
"Ah. Das hätte ich nun nicht erwartet. Naja, wenn man sichs leisten kann..."
Er scheint allerdings auch nicht wirklich daran interessiert zu sein, ob ich die Wahrheit sage oder nicht. "Sie wissen ja, er lässt sich nur ungerne in die Karten schauen."
"Jaja, so ist er nun mal."
Im weiteren Small-Talk wurde es interessant. Dawson stellte seine Kneipe als einen Treff von Wannabes vor. Es gab sogar einen Karl Kombatmage Fan Club. Geniale Tarnung für sein Safe House. Darunter mischten sich dann anscheinend immer wieder Runner, die den Koller im fensterlosen Zimmer nicht mehr aushielten.
"Siehst du den Elfen? Das ist n Bulle."
"Woran siehst du das?"
"Ich bezahl ihn." Auf mein Schweigen hin fuhr er fort. "Der kauft Merchandise wie seinen Mantel mit Schmauchspuren von einem Feuerball."
"Wow, dem kann man also jeden Scheiß andrehen..."
"Nein, so einfach ist das leider nicht. Er hat wohl nen Kumpel in der Forensik, der sowas überprüfen kann. Auch astral... Aber, so schön es auch ist... die Geschäfte rufen. Bestellt euch ruhig noch etwas." Mit diesen Worten winkte er seine hübsche Bedienung herbei. Ein Bier und ein kaltes Wasser ohne Eis später erfuhren wir, dass alles schon bezahlt sei. "Vom Chef. Wegen alten Freundschaften und so."
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Neos Nachwuchs
36.a
Neo am Komm. Wegen einem Job. Klar und direkt, wie ich es liebe. Zum Äppelwoi Wagner schaffe ich es locker in einer Stunde. Herrn Takeshi habe ich schon in der Leitung und reserviere ein Zimmer. Als ich reinkomme, sehe ich Neo schon am Stammtisch sitzen. Da entfährt mir ein: "Becky Schätzchen, einmal das Übliche." Bembels Standardspruch. Unten kommt uns eine Putzfrau entgegen. Staubsauger und Drähte in der Tasche. Gehören zu einem Wanzenscanner. Auf Polnisch meint sie: "Dauert noch zwei Minuten, ist noch nicht trocken."
Ich sage ihr danke und schiebe ihr in der AR 50 € rüber.
Neo: "Wie viele Sprachen sprichst du denn?"
"So viele wie nötig." Musst nicht wissen, dass Polnisch meine andere Muttersprache ist.
Als wir drin waren, nahm er einen Schluck Wasser und ich einen aus dem Bembel, den mir Becky in die Hand gedrückt hatte. Dann fing er an: "Es ist etwas heikel. Du bist lange im Geschäft und kennst dich aus. Ich bin´s noch nicht so lange. Das hat so seine Gründe. Ich mache das nur nebenher. Wollte das nie mischen, aber jetzt kann ich es nicht mehr trennen."
"Du hast Ärger mit deinem Kon." Was sollte sonst dahinter stecken.
"Ich werde nicht gesucht oder so." Er suchte nach Worten. "Ich fange wohl am besten ganz von Anfang an. Meine Frau... sie war auf Forschungsreise und hat irgendwelche magischen Pilze... naja, sie ist daran gestorben. Ich war in tiefer Trauer und habe mich gehen lassen. Dir ist sicher schon aufgefallen, dass ich keinen Alkohol anrühre. Das liegt daran, dass ich so damals viel Alkohol getrunken habe. Koks auch. Es kam, wie es kommen musste. S-K hat mich aus meiner "normalen" Tätigkeit rausgeschmissen und nach Konzernrecht die Vormundschaft meiner Tochter übernommen. Sie ist jetzt 16... Ich konnte mich damals nicht mehr um sie kümmern..." Er wollte noch weiter erzählen, doch dann stockte er. "Nun ja, dann habe ich mich wieder Dank meines besten Freundes gefangen und jetzt will ich meine Tochter zurückerobern. Dazu brauch ich Anwälte, die kosten Geld und dafür brauche ich Jobs." Wieder eine Pause. Ich sah ihn nur an. Interessant. Spezialeinheit bei S-K. "Jetzt nutzt es jemand aus, dass ich demnächst auf Konzerngelände gehe. Ich soll Informationen entwenden und kann nicht nein sagen. Alleine schaffe ich das nicht. Meine Tochter will ich da raushalten. Sie würde es nicht gut heißen. Pro Kopf wären 5k drin."
Naja, ehrlich. Aber so ein Run unter Zwang ist zweischneidig. "Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin. S-K weiß nicht, dass ich es weiß, aber die haben mir einen Chip in den Kopf gepflanzt. Die können mich orten, wenn sie wollen. Zumindest irgendjemand dort." Hintertür offenhalten, auch wenn mir diese Preisgabe nicht schmeckt.
"Heißt das, du lehnst ab?"
"Soll heißen, dass ich vielleicht nicht der Richtige bin. Hört sich eher so an, als bräuchtest du Leute für Matrix und Infiltration." Drek, ich kann einfach keinen aus meiner Einheit im Stich lassen. "Aber ich helfe dir zumindest bei der Zusammenstellung des Teams."
"Gut. Es sollen zwei Runs sein. Für den ersten 5k, für den zweiten 15k. Wenn der Auftraggeber zufrieden ist, legt er nochmal 5k drauf. Also 25k für jeden. Der erste geht gegen das Internat, in dem meine Tochter zur Schule geht. Da werden lauter Konzernbürger und die, die es unbedingt werden wollen, in Technik und Magie unterrichtet."
"Und du als hochgestellte Konzernpersönlichkeit kommst natürlich mit einem Leibwächter." Ich klopfe leicht an den Revers meines Mantels.
"Die Sache ist die, ich habe am Mittwoch einen Termin bei meinem Anwalt. Ich habe keine Ahnung, worum es genau geht, aber die Auftraggeberin wusste es wohl schon. Fakt ist auf jeden Fall, dass ich nächsten Monat an einem Treffen in der Schule meiner Tochter teilnehme." Dann wieder Zögern. "Die Auftraggeberin nannte sich Ms. Tanaka. Sie arbeitet vermutlich für die Yakuza." Er zeigte mir auf dem Komm ein Video. Eine japanische Frau stieg aus einem Taxi, in dem sie beide fuhren und stieg auf eine Suzuki. Fünf andere Biker warteten offensichtlich an diesem Ort auf sie.
"Ich denke, wir warten erst einmal deinen Termin nächsten Mittwoch ab. Wir sollten aber auf jeden Fall Chenji, Tatze und Jay mit ins Boot holen."
"Übernimmst du bitte Chenji, ich kenne die nicht gut."
Chenji war gerade in Urlaub. Dort war es Nacht. Und heiß. Und Chenji war am Jammern. Ich legte auf, bevor es stundenlang so weiter geht. Manche Leute haben eine merkwürdige Art, ihren Urlaub zu verbringen.

36.b
Donnerstag, 31.08.79, 09.30 Uhr. Neo am Komm. Hatte gestern sein Treffen.
"He, Dekan. Treffen uns heute mit einer Dame für weitere Informationen zur geplanten Feier."
"Klar. Schicke mir einfach den Geoping." Gasthaus zur Tann direkt an der A3 bei Aschaffenburg.
"Klappt das bis 12.00 Uhr?"
"Klar."
Ich war schon gegen 11 da und beobachtete die Gegend, indem ich mit meiner Suzuki immer wieder etwas spazieren fuhr. Sie trafen alle ziemlich pünktlich ein. Jay Smiley mit einem neuen Auto. Da hat er ordentlich Geld angelegt. Ich fuhr dann zum Grüppchen mit dazu, denn wir wollten uns um zehn vor vor dem Eingang treffen.
"Wir haben reserviert. Auf Meier." Neo unterhielt sich mit dem Wirt.
"Na, ke Meier."
"Neo vielleicht?"
"Na, a kei Neo. Ä Tanaka hättn mer."
"Ja, genau, Tanaka."
Neo heißt also Meier. Hätte er selbst reserviert, wäre so ein Fehler nicht passiert. Anscheinend hat die Schmitt namens Tanaka das Treffen vorbereitet.
Eine junge Asiatin wartete am Tisch. Europäisch gekleidet. Schwarzer Anzug. Nach Begrüßung und Bestellung von Essen und Getränken, hob Frau Tanaka an: "Ares hat hier in Frankfurt zu einem Freundschaftsturnier eingeladen. Neben den Ares Predators nehmen die LabRats, Fireraisers, Black Barons, Massakers, Centurios und einige andere Teil."
Ja, lauter Mannschaften aus Groß-Frankfurt sind eingeladen. Abgesehen von den Predators und den Centurios. Und es gibt eine Wild Card für eine Amateurmannschaft. Über das Spielgelände wird bisher gemutmaßt. Ich persönlich tippe auf Oberrath. Die Neo-A´s ärgern.
"Ich vertrete einige sportinteressierte Herren, die daran interessiert sind, wie die Spiele ausgehen."
Wettmanipulation.
"In diesem Sport ist es durchaus üblich, sich elektronisch verstärken zu lassen. Diese Daten sollen sie besorgen."
Ich stutzte. "Wir sprechen von einem TacNet?"
Sie nickte.
Jay fragte nach: "Welches Modell?"
"Ein Siemens Nixdorf. Neueste Generation."
"Möchten sie nur die Daten oder auch das Gerät?" Jays Gesicht war anzumerken, wer seiner Meinung nach das TacNet behalten sollte.
"Nur die Daten. Trainingsprotokolle, Taktiken, alles."
"Dann dürfen wir also das Gerät behalten?"
"Wenn das Gerät verschwindet, wäre das sehr auffällig und das wäre den Auftraggebern alles andere als recht. Wenn sie bei dieser Gelegenheit natürlich das Gerät einer anderen Mannschaft stehlen... wäre das immer noch auffällig, aber... nun ja, es wäre immer noch auffällig... genug."
Jay wird sich eines sichern wollen. Macht die Sache schwierig. Außerdem gefährdet es das Missionsziel. Er ist einfach gierig.
Seine nächste Frage sprach Bände. "Und wo befindet sich das Zentralgerät?"
"Es ist nur ein kleines Gerät. Vermutlich trägt es während des Spiels der Mannschaftsführer. Die Mannschaft ist die ganze Woche bis zum Freundschaftsspiel mit der Schulmannschaft des S-K-Nachwuchses am 09.09. vor Ort."
Schulmannschaft? Das ist neu.
"Glücklicherweise befindet sich an diesem Tisch jemand, der zu diesem Spiel eingeladen wurde. Auf dem Schwarzmarkt gibt es im Übrigen noch Fankarten. Sie sind nicht sonderlich beliebt, da sie SIN-gebunden sind." Sie sah in die Runde.
Einbruch. S-K  hat einen Chip in meinem Kopf. Das Lucius-Internat befindet sich größtenteils auf exterritorialem Konzerngelände. S-K wird da nicht lang fackeln. Ich sehe da einfach keinen Part für mich in irgendeinem Plan. Ich sah Neo lange an und schüttelte ganz langsam den Kopf. Er musste mich missverstanden haben.
"Das ist etwas wenig an Information. Sie können sicher noch etwas nachlegen, oder?"
"Nun, ich kann schauen, ob ich noch etwas ausgraben lassen kann."
"Wie viel ist drin?" Jay. Immer direkt.
"Ein bis zum Rand gefüllter Standardstick. Mit Potential zu einem Folgeauftrag. Da würde ich auf einen gefüllten silbernen Stick aufrunden. Und wenn sie mich vollständig zufrieden stellen, mache ich aus dem oder ein und."
"Das passt." Und zu Neo: "Kennst du die Schmitt?"
"Flüchtig."
"Das heißt, wir übernehmen den Auftrag?"
"Ich muss. Ich habe keine Wahl."
Neo gezwungen. S-K in meinem Kopf. Jay geldgeil wie nur was. Ich bin raus. "Eventuell müssten wir noch Spieler mit dazunehmen oder austauschen."
"Das ist kein Problem. Das Budget ist noch nicht überschritten. Nur... die neuen Spieler sollten mir vorgestellt werden." Und beim Aufstehen. "Wenn das nun alles wäre, meine Herren."
Es war alles.

36.c
Die Schmitt bzw. Tanaka ging. Die Rechnung war beglichen.
"Dann sind wir uns so weit einig?"
Ich hob die Hand. "Kann ich dich draußen sprechen?"
Neo sah etwas verwundert drein, aber wir gingen nach draußen auf den Parkplatz, liefen langsam Richtung Lärmschutzwand zur Autobahn hin.
"Ich glaube, das ist nicht mein Run."
Neo atmete tief durch. "Warum?"
"Zuerst habe ich einen Chip in meinem Kopf. Der ist von irgendeinem S-K-Typen. Dann ist da Jay. Der will Geld um jeden Preis machen. Das kann den Run in Gefahr bringen. Dann weißt du selbst, dass es kein guter Start ist, wenn einer gezwungen ist, den Run durchzuziehen. Und zum Schluss sehe ich einfach keine Rolle für mich in diesem Game. Aber ich will dich nicht hängen lassen. Ein gemeinsamer Bekannter hätte jemanden an der Hand, habe ich gehört. Ich kenne ihn nicht, aber er bietet sich als magisches Face und Manipulator an."
Stille.
"Welcher gemeinsame Freund?"
"Der, bei dem wir erst vor Kurzem im Keller waren."
"Weißt du, Dekan, ich hab mich nicht ohne Grund an dich als erstes gewandt. Du bist schon lange dabei und, viel wichtiger, ich vertraue dir." Mann, bist du ein Dummkopf. Vertrauen wird immer verraten. In meiner Erinnerung blitzt ein verblasstes Bild von Polen-Paule auf, erster Schattenkontakt eines Trolls namens Uff. Polen-Paule wollte Uff mit der Vory als Mittelsmann Uff an S-K verkaufen. Dreks Troll! Neos Worte unterbrachen die Erinnerung. "Den anderen kenne ich nicht. Ich baue auf dich. Schau mal, ich habe ewig lange nachgedacht, wie wir das Durchziehen können, ohne auf Kon-Gelände zu müssen und ich bin grob auf drei Möglichkeiten gekommen. Also erstens. Wir fangen sie ab, wenn sie mit dem Bus anreisen. Zweitens. Wir schlagen während des Spiels zu. Da musst du nicht mit rein. Du kannst auch von Draußen mit deinen Drohnen arbeiten. Drittens. Wir überfallen den Bus bei der Abreise. Wäre dasselbe wie Plan eins, nur dass die Leute dann etwas geschlaucht, vielleicht sogar verletzt sind."
Als ich ihn nur nachdenklich ansah, fuhr er fort: "Außerdem kannst du dann ein Auge auf Jay haben."
"Das wird schwer. Ich kann ihn in der Matrix nicht beobachten, er mich aber jederzeit."
"Und deinen Chip im Kopf wird doch nicht jemand die ganze Zeit im Auge haben, oder?!"
"Man kann es auch nicht ausschließen." Aber so ganz aus der Luft gegriffen ist Neos Argument auch nicht. "Auf der anderen Seite hat mich damals jemand von S-K rekrutiert, um einen Run gegen S-K zu laufen..."
"Also so ein internes Ding... "
"Pass auf. Wenn wir nicht rein müssen, überlege ich es mir. Ich fürchte aber, wenn ich ja sage, denkst du über Option zwei gar nicht mehr nach."
"Aber bei eins und drei wärst du dabei, oder?"
Wieder Stille.
"Wenn du ernsthaft über alle drei Optionen nachdenkst, dann bin ich bei eins und drei dabei. Ich kann meine Einheit einfach nicht in Stich lassen."
Zufrieden war anders, aber Neo nickte. In seinem Gesicht war sogar so etwas wie... Verständnis.
Ich klopfte auf meinen Schädel: "Es ist nicht meine Tochter, die draufgeht, wenn wegen meinem Kopf was schief geht."
Er schluckte. Ich zuckte die Schultern. "Dein Run, deine Entscheidung."
Als wir zurück zum Gasthaus gingen, kamen vier Reiter mit komischen Mützen. Eine Frau und drei Kinder. Sie banden ihre Pferde an und geben ihnen irgendwas in einem Eimer. Wir gingen rein zu den anderen.
"Seid ihr fertig?" Jay und Tatze schauten uns eher etwas gelangweilt an.
Waren wir. Neo erörterte die drei Pläne. "Aber wenn wir leise reingehen, dann werden wir ausschließlich die Daten mitnehmen, nicht das Gerät."
"Dann machen wir es laut." Jay. Klar. Es folgte eine Diskussion, ob Tanaka ausgeschlossen hat, dass wir ein Gerät stehlen oder es nur eine dringende Bitte war. Da niemandem von uns, inklusive mir, ein Verbot in Erinnerung war, einigten wir uns auf das zweitere. "Aber natürlich nehmen wir nur das Zweitgerät."
"Hämm... wir befinden uns in einer Gaststätte. Vielleicht unterhalten wir uns an einem weniger öffentlichen Ort weiter?"
Mein Einwand wurde ernst genommen und nach einer kleinen Diskussion folgten wir einem Waldweg nach Süden. Sehr gewunden. Der Verkehrslärm wurde sofort weniger. Ich ließ Drohnen zurück, um sicher zu gehen, dass wir nicht verfolgt werden. Tatze sah sich astral um.
"Also bei Möglichkeit zwei werden wir nur die Daten ziehen, weil ich eine persönliche Einladung habe. Zum Spiel im Lucius-Internat. Und es würde... Nun ja, es gibt Gründe."
Sicher, du würdest deine Tochter in Gefahr bringen.
"Was ist denn das für ein Gerät und warum müssen wir das unbedingt mitnehmen?" Tatze sah Jay fragend an. Jay erklärte die Möglichkeiten eines TacNets der zweiten Generation. Nach Neos Gesichtszügen ging ihm erst jetzt bei der Erklärung ein Lichtchen auf. "Ich will das TacNet für uns als Gruppe."
Ist durchaus ein Argument. Das würde vieles vereinfachen. Hätte ich Jay gar nicht zugetraut, dass er die Gruppe über seinen geliebten Westwind stellt.
Plötzlich Bodennebel überall. Unnatürlich schnell. Komische Geräusche, Vogelgesang mitten am Tag, Rehe schauen uns ohne Scheu an. Von Verkehr nichts mehr zu hören.
"Drek, wir sind mitten in einem Sperrgebiet wegen einem Geist oder so." Jay. "Zumindest sagt das die AR."
Glücklicherweise verlässt mich mein Richtungssinn auch im dichtesten Nebel nicht und so führte ich uns auf dem exakt gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Wir fanden ein zugewuchertes Schild. Aus Holz. Deshalb war es wohl nicht weiter aufgefallen. Ich befreite es von Ranken. Darauf stand, dass der Brunnen hier im Klingengraben, südlich von Hösbach, seit 2024 Wohnstatt eines Geistes sei.
Tatze schaute noch interessiert in den Nebel. "Ich glaube, der will Gesellschaft."
Neo: "Was meinst du?"
"Den Geist da.""
Neo schaute nun auch astral. Tatze machte Anstalten, wieder in den Nebel zu verschwinden. Ich schaute ihn an. "Willst du das wirklich kurz vor einem Run riskieren." Er reagierte nicht einmal groß. Ich ludt panzerbrechende Mun in meine Walter Secura und zog mein Kampfmesser mit Silberlegierung. "Zur Not kenne ich einen Magier, der dich ersetzen kann." Tatze ließ sich einfach nicht aufhalten und war sogleich im Nebel verschwunden.
Während Tatze nun weg war, kamen wir ins Gespräch über Stadtkriegs-Mannschaften. Es gipfelte in der unverschämten Aussage Jays: "Aber jeder ist Fan von den Centurios, die gewinnen immer!"
"Von wegen, die haben gar keine Fans! Die haben nur Kunden! Keine Sau mag die! Nicht mal die selber!" Dann sogar lieber die LabRats, die dreks Verräter! Ich krönte das ganze durch den Schlachtruf "Massaker! Massaker!"
"Das ist ja nicht so mein Sport. Also ich steh eher auf Darkman."
Ich werd verrückt! "Mann, der hatte erst sein Comeback gegen Hitman!"
"Ja, Mann, und ich konnte nicht dabei sein."
"Ich war da, Mann, war voll grün!" Aber bevor ich den gnadenlosen Piledriver, der Hitman ins Nirvana geschickt hatte mit jemanden nachstellen konnte, war Tatze zurück. Nebel gab es auch keinen mehr.
"Der wollte nur spielen."
Wir schüttelten den Kopf und gingen zurück auf den Parkplatz, setzten uns auf eine Bank am Waldrand. Jay meinte, er hätte hier auch wesentlich bessere Verbindung und setzt sich erstmal ins Auto, um Nachforschungen in der Matrix anzustellen. Ich versuchte, Doc in Essen zu erreichen. Vielleicht konnte ich im Small-Talk ein paar Infos rausziehen. Aber da war nur ein Anrufbeantworter. "Wenn es eilig oder dringend ist, hinterlassen sie eine Nachricht."
"Hi Doc, weder eilig noch dringend. Falls du mal wieder Zeit hast, ich freue mich über einen Anruf."
Nichts.
"Vielleicht sollten wir Omega anrufen. Den könnten wir bei Plan eins und drei auch gut brauchen." Neo schaute in die Runde. "Wer kennt ihn am besten."
"Tatze." Mein Kopf nickte in seine Richtung. Nach einem Anruf war Omega auf dem Weg zu uns. Genauso wie einige Drohnen von Aldi-Burger nach meiner Bestellung in der AR. 3 Minuten. Gab einen auf der anderen Seite der Autobahn.
Omega traf ein und nach einer Begrüßung gesellte sich auch schon Jay mit dazu. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte er einiges ausgegraben.
"Also", er zeigte uns die Dateien mit einem kleinen Holo, " Es gibt noch keine Arena, die muss erst hier im NO des S-K-Gebiets an der A45 gebaut werden. Dafür sind viele LKW unterwegs. Die Anreise der Mannschaft und des Equipments erfolgt mit Mannschaftsbus und eventuell einem Begleitfahrzeug. Einige Spieler reisen auch privat an oder wohnen hier in der Gegend. Für die Mannschaft ist ein Hotel in Bad Nauheim gebucht. Da das quasi die dritte Mannschaft mit einem oder zwei Star-Spielern ist, auch nichts wirklich Teures. Am 08.09., also einem Tag vor dem Spiel, gibt es zwischen 15 und 19 Uhr ein Meet n Greet im S-K-Puma-Outlet auf exterritorialem Gebiet. Der genaue Tag der Anreise ist noch unbekannt."
Nach einer kurzen Diskussion, bei der alle der Meinung waren, lieber mit mir als dem unbekannten Magier zu arbeiten, sah ich mich schon mit Schürzchen durch die Gänge des Hotels schweben und Zimmer säubern. Zumindest war das mangels besserer Faces der Plan. Die Reinehalte-Firma finden und mich einschleusen.
Nachricht von Tanaka
Paket erreicht das Gelände per Bahn (DB) am 05.09.2079 um 05.38 Uhr aus Richtung Hessen-Nassau. Übergabe an DSKL (Deutsche Stadtkriegs-Liga) am 08.09.2079 zwischen 16 und 17 Uhr. Central Industries CI-133A2 der DSKL-Standort wird markiert.
[close]
"CI133A2, eine rollende Kommandozentrale mit einem oder mehreren Anhängern. Arrestzellen, Nasszellen, Schlafgelegenheiten, Drohnenhalterungen, Drohnenwerkstatt, alternativer Ausstiege in der Dachluke, Rigger-Kokon", die anderen sahen mich etwas verblüfft an, als ich das Fahrzeug beschrieb, "Sie nutzen das vermutlich für die Übertragung des Spiels.". Ich zuckte mit den Achseln. "Militärfahrzeug. Wird zur Überwachung einer Front aus dem Rückraum verwendet."

36.d
Jay schleppte uns noch tonnenweise Daten an. Die fünf S-K-Wagons waren die einzigen eines großen Konzerns im ganzen Zug. Die anderen vierzig Wagen waren Besitz der DB. Der Zug fährt von Neu-Essen über Siegen nach Wetzlar, Gießen bis Nidda. Da werden die fünf Wagen abgekoppelt und fahren auf das exterritoriale S-K-Gebiet im Norden Groß-Frankfurts. In drei der S-K-Wägen war schweres Gerät. In einem Ausrüstung, in einem die Sicherheit. Jay war Feuer und Flamme. Wenn es nach ihm ging, dann würden wir die ganzen Waggons mitnehmen. Die Frage, ob die Daten dort überhaupt auf dem Gerät wären, schien ihn weniger zu interessieren.
"Es hieß, wir sollen die Daten besorgen, die auf dem Gerät sind. Wenn keine drauf sind, ist das doch nicht unser Problem!", so seine Argumentation.
Sicher, kann man so sehen. Dann hat man halt bald keine Jobs mehr. "Der Auftrag sind die Daten. Wir sollten durchdenken, wann der Erfolg am gesichertsten ist."
"Klar, aber wenn die nicht drauf sind..., dann hätten wir auf jeden Fall n Haufen Zaster." Er zuckte die Achseln.
"Du lässt dich von deiner Gier leiten, das versaut am Ende noch den Run."
Dem Tonfall nach hatte ich Jay anscheinend beleidigt. "Wenn du mir nicht traust, dann macht den Run doch ohne mich!"
"Das wäre durchaus eine Option." Es war wichtig, den Ton ruhig und sachlich zu halten. Aber erpressen durfte man sich auc nicht lassen. Entweder spielt Jay im Team oder gar nicht. Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern ging die Möglichkeiten weiter durch. "Also, es geht um die Daten über Aufstellung, Training etc., die Tanaka möchte." Jay hob an. Ich beschwichtigte. "Die sich nach ihren Angaben auf dem Gerät befinden sollen. Wir wissen allerdings nicht, ob Daten und Gerät getrennt befördert werden. Wir wissen nur sicher, dass sie während der Spiele auf dem Gerät sind." Wissen wir das wirklich? Egal. Da hat Jay Recht. Wenn es während des Spiels auch nicht so ist, dann hat Tanaka auf Sand gebaut. "So gesehen, wäre die Übergabe..." Nein, ich Trottel! "...nein... als Centurios wäre ich viel zu vorsichtig, bevor eine Quelle des DSKL meine Daten weiter verkauft. Vielleicht ist es sogar eine ausgesprochen schlechte Idee bei Übergabe zuzuschlagen."
"Also, äh, die Daten werden doch zum Training und so gebraucht..." Tatze, tastete sich langsam an die Frage ran, die er noch nicht ganz hatte. "...also muss doch der Trainer die Daten haben, wenn er mit seinem Rudel... äh, der Mannschaft spricht." Er sah in die Runde. Nicken. "Also vielleicht doch im Hotel?"
"Ja, Hotel sollten wir im Auge behalten. Aber auch den Zug. Jay hat da einen Punkt. Wir schlagen früh und unerwartet zu." Dann könnte ich endlich mal wieder die richtige Wumme auspacken. "Wir sprengen die Gleise, wenn der Sicherheitszug drüber ist, ich halte die Mannschaft beschäftigt und ihr durchsucht den Waggon." Noch während ich redete merkte ich, zu welchen Problemen das führte. "Dann wäre allerdings sofort Alarm da, wir hätten nicht viel Zeit und müssten das Gerät in kürzester Zeit finden, natürlich nachdem wir ihn geknackt haben..."
"Knacken kann ich. Und den Alarm kann man auch ausschalten."
"Allerdings wird der Waggon der Sicherheit über zahlreiche Sicherungen verfügen..."
"Ja, ich habe schlechte Nachrichten." Neo sah in die Runde. "Der Sicherheitswagen ist eine rollende Festung. Schießscharten, diverse Ausgänge, Kameras mit IR und Restlicht standardmäßig. Außerdem Ultraschall, die aber nur seitlich. Dazu Atmosphärenscanner in erster Linie für chemische Kampfstoffe und Radioaktivität."
Das war hart.
Stille.
"Jay nahm das Wort auf. "Und was, wenn wir den Sicherheitswaggon einfach während des Fahrens vom Zug abkoppeln?"
Wir fanden heraus, dass es diverse Sicherheitssysteme gab, die Unfälle während der Fahrt verhindern sollten. Der Plan war gut, aber nicht einfach umzusetzen. Jay fand im Netz diverse Zugliebhaber. Auf unsere genaue Bedürfnisse passten zwei Fünde in irgendwelchen Eisenbahnforen. Einer im Taunus sammelte Katastrophentrids von Zugunfällen. Um den kümmern sich Omega und Tatze. Neo und Jay wollten sich in das Hotel einmieten, in dem die Mannschaft unterkommen wird und mir fiel ein gewisser Tramper namens Paul Gersinger zu. Aus dem Schwarzwald.

36.e
Also rufe ich diesen Paul Gersinger mal an.
"Jap. Wer s n da?"
"Hallo, ich habe Ihre Nummer aus einem Forum für Zugliebhaber."
"Züge, klar, voll grün. schöne Dinger. Worauf stehstn so?"
"Auf diese wunderbaren mechanischen Gestalten."
"Jaja, Züge sinn so mechanisch und so."
"...und natürlich alles mit Bewaffnung."
"Ja, ja, kenn ich. Ja, weiß wo einer steht. Aber hammse heut nimmer."
"Was haben sie denn dann?"
"Ja, so Viehfänger un Schneefräsn. Aba ich steh so auf die schwebenden Dinger."
"Schwebend?"
"Ja, so Transrapid un so."
"Äh, und der coole Zug mit der Bewaffnung, wo kann man den sehn?" Langsam übergleiten in seinen Slang.
"Ja, im Südn von Frankfurt, da isn Museeum. Da steht einer ausm Eurokrieg. Frankfurt, voll grün, kennste Loreley-Strecke, kennste? Voll herrlich. Voll grün."
"Voll grün, was passiertn eichentlich, wenn da son Wachong abreißt?"
"Is grün, weil dann alles bremst, wo kei Druck mehr is."
"Boah, dann bremst doch dea ganse Zuch..."
"Nene, nich, wenn man den ordntlich abkopplt. Lernste erste Woche Ausbildung. Aba das is voll geheim und so. Ey, wie heißtn du eichentlich. Ich bin deä Schnotze. Hast du n Trampernamn?"
"Trampernamen?"
"Ja, genau, ich bin Schnotze und du?"
"Äh, ..."
"Egal, wir verpassn dir scho einen."
"Also, so Trampen hört sich gut an. Wie machtn mer das?"
"Naja, ich nehm immer Güterzüche. Brauchst nur n bissl Geduld. Unn s Ziel muss dia egal sei."
"Höat sich gut an. Wo könn mer uns treffn? Heute?"
"Langsam, langsam, ich bin grad in der Tschechei un so in ein, zwei Tachn in Frankfuat, dann noch Duschn unn ma Ausschlafn... Sachn mer 3.?"
"Äh, klah, unn wo?"
"Kennste Pension 2 Raben in Mainz, kennste? Kommste einfach am 3. zum Frühstücksbuffet. Musst dia aba was mitbringn. Weil Buffet nua füa Gäste unn so." Er schickte einen Geoping.
"Und ich erkenn dich, weil du bist deä Troll..."
"...ne, bin kei Troll..."
"...du bist doch ausm Schwazzwald..."
"...aba n Haua unn stolz drauf."
"Ey, Chummer, voll grün..."
"...unn bring noch Essn füa unnerwechs mit."
"Klar, kannste mia den Geoping nochma schickn. Habn aus Versehn gelöscht." Nochmal exakt der gleiche. Sehr gut. Wer weiß, wie viel der so gesoffen hat. "Ey, grün, wir sehn unns da!"
"Jou, bis dann. Unn dann kriegste n Trampernahm!"
Ich schüttelte den Kopf. Noch n paar Tage hin. Omega und Tatze hatten wohl schon was klar gemacht mit ihrem Zugfetischisten. Sie machten sich schon ab. Nach dem, was sie mir so zeigten in rechtsfreies Gebiet im Taunus. Wir machten die endgültige Besprechung für den 4.8. aus. Ein Tag sollte reichen für Schnotze. Inzwischen werden sich Neo und Jay um das Hotel kümmern.

36.f (Omega)
Ich kaufe mir gebrauchte Klamotten und ziehe mir Einmalklams aus einem Automaten. Dazu noch Wodka und Schwarzwälder Kirschwasser. Genug Energieriegel und Klopapier. Drunter nur meine Panzerweste. Fertig ist der Tramper-Look. Mit der Einkaufstasche in der Hand geht es also los. Erst nach Mainz in ein Parkhaus in der Nähe der Pension Zwei Raben. Ich laufe auf dem Weg ins Industriegebiet, in dem die Pension offensichtlich liegt, an einer S-Bahn-Haltestelle vorbei. Ein ausgeplünderter Automat. Hinten links unten noch ein Riegel. Mit meinem langen Arm komme ich hin. "Mit Vrucht" steht ganz groß auf der Verpackung. Vermutlich für die Extraportion Fitamine. Klar. So ka. Vor mir blinkt auf einem großen Beton-Komplex das Logo von "Heidelberger Zement". Kommt mir irgendwie bekannt vor. Geruch von brackigem Flusswasser steigt mir in die Nase...
Die Pension mitten im Industriegebiet hat fünf Stockwerke. Die abgeranzte Lobby war übersichtlich. Neben der Rezeption schon ein großes Schild "Frühstücksbüffet" mit Pfeil. Die nicht besonders hübsche, aber herausgeputzte Rezeptionistin schaut auf, sagt aber nichts. Selbst die Umgangsform ist abgeranzt. Ich zahlte die 25 Ocken für das Büffet und ging hinein. Neben zehn Norms waren hier noch ein Elf, drei Zwerge, fünf Orks und ein Troll. Drek. Im Spiegel. Hätte mich fast nicht wiedererkannt und dennoch... eigentlich wollte ich mich noch schminken... Was soll´s, muss jetzt. Ich hole mir erstmal ein Tablett und lade es mal richtig voll. Dann spähe ich nach einem Sitzplatz, aber dabei mustere ich die Orks. Einer in Panzerjacke mit Fake-Stacheln dran betrachtet mich. Das muss er wohl sein. 
"Schnotze?"
"Ah,..., hallo." Er lächelte mich an.
"Hey, Chummer, ich bin voll aufgeregt, wann geht´s los?"
"Jetzt lass uns erstmal frühstücken."
"Und, haste schon n Nahm?" Immer schön mit Fragen nerven und ihn zum zentralen Thema bringen. Nicht dass er noch auf die Idee kommt, nach meinem Privatleben zu fragen.
"Immer langfahm", mampfte er, "daf mafn wer naf dem Aufflug."
"Hab auch alles dabei." Ich klopfe stolz auf meine Tasche.
Er schaute die Einkaufstasche an und schluckte. "Kannste mit dem Ding inner Hand überhaupt klettern?"
Ich zuckte die Achseln.
"Naja", er kramte in seinem Rucksack, "ich hab immer Panzertape dabei. Reichlich." Er grinste mich an. "Mindestens drei Rollen. Gib ma die Tasche."
Ich leerte den Inhalt meiner Einkaufstasche auf den Boden und gab sie ihm. Er schüttelte den Kopf. Mit erstaunlichem Geschick hatte er mir aus der Einkaufstüte einen provisorischen Rucksack gemacht. Schulterriemen, Bauchgurt, verstärkter Boden. Nicht übel. "Na, dann kann´s ja losgehn. Gleich hier umme Ecke."
Wir gingen also "umme Ecke" zu einem Maschendrahtzaun, hinter dem weitläufiges abschüssiges Gelände lag. Schnotze grinste mich an, hob einen Pfahl hoch und bog ihn nach hinten. Ein Eingang, den er offensichtlich schon öfter benutzt hatte. Dahinter sah man im Tal mehrere Gleisstränge, Weichen und Stellanlagen. Und Kamerabäume.
"Da untn is ja alles überwacht..." Ich sah Schnotze enttäuscht an.
Er lächelte nur und ging mit mir über einen kleinen Hügel. Dort war ein altes Abstellgleis mit Prellbock. Darauf ein rostiger alter Wagen. "Die Gleise gehn alle ins Zementwerk. Seit es mal ...Probleme bei den Weichen gegebn hat, sinn hier überall Kameras, aber das olle Abstellgleis hier is unwichtich. Hier könn wer sogar nackt tanzn, interessiert keinen."
Ich begann, mich auszuziehen.
"Nein, nein." Er verdrehte die Augen. "Füa den Waggon hier interessiert sich keiner. Also, wenn du mal n Platz zum Pennen brauchst... Aber zum Pissen und Kacken gehste an den Zaun, klar?!"
Am Wagon fehlte eine Tür, so dass man noch Überreste von Übernachtungsgästen sah. Schnotze machte vor, wie man in einen Güterzug eindringt. Hochspringen an die Führungsleiste der Türe, Füße absetzen, mit dem Brecheisen das Schloss öffnen ("Manchmal sind die Schlösser auch elektronisch. Das ist Kacke."). Tür öffnen, rein und die Türe schließen aber mit Karabinern und Spanngurten dafür sorgen, dass die Türe nicht ins Schloss fällt. "Eigentlich ganz einfach. Manchmal hast du aber auch nicht nur eine Tür, sondern eine mit doppelten Flügeln."
Ich machte die Bewegungen nach, um schon einmal den Ablauf an der Türe drin zu haben.
"So, un nu wirds ernst."
Ich deutete runter auf die Züge. Natürlich schüttelte er den Kopf. "Nene,  da müssn wer n bissl laufn."
Wir latschen also ein paar Kilometer nach Süden, immer ein paar hundert Meter von den Gleisen weg. Zwei Hobos auf Tour. Was soll da schon passieren? Dann kamen wir an eine Brücke, die über die Bahn führte. Schnotze peilte einen Trampelpfad an, der neben der Brücke den Hang steil hinunter führte.
"Pass auf, dass de nich auf ne Spritze trittst. Brauchst ma noch festere Schuh."
Die Brücke unten ist vollgesprüht mit Grafitties. Also nicht diesen Kunst-Grafitties wie in manchen wohlhabenden Vorstädten. Das waren nicht mal Gang-Taggs. Das sah eher so aus, als wäre es vollgesprüht, damit halt vollgesprüht ist. Aber vielleicht macht das für andere Leute Sinn...
"Wir gehn da nicht drunter. Das wäre voll unhöflich", flüsterte Schnotze, "da schläft auch noch einer."
Tatsächlich. Zwischen den ganzen Kartons und Drahtschnüre mit Decken dran sah man ein paar Füße. Als ein Transrapid unter der Brücke durchdonnerte. Schnotze sprach weiter, schien immer noch zu flüstern, nur verstand ich ihn nicht. Wollte ihn nicht verstehen. Ich hätte das Zuggeräusch einfach ausfiltern können, aber ich blieb lieber der dumme unwissende Troll-Depp. Langsam ließ der Lärm nach.
Schnotze deutete dem Zug hinterher: "...auf sowas warten wir. Der kommt in zehn Minuten."
"Waaaas? Auf so einen aufspringen...?"
"Nein, nein, aber für den 12.58 müssen die Güterzüge hier langsamer machen und heute geht einer über die Loreley." Er grinste mich an. "Voll schöne Strecke. Du solltest dich aufwärmen, sonst zerrste dir am Ende was." Er begann, sich zu dehnen. Ein paar Übungen später schaute er auf seine imaginäre Uhr. "So, jetzt gehts gleich los. Ist dein Rucksack auch fest?"
Nach der Überprüfung wies er mich an eine Stelle neben dem Brückenbogen. "Wir müssen ja nicht gleich gesehen werden. Du rennst einfach los, wenn ichs auch mach. Beim zehnten Wagen. Dann kommer in den fuffzehntn."
Es rollten in gemächlichem Tempo zwei E-Loks vorbei. Beim zehnten Wagen rannten wir los. Zumindest das, was Schnotze rennen nannte. Für mich war eher die Herausforderung, meine Geschwindigkeit an ihn anzupassen und seinen Weg nicht zu kreuzen. Schnotze sprang auf und hing sich mit einem Brecheisen in die Führungsschiene oben. Für mich waren die leicht greifbar.  Doppelflügeltür. Schnotze hangelt sich in die Mitte, knackt mit einem Bolzenschneider das Vorhängeschloss, hebelt mit dem Brecheisen die Türe auf, hängt das Schloss offen wieder ein, schiebt die Flügel zur Seite und hält sie mir auf.
"Komm rein." Er hält mir seine Hand hin. Kümmert sich um seine Chummers. Und das obwohl ich ihm einen wirklich dummen Deppen vorspiele mit extrem dummen Nachfragen und wörtlich nehmen des Gesagten. Und er nimmt alles gelassen hin. Wäre ein guter Offizier.
Drin war hinter der Türe etwas Platz bis zur gegenüberliegenden Türe. Auf der einen Seite geschlossene Holzkisten auf Paletten, auf der anderen Seite Paletten in Plastikfolie. Anscheinend zusammengewürfeltes Stückgut. Alles vertäut mit Spanngurten und Karabinern. So ein Zufall.
"Hey, Jackpot", ich deutete auf die Paletten, "da könn mer aba einiches mitnehm."
"Ne, pass da ma lieber auf. In den Kistn sind Lichtsensorn und die Plastikpaletten... naja, ich sach ma so. Wennde wirklich dringend ma was brauchst... n Kumpl hat mia erzählt, dass die so 3 Prozent Verlust einkalkuliern, danach wirds kritisch. Wenn wir nich deren Zeuch anrührn, rührn die uns auch nich an. Abä des geht nur bei Transrapid. Hieß früher ma Deutsche Bahn, Des rote Rechteck von heute nur mit DB statt TR. Naja...egal... also bei TR kannste des bringen, was wir machen, also trampen, die andern Betreiber sinn da viel empfindlicher." Anscheinend hatte er meinen Blick im Wagon und  durch den Spalt an der Tür nach oben gesehen. "Und nochn Tipp: Was vieln Anfängern des Lebn kostet. Geh bloß nich nach obn! Da is ne elektrische Oberleitung, die grillt sogar jemandn wie dich."
Ich ließ mir etwas Zeit bis ich wieder zum Punkt kam. Auf jeden Fall sprudelten die Infos nur so aus der Quelle. Erst einmal holte ich den Schnaps und jede Menge Riegel aus meinem ´Rucksack´ und zwischen den Bahnhöfen genossen wir den Ausblick auf die Loreley. Erst danach schnitt ich das Thema Abkoppeln nochmal an.
"Das zeig ich dir in Koblenz." Gut. Hauptsache, du zeigst es mir noch.
"Jetzt müssen wir langsam packen. Raus geht leichter als rein. Is aber dreimal so gefährlich." Er grinste dabei und zog einige dicke Jogginghosen aus seinem Rucksack, um sie unter die Lederhose zu ziehen. "Polsterung, weißte, aber son harter Troll wie du hälts auch ohne aus..."
"Joa, runter kommse alle", äffte ich meinen Fallschirmeinweiser nach. Inklusive süffisantem Ton und Grinsen.
Schnotze lachte. "Des stimmt." Der Zug verlangsamte sein Tempo.  "So. Hier müssn wer ma zumachn." Er zog die Flügel zusammen und zählte "Ein Elefant, zwei Elefant... so, willkommen in Westrhein-Luxemburg! Da vorne ist ne weiche Stelle. Brombeeren. N bissl stachelig aber zumindest nich giftig. Pass auf die Pfosten auf."
Er öffnete die Flügel, stellte sich an die gegenüberliegende Tür und schien sich auf etwas zu konzentrieren. Klar, den Takt der Pfosten. Er rannte los und sprang. Ich tat es ihm nach.
Nur acht, neun Kilometer weiter war eine Endstation S-Bahn von Koblenz. Da wir über die Gleise kamen, waren wir schnell an ein paar abgestellten Wagen. "Also abkoppen. Da drehste hier auf...."
Drek! Das ist ein Spezialschlüssel. "Wo bekomm ich denn son Schlüssl her?"
"Kriegste in der Ausbildung." Schnotze grinste, als er die Enttäuschung in meinem Gesicht sah. "Wenn du uns die erste Klasse klr machst, dann kriegste einen. Meine Alte hat den vor der Wäsche immer aus der Hose und danach nie reingetan. Hab zwei dutzend davon." Wie grün ist das denn?! Manchmal darf man echt Glück haben. Also die S-Bahn is etwas komplizierter, weil dann musste hier die Kabelstränge noch trennen, Licht, Sensoren, Kameras. Aber Hydraulik is klar. Dann is da noch die Druckluft. Die kommt dann raus und der Zug bremst..."
Ich zeigte mich enttäuscht. "Aba du hast doch gesacht, das geht auch so dass der Zuch weiterfährt..."
"Da musst du den Druckkreis unterbrechen. Aber wer will das schon."
"Ah." Druckkreis unterbrechen. Ein Punkt mehr auf der Liste für Jay.
"Also..." Er deutete auf die S-Bahn. "Lass uns mal mit Klasse reisen."
Es war abends. Wir stiegen hinten ein und gingen vor zur ersten Klasse. Darin zwei Punks, schlitzten gerade paar Polster auf. "Ey, Alter, willste Schtunk?!"
"Verpisst euch, ihr Loser." Ich sah die beiden streng an, ich bettelte quasi darum, dass sie angriffen. Die beiden Normies verpissten sich.
"Hauerpower!" hörte ich von Schnotze und er gab mir einen seiner Schlüssel.
"Und? Haste jetz nen Nahm für mich? Wie wärs mit Erste Klasse?"
"Hm... aber mit einem großen S davor. Is ja ne S-Bahn hier."
"Serste Klasse? Wie kacke klingt das denn?!"
"Nene, SssssssErste Klasse. Mit zischendem S und großem E." Ich sah ihn nur sprachlos an. "Na, Abkürzung SEK?"
Ich lachte und klatschte auf meinen Oberschenkel.
Zum Abschluss plante Schnotze noch meine Rückfahrt. Dabei erfohr ich, dass es zwei Hauptrouten den Rhein entlang gab. Unser Zug wird sich auf einer Nebenroute befinden.
Montag, 04.09.79 kam ich um 2.30 Uhr in meinem Haus in Obertshausen an. Ich schicke Jay noch ein paar Nachfragen. Wach war er nicht. Zumindest antwortete er nicht. Schlafregulator einschalten.
Aus.
Montag, 04.09.2079, 05.46. Ich bin hellwach. Duschen. Dabei läuft schon die Kaffeemaschine. Um 6.00 Uhr Nachricht an alle. "Ruft mich an."
Um Nullsechshundertdreißig hatte ich Neo an der Strippe (sagt man immernoch so) und erfuhr, dass er gar nicht mit im Hotel war. Das hat Jay alleine erledigt.
Um Nullsiebenhundertdreißig Uhr Tatze. Er war mit Omega zusammen im Hintertaunus bei einem Vampir, der mit Begeisterung Modelleisenbahnen sprengt und Trideos mit Zugunglücken sammelt.  Er sprengt die Modelleisenbahnen "maßstabsgetreu". Also Maßstab 1:1 kann ich auch jederzeit zeigen...
Um Nullneunhundert Jay mit der Bemerkung "Schläfst du auch mal irgendwann?". Wir machten einen Treffpunkt um zwölfhundert aus. Einen anderen. Eine Hackerkneipe namens Zuses Use ´n´ Loose in Hanau. "Schick den anderen einfach Geoping und Uhrzeit."
Mir schoss noch durch den Kopf, dass ich gar keine Geckohandschuhe hatte. Ich rief Neo an. Er auch nicht. Also machten wir uns zusammen auf, welche zu kaufen. In Ferdis Bergwander- und Naturzubehör in Hanau-Steinheim. Idyllisch gelegen in einer Räumlichkeit innerhalb der Burgmauer in der Innenstadt, mitten in der Fußgängerzone...
Der Laden stellte sich als Teil des "Alpenvereins deutscher Länder" heraus. Im Gegensatz zum "Deutschen Alpenverein" nicht so national, mit den österreichischen und schweizerischen Mitgliedern sogar so etwas wie international. Zumindest meinte der Inhaber Horst Schulz das. Hier gab es jegliche Survival- und Campingausrüstung. Auch alles für Natursportarten wie Klettern, Paragliding oder Fallschirmspringen. Sogar Bögen und Armbrüste gab es. Wir bestellten für Neo und mich je zwei Paar Gecko-Handschuhe. Da das Express sein musste, war es dementsprechend teuer. Klappte aber. Sollte man für den vierfachen Preis auch erwarten können. Für Neo musste ich auslegen... Nun ja, zumindest hielt uns Herr Schulz für Wilderer und ließ erkennen, dass er damit kein Problem hatte. Da gab ich noch eine verstärkte Enterhakenkanone in Auftrag. Mal schaun.
Dann weiter mit dem Bulldog zum "Loose´n´Goose". Der Ping führte uns zu einem Hochhaus. Die Kneipe sollte im 15. Stock sein.
"Nachdem das eine Hacker-Kneipe ist, lieber alles auf offline stellen...", murmelte ich vor mich hin.
Neo musste mich gehört haben: "Das ist ne Matrix-Kneipe? Woher weißt du das?"
"Hat mir Jay gesagt."
"Warum sagt der mir sowas nicht?! Habe nur einen Geo-Ping und die Zeit bekommen."
Richtig. So sagte ich ihm das. "Ich schätze, er hat haargenau das gemacht, was ich ihm gesagt hatte."
Wir schalteten also beide alles off. Dauerte bei mir etwas. Weder vor noch im Hochhaus wies irgendetwas auf eine Kneipe hin. Im Fahrstuhl gab es keinen Knopf für die 15. Nach der 14 kam einfach die 16. Erst ein Blick in die AR löste das Problem. Wir drückten also den Button in der Matrix. Oben ein dunkler Raum mit Schwarzlicht. Sessel, Sofas, alle Fenster mit dünnen, schwarz gestrichenen Wänden abgestellt. An der Bar war Jay mit einer Frau mit AR-Brille. Ich konnte hören, was sie ihn gerade fragte: "Und wer von denen ist der Köter? Nicht der Troll, also der andere."
Jay wendete sich zu uns: "Ich komm gleich zu euch."
Wir setzten uns in eine der vielen Ecken mit Sessel und Sofas. Die Kneipe war absolut still. Außer den Geräuschen, die die Läute mit ihren Bewegungen machten. Gleichzeitig schien die Tussi vorhin das Gefühl gehabt zu haben, dass sie flüstere. Dafür war ihre Stimme aber doch zu laut. Nachdem ich keine Karte auf dem Tisch oder an einer Wand sah, schaute ich doch wieder in die AR. Sofort ertönte Musik. Während ich die Karte mit komplett überzogenen Preisen aufrief und überflog, öffnete sich der Aufzug und Tatze kam in Menschengestalt herein.
"55 Öcken für n Bier? Die können wohl auf Kunden verzichten." Ich konnte ein kurzes Lachen nicht unterdrücken. Wahrscheinlich nur Fassade. Ich sah mich um. In einer Ecke standen einige Automaten mit Soft-Drinks. Ich ging hin. Gerade wollte ich einen Cred einschieben, als mir wieder einfiel, wo ich war. Ist zwar nur Kleingeld, aber wer lässt sich freiwillig beklauen? Die ziehen mir den Stick einfach leer.
Als ich gerade ausholte, um einen Automaten zu demolieren, hörte ich von hinten: "Wer wird denn gleich alles kaputt machen..." Eine junge Frau kam vorbei. "Was willst du haben?" Ich zeigte auf eine Buzz. Sofort öffnete sich das Fach.
"Was willst du dafür?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Gib mir nen Drink aus, wenn wir uns wieder treffen."
Als ich zurück kam, waren alle da. Auch Jay. Wir nahmen uns einen abgeschirmten Raum, den es hier gab.
"Also Jay, ich bin mal alles durchgegangen." Ich erleuterte den Plan grob. "Also in der realen Welt ist alles klar, aber ich weiß nicht, ob du das alles in der Matrix schaffst."
"Das kann ich nicht alles gleichzeitig machen, das habe ich vor zwei oder drei Tagen schon gesagt..."
"Das ist mir dann wohl entgangen."

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« Letzte Änderung: 02. Oktober 2024, 19:29:22 von Olf »
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  • 17. August 2023, 18:50:01
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #33 am: 17. August 2023, 18:50:01 »

Neos Nachwuchs 2

36.g (Der Dekan)
Irgendwie muss ich in meinen Bemühungen, weitere benötigte Ausrüstung aufzulisten, weggedriftet sein. Soll typisch sein für KFS-Infizierte wie mich. Tatze schnipste mit den Fingern, ich schüttelte den Kopf und nahm wahr, dass ich gerade mit Neo und ihm in meinen Bulldog einstieg.
"Den Plan haste aber schon mitbekommen, oder? Über den wird auch nicht mehr diskutiert."
Nichts habe ich mitbekommen. Drek! "Wiederhole nochmal. Sicher ist sicher." Ich ließ dabei offen, ob ich mich, ihn oder uns alle drei meinte.
"Also Jay wird den Zug mit einem gefakten Signal auf der Strecke in einem kleinen Kaff zwischen Siegen und Wetzlar anhalten. In Rudersdorf vor dem Tunnel. Ich mach uns alle unsichtbar und beschwöre einen Geist. Wir steigen heimlich zu. Omega fährt parallel zu uns und wir haben mehr als eine Stunde Zeit für die Durchsuchung. Jay organisiert noch eine Unterstützung für die Matrix. In Wetzlar steigen wir genauso heimlich wieder aus. Plan B ist das Hotel, Plan C die Sportveranstaltung."
"Klingt gut. Könnte von mir sein. Jemand was dagegen, wenn wir nochmal shoppen gehn, bevor es losgeht?"
Als wir unterwegs zum Laden sind, kommen Nachrichten rein. Zuerst Omega: "Wir brauchen dein Auto, aber ich müssts fahn. Meins noch in der Werkstatt." Ich schickte ihm einen Daumen hoch. Dann noch Neo. Er hatte Pläne. S-K Triebwagen mit Security, Schwerlast-Wagon und geschlossener Transport-Wagon. Die beiden Schwerlasten fielen raus, da wird wohl kein TacNet gelagert sein. In einem der beiden Transport-Wagons wurde in der Ladeliste Sprengstoff angegeben. Das musste der Transrapid AG angegeben werden. Gesetzliche Bestimmung. Empfindliche Elektronik wird da wohl nicht mit drin sein. Also blieb noch ein Wagon.
Es lief gut.

36.h
Mit den beiden nochmal zu Ferdis Berg-, Wander- und Naturzubehör. Horst Schulz war erstaunt und erfreut zugleich. Ich nahm noch ein Fallschirmgeschirr mit. Damit konnte ich Tatze in Hundeform vorne mit Karabinern anklicken und jemanden im Notfall auf dem Rücken transportieren. Dann müsste ich mir natürlich mit dem Rucksack etwas einfallen lassen. Weiter zu einem Elektronikladen und zehn faradaysche Taschen gekauft. Mit modischer Außentasche.
Jay gab per Textnachricht durch, dass er jemanden zur Matrixunterstützung gefunden hätte. Ein Anfänger, in der Fleischwelt nicht brauchbar. Wir müssten Baby sitten. Jay kennt den Typen nicht, aber er traut den Leuten, die ihn empfohlen haben.
"Sollen wir den mit reinnehmen?"
Ich wägte für und wider ab während wir im Bulldog streng nach Verkehrsregeln durch Hanau rollten, aber es war eindeutig. "Wir brauchen die Unterstützung, wenn wir das durchziehen wollen."
Wir trafen uns in der Nähe von Siegen auf einem Parkplatz. Ich ließ eine meiner Fliegen raus, um ein Auge auf die Gleise am Bahnhof werfen zu können. Sie war gerade in Position, als die anderen eintrafen. Die Unterstützung stellte sich als eine Orkin heraus.
"Du musst Blue sein." Ich hielt ihr meine Hand hin, die sie nach einigem Zögern ergriff.
Schon nach drei Sätzen war klar, dass sie in der Fleischwelt null Ahnung hatte. Vermutlich liegt die den ganzen Tag auf dem Sofa und lässt die Matrix für sich arbeiten. Während sie sich mit den anderen ungelenk unterhielt, musterte ich sie. Overall, Tarnholster, der sichtbar war selten doof und eine Hammerli darin.
Ich wartete eine Gesprächspause ab. "Hast du eine SIN." Sie schaute mich an wie ein Pferd. Vermutlich überlegt sie, was ich von ihr will, also füge ich hinzu: "Falls die Bullen uns anhalten."
Sie zögerte kurz. "Treffen wir auf dem Run auf frei laufende Tiere?"
Das war für mich tatsächlich fast zu viel. Ich erklärte langsam: "Falls uns unterwegs Polizisten oder andere uniformierte Sicherheitskräfte anhalten..."
"Ah, ahso, ja, ja, hab ich. Also bei euch sind das Bullen. Ich dachte immer, das wären Schweine..."
Ich rollte mit den Augen. "Am besten du redest nicht mit ihnen..."
"...na klar, mit der Polizei redet man nicht!" Die empörte Feststellung scheint ernst zu sein.
"Hast du eine Lizenz?" Ich deutete auf die Hammerli.
"Äh, nein."
Mir fiel fasst mein Gebiss aus dem Gesicht. "Weißt du, wie man schießt?"
Sie drehte kurz die Augen: "Klar, ich hab ein Talent dafür."
Oh mein Gott. Ne Anfängerin mit Talentleitung. "Hast du schon mal geschossen?"
Wieder drehte sie kurz ihre Augen. "Klar."
Vermutlich meinst du irgendwelche Matrix-Shooter. Prima. Ich hielt ihr meine Handfläche hin. Sie sah mich fragend an. "Gib mir die Waffe."
"Auf keinen Fall, die hab ich ausgeliehen."
Wäre mir mein Gebiss nicht schon aus dem Gesicht gefallen, wäre es spätestens jetzt so weit. Sie atmete tief durch, nahm die Waffe heraus und ließ das Magazin auswerfen. "Magazin und Waffe muss man immer getrennt aufbewahren."
Ich schüttelte nur den Kopf. Beim Versuch, den Streifen wieder in die Waffe zu schieben, kam eine Fehlermeldung. Die Waffe war wohl individuell angepasst. Ich legte sie ins Handschuhfach.
"Muss nochmal jemand aufs Töpchen, bevors losgeht?" Ich schaute in die Runde. Blue meldete sich und lief los. Ich ihr hinterher. Vermutlich ist sie zu dumm zum kacken. Oder sie verrät uns. Sie ging nicht auf das öffentliche Klo hier am Parkplatz, sondern steuerte einen MacDöner an. Während sie dort auf die Toilette verschwand, bestellte ich in der AR eine Lage Dönerteller für alle. Danach ein kleines "Upsie", als ich fast die Damentoilette betrat. Gerade kurz genug, um eine Fliege reinzulassen. Dann auf die Herrentoilette. Blue machte auf WC das, was man da so macht. Auf der anderen Seite würde ich ein Telefonat von ihr nicht mitbekommen. Auf dem Rückweg die Fliege und die Dönerteller eingepackt. Sie kam mir mit jeder Menge Sweeties und ein paar warmen Apfeltaschen entgegen...
Wir fuhren also zusammen nach Rudersdorf. Es wurde dunkel. "Ich beschwöre mal einen Geist.", hörte ich Tatze von hinten. Kurz darauf war auch schon die Präsenz von Magie deutlich zu spüren.
Unterwegs übergab ich den Bulldog an Omega.
"Ich weiß das sehr zu schätzen."
Kurz wollte ich etwas erwidern, schenkte es mir aber.
In Rudersdorf angekommen, verkleidete ich Neo und mich. Blue meinte, sie würde uns in der Matrix etwas maskieren. Ich schaltete mein Komm auf Schleichfahrt. Der Dongle war nicht gut, aber zumindest kann ich erst einmal schleichen und alle geslavten Sachen online halten ohne gleich gehackt werden zu können.
Jay setzte eine Perücke und eine Gesichtsmaske auf und sah sofort anders aus. "Einprogrammiert.", meinte er nur lapidar.
Tatze machte sich selbst, Neo, Jay und mich unsichtbar.
Dann sahen wir uns am Bahnhof mit Hilfe einer meiner Fly-Spy-Drohnen um. Kaum Beleuchtung, in den beiden Betrieben entlang der Schiene nur Notbeleuchtung. Niemand zu sehen. Vielleicht gab es irgendwo die eine oder andere gelangweilte Wache. Alles grün.

36.i
Ich halte also im Siegen den Bahnhof im Auge. Die Wagen stehen tatsächlich nach unseren Informationen in Reihung. Die SK-Wägen hingen ganz hinten. Zunächst die beiden Schwerlast-Wagons, dann die beiden geschlossenen Wagons und ein Schubwagen, in dem die Sicherheit untergebracht war. Der Zielwagon war direkt hinter der Schwerlast. Etwas von der Sicherheit entfernt. Sehr gut. Beim Anfahren parkte ich meine Fliege und kappte dann die Verbindung.
Während der Zug zu uns fuhr, kümmerte sich Jay um das Haltesignal. Diesmal sind wir extrem von Jay und dieser Blue abhängig. Das gefällt mir gar nicht.
Beim Einfahren in den Bahnhof waren die Wagons immer noch in Reihe. Ich betrachtete die Wagons intensiv auf der Suche nach Sensoren. Sie waren extrem gut verarbeitet. An den geschlossenen Wagons konnte ich die Kamera-Paneele erkennen und am Schubwagen verschiedene Paneele. Ich schaltete wieder auf Ultraschall um. So ein militärischer Sensor im Kopf ist etwas Wert. Solange Jay mit uns zusammen ist, wird er uns schon nicht linken. Da er der einzige war, der keine unsichtbaren Leute sehen konnte, behielt ich ihn im Auge. Als Blue das Tor des Zielwagons öffnete, liefen wir nach vorne. Neo vorneweg, dann Jay und ich machte mit dem vor meinem Bauch hängenden Hund namens Tatze den Abschluss.
"Drohne ist gehackt."
Noch während wir am Zusteigen waren. Wirklich schnell, die beiden. Alle Sensoren übernommen und manipuliert, die Drohne entdeckt und ausgeschalten.
"Drek", kam es von Jay, "das TacNet ist im anderen Wagon! Inaktiv. Und Blue meint, dass im Sicherheitswagon eines in Gebrauch ist. Da sind sechs SK-SINs aktiv, einer mit ESUS-Zertifikat, wahrscheinlich Rigger."
Prima. Aber es kann eben nicht alles glatt laufen. In jedem Run gibt es einen Punkt, an dem man beginnen muss, mit Unwägbarkeiten umzugehen. Warum auch immer die Centurios ihr TacNet im gleichen Wagen transportieren wie den Sprengstoff und Waffen.
Wir kamen überein, dass wir nun eine gute Stunde hatten, den Wagon zu plündern. Wir warteten kurz bis Blue alle Lichtsensoren in den verschiedenen Kisten ausgeschalten und die Magschlösser geöffmet hatte ("Magschlösser? Nein, knacken kann ich die nicht. Wäre zu laut und dann sind die doch kaputt. Ich kann sie nur öffnen.") und machten uns über die Kisten im ersten der vier Ecken her. Leider waren die Motorräder in der Mitte des Wagons zu groß, um sie mitzunehmen. Nachdem wir uns durch einige Kisten mit Fan-Shirts für T-Shirt-Kanonen gewühlt hatten, murmelte ich ein "Ein Inhaltsverzeichnis wäre klasse." vor mich hin.
Blues meldete sich: "Ich hab eins."
Zweimal tief durchatmen. Den Ärger einfach ausatmen. Ich schaute durch. Zwei Zwinger waren voll mit Fan-Artikel, einer mit Werkzeugen für die Motorräder, einer mit Ersatzteilen. Die Ersatzteile waren am meisten Wert und gut zu transportieren. Wir holten uns gezielt Teile heraus. Zwischendurch zeigte uns Neo eine Nachricht der Schmitt: "Könnte ab Mitternacht Probleme auf der Strecke geben. Soll dagegen interveniert werden, oder soll man die Wahrscheinlichkeit der Probleme fördern?" Wir einigten uns darauf, dass Schmitt sich heraushalten soll, um auch keine indirekte Verbindung zu uns zu legen. Jay frotzelte herum, dass ich als der, der immer kritisch mit dem Looten des Wagons war, jetzt am begeistertsten am Aussuchen der wertvollsten Stücke war. Ich lächelte ihn an und zeigte einen Daumen nach oben. Dann wurde mir klar, dass er mich nicht sehen konnte. "Wer weiß, vielleicht lag ich ja falsch."
Nun gut. Die Zeit verrann und der nächste Wagon wartete auf uns.
Die Wagons trennten zwei Türen. Der Zwischenraum war offen, doch gab es Plattformen, auf denen man stehen konnte. Blue öffnete das Magschloss, während Jay auf Drohnen im Wagon achtete. Neo und ich mit Tatze am Bauch gingen rein. Da waren zwei Steel Lynx, wie erwartet. Neo auf der einen Seite in Deckung, ich auf der anderen. Wir nahmen beide je eine Drohne ins Visier. Die eine ging auch gleich in Ausgangsstellung zurück, während die andere an uns vorbei Richtung offener Türe fuhr. Dann drehte sie sich um und fuhr wieder an ihren Platz zurück.
"Die beiden sind temporär blind. Habe eine Fehlermeldung installiert." Jay war etwas angespannt. Blue kam ihm zu Hilfe: "Kein Alarm. Der Rigger war mal kurz erschrocken und holt sich jetzt einen Kaffee. IC ist blind, Kamera im Loop und TacNet markiert."
Die Sicherungen wurden geknackt, wir zogen uns die Daten. Jay gab jedem von uns ein Backup. Sogar Neo war kurz versucht, das TacNet mitzunehmen. Den Sicherheitswagon wollten wir nicht stürmen. Zu großes Risiko für das Ersatz-TacNet.
Tatze meldete sich: "Wir können es ja im Hotel holen. Wow, wenn wir nichts geklaut hätten, ist es gerade so, als wären wir nie da gewesen..."
Guter Gedanke. Das Zeug ist eh nur knapp 10k Wert. Und das im Einkauf...  Ich ließ mir von Blue zeigen, wo was verpackt war. Nachdem ich ihr keine Marke geben konnte (irgend so ein Matrix-Zeug), behandelte sie mich wie ein Kleinkind. Sie legte in der AR bunte Formen über die Teile und die Kisten. Wie bei Babys, die Formen in die richtigen Löcher stecken sollen... Ja, in deiner Welt bin ich ein Baby, mag sein. Aber du auch in meiner.
Nachdem alles wieder hergestellt war, warteten wir auf die Einfahrt nach Wetzlar, wo wir den Zug wieder verlassen wollten.

36.j
In Wetzlar hält der Zug auf dem Bahnhof. Wir gehen durch ein Verladetor nach draußen. Lärm. Megafone. Blaulicht. In beiden Richtungen des Zuges, aber nichts in unserer Nähe. Der Lärm scheint eher aus dem Osten, das Blaulicht eher aus dem Westen zu kommen. Auf dem Nachbargleis steht auch ein Zug. Wir kriechen zwischen zwei Wagons durch, über fünf weitere Gleise zu einer doppelten Baumreihe im Norden. In einiger Entfernung Leute in Warnwesten mit dem TR-Logo. Mitarbeiter der Transrapid AG. Nachdem wir alle weiterhin unsichtbar waren, kamen wir problemlos über einen Feldweg Richtung Norden raus aus dem Trubel. Der einzige Ausweg nach Norden war allerdings eine Brücke über die Lahn. Dort stand ein Streifenwagen. Obwohl die Beamten nicht sonderlich engagiert schienen, gingen wir kein Risiko ein. Etwas abseits levitierte uns Tatze über den Fluss direkt an ein Schulzentrum am Rande eines Siedlungsgebietes. Um ein Uhr nachts kam also Omega mit meinem Bulldog vorbei und wir stiegen bei langsamer Fahrt ein. Omega sollte Schritttempo fahren, dass man auf eventuellen Kameraaufnahmen der Schule nur einen Van sah, der sich wohl verfahren hatte. Ich passte auf Jay auf, der uns andere nicht sah. Im Bulldog dann versteckte ich Kiddie wieder im Geheimfach, während Neo sie wieder ablenkte. Als ich wieder sichtbar war, hielt ich Jay die Faust hin. "Gute Arbeit." Haben wir alles Dir und Blue zu verdanken.
Ich löste Omega wieder als Fahrer ab. Neo kontaktierte Tanaka. Jay bezahlte Blue mit Candys und Soft-Drinks. Komisches Käutzchen, diese Blue. ALI färbte die A45 und A5 in der Nähe Wetzlar rot. Es waren Motorduellisten unterwegs. So nahmen wir Bundesstraßen zurück nach Groß-Frankfurt.
Treffpunkt mit der Tanaka war ein gewisses Hotel Emanuelle in Bad Homburg. Es lag hinter einer etwa gut zwei Meter hohen Mauer. Am Gittertor war eine altmodische Klingel. Hinter dem Gittertor war ein Kiesplatz und ein kleiner Garten. Über dem hohen, doppelflügeligen Eingang eine kleine Balustrade. Genauso wie die doppelflügelige Eingangstüre war auch innen alles aus Holzimitat. Hinter dem Tresen des Empfangs ein bauchfreier junger Elf. "Sie sind die Gruppe, die den stillen Raum gemietet hat?" Nach Neo waren wir das wohl. Wir gingen durch eine Lounge mit abgetrennten gemütlichen Sitzecken, manche durch einen Vorhang vor neugierigen Blicken geschützt. Dahinter eine breite Türe in einen langen Gang, in dem viele spärlich bekleidete Frauen auf Stühlen saßen. Der Elf führte uns zu einer Treppe nach unten. Er deutete abwärts. "Die Türe am Ende des Ganges ist das stille Zimmer."
Als wir nach unten gingen, stellte ich auf meine interne Sauerstoffversorgung um. Sicher ist sicher. Im Zimmer wartete Frau Tanaka. Sie saß in einem schwarzen Domina-Outfit auf einem Thron. Bänke mit Handschellen, Ketten an den Wänden. Erinnerte alles an eine Folterkammer.
"Ich hoffe, wir müssen uns nicht hinknieen." Neo schien amüsiert.
"Wenn ihr brav seid."
Das war Jays Stichwort. "Wir haben alles, was verlangt war." Auf sein Zeichen hin übergaben wir alle unsere Chips. "Ich habe einige Sicherheitskopien gemacht. Für den Notfall."
"Ich hoffe, Sie haben nicht vor, eine davon zu behalten."
"Natürlich nicht. Und hier ist ein kleines Extra. Ich hab noch einiges an Metadaten über die Dateien und das Gerät ausgegraben. Wo es überall war, womit es Kontakt aufgenommen hat und solche Sachen."
Frau Tanaka musterte uns zufrieden und fuhr an Neo gewandt fort: "Sie haben eine interessante Menagerie an Talenten. Wie viele waren es noch?"
"Alle, die sie hier sehen plus eins."
Ich dachte, sie würde auf Neos Erwiderung beginnen, darauf herumzureiten, dass sie auf persönlicher Vorstellung bestanden hätte, aber nichts davon geschah. Sie übergab Neo sechs Sticks. Neo prüfte sie und gab sie weiter.
"Vielleicht könnten Sie mir einen kleinen Gefallen tun."
Ich hielt mich zurück, Neo sagte sofort "Ja" und auch der ein oder andere war interessiert. Es ging um eine Übergabe in einem Hotel, die heimlich sein sollte. Morgen (also eigentlich schon heute) früh. Zum Frühstück. Was immer das genau bedeuten sollte. Während de anderen sich beratschlugen, wer genau alles mitmachen wolle, übergab mir Neo unauffällig einen Stick. "Danke." Achja, die 2k für das Zeug, das wir dann doch nicht brauchten. Vielleicht das nächste Mal. Wer weiß?
Neo sollte also in Bad Nauheim in einem Hotel namens Dolce by Windham den Stick an einem Typen übergeben, der auf einem Foto zu sehen war, das er erhielt. Dazu das Losungswort "Ich bevorzuge das herzhafte britische Frühstück gegenüber dem kontinentalen." Der fette Zwerg in seinem feinen Zwirn und Whyskey in der Hand wird das schon verstehen. Der andere Zwergentyp daneben sah auch nicht besser aus. Stinkende Oberschicht-Fuzzies.
"Und wie viel springt dabei raus?"
Keine Ahnung, wer genau diese Frage stellte.
"Ich sagte bereits, dass ich das als Gefallen ansehen würde. Sie erkaufen damit noch mehr meines Wohlwollens."
Ich konnte es mir nicht verkneifen. Über den Team-Funk schickte ich ein "Yippie" raus. "Hey, wir müssen nichts mehr bezahlen, um für sie arbeiten zu dürfen..."
Naja. Neo macht das schon.
Im Bulldog gebe ich Blue ihre Hämmerli wieder. Den Stick von Neo wollte sie nicht. Sie war wirklich mehr als merkwürdig.
"Krieg, da hat jemand Krieg ausgerufen." Jay sah bedeutungsschwanger in die Runde. "Vielleicht war deshalb die Autobahn gesperrt."
Ich schaute auf den Artikel. "Gewerkschaft", "Genossen", "Bahn-Lokführer". Erklärt zumindest die Vorkommnisse in Wetzlar.
"Ah, nein... Die Gewerkschaft der Lokführer hat mal wieder einen Streik ausgerufen. Die nennen das nur Krieg." Ich schüttelte den Kopf. Manchmal war Jay auch komisch. Aber zumindest nicht so abgedreht wie Blue. Aber sie habens drauf.
Ich setzte die anderen nach und nach ab. Anruf von Neo. "He, Dekan." Niedergeschlagene Stimme. "Ich hab eben einen dringenden Termin reinbekommen. Ich ... darf ... den auf keinen Fall ... versäumen." Lange Pause. "Echter Drek, ich muss zu einem unangekündigten medizinischen Test..." Nochmal tiefes Durchatmen. Ich wartete. "Naja, könntest du das mit der Übergabe übernehmen?"
In einem ewigen Augenblick schwankte ich von Schieb dir den doofen Gefallen ganz tief in deinen Arsch! zu Da steigen die Centurios eh ab und Jay hat da schon ein Zimmer. Schauen wir uns doch gleich um, wo das TacNet so rumliegt. "Na gut, aber nur, wenn du das Frühstück zahlst."
Es war vier Uhr nachts. Ich musste Tatze absetzen, um mich zu Hause vorzubereiten. Da er mitkommen wollte, machte ich mit ihm einen Ort aus, um ihn dort um sechs abzuholen. Vielleicht war er etwas beleidigt, aber ich werde den Teufel tun, ihn mit zu meinem Unterschlupf zu nehmen.

36.k
In Obertshausen ab in meinen maßgeschneiderten englischen Anzug, der mir in einem anderen Leben für einen Adelsball in London angefertigt wurde. Selbst dort galt er damals als konservativ. Noch einen Monokel ins Auge und den Gehstock dazu, in dem ein Degen verborgen war. Mein Gesicht verändert, so dass nichts auf mich zurückfallen würde, wenn es doch Aufsehen gab. Keine Bewaffnung. Diesmal mussten meine sozialen Skills genügen. Ich bestellte ein Taxi zu einem Hotel in der Nähe und stieg zu. Dann Tatze aufgabeln. Er war nicht nur von meinem Aussehen verwirrt, sondern auch von meinem englischen Akzent. Einen astralen Blick und ein Schnüffeln später schien er zufrieden zu sein. Inzwischen trafen von Jay Informationen zu dem Zwerg in extravagantem Anzug auf dem Foto ein. Unsere Zielperson war ein gewisser Joschua Christian Ohlig. Ein hohes Tier in der Gewerkschaft der Lokführer. Genau die Gewerkschaft, die den Streik in Wetzlar organisiert hatte. Tatze wollte als mein Leibwächter mitkommen, was jedoch daran scheiterte, dass er keine passende SIN dazu hatte. Und auch keinen obligatorischen Actioneer-Anzug, wie in solch einer Umgebung üblich. Zumindest konnte ich ihn abhalten, in dem videoüberwachten Innenraum des Taxis seine Gestalt zu ändern. Omega war schon mit seinem Hobel vor Ort und gab durch, dass dort viel los sei. Zusammen mit einem Bild von zwei Streifenwagen des Sternschutzes vor dem Hotel. Drek! Also war mit intensiveren SIN-Überprüfungen zu rechnen.
Wir stiegen an einem Parkplatz des weitläufigen Parkes aus, der das Dolce by Windham hier in Bad Nauheim umgab. Eine hohe Kamerapräsenz. Wir gingen ans Ufer des Teiches, wo sich einige blinde Flecken in der Überwachung fanden. Vermutlich gewollt, um reichen Turteltäubchen einen Safe-Space zu geben. Tatze legte einen Zauber über sich und war nun zumindest optisch unauffällig, da er sich dem Standard der Umgebung anpasste. Leider wird er im Park bleiben müssen. Dort sahen wir omega, wie er seinen Hobel am Wasserfall abgestellt hatte und verschiedene Pflanzen genauer inspizierte. Vermutlich wird der punkige Ork auch bald inspiziert werden. Wir gingen weiter zum Schweizer Milchhäuschen, einem Kiosk im Park, der zu dieser Morgenstunde lediglich automatisch bediente. Mein Ziel war allerdings das WC nebenan. Dort entfernte ich die Schminke aus meinem Gesicht, wie auch die Auflagen zur Formänderung von Nase, Wangen oder Stirn. Als ich wieder hinausging, war eine attraktive junge Joggerin unterwegs, die fortlaufend in eine der sie begleitenden Kamera-Drohnen sprach. Kam mir bekannt vor. Irgendeine Influencerin. Aber nicht die, die wir in Berlin einige Tage entführt hatten. Egal. Wichtig war nur, außerhalb der Kamerawinkel zu bleiben.
Während Tatze also im Park blieb und Omega weiter seine Kreise zog, schlenderte ich auf das Hotel zu als würde es mir gehören. Auf eine SIN-Anfrage wies ich mich als Nikolas Kowalsky aus, Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta. Lizenzen für Bodenfahrzeuge und Boote. Schusswaffenlizenz für Malta und den Vatikan. Ein Hoch auf Schwester Barbara! Und dem Sternschutz viel Erfolg bei der offiziellen Anfrage. In der Lobby jede Menge Actioneer-Träger. Die versammelte Leibwächterschaft. Schnurstraks zur Rezeption.
"Guten Tag. Ik bin interessiert an eine Treffen mit eine gute Freund von misch. Sie wissen nischt zufallich, wann Herr Ohlig gäht fruschtucken normalerweise?"
Er wollte mir als Gast einen Gefallen tun und antwortete auf gepflegtem Englisch. "Es tut mir sehr Leid, aber die Politik des Hauses verbietet es mir, Auskünfte über mögliche Gäste zu erteilen. Sie können allerdings gerne an unserem Frühstücks-Buffet teilnehmen."
Ich bot ihm 250 an, von denen er allerdings nur die 90 plus 10 für Nicht-Übernachter abzog. "It is schön zu sehen, dass in diese Hotel Diskretion noch wird groß geschrieben. Isch werde sie an meine Freunde empfehlen." Habe ich zu wenig Schmiergeld angeboten, hat er es nicht kapiert oder lässt er sich nicht bestechen? Ich folgte der Beschilderung zum Frühstücks-Raum.
Die Fenster waren mit spanischen Wänden abgestelt und schwarzen Vorhängen abgehangen. Die Tische an den Fenstern direkt waren frei. Im Inneren des Raumes waren schon einige Grüppchen. Ich ging zum Buffet, nahm einige kleine typisch englische Häppchen und einen Tee, setzte mich an einen der Fensterplätze und bestellte mir in der AR das aktuelle Manager-Magazin. So beobachtete ich eine Zeit lang wie beispielsweise einige Mitglieder der Centurios oder andere kleine Gruppen zum Frühstück kamen.  Mein Caliban legte mir eine Nachricht von Neo auf die Bildverbindung in meinen Kontaktlinsen: "Bin fertig. Wie ist die Lage?" 08.15 Uhr. Ging ja sehr schnell.
Über meine Riggersteuerung im Kopf dachte ich die Textnachricht "Ich warte auf unseren Freund. Alles gut."
"Wie kann ich helfen?"
"Komme einfach in die Nähe für den Notfall. Tatze ist im Park. Omega auf seinem Motorrad."
Es dauerte eine weitere Weile, Neo war inzwischen in Bad Nauheim eingetroffen. Eine Gruppe kam in den Raum, unter ihnen der blasierte Zwerg, mit dem Ohlig zusammen auf dem Foto zu sehen war. Aber Ohlig war nicht dabei. Kurze Zeit später traf er ein und grüßte die Gruppe um den blasierten Zwerg, die inzwischen schon mit ihren Tabletts an einem Tisch saßen. Ich reihte mich mit meinem Tablett hinter Ohlig ein.
"Isch bevorzuge ja das herzafte britische Fruhstuck gegenuber dem kontinentalen." Der Zwerg drehte sich um, sah meine Kniescheibe und von dort an langsam nach oben. "Nehmen Sie doch eine kleine Stuck gute britische Butter." Ich stellte ein kleines Schüsselchen auf sein Tablett und schob dabei den Chip unter seine Serviette. Er faltete sofort die Serviette. Also hat er den Chip erwartet.
Es tat einen Schlag im Raum. Der Kopf des blasierten Zwerges explodierte fast. Einschussloch im Sichtschutz. Die Bodyguards kamen rein ("Alle runter! Weg von den Fenstern!")
Omega: "Der Schuss kam aus östlicher Richtung."
Während ich mich langsam hinlegte, gab ich durch: "Bleibt ruhig. Das ist nicht unser Problem."
Ein gehörnter Ork in Hawaii-Hemd, geschützt von fünf Centurios näherte sich dem Opfer und wollte ihn wohl versorgen. Vermutlich ihr Mannschaftsarzt. Die Actioneers machten die Fenster dicht. Ich nutzte den Trubel und kroch nach draußen, lief dann Richtung WC. Von dort aus konnte ich durch ein Fenster die Lage vor dem Hotel beobachten. Inzwischen, nach kaum zwei Minuten die ersten Schlagzeilen "Schüsse in Bad Nauheim". Klar. Die Presse ist wegen der Centurios schon vor Ort. Hinter den Streifenwägen, hinter denen Beamte mit gezückter Waffe in Deckung waren, war ein Übertragungswagen von DeMeKo zu sehen.
Omega wieder: "Anscheinend ist die Action hier in der Klinik. Was ist der Plan? Alles erledigt?" Klar. Die Klinik auf der anderen Seite des Parks. Gutes Schussfeld.
"Wir brauchen nur einen Exit."
Neo: "Wie kann ich helfen?"
Nachricht vom Hotel: "Um Sie für die Unannehmlichkeiten zu entschädigen, steht ein Zimmer für Sie bereit." Dazu ein Bild eines luxuriösen Zimmers.
Weitere Streifenwägen trafen mit Blaulicht ein. Ein Hubschrauber in der Luft. Wägen zur Aufruhrbekämpfung gingen in Stellung. Ganz großes Kino.
Omega: "Ich halte lieber mal etwas mehr Abstand. Zu viele Bullen."
Neo: "Ich bleibe auch in der Nähe."
Tatze: "Soll ich noch hier bleiben, wo du ´Sitz´ gesagt hast?"
"Sag bloß, du stehst noch gegenüber vom Hotel...?"
"Ja, genau da. Soll ich woanders hin?"
"Ja. Gehe einfach durch den Park spazieren und triff dich dann mit Neo." Mannomann. Ein echter Hund...
In der AR ploppte auf, dass der untere Hotelbereich geschlossen wird. Es wird gewarnt, das Hotel zu verlassen und darum gebeten, sich auf die Zimmer zurückzuziehen. Im Foyer gab es einen Drink aufs Haus auf den Schrecken. Einige Gäste vom Frühstück waren zu sehen. Drei Spieler der Centurios, Ohlig mit einigen Gewerkschaftern. Die Actioneer-Träger hatten ihre VIPs anscheinend schon in Sicherheit gebracht.
Das bereitgestellte Zimmer war erste Sahne. Ich schaute mir auf dem Trid an, was sich vor dem Hotel so tat. Es klopfte an der Türe. Zwei Sternschutz-Heinis in 1a werbetauglicher Paradeuniform.  Sie wiesen auf ein Zeugenformular in der AR hin und ob es mir vielleicht eventuell möglich wäre, es auszufüllen, wenn es nicht zu viele Umstände mache...
Ich gab an alle Entwarnung raus. Werde mich hier erst noch etwas verwöhnen lassen.

36.l
Konferenzschaltung. Dabei kam raus, dass sich Jay Smiley schon hier im Hotel in seinem gemieteten Zimmer befand. Zumindest meinten das die anderen. Wir werden es also hier probieren. So ein TacNet ist was Feines. Die anderen blieben auf Abruf. Tatze untersucht die magische Sicherheit des Hotels. Jay würde ich dann schon erreichen.
In der Zwischenzeit sah ich, wie drei riesige Fahrzeuge des Sternschutzes zur Aufruhrbekämpfung vor dem Hotel in Stellung gingen. In ziemlicher Geschwindigkeit wurden zusätzlich mobile Straßensperren aufgestellt. Die fuhren echt alles auf. Letale wie non-letale Waffen, Schall- und Mikrowellen-Kanonen, Mehrfach-Granatwerfer, um die ganze Gegend einzunebeln, Leute in Kampfpanzerung. Quasi alles außer Luftabwehr.
In der Zwischenzeit nahm jemand in Jays Zimmer ab. Es war Blue. Nebenbei fragte ich sie, ob sie die beiden TacNets aufspüren könne. Würde sie machen, aber nur gegen ein großes Erdbeer-Eis. Ohne Zusatzstoffe.  (Ja, sie war sehr merkwürdig). Und nur in meinem Zimmer, weil Jay davon nichts erfahren müsse. Der war nämlich gerade im Spa, irgendwas mit heißen Steinen. Ich bestellte einen Troll-Becher. Leider konnte es im Moment nicht mit der Drohne an mein Fenster geliefert werden, da um das Hotel eine No-Fly-Zone war. Vor Kurzem vom SS verhängt. Nun gut, dann eben über die Lobby.  Als Blue da war, wartete sie erst einmal bis das Eis da war. Der Typ in der Lobby war offensichtlich nicht erfreut über Lieferungen von außer Haus. Was solls?!
In der Zwischenzeit waren mehrere Busse vorgefahren, flankiert von einigen Sicherheitsfahrzeugen. Pavillions waren vom Hotelpersonal in Windeseile aufgebaut worden. Nein, es war doch eine Firma, kamen jedoch aus dem Hotel. Mussten über den Hintereingang reingekommen sein. Zumindest hatte man keine Einsicht mehr auf den Bereich zwischen Hotel und Bussen, die gerade von SS-Personal nach Sprengfallen abgesucht wurden. Dann tat sich irgendwas, obwohl man es nur erahnen konnte. Die Scheiben der Busse waren abgedunkelt, aber ich konnte am oberen Rand sehen, dass sich die Türen öffneten und zwei Minuten später wieder schlossen. Dazu hörte man so etwas wie "schnell, schnell, schnell". Irgendeine Evakuierung.
Nachdem Blue ihr hochpreisiges Erdbeereis in der Hand hatte, dauerte es nur zwei oder drei Löffel bis sie mir zei Geopings gab. Einen für ein TacNet, das nie abgeschalten war und eines für einen letzten Aufenthaltsort. Beides auf exterritorialem Gebiet von Saeder-Krupp. So weit zum Plan im Hotel. Die ganze Sache war damit wohl durch.. Ich gab die Infos an die Leute außerhalb durch. Vielleicht waren sie ja so lebensmüde und wollten es versuchen.
Nachdem Blue der Meinung war, dass Jay vom Erdbeereis nichts wissen durfte (habe ich schon erwähnt, dass sie wirklich merkwürdig ist?), kam ich mit ihr ins Quatschen. Sie hat von der Welt echt keinerlei Ahnung. Wirklich keine. Ich bestellte ihr noch einen weiteren Trollbecher, was dem Typen in der Lobby eine weitere Portion seiner Service-Freundlichkeit nahm. Nach einiger Zeit ging Blue mit dem zweiten Eisbecher  auf WC. Im Trid sah man vor dem Hotel nur noch ein paar verlorene Streifenwägen und den Übertragungswagen von DeMeKo. Nach einiger Zeit sah ich mal ins Bad, ob Blue kotzen war oder so etwas. Sie lag, eingehüllt in einen Trollsize-Flauschi-Bademantel gehüllt, in der Badewanne und hatte den Becher mit halb geschmolzenen Erdbeereis inniglich umarmt. Ich schüttelte nur den Kopf.

36.m
Anscheinend hat Jay irgendwie herausgefunden, dass Blue bei mir ist, denn es kam die Textnachricht: "Pass auf Blue auf oder liefer sie irgendwann ab, wenn du sie schon entführt hast."
"Ich habe sie nicht entführt, sondern konstruktiv mit ihr zusammengearbeitet, so wie die ganze Zeit schon."
Wie dem auch sei. Blue erwachte kurz darauf und wollte unbedingt etwas salziges. Zum Glück hatte ich mir auch ein paar Packen gesalzene Erdnüsse liefern lassen. Anschließend ging ich mit ihr hoch zu Jays Zimmer.
"Wo wart ihr denn so lange?"
"In meiner Badewanne." Jays Gesichtsausdruck war unbezahlbar.
Am nächsten morgen nahm ich noch das Frühstücks-Buffet mit. Ich dachte, ich wäre der erste (um den Zeitrahmen voll und ganz ausschöpfen zu können), doch eine junge Orkin war schon vor Ort. Sie hatte ein blaues Auge und kühlte es mit einem Eisbeutel. Esteffania Woznak. Nachwuchs-Scout bei den Essener Centurios. Ich zögerte erst etwas und setzte mich dann an den Tisch neben sie. "Heiße Nacht gehabt?" Ich deutete leicht auf ihr Gesicht.
"War nur ein Missverständnis."
Well, ik bin Kommunikationsmanager. Vielleicht kann ik Sie helfen?"
"Der dreks Typ wollte mich nich ins Hotel lassen, obwohl ich ne Karte hab, da hab ich ihn eine verpasst. Kann ja nich wissen, dass der gleich im Kranknhaus landet un n Bulle is. Zum Glück is das alles unter der Hand gerechelt wordn. Muss n son komisches Training machn und was für die Wohlfahrt..."
"Vielleicht ergibt sik das Gelegenheit, dass Sie mik berichten von die Ausgang von Ihre Training."
"Ja und dann muss ich noch Kohle sammeln. Für Kinder oder so."
"Sehr nett, wenn Sie sammeln Geld fur die Rente von die Waisenkinder ihre armen Eltern."
"Ja. Klar." Sie schüttelte den Kopf. "Ich muss dann mal."
Nach dem Frühstück gings ab nach Hause. Mit ein paar Zwischenstationen zum Umziehen. Aus den Nachrichten erfuhr ich, dass Swetlana "Bounce" Jurjewa (die elfische Scoutin von den Centurios) zusammen mit Teamkollegen verhaftet wurde. Wegen Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Dazu sah man kurz das Sterschutz-Logo. Sie stehe dennoch für das nächste Spiel zur Verfügung, denn es wäre auf höherem Niveau geklärt und es wäre keine Haftstrafe zu befürchten.
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Interludium
Anruf von Omega wegen Treffen und Organisieren von Lizenzen für einen Hund, um mit Tatze in Hundeform legal zu sein. Trafen uns in einer restaurantartigen Arbeiter-Klitsche. Gab für 2k den Kontakt zu Frau Mesmer, meiner SIN-Connection weiter. Wir bestellten dort Hundemarken gegen unsere Hundephobie. Frau Mesmer hatte immer diesen Spleen, ihre Kunden therapieren zu wollen... Nun ja, wir taten ihr diesen Gefallen.

Ein Anruf von Bella. Sie hätte einen Kunden, der militärisches Material kaufen möchte und sie wüsste, dass ich Connections in diese Richtung hätte. Habe ich. Und wollte sowieso demnächst dorthin. Der Kunde entpuppte sich als Jay. Ich fuhr mit ihm also runter nach Mannheim auf eines der letzten Gelände in der ADL, das die UCAS noch für sich beansprucht. Ich fuhr also mit meinem Bulldog vor und wurde am gesicherten Eingang aufgehalten. Ich lies die Scheibe herunter als sich ein bewaffneter Soldat in Kampfanzug, wohl der Bequemlichkeit halber ohne Helm, näherte.
"Was möchten Sie?"
"Ich möchte zu James Ryan. Ich habe seine Nummer."
Er sah mich verständnislos an. Anscheinend ein neuer.
"Was möchten Sie von ihm und woher haben Sie die Nummer?"
"Das geht Sie nichts an. Ich habe die Nummer, das muss genügen."
Er sah mich an als wolle er mich erschießen.
Jay meldete sich über unser Headset. "Was machst du da, verdammt?"
"Vertrau mir. Das läuft hier so."
Der Wachmann rief jemanden an. "Aber Sir... wirklich, Sir, jawoll, Sir." Dann ließ er uns mit ungläubigem Gesicht durch.
James Ryan war schwer beschäftigt. Als er von Jay allerdings hörte, dass es sich um eine Bio-Drohne handelte, die er wollte, nahm er sich die Zeit und überließ die Aufsicht über das Verladen in eine Frachtmaschine einem anderen. Jay einigte sich für seine Taube auf einen Preis von etwa 14k. Meine Bestellung war dagegen bescheiden. Granaten und jede Menge erweiterte Magazine. Für die Raiden, das Ruhrmetall SF 20 und die Unterlauf-Granatwerfer. Ich konnte auf dem Schießplatz ein paar Schüsse abgeben. Als ich Kiddie herausholte, war er sehr interessiert. Er untersuchte die rosa lacierte Raiden genau."
"Dieses Sturmgewehr wurde von mir verkauft."
"Keine Ahnung, das muss ein anderer in mein Auto gelegt haben."
Er sah mich durchdringend an. Ich spielte sein Spiel konsequent durch. Ich wusste von Nichts. Kannte nicht einmal Jay. Alsi ich dann auf ein Ziel in extremer Reichweite schoss war der Schuss nahezu perfekt.
"Das habe ich schon besser gesehen." War sein Kommentar. Aber ich darf jederzeit wieder kommen. Und Jay auch, nachdem er mir etwas Kohle für den Kontakt abgedrückt hatte. as halbe Jahr kann er auch gerne verkürzen. Da Allein drei Monate wohl für den Transport von der UCAS in die ADL draufgehen, kenne ich Leute, die das gegen etwas Geld in ein paar Tagen erledigen können...

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« Letzte Änderung: 12. November 2023, 11:17:07 von Olf »
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Olf

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Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #34 am: 18. November 2023, 18:48:02 »

Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
und
Vex, Norm, typischer Hamburger Kiezmensch. Streetsam mit vielen Connections. Punkig, und immer frei Schnauze.

Moin
37.a
Anscheinend hatten die anderen auch keinen Drang, weiter einem TacNet hinterherzulaufen. Auf jeden Fall vergingen einige Wochen bis mein Komm eine Textnachricht von Neo ausspuckte. "Ich habe heute Abend einen Termin und würde mich freuen, wenn ihr dabei seid." Anhängig ein Geo-Ping, ein Datum und eine Uhrzeit. 30.09.2079, 22.00 Uhr.
Heidelberg also. In der Bar "Spirit of Spirits" in der Innenstadt. Die Sicherheitsstufe liegt das bei A-AA und der Verkehr ständig überlastet. Im Neckartal am besten Motorrad. Mein Mortimer mit Argentum-Mantel macht sich auch gut auf der Mirage.  Es ist 21.45 Uhr als ich gegenüber des Eingangs parke. Anscheinend sind Fahrräder, Pedilacs und Mofas hier in der Innenstadt Standard. Die Innenstadt war ...historisch-eng. Ein Haus neben dem anderen, die Straßen teilweise noch mit Kopfsteinpflaster. Auf der Straße standen ein paar junge hippe Leute, die rauchten und Sprüche klopften, hinter ihnen ging eine gemauerte Treppe hoch bis zu einer Art Eingangsbogen mit großer Holztür, über dem in großen Lettern "Spirit of Spirits" leuchtete. An der Seite ein altmodischer Briefkasten-Schlitz. An den Türstehern vorbei in den Mantelraum. Eine Garderobiere nahm mir den Argentum ab und ich bekam eine Marke. Ich muss hier deutlich den Kopf einziehen, man hat damals die Raumhöhe wohl nicht an Trolle angepasst. Dieser instrumentenlastige elektronische Jazz, der hier aus den Lautsprechern kam, ging mir schnell auf die Nerven. Auch im offenen Treppenraum mit Bar, der sich anschloss, wurde es nicht besser. Hier gab es sogar Leute, die zu diesem Drek noch tanzten... Nur der Geist hinter der Theke als Barkeeper war interessant. Hatte anscheinend keinen Unterkörper. Die Tische waren nach Themen ausgestattet. Neo und Tatze waren schon da. Sie erzählten gleich, dass Jay abgesagt hatte. Er wolle nicht mehr für eine so schlecht zahlende Arbeitgeberin arbeiten. Als Omega kurz darauf kam, gingen wir nach oben. Neo, Tatze und Omega hier vorne, ich über das hintere Treppenhaus. Im ersten Stock war die Musik gedämpft. Anscheinend so eine Art Empore mit Balustrade. Hinten spielten sie Brettspiele, vorne lurrten einige Studies den tanzenden Mädels in den Ausschnitt. Im zweiten Stock ein durchgehender Gang mit vielen Türen. Im dritten Stock ein Atelier mit angebautem Wintergarten. Im Wintergarten wartete Frau Tanaka mit einem jungen Mann in einem Actioneer auf uns. In der Mitte eine Feuerstelle, deren Rauch durch einen Schornstein durch das Glasdach nach draußen geleitet wurde. Eine Art Kamin, den man auch zum Grillen oder Backen nutzen konnte.
"Nehmen Sie doch Platz. Dort hinten sind Bambusstäbe und Marshmallows." Sie wartete kurz bis wir saßen. Auf Marschmelonen hatte keiner Lust. "Sie sind mit Extraktionen vertraut?"
Wir bejahten.
"Es geht um eine Person mit Celebrity-Status. Sie werden sie möglichst unversehrt übergeben. Die Person kann sich leidlich selbst zur Wehr setzen und wird im zivilen Rahmen beschützt. Noch etwas?"
"Wie viel gibt es für diesen Run oder müssen wir diesmal bezahlen, um für Sie arbeiten zu dürfen?" Ich konnte es mir nicht verkneifen.
"Das war bereits abgesprochen. 15k." Sie wollte noch etwas zu diesem Thema sagen, fuhr dann aber weiter. "Es sollte möglichst unauffällig geschehen, nicht dass sie irgendwelche Verfolger mit zur Übergabe bringen. Sonst betrachte ich die Sache als gescheitert. Nehmen Sie an?"
Nach und nach nickten wir. Vor allem als klar war, dass sie wieder für sechs Personen zahlen würde. So hatten wir noch Ressourcen offen. Für einen Decker beispielsweise...
Sie legte eine eingeschweißte Sammelkarte auf den Tisch. Svetlana "Bounce" Jurjewa. Elfische Scoutin der Essener Centurios.
"Für persönliche oder ikonographische Dinge aus ihrem Besitz und anderen Merchandise wird der Auftraggeber extra zahlen. Sie wird in einem Hotel untergekommen sein, die Übergabe wird irgendwo am Wasser statt finden." Sie gab uns ein E-Paper. "Meine Nummer haben Sie."
Während Neo mit Frau Tanaka noch einmal in der Ecke einige Worte wechselt, checke ich, ob die Daten auf dem E-Paper sind. Omega will unbedingt eine Kopie. Kann er haben. Bis morgen beschäftigen wir uns etwas mit Hamburg und dann besprechen wir die Lage.

37.b
Ich schaute mir also bis zum nächsten Tag Vieles zur Sicherheit und den Gebieten HHs an, lernte etwas Hansesprech und stolperte über eine Organisation namens "Likedeeler", die Gleichteiler. Die waren dann doch interessanter als die Gangs, über die ich mir eigentlich einen Überblick geben wollte.
Nach einigem Hin und Her machten wir ein Treffen im "Greif" aus. Das Restaurant, in dem wir den Run um die Brotdose angenommen hatten. Das Gute war, dass das Ding im Prinzip gegenüber einer SS-Niederlassung lag, also wirklich sicher. Neo hatte uns dort ein Separée besorgt. Billard und Dart-Zimmer für Raucher. Zur Sicherheit nutzten wir alle, Neo, Omega, Tatze und ich, unser Kehlkopfmikrofon. Neo und Omega hatten sich ebenfalls etwas mit HH beschäftigt. In den Daten, die uns Tanaka zur Verfügung stellte, sahen wir uns den Terminkalender des Hotels Vierjahreszeiten bezüglich einer Besuchergruppe an.  Schnell waren die Besonderheiten ausgemacht. Führung durch Fischmarkt und Markthalle, Abholung zu einem Termin bei Aetherlink, Führung in Wildost, Stadt-und Hafenrundfahrt, Besuch bei der Gated Community Stormarn, noch einen Termin im Frachthafen und den Trockendocks. Das Dumme war nur, dass jeweils nur die Anzahl der Personen vermerkt war, allerdings nie genau, wer dabei wäre. Über die DNI meiner Riggerkontrolle nahm ich Kontakt mit meinem Fairlight Caliban auf und rief Jay an. Er würde uns für 2k Daten besorgen. Mal schaun, was das bringt. Auch die anderen fanden das grün. Dazu noch ein schneller Anruf bei 2Take. Leider nur der AB. Hinterließ eine Nachricht, ob er Einkaufsmöglichkeiten in HH kennt. Er soll mir die Konditionen einfach mitteilen. Außerdem hatten wir nähere Daten zur Zielperson. Swetlana "Bounce" Jurjewa ist bekannt für ihre Sprungkraft auf Grund ihrer Cyberbeine. Dazu war sie Adeptin. Sehr gut. Magie und Cyberware verträgt sich nicht. Wie bei Navy... Ich war kurz abgelenkt, als ich an das letzte Dossier über Navy  oder Mileilee, wie sie sich jetzt nannte, nachdachte. Sie lebte jetzt eben ein anderes Leben. Rennen im RRP...
Die anderen rätselten noch herum und hatten schon den Fischmarkt als Zugriff ausgemacht, da dort am sichersten war, dass sie dabei wäre. Zumindest war dieser Termin als einziger mit 6 Personen vermerkt. Also außerhalb des Hotels. Da alle Essen im hauseigenen Restaurant ebenfalls mit 6 Personen vermerkt waren...
"Vielleicht sollten wir unsere Planungen in HH vor Ort weiter führen. Wir benötigen vermutlich sowieso eine lokale Kraft." Die anderen stimmten zu.
Ich fuhr nach Hause und lud alle meine legale Ausrüstung ein. Es wäre zwar kein Problem, illegale Dinge nach HH reinzubekommen, aber raus wäre ein massives Problem. Das erinnert stark an Berlin.  Anruf. Weiterleitung von 2Take. Sprachnachricht. "Herzlich willkommen bei Ninja Burger. Bitte geben Sie nun ihren Standort ein." Nachdem ich einen Geoping in der Nähe eingegeben hatte, lief sofort ein Countdown mit etwa vier Stunden. "Ihre Lieferung ist nun zu Ihnen unterwegs."
Ich stellte mich an den Punkt, den ich angegeben hatte. In der Matrix hatte ich das erstbeste Sarghotel in HH Harburg herausgesucht. Dort würden wir uns alle treffen. Die anderen fuhren schon los. Omega hatte - genau wie ich - seinen Hobel ebenfalls mit eingepackt. Nach vier Stunden, exakt bei null,  hielt ein Fahrrad neben meinem Fahrerfenster. Ich ließ es herunter. Ein junger Asiate mit Schnauzbart hielt mir eine betont neutrale braune Tüte hin. Er selbst hatte ein Wakizashi auf dem Rücken und eine abgesägte Schrotflinte am Rad. Der Typ fuhr davon. In der Tüte war eine pinke Tasche, in dem ein pinkes Wegwerf-Komm war. Nicht trollgeeignet. Toll. Dafür ein Stift. Zwei Nummern. Nr.1: Ninja-Burger. Nummer 2: Assistent. Ich rief bei Ninja-Burger an, um dort zu erfahren, dass sie Burger & Co auch in jedes Feuergefecht liefern. Dafür kostete auch dieser Anruf schon hundert, auch ohne jede Bestellung. Dafür mit verbriefter Garantie, dass 90% der Ware ankommt und drei Rabattgutscheine für ein Laufhaus in Sachsenhausen ...  Also war der Schieber wohl "Assistent". Einen Kontrollanruf ließ ich lieber mal.
Ich fuhr also die Euro-Route bis HH durch. Kostete Maut, aber dafür garantiert duellantenfrei. Zumindest wenn sie nicht mal wieder übermütig wurden, weil sie die falschen Drogen geschmissen hatten. Die Grenze in HH erinnerte wirklich an Berlin. Kurze Zeit später, um zehn Uhr morgens war ich dann endlich am Sarghotel. PKW-Parkplatz. Zumindest Omega war schon da. Seinen Bulldog kannte ich. Stand auch hier. Ich stellte die Diebstahlsicherungen scharf und legte mich pennen. Um elf weckte mich mein Komm. Diebstahlsicherung Bulldog. Annäherungsalarm. Da ging nicht nur jemand vorbei, da lungerten Leute rum. Nackig wie ich war, warf ich nur meine Panzerjacke über und schnappte mir meine zwei Wummen. Die jungen Russen mit ihren Pling-Plings waren erstaunt, als sie mich unten ohne mit zwei Knarren in der Hand sahen. Ein paar andere Leute auch. Nach ein paar Sätzen hatte ich einen hellhäutigen, dunkelhaarigen Ork namens Dymitri Sirota kennen gelernt. Wir waren uns schnell einig, dass sie nicht an meinen Radkappen interessiert waren, niemand auf meinen Schwanz schaut oder gescaut hat ("Wir sind doch nicht schwul") und ich gerne ihren bewachten Parkplatz benutze. Mit den angebotenen fünfhundert hatte ich den Preis der Gang Faktor fünf überschätzt... Es war hier wohl der Turf der Pierc. Sie parkten Touris zu und erpressten so Kohle. Nachdem ich herausfand, dass er wohl so zwanzig bis dreißig Leute mobilisieren könnte ("Locker so siebzig, achzig..."), sicherte ich mir seine Nummer. Vielleicht brauchen wir mal eine billige Ablenkung. Außerdem gab ich Omega Bescheid. Sie hatten seine Karre auch auf dem Kieker.

37.c
Am Abend beschlossen wir, uns einfach einmal am Fischmarkt umzusehen. Immerhin war da die Zielperson da gesichert dabei. Mein Komm zeigte 17.45 Uhr am 02.10.2079 als ich auf den Platz vor der Markthalle auflief. Meinen Bulldog hatte ich in einem Parkhaus in der Nähe geparkt. Omega war mit Tatze und Neo schon vor Ort. Auf dem Platz war weit und breit nix los. Auch die Parkplätze vor Ort waren weitestgehend leer. Die Fischauktionshalle war ein Backsteingebäude mit massiven Türen, in denen Sensoren verbaut waren. Auf dem Boden waren Markierungen für Fahrzeuge, die wohl dort hineinfuhren. Überall waren dezent angebrachte Kameras. Ein paar Japaner machten Fotos. Ein Patrouillen-Boot der HanSec fuhr vorbei. Die AR verriet uns, dass die Öffnungszeiten täglich von 4.00-11.00 Uhr war. Sicherheitsstatus: Nachts A bis AA, tagsüber B. Vor Taschendieben wird gewarnt.
Da standen wir nun. Der Troll in maßgeschneiderten Anzug, ein Norm in einer Panzerjacke, der aber vom sonstigen Kleidungsstil her irgendwie nach Konzern roch und ein orkischer Punk mit seinem Köter. Sollte auffällig genug sein für die örtlichen Kiezheinis. Ich sah mich um: "Wollen wir nicht da drüben n Bierchen trinken?" Ich deutete auf eine Bierkneipe im Einflugsgebiet zur Reeperbahn. Die anderen hatten nichts dagegen.
Die Kneipe glänzte durch ein Industrie-Chique, als Eye-Catcher gab es einen mehrere Stockwerke hohen Braukessel, der mittig stand. Um ihn herum Ballustraden. Jede Menge davon. Welche Gang hier auch immer herrscht. Du solltest sie nicht offen über den Haupteingang angreifen. Außer mit einem Panzer. Oder einem ferngesteuerten Laster voller C8.
Wir setzten uns an den Tresen. Wir bestellten Astra. Was anderes gab es eh nicht. Astra Light war ganz witzig. Astra L. Astral. Naja. Ist nicht witzig, wenn man es nochmal erklärt bekommt. Egal. Es dauerte nicht lange, da setzte sich ein pinker Iro mit genausoviel Metall im Gesicht wie Omega direkt in unsere Richtung in Bewegung und stellte sich mit zur Schau gestelltem Selbstbewusstsein zwischen uns. Ah, Erstkontakt.
"Moin. Wen wollt´n ihr anschieten? Macht hier auf min Turf ma keen Schiet."
Neo sah ihn schief an: "Wir wollen hier nur etwas trinken."
"N Troll im Anzuch, nen Konzerner un einer, der normal ausziecht. Dat riecht doch nach Ärcher."
"Der Typ gefällt mir", hörte man Omega über Funk.
"Also, von wo kommt ´er denn?"
"Wie kommst du darauf, dass wir nicht von hier sind?" Neo ging auf Front.
"Vorsicht, der hat einiges eingebaut, sagt Tatze." Tatze war gerne irgendwie mit einem Zauber mit Omega in Verbindung.
Also, fang wer ma von ganz vorne an. Ich bin Vex und werd ma einer von den ganz großn." Er schaute erwartungsvoll in die Runde. Wir stellten uns vor. Er nickte. "Also ihr braucht erstma passende Klamotten für Hamburg. Was machtn ihr, wenn ersma echtes Schietwetter kommt? Säureregen oder so? Da brauchter ers ma n Friesnnerz. Finden wer in der Barterkant. Oder schonmal von der schwarzn Flut gehört? Seitdem lungern hier auch gern ma Toxikgeister rum."
"Barterkant...?"
"Ja, die is in der Schmökerkant."
Anscheinend hatte sich außer mir niemand mit Hansesprech beschäftigt. Ich biss mir nur in den Hintern, dass ich den sauren Regen nicht ernst genommen habe.
"Du kommst nicht zufällig an was mit ordentlich Wumms und Durchschlagskraft ran?"
"Klar, kriegste alles in den Underkant."
Neo funkte mich an. "Meinst du, den könnten wir brauchen oder ist der auf uns angesetzt worden?"
"Also, gehen wir mal davon aus, wir wollen hier Ärger machen, dann bräuchten wir erst einmal ein ruhiges Zimmer."
"Klar, kommt mit."
Als klar war, dass wir einen Aufzug betreten würden, schaltete ich auf interne Luftversorgung um. Ein paar Etagen weiter oben stand man in einer Art Konzernetage. Empfangstresen mit verstärkten Platten, verschiedene Türen. Wir gingen in einen Raum, in dem ein großer Konferenztisch mit 24 Stühlen daran stand. Auf Nachfrage nach White Noise aktivierte Vex die elektronischen Sicherungen. Neo war erschrocken, da sein Komm keinen Empfang mehr hatte. Er fragte nach. "Störsender, White Noise, Glas verdunkelt", dabei lies er seine Arme die Glasfront entlangwandern, "was man halt so macht."
"Also Vex", ich hob an, um das Eis etwas zu brechen, "vielleicht überdenkst du deinen Namen nochmal. Er klingt wie Wichs."
Smalltalk - kann ich.
"Hm, ja, is ja auch erstmal provisorisch, bin da noch auf der Suche. Aber ich werde mal voll der Held."
"Helden sind tot."
"Ne, Helden nich, nur Legenden."
Schlagfertig war er schonmal. Und immer direkt.
"Also ihr habt was vor. Bin ich drin?"
Neo sah mich an: "Du bist der Profi, was sagst du denn?"
"Du steckst am tiefsten drin, was sagst du denn?", gab ich den Ball zurück.
Vex atmete tief durch. "Ich geh dann ma raus."
"Das ist ein Punkt mehr", ich nickte Richtung Tür, die sich eben geschlossen hatte, "er scheint n Profi zu sein."
"Meinst du, ich soll ihm das gleiche bezahlen?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Deine Sache."
"Ich stelle ihn mal auf die Probe."
Als er wieder drin war, hob ich an: "Also, wir könnten dich brauchen. Du bist genau, was wir brauchen. Und wir haben dich sowas von ohne Probleme gefunden, dass wir misstrauisch sind."
"Jap. Ich wurde geschickt, um zu schauen, ob ihr Ärger macht."
"Ah und von wem?"
"Von meinem Chef." Er verschränkte die Arme. Damit war klar, dass er zu dem Thema keine Auskunft mehr geben würde.
"Vory oder Likedeeler?" Ich stellte die Frage eher, damit er wusste, dass wir nicht völlig auf doof hier aufgeschlagen sind.
Er zuckte nur die Schultern. "Das sind die großen hier."
"Also, wir würden 10k zahlen, 15 wenn alles glatt geht."
Er nickte leicht. Neo fuhr fort. "Wir sollen jemanden extrahieren, ist bekannt aus den Medien."
"Gehört die nem Kon oder is die von hier? Die Leute hier halten zusammen wie Pech und Schwefel. Leg dich mit einem an und du legst dich mit allen an."
"Das ist mir nicht ganz unbekannt. Die Person gehört einem Konzern."
"Ich hoffe, ihr seid nich so doof und wollt das am Fischmarkt durchziehn. Angriffe auf Touri-Ziele wern militärisch beantwortet. Die HazMat is nur 200 Meter übern Fluss. Außerdem wird die Seagate-Arco regelmäßig infiltriert, also is die Sicherheit hier in der Gegend entsprechend hoch..."
Als er einen Blick auf den Tagesablauf warf, meinte er, Wild-Ost wäre ok. Außerdem wird die Aetherlink-Niederlassung erst gebaut, da wäre die Sicherheit sicher noch nicht komplett. Zumindest möglich aber normalerweise ein No-Go.
"Wir warten noch auf Informationen. Aber Vex, kannst du vielleicht einen Unterschlupf organisieren?"
"Fürn paar Stunden auf jeden. In Altona immer."
"Und dann evtl. auch für ein paar Tage, falls sich das mit der Übergabe zieht? Und Drogen, um jemanden bewusstlos zu halten?"
Er lächelte. "Kein Thema. Wollt ihr ne Wohnung oder ein Ferienhaus?"
Wir nahmen das Ferienhaus.

37.d
Wir bekamen mehr Informationen. Jay hat den Kalender einer gewissen Zindy Precht gehackt. Das war die PR-Tussi, die für die Gruppe zuständig war. Danach war klr, dass Wild-Ost keine Alternative mehr war. Entweder würden wir zuschlagen, wenn die Zielperson mit dem Hubschrauber nach Hannover zur Aetherlink-Niederlassung geflogen wird, bei der Stadtrundfahrt im Auto oder auf der Bootsrundfahrt. Wir entschieden uns für letzteres und buchten direkt ein paar Plätze, um uns den Ablauf etwas anzuschauen.
Zuerst: Die sogenannte Bootsrundfahrt begann in einem Doppeldeckerbus. Der Reiseleiter war ein Zwerg. Als wir durch die Innenstadt tingelten, nahm ich den Bus genauer unter die Lupe. Das Ding ist militärisch gepanzert außer am Treppenstück. Das scheint erst nachträglich eingebaut worden zu sein.  Das Führerhaus hat ein Schott als Abtrennung. Keine Fenster im Laderaum unten, Innenkameras, Schränke mit dem Üblichen. Erste Hilfe, Feuer, Rettungswesten, Notschlauchboot, Leuchtpistole und einige Aufschriften auf Kyrillisch. Sicherheit und Notfall. Später sah ich noch Außenkameras.
Der Bus baute sich am Ufer um zu einem Hovercraft. Wir fuhren im Hafen an der HazMat vorbei, an Big Willie, einem Hochsicherheitsknast, im Trockendock lag ein Eisbrecher, der vor Kurzem von einem Meistersänger angegriffen wurde (irgendso ein riesiges Seemonster), einige spielten Hoverball auf Jet-Skis (so eine Art Polo im Wasser), weiter vorbei an der Proteus-Arko, am HSV-Stadion inklusive Friedhof und dem Tiergarten, wobei sich der Reiseleiter über den reichhaltigen Bestand an erwachten Insekten auszulassen und dem Hinweis, dass dort weltweit der erste Bereich für toxische Critter geplant werde.

37.e
Wir planten. Tatze hatte sich schon seit längerem einen komischen Helm gekauft. Im Helm verbaut waren Troden, so dass er über Funk nun auch in Hundeform mit uns sprechen kann. Erleichtert einiges. Natürlich wurden verschiedene Möglichkeiten durchgesprochen. Wollen wir im Wasser zuschlagen oder an Land? Besorgen wir uns einen Platz in der gleichen Fahrt wie das Ziel oder kommen wir von Außen? Das Fahrzeug für die Stadtrundfahrt war immerhin ein umgebauter Mostrans KVP-27T.  Neu war quai nur die aufgesetzte Dachterrasse und damit verbunden die Treppe und die Luke ins Innere.
Von Jay bekam ich noch ein kostenloses Datenpaket nachgeliefert. Ein Link, der sich hinter einer Paywall befand. Für 5€ im Monat hatte ich nun Zugriff auf Momo, einem Hamburg-spezifischen sozialem Netzwerk. Account von Zindy Precht. Daraus ging hervor, dass in der Gruppe neben ihr und Bounce noch Esteffania Woznak, der Leibwächter Pierre Meier und Claudia Arndt von der Rechtsabteilung mit dabei wären. Somit also drei ernsthafte Gegner. Zwei Urban Brawlerinnen und der Leibwächter. Die PRlerin und die Rechtsanwältin. Noch einige Touris.
Wir entschieden uns, beim Übergang vom Wasser an Land zuzuschlagen. Zum einen lag dieser Punkt in Altona und damit war die Sicherheit eher niedrig und zum anderen konnte uns Vex einen Unterschlupf in der Nähe besorgen. Abtransport mit unseren Bulldogs. Von denen gab es hier in der Stadt genug, so dass sie unauffällig waren.
Cyberwareblocker besorgte Vex. Patches, Kabelbinder und Frauenklamotten Marke "One Size Fits It All" ließen wir uns getrennt zustellen.
Tanaka schickte uns eine Karte in Berlin, in der Wasserflächen fehlten. Omega und ich waren einer Meinung. Das waren ausschließlich Wasserflächen, wo ein Wasserflugzeug starten konnte. Auch Vex stimmte zu. Dazu wahlweise ein Timer mit Minimum zwei Stunden oder man konnrte eine Uhrzeit einstellen. Nicht übel.
Mit Tatze (als Mensch) machte ich einen Ausflug in einen Taliskrämer-Laden in Altona. Der Eingang lag in Kellerhöhe. Anscheinend ist das Haus irgendwie eingesunken. Die Tussi da wollte mir einen Traumfänger andrehen. Tatze nahm neben den Drams tatsächlich einen.
Am Dienstag tauchten Bilder auf Momo auf. Zindy und Pierre (der mürrisch aussah) morgens um fünf in einer Flugzeugfrachthalle. Neben einem Gabelstapler stand ein Container. Ich hatte den schon im Zug gesehen. Stand aber auch bei, dass darin Urban Brawl Ausrüstung war. Die PR über das gerichtlich angeordnete Charity von Bounce und Woznak lief auf vollen Touren... Ich sollte noch zwei Faradaysche Koffer kaufen...

37.f
"Wollen wir nicht doch bei der Stadtrundfahrt dabei sein?" Vex sah in die Runde.
"Ich dachte, das wäre vom Tisch?"
Vex sah das anders. Ich hatte Jay am Komm. Es ergab sich zwischen den anderen ein hin und her. Ich hörte ein "Das bezahle ich aber nicht von unserem Geld."
Das läuft wie in Paris. Und am Ende stirbt die Zielperson wegen so einem Drek. Die Entscheidung war schnell getroffen: "Wir nehmen die Karten, Jay, ich zahle die Tausend." Vex war zufrieden. Neo war zufrieden. Vielleicht macht es sich bezahlt, jemanden an Bord zu haben. Auf jeden Fall will ich nicht noch ewig diskutieren. "Gut, dann gehen Vex und Omega auf Tour?" Sie nickten.
Wir hatten noch einige Tage. In denen verfolgten wir die "Charity-Tour" unserer straffälligen Urban-Brawlers auf Momo, dem hamburger Social Network.
Am Dienstag, 03.10.2079, dem Allianztag, einem Feiertag, der früher einmal Tag der deutschen Einheit hieß, gab es eine Konferenz mit Persönlichkeiten der Stadt. Eine Menge Reden wurden gehalten. Unsere Zielperson kam im Kleid. Man sah ihre Cyberbeine. Die Knie bogen sich nach hinten statt nach vorne ab, was beim Schleichen Vorteile bot. Später wurden noch Sternschutz-Beamte geehrt. Das hatten sich die beiden wohl nicht träumen lassen, als sie den SS-Typen vor dem Hotel verprügelten.
Am Mittwoch, 04.10.2079 Machten sie am Vormittag eine Führung durch den Fischmarkt und die Markthalle. Am Nachmittag waren sie in der Aetherlink-Niederlassung, um eine Gedenktafel für alle Opfer des Sprengstoffanschlages zu enthüllen. Immerhin wurde offen gesagt, dass es sich im Zuge der Konzernkriege ereignete. Die Täter bzw. der Auftraggeber war immer noch unbekannt.
Am Donnerstag, 05.10.2079 waren sie nachmittags in Stormarn, einer Gated Community. Unser Ziel war in Rüstung und gab irgendwelchen Rich-Kids Autogramme. Immer wieder wurde betont, dass der Sternschutz dort für die Sicherheit verantwortlich war und wie zufrieden alle damit seien. Anschließend besichtigten sie ein Kraftwerk, in dem ebenfalls überall SS-Beamte im Bild platziert wurden. Zum guten Schluss fuhren sie die Haustier-Nummer auf. Süße Frettchen. Sie waren bei der Frettchen-Staffel des Sternschutzes. Werden standardmäßig auf allen größeren Flughäfen eingesetzt, um Magie aufzuspüren. Teuer, aber effektiv. Bei unserer Zielperson, der elfischen Soutin Jurijewa und auch bei der orkischen Woznak schlugen sie an. Woznak ist also auch magisch. Interessant.
Am Freitag waren wir dann recht beschäftigt. Heute sollte die Stadtrundfahrt stattfinden, auf der wir Jurjewa extrahieren wollten. Noch ein paar letzte Bestellungen wie zwei Faradaysche Koffer für die Rüstung, die sie hoffentlich trug (würde gut extra Cash geben), der Lagerraum in Altona wurde von Tatze vorbereitet, um es magischen Verfolgern schwerer zu machen, die Zielperson durch ein Ritual aufzuspüren, wir verkleideten uns alle. Vex und Omega gingen auf die Stadtrundfahrt, Neo und ich holten Tatze ab. Er beschwor einen Geist, der uns alle drei verschleierte und dazu machte er uns beide und sich selbst unsichtbar. Mir gab er dafür einen Fokus. So ein Speicher für Zauber.
Omega hatte schon durchgegeben, dass es sich heute wirklich auch um das gleiche Boot handelte, wie bei unserer gemeinsamen Stadtrundfahrt.
Später kam eine Textnachricht von Vex. "Es gibt einen kleinen Zwischenfall." zusammen mit einem Geoping an einer Brücke und einem Emoji, das einen zerquetschten Piraten darstellte. "Die Sicherheit wird wohl etwas höher sein."
Also gut. Etwas Verspätung. Ein Kleinwagen hielt vor der Schranke, die Verhindern sollte, dass Autofahrer aus Versehen hier vom Parkplatz in die Elbe fahren. Ein Ork stieg aus und ging zu ihr...

37.g
Der Typ stieg wieder ein und parkte auf unserer Ebene. Man hätte ja erwarten können, dass er wenigstens nach unten auf die bisher gesperrte und leere Uferebene fahren würde. Stattdessen fuhr er rückwärts etwa hundert Meter von der Fahrspur weg und stellte sich hinter einige andere parkende Autos.
"Der Typ ist verdächtig, der versteckt sich."
Tatze war anderer Meinung: "Der will nur in Ruhe etwas trinken."
Neo zuckte mit den Schultern: "Ist halt etwas verpeilt."
Ich nahm eine der zusammengerollten Würste aus durchsichtigen Plastikplanen aus einer der Plast-Kisten, öffnete die Bodenluke und rollte die Wurst darunter aus. Wenn man unsichtbar ist, sollte man sich nicht unbedingt im Schlamm suhlen, so ka?
"Ich schau mir den Typen mal an. Wir haben noch drei Minuten. Außerdem sollten wir sowieso langsam aussteigen."
"Dann könnten euch aber Magier aufspüren, das wisst ihr!?" Tatze. Denkt mit.
Es liegt einfach nicht in meiner Art, mich auf ausschließlich eine Sache zu verlassen, wenn ich mehrere Ressourcen zur Verfügung habe und so - trotz Unsichtbarkeit und Verschleierung- schlich ich mich bis zur Straße Richtung Pier, sah mich kurz um, überquerte schnell und schlich weiter bis zum Kleinwagen. Die Scheiben waren nicht verdunkelt. Der Ork saß darin und schaute nach unten, wo auch seine Hände waren. Dann sah ich, dass er etwas aß. Ich schlich näher heran. Er sah etwas erschreckt auf. Anscheinend auf ein Sensor-Array und sah sich um. Ultraschall-Sensoren für Annäherung. Gerne genommene Erweiterung des Einpark-Assistenten. Ich schlich wieder etwas zurück. Dann wieder nach vorne und zurück. Er sah sich um und klopfte auf den Array. Ich zog eines meiner Kampfmesser, schlich zügig nach vorne und machte auf der Fahrerseite einen kleinen Schlitz in Vorder- und Hinterreifen. Dann um das angrenzende Auto herum. Der Typ stieg aus, trat leicht gegen die Reifen und fluchte.
""Fehlerdiagnose gestartet", hörte ich die Elektronik des Autos. Ich war schon am Wegschleichen als er doch noch telefonierte. Ich lauschte. Es war kein Hansesprech und auch kein Afrikaans, kam aber in beidem vor. Musste Niederländisch sein. Irgendwas mit "abholen" und "Scheiße" und "Panne". Gut, vielleicht doch kein Runner.. Er macht noch Fotos von den Reifen. Noch zwei Minuten. Ich schlich zurück zur Straße, blieb aber in Deckung bzw. wäre auch sichtbar von der Seehexe aus kaum zu sehen gewesen.
"Leute, kommt mal langsam raus. Wenn sie an Land kommen, will ich entern. " Ich zog gemütlich meine Walter Secura II, gefüllt mit Gel-Munition. Irgendwie hatten die anderen Bedenken, Leute einfach umzubringen. Zumindest in einem Punkt teile ich diese. Herumspritzendes Blut lässt uns sichtbar werden und wir hinterlassen vielleicht auch unterwegs Spuren.
"Stehe schon bereit." Neo über den Funk.
"Bleibt unten, sonst sieht man euch auf der Astralebene."
Ich hoffe, Tatzes Geister werden die Astralebene beherrschen, so dass von dort nichts kommt. Aber muss der Geist nicht physisch werden, wenn er uns verschleiert...? Ich wischte den Gedanken weg. Magie war Tatzes und Neos Gebiet. Ich konzentrierte mich ganz auf meine Aufgabe.
"Zugriff."
Ich kam Neos Befehl nach und rannte Richtung Seehexe, die etwa eine Minute benötigen würde, um von Hovercraft auf Radantrieb umzustellen. Wenn mich jetzt jemand astral sah, war es eben so. Die Hexe hatte vermutlich auch dementsprechende Sensoren, so dass nun Geschwindigkeit Trumpf war. In nicht einmal drei Sekunden war ich an die Hexe gerannt. Der Kletteraffe aus dem Repertoire des Parcour half mir enorm, die gut vier Meter nach oben zu kommen. Ich enterte am Trollsitz, der Richtung Heck eingebaut war (der Quoten-Trollsitz), so dass ein Schuss auf die Zielperson zumindest möglich war. Omega stand mit Zindy Precht an der Bug-Reling. Svetlana "Bounce" Jurjewa sprang auf. Ki-Adept. Kann man kaum überraschen. Drek! Ich traf in den Bauch. Sie ging in die Knie. Nebenbei schaltete ich meinen Ultrasound zu. Drek! Irgendwas vergisst man immer. Der Schuss und das Zucken von Woznak erinnerte mich daran, dass auch Neo nicht sichtbar war.  Durch ihr Zucken stand sie jetzt in meinem Schussfeld auf die Zielperson. Egal. Man nimmt, was man bekommt. Sie machte zwar Ausweichbewegungen, aber nach meinem Schuss lag sie auf dem Boden.
Das war der Moment, in dem Vex aufstand und ein Pfeilgeschoss auf den Leibwächter abfeuerte. Mit einer komischen Pistole. Ich kenne mich mit den Dingern aus und tippte auf einen Eigenbau.
Omega schoss ebenfalls auf den Leibwächter und - anscheinend an Zindy gerichtet: "Ich kenne mich mit Vielem aus."
Pierre, der Leibwächter fiel um und robbte über den Boden auf die liegende Esteffania Woznak.
Der zwergische Guide am Bug robbte unter seinen Sitz, die Touris sind erstaunlich ruhig und heben ihre Hände. Eine Mama rutscht vor ihre Tochter, die Asiatin richtet ihre Kamera auf dem Stativ auf die Schießerei hier auf der Dachterrasse der Seehexe.
Svetlana "Bounce" Jurjewa macht genau das, wofür sie bekannt ist. Sie springt über die Reling und versucht, so zu entkommen. Neo schießt auf sie und trifft. Sie fällt hin. Neo springt hinterher. Ich nehme den Sitz, auf dem sie gerade noch saß als Sprungbrett und springe hinterher. Neo steht über Svetlana. Über Funk hört man ein "Zielperson bewusstlos."
Während Zindy Precht auf meinen Rücken fällt (Ihr Problem, nicht meines) antworte ich: "Ich übernehme." Gehe zu Neo und lade mir Svetlana auf. Das war der Moment, in dem Zindy und Neo umfielen. Mir wurde schummrig. Drek! Neurostun!

37.f
Die Umstellautomatik der Seehexe fährt zurück auf Hovercraft. Anscheinend hatte der Rigger entschieden, dass er über den Fluss schneller aus der Situation entkommt.
Ich lade mir Neo auf die andere Schulter. Mit ihm und Svetlana zurück zum Bulldog. Ich komme mir vor wie damals beim Bund im Strafbataillon. Über Funk gebe ich raus: "Rückzug, Rückzug, Rückzug" und gebe über DNI den Befehl an den Van, die hinteren Türen zu öffnen. Ich sprinte die letzten Meter und lege die beiden ab.
Die Seehexe beginnt, zurückzusetzen.
"Wo bleibt ihr?" Vex, Omega, melden!" Ich schaue mich um. Vex kommt angerannt, von Omega nichts zu sehen, Tatze steht neben dem Van und schaut konzentriert Richtung Hovercraft. "Omega, Omega, bitte melden!"
Automatisches Feuer auf der Seehexe. Jemand wird über die Reling geschmissen. Ich zoome mir die Situation heran. Keine Ahnung, wer da ballert. Muss oben auf dem Boden liegen oder knien. Auf jeden Fall niedriger positioniert als die Reling. Oben steht ein aufrecht gehender Hund in Lederjacke, der eben Omega von Deck geworfen hatte. Der trieb unten am Ufer mit dem Gesicht nach oben, aber sobald die Luftblase aus seiner Kleidung raus ist, wird er untergehen. Seine Verkleidung - zumindest die Maske im Gesicht - saß nicht mehr hundert Pro. Am Ufer liegen ein paar Pistolen. Vermutlich die Knarren von Neo. 
Als ich die AK aufnehme, höre ich ihn schon: "Schieß damit besser nicht!" Er macht die faradaysche Kiste auf und beginnt, Jurjewa reinstopfen zu wollen.
Der Hund in Lederjacke springt runter. Irgendwas ist mit Omega passiert, aber keine Ahnung was.
Ich lasse die AK wieder fallen, starte per Riggersteuerung den Bulldog und fahre los. Mein Ultrasound vermeldet mir eine Person, die noch am Parkplatz steht. Drek! Tatze war noch nicht eingestiegen!
Die Seehexe setzt ganz langsam weiter zurück.
Ein Ork kauert zwischen parkenden Autos und filmt. Der Hund ist ganz auf Omega fixiert. Es schießt keiner mehr. Vex schnappt sich die AK.
Tatze war über Funk zu hören: "Der Geist schnappt sich Omega und kommt zum Auto."
Die Seehexe beschleunigt nun rückwärts.
Ich springe aus dem Auto und lasse es am Ufer stoppen. Tatze läuft an mir vorbei, der Rigger der Seehexe war ein Zwerg und lehnte sich gerade aus dem Seitenfenster. Er bemühte sich, Zindy heranzufischen.
Ich laufe zum filmenden Ork und reiße ihm sein Kommlink aus der Hand. "Bleib unten Bruder oder stirb." Bruder als Or´Zet eingestreut.Auf dem Komm unterbreche ich das Telefonat. Laufe zum Ufer, sammle die Knarren ein. Auf dem Deck lässt sich kein Schütze blicken. Beim Einsteigen: "Vex, hast du überprüft, ob die Alte noch am Leben ist?"
"Ne, ich bin da ganz schnell raus."
Ich schnappe mir mein MedKit, am Handgelenk von Jurjewa blinkt was. Notfall. BuMoNa. Ich ziehe sie schnell aus und schmeiße alles in einen faradayschen Koffer. Gibt hoffentlich ein paar Creds extra. Schnappe mir meinen Wanzenscanner und checke sie ab. Zwei Chips in den Beinen, einer an der Hüfte und einer hinter dem rechten Ohr.
"Drek, die ist gespickt mit Chips."
Tatze: "Ihr könnt mal Omega aufwecken, damit er sein Auto wegfahren kann."
Vex zu ihm: "Hast du ein MedPack?"
"Ne."
Die Kiste ist viel zu klein für Jurjewa. Das MedKit zeigt "stabile Seitenlage".
Ich mache rum mit Kiste und Taschen, um die Chips einzeln abzuschirmen.
Vex pflaumt mich an: "Das bringt doch nix!"
"Dann sag doch, was ich machen soll, du Einstein!"
"Stopf sie einfach in die Kiste, Mann."
Mach ich. Langsam auch egal. Am Bein reßt irgendwas, aber kein Blut zu sehen.
Wir fahren im Halbkreis wieder Richtung Süden. Falls es Augenzeugen gab, werden sie berichten, dass die Täter nach Norden geflüchtet sind. Dabei ändere ich mehrfach Farbe, Schilder und Matrix-Kennung.
"Hat hier jemand diese Patches zum Aufwachen?" Tatze sah fragend in die Runde. Ich werfe ihm eine angefangene Maxi-Packung Stimm-Patches zu. Nach Verwendung wachen Neo und Omega wieder auf.
Neo stöhnt: "Alter, wo bin ich?"
Vex lacht: "Im Hanse-Knast."
Neo wendet sich Omega zu: "Du siehst aus wie ich mich fühle."
Omega schaut sich um: "Sind alle da? Wo ist die Zielperson? Lebt sie noch?"
Ich muss schmunzeln. "Schmitts Katze. Ist in der Kiste und wir wissen nicht, ob sie tot oder lebendig ist." Spätestens wenn ihr der Sauerstoff ausgeht...
Neo: "Weiß jemand, was da los war, als ich bewusstlos wurde?"
"Magie habe ich keine gespürt. Ich gehe von Neurostun aus."
"Drek, wo ist meine Knarre."
Ich deute nach hinten. "Irgendwo da drüben."
Neo war sehr erleichtert. "Ich schulde dir was." Jap, kommt zum Rest dazu.
"Ist meine Knarre auch da?" Omega wurde enttäuscht.
"Hast du Smartlink drin? Dann solltest du dein Kommlink ausschalten und wegwerfen."
Vex hat echt Ahnung von Technik.
Neo: "Wo hast du sie denn verloren?"
"Oben auf dem Dach."
"Mist!"
Neo kontaktiert Frau Tanaka. Der Countdown für die Abholung steht bei 36 Minuten.
Ich parke vor dem Haus. Wir bringen die Kiste in den vorbereiteten Keller. Ich stelle mir einen Wecker auf x-17 Minuten für den Aufbruch, da wir 15 Minuten bis zum Übergabeort benötigen. Somit werden wir uns hier 19 Minuten aufhalten. Hätte man nur vorhergewusst, dass die Übergabe-Crew so schnell vor Ort sein kann...
Wir lassen kurz Luft in die Kiste...
"Sie lebt noch." Neo hatte sie wohl askennt.
Ich schminke mich und Neo ab.
X-19, wir brechen auf und packen im Keller alles zusammen.
X-17, wir fahren los. Unterwegs schminke ich noch Omega und Vex ab. Omega hat einen merkwürdigen Ausschlag überall wo die Schminke vorher schon abgegangen war. Oder war die Schminke abgegangen, weil da was draufgespritzt ist? Ich ziehe wieder meinen Anzug an.
X-4. Wir kommen am Ufer an. Zu früh.
X-2. Im Wasser bildet sich ein Strudel und Metall taucht auf. Es nähert sich dem Ufer. Sie kommen tatsächlich mit einem U-Boot. Wir lassen noch einmal kurz Luft in die Kiste und ich entnehme mein MedKit.
X-0. Es taucht mehr Metall auf. Gleichzeitig wird eine Art Feuerwerk gestartet. Brennende Kugeln werden aus dem Wasser senkrecht nach oben abgeschossen und explodieren recht geräuschlos in einer Rauchwolke. Rauchwerfer. Militärischer Standard. Gleichzeitig Startet ein zweiter Countdown bei drei Minuten rückwärts. Auf dem Deck sieht man inzwischen mehrere Gestalten. Also, wenn man Ultraschall hat. Ein Landungssteg zum Ufer wird ausgefahren.
"Haben Sie das Paket?" Eine verzerrte weibliche Stimme. Alle in Kampfanzügen.
Neo: "Sie ist verletzt. Sie sollten mit ihr einen Arzt aufsuchen."
"Wir sind nur für den Transport zuständig. Wo ist das Paket?"
"Hier. Sie ist stark verchippt. Zwei an den Beinen, einen in der Hüfte, einen hinter dem rechten Ohr. Und hier noch eine Tasche mit ihren persönlichen Besitztümern. Ebenfalls verchippt."
Vex schob noch nach: "Sie sollten noch bestätigen, dass wir sie lebend übergeben haben."
Sie nahmen sie aus der Kiste, hakten sich links und rechts unter. "Bestätigt."
Als das U-Boot verschwand, hörte man schon in der Ferne auf dem Fluss Sirenen. Wir also ab in den Bulldog und weg.
Neo gibt Nachricht an Frau Tanaka und danach an Vex: "Ich danke dir für deine professionelle Hilfe." Er überwies ihm seine 15 k auf ein paar Credsticks.
Vex kannte einen Straßendoc in Hamburg-Reinbek. Arbeiterquartiere reihten sich hier. In einem der geräumigen Hinterhöfe parkten wir. Inzwischen hatte es Neo und Omega wieder umgehauen. Die Stimm-Patches hatten ihren Tribut verlangt. Hier hatte ´Schrapnell´ wohl seine Praxis. Vex öffnete die Hintertüre irgendwie über die Matrix. Im ersten Stock eine mehrfach übermalte Tür. Daneben ein Schild: `Praxis´. In der Tür ein älterer Herr mit schütterem Haar, Brille, weißem Doktor-Anzug und Stethoskop um den Hals.
"Das ist aber mehr als EIN Notfall. Guten Tag die Herren."
"Guten..."
"Ja, wenn es aber ein Notfall ist, dann kommt halt rein."
Sein Ton war forsch bis unfreundlich. Ist hier oben aber wohl üblich, habe ich in der Vorbereitung gelesen.
"Wer von denen stirbt denn als erstes?"
Trockener Humor.
Vex: "Ich hoffe, keiner. Aber kannst du mir Blut abnehmen, ich habe das selbe Zeug abbekommen."
"So wie ich dich kenne, ist da sowieso jede Menge Zeug im Blut."
Die beiden kennen sich gut.
Er holt einen Handschuh mit massiv Elektronik aus einem Schrank. Nimmt allen dreien Blut ab und macht einen Test.
"Also ich könnte was geben, aber das macht es nur kurzzeitig besser. Oder die längerfristige Behandlung? Die wäre auch günstiger."
"Wir nehmen günstig."
"Für deine beiden Freunde 500, weil sie hier bleiben müssen. Du solltest in nächster Zeit im Verkehr keine großen Sachen fahren."
"Mach ich doch eh nich."
Nachdem die Behandlung zum Ende kam, nahm ich mir den Doc noch zur Seite. "Sehen Sie, vielleicht werde ich noch öfter hier in Hamburg zu tun haben. Vielleicht kann ich mich finanziell an ihrer Paraxis beteiligen?" Ich stellte 3k in die AR. Er holte ein altes Transaktionsgerät heraus. "Oh, ich sehe, Sie verwenden veraltete Technik." und erhöhte auf 3,5k.
Er gab mir in der AR die Nummer 7. War wohl so eine Art Matrixzugang zu seiner Praxis. Gleichzeitig auch KommNummer.
"Sie dürfen gehen."
Wunderbar.
Vex verabschiedete sich. Unterwegs entsorgte ich noch das Kommlink des neugierigen Orks vom Kai. Dabei fiel mein Auge auf meinen RFID-Löscher. Innerlich schlug ich mir eine Hand an die Stirn...

37.g
Erstmal zum Einschlafen noch n bissl Boxen reingezogen. Tatze ging mir mit seinem ewigen Hecheln und treudoofen Blick auf den Senkel. Wollte unbedingt Klopse abhaben. Dummerweise sind mir tatsächlich zwei vom Teller auf den Boden gerollt. Dumme Sache. Aber was will man machen... In den Nachrichten wurde berichtet, dass irgendwelche Wild-Ostler ein Feuerwerk am Pier gezündet hatten. Sachen gibts. Der HSV verstärkt seine Teams quer durch verschiedene Sportarten. Wettermäßig empffielt man am Sonntag wind- und säurefeste Kleidung. Außerdem sollte man auch die Außenaktivitäten einstellen. Ich zeige dem Köter die Nachrichten. Versteht ja doch einiges. Könnte nur mal selber für sein Essen sorgen, aber irgendwie hab ich den halt gerade an der Backe.
Am nächsten Morgen komm ich gerade vom Scheißhaus. Frühstück bei Aldi-Real bestellt. Und wer liegt schon wach und hechelnd vor der Türe... Um 10 kommt eine Textnachricht von Omega rein: "Uns gehts gt, wie siehts bei euch aus?"
Neo: "Wo treffen wir uns?"
Ich stelle zwei Geopings rein. Eines mit dem Sarghotel an der Autobahn, eines bei der Kneipe, in der wir Vex getroffen hatten. Astra St. Pauli Brauerei.
Gerade als von Vex ein: "Ich bin jetzt wach, wie schaut´s aus?" kommt und wir uns auf die Kneipe einigen, fährt ein blauer Van vor und parkt vor meiner Einfahrt. Er fährt weiter und es klingelt an meiner Türe. Die Drohne von Aldi-Real.
"Ich werde erstmal frühstücken. Dauert noch was, bis ich komme." Die anderen waren zufrieden.
Fahre mit Tatze zur Brauerei-Kneipe. Zur Begrüßung schmeißt er Omega fast um. Vex macht für uns einen Raum im Keller klar. Interne Luftversorgung an. Als wir unten durch die Tür gehen, stutze ich. Sie hat sogar Verriegelungen auf der Seite mit den Angeln. Nicht schlecht für eine Feuertür.
Neo hob an: "Vielen Dank, dass ihr beim Run dabei wart. Ihr habt mir den Arsch gerettet", dabei nickt er mir zu, "Tanaka hat das Komm zurückgesetzt, womit der Run dann durch wäre und ihr bekommt euer Geld." Ich sacke meine 20k ein, bekomme meine kompletten Auslagen ersetzt und nochmal 3k obendrauf. Nicht übel.
Dann ist auf einmal der Saft weg. Kein Licht mehr. Die Tür geht auch nicht mehr auf. Neo hat ein Knicklicht. Tatze will einen Geist schicken, aber der Kellerraum ist auch im Astralraum abgeschirmt. Vex ist völlig ruhig. Dauert nur ein paar Minuten. Keinesfalls eine Stunde wegen Reeperbahn und so. Wir wären hier auch sicher. Da oben beißt sich so mancher seine Zähne aus. Aber nach einer Stunde ist auch Vex langsam unruhig.
"Ich mach dann mal die Tür auf..." Ich trete zu. Nichts. Drek! Das gabs noch nie. Auch die Wand neben der Türe ist stabil.
Nach knapp zwei Stunden klopfen von draußen. Ich haue innen das Schloss ab, von außen wird etwas durchgeschoben. Zischen. Säure oder so etwas. Und irgendwann geht die Tür endlich auf. Draußen ein Zwerg, der sich die Augen zuhält. "Ah, dachte ich mir, der Raum ist leer..." Komisches Volk hier.
Im Gastraum oben Tumult. Ständig hört man "Hast denn du Netz?" Anscheinend zieht sich der Ausfall über eine größere Fläche. Habe keine Verbindung zu meinem Van in einem Parkhaus in der Nähe. Matrix ist down.
Vex organisiert uns gutes Futter ("Die Steaks müssen weg, bevor sie schlecht werden"), wenn wir ein wenig auf den Laden aufpassen. Als wir oben sind, seen wir, dass anscheinend ganz Hamburg betroffen ist. Wir bekommen neben den Steaks auch noch ein paar gebrauchte Wummen. Nichts großes. Nichtmal Sturmgewehre. Zumindest war eine Knarre mit Griff in Trollgröße. Eine Browning Ultra-Power. Wir hauen ordentlich Steaks weg, aber die anderen haben es nicht so mit rohem Fleisch und improvisieren einen Grill. Ich höre immer noch Vexs: "Der ganze Plex ist ohne Saft, das gab´s auch noch nie." Aber nach einiger Zeit kam wieder Mucke aus den Lautsprechern und das Netz sprang wieder an. Die Kommlinks spielten alle gleichzeitig die Notfall-Durchsagen der letzten Stunden an: "Sie befinden sich in einer Notfall-Zone. Bitte bewahren Sie Ruhe. Das Problem wird umgehend beseitigt." Klar. Konnte jetzt nur noch Stunden dauern, bis sich die ganzen Staus wieder aufgelöst hatte. Aber was solls? Wir hatten einen erfolgreichen Run zu feiern und beschlossen, erst einmal in Hamburg bleiben zu wollen.




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« Letzte Änderung: 20. Februar 2024, 19:52:56 von Olf »
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  • 20. Februar 2024, 19:52:33
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #35 am: 20. Februar 2024, 19:52:33 »

Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Der Dekan - Troll, Streetsam, Rigger und Face. "Experte für multidimensionale zwischenmenschliche Interaktion". Nur noch ein Hauch von Essenz. Biegt sich über Religion und eingebildete KFS die Welt zurecht. Gefühlskalt aber loyal.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.
Vex, Norm, typischer Hamburger Kiezmensch. Streetsam mit vielen Connections. Punkig, und immer frei Schnauze.
und
Blue, Orkin, Matrix und Couch-Potato. Nur am durchschnorren bei anderen.

It´s cool, man!
38.a
Die News brachten es ganz groß. Die Blackouts schwappen nach Europa. Allerdings hatte Hamburg das Ganze ausgezeichnet im Griff, da sie den Stromausfall innerhalb einiger Stunden bereits wieder im Griff hatten. Die Amis dagegen brauchten durchgehend Tage, manchmal gar Wochen! Allerdings konnten oder wollten die News nicht über die Ursache des Ganzen bringen.
Ich hing noch einige Tage bei Vex in Hamburg ab. Die Reeperbahn hat einiges zu bieten.
Am Samstag, 21.10.2079 um 10 Uhr klingelte mein Komm. Auf dem Bildschirm sah man einen Mann in Anzug. "Grüezi Gott. Bin i do richtich bejäm Herrn Bembel?"
Verdammt! Neue Nummern für die Komms wären auch was gewesen. Irgendwas ist immer. "Nennen Sie mich Dekan."
"Ah, guat, se häbben äs Gsicht... jo, väschtah." Der schweizerdeutsche Akzent war übel. Ich fasse den Rest einfach zusammen... Er setzte immer wieder an, um dann zu sagen, dass er dies und das nicht sagen darf (""Des döf ih ah ned sagäh..."). Auf jeden Fall wartete die nächsten 24 Stunden auf mich und meine Crew bei Hermes in Frankfurt ein Paket, das wir nach Basel bringen sollten. Dafür gibt es 4k pro Nase. Der "eigentliche" Auftrag wartet wohl in Basel.
Als erstes rief ich Omega an. Der war drin.
Jay war noch zwei Wochen beschäftigt, gab mir aber eine Nummer für Matrix-Ersatz. Das führte zu... Blue. Immerhin hat sie inzwischen eine SIN und eine Lizenz für ihren Ballermann.
Neo hatte ein Handtuch um den Nacken und war verschwitzt.
Nachdem "die Crew" beisammen war, gab ich noch Vex Bescheid. Der wollte noch seine AK mitnehmen. Anscheinend hatte er eine Lizenz dafür. Hatte ich so noch nie gehört. Aber wenn man sie wegpackt und einen Grund dafür hat, eine zu besitzen, dann darf man das wohl. So wie die Schweizer, die so ein Ding zu Hause in der Truhe haben für den Kriegsfall. Seit den Eurokriegen ist das wohl so. Auf jeden Fall beobachtete ich interessiert, wie sowohl die Hamburger wie auch die Zöllner des Norddeutschen Bundes mit der Lizenz zufrieden waren. Und der Tatsache, dass sie nicht riechen konnten, ob sie kürzlich abgefeuert wurde.
Um 10 Uhr starte ich in FfM einen Rundruf. Bei Neo war erst der AB dran, dann sah man ihn wieder verschwitzt und Lärm im Hintergrund. Er meinte, er würde gerade andere Leute trainieren. Blue soll ich in der Taunusstraße abholen. Omega kommt direkt zum Hochhaus in der Bürostadt an der A5. Dort hatte Hermes zwei Etagen. Blue schob sich die ganze Zeit irgendeinen Fast-Food-Drek rein. Zwischendurch Gummibärchen und Schokoeis. Mit Vex wettete ich um nen Zehner, dass sie bis Ende der Sitzung einen Zuckerschock haben wird. Ich weiß nur nicht mehr, ob ich dafür oder dagegen gewettet hatte... egal.
Bei Hermes war der Parkplatz leer. Omega kam ebenfalls mit seinem Bulldog. Neo in einem BMW Gaja. Er hatte eine Panzerjacke und Beinschienen an. Außerdem einen Gürtel mit ziemlich vielen kleinen Taschen.
"Will jemand auf meine Karte?" Blue sah sich um. Nachdem die anderen nur verdutzt in ihre Richtung sahen, übersetzte ich. "Sie fragt, ob ihr euer Zeug bei ihr slaven wollt."
Hermes war im 4. und 5. Stock. Zumindest war dort das Logo von "Hermes Int." angebracht. Ich klingelte.
"Guten Abend."
"Guten Abend. Wir haben einen Termin bei Herrn Meier."
"Äh, da muss es um ein Missverständnis handeln. Herr Meier hat seine Aufgaben in Basel."
"Genau. Und man sagte uns, es müsse dringend ein Paket nach Basel geliefert werden."
"Natürlich. Entschuldigung. Kommen Sie bitte hoch, Sie werden bereits erwartet."
Die anderen nahmen den Aufzug, ich die Treppe. Ober erwartete uns ein Mann in legerer Kleidung. In einem noblen Sitzungssaal stand auch ein Trollstuhl. Offensichtlich improvisiert hineingestellt.
"Also, Sie werden ein Paket nach Basel bringen. 4 k für jeden, völlig unabhängig davon, ob Sie den Folgeauftrag annehmen oder nicht." Er sah sich um. Er hatte unsere volle Aufmerksamkeit. "In der Schweiz wartet auf Sie eine Arbeitsgenehmigung für die wir selbstverständlich eine SIN bräuchten, auf die sie laufen müsste. Ihr Auftrag wird Sie in die Alpeninterdiktszone bringen. Sie sollten deshalb schwer bewaffnet kommen. Was Sie dort genau tun sollen, ist mir nicht bekannt. Allerdings dürfen Sie keine Fahrzeuge oder Tiere mitnehmen. Sie werden mehrere Tage unterwegs sein. Sie müssten ihre Ausrüstung selbst tragen. Im Schnee. Und klettern wäre eine weitere Voraussetzung. Das Finanzielle würde Herr Meier mit Ihnen vor Ort besprechen."
"Außerdem bräuchten wir spezielle Panzerung für das Hochgebirge." Neo.
Ich schaltete "Und unsere Waffen müssten auf von Schmiermittel auf Ölbasis gereinigt werden und mit Graphit geschmiert werden."
Er nickte. "Das wird sich machen lassen."
"Also... Könnten Sie unsere illegalen Waffen in die Schweiz bringen?"
"Es wird nicht illegal sein. Wir sind Hermes. Wir halten uns an die Gesetze. Wie viele dieser ...sensiblen Dinge müssten denn transportiert werden?"
"Nun, das Sie mir die Art der Bedrohung nicht genau nennen können, würde ich alles mitnehmen. Schweres Maschinengewehr, Sturmkanone, Sturmgewehr, mehrere tausend Schuss Munition, hundert Granaten und noch einiges an illegaler Elektronik."
"Gut, ich werde Ihnen eine Kiste mitgeben. Füllen Sie alles hinein und verplomben Sie es. Wenn sich die Vignette in die Plomben gebrannt hat, darf es keiner mehr öffnen. Bringen Sie mir die Kiste dann binnen einer Stunde nach der Besprechung. Wir transportieren Sie bis zur Zone. Dort ist dann alles legal. So lange es kein Fahrzeug oder Tier ist. Oder es die Hexen anders sehen..."
"Und dann bräuchte ich noch das Paket..."
Wir gingen nach hinten. Er nahm Paketband, faltete zwei Pakete zusammen und verklebte sie. "Hier, ihr Paket. Gehen Sie bitte vorsichtig damit um. Es darf auf keinen Fall beschädigt werden."
Ich unterdrückte ein Lächeln. "Selbstverständlich."
Nachdem wir unsere SIN abgegeben hatten, packten wir die Kiste. Das heißt, ich packte sie. Nur Vex steuerte noch ein AK bei. Ich gab die plombierte Kiste ab. Legal rumballern mit dem schweren MG. Wie grün wird das denn!
"Bevor ich es vergesse. Reisen Sie bitte frühestens am Montag um 12 Uhr in die Schweiz ein."

38.b
Am Montag morgen fuhren wir in Frankfurt los. Wir hatten unterwegs  einige Infos aus der Matrix ausgegraben. Die Alpeninterdiktszone ist von einer Mauer umgeben. Diese wird von der schweizer Armee beschützt. Es bekommen lediglich 10 k Leute pro Jahr die Erlaubnis, die Zone als Touristen betreten zu dürfen. Es sind weder Fahrzeuge noch Drohnen erlaubt. Es gibt dort besondere Critter. U.a. auch Einhörner. Montag mittag um 12.30 Uhr überquerten wir problemlos die schweizer Grenze.
In der Hermes-Niederlassung in einem Basler Vorort wurden wir zu Herrn Fellacci geschickt. Genau der gleiche Fellacci wie das letzte Mal. Nach einer kurzen Begrüßung kam er gleich zum Punkt: "Wir haben ein Problem. Sie erinnern sich an unseren letzten Auftrag? Wir haben den Tingueli-Code entschlüsselt. Er brachte uns Koordinaten in der Alpeninterdiktszone. Der Auftraggeber hat ein Team dorthin geschickt. Forscher. Sie kamen nicht zurück. Wir benötigen Sie, um die Leute zu retten und den Auftrag zu Ende zu bringen. Normalerweise benötigt man ein bis zwei Woche, um eine Genehmigung zu bekommen, wir bekommen sie aber schon morgen. Anscheinend sind die Behörden auch an der Klärung interessiert."
"Wir brauchen auf jeden Fall bessere Ausrüstung als die letzte Gruppe.", warf Omega ein.
Felacci hob beschwichtigend die Hände: "Die Gruppe bestand hauptsächlich aus Forschern, sie waren keineswegs so stark bewaffnet wie Sie. Ausrüstung wird selbstverständlich vom Auftraggeber gestellt."
"Ich nehme an, Sie sorgen auch für den Rücktransport unserer Waffen?" Nicht, dass wir dann mit unseren illegalen Wummen in der Schweiz rumstehen.
Er nickte. "Sie sind also dabei?"
"Wenn die Bezahlung stimmt." Er braucht uns bitter nötig.
"Dreißigtaus..."
"Sechzig." unterbrach ich ihn.
"Lassen Sie mich doch erst..."
"Hundertzwanzig." Omega von hinten. Ich sah ihn böse an.
Fellacci rang kurz um Fassung. "Dreißigtausend für Hin- und Rückreise. Fünfzehntausend für Rücktransport der Forscher. Zwanzigtausend für Informationen."
Als wir erfuhren, dass das Angebot pro Nase war, hörten wir sofort auf, zu verhandeln und sagten zu.
"Am Ziel wird Sie ein Reaktor für schweres Uran erwarten. Er sollte schon lange umgebaut werden, aber nach Auftraggeber stimmt das wohl nicht. Satellitenbilder zeigt an diesen Koordinaten nur eine alte Almhütte. Vermutlich liegt die Anlage unterirdisch." https://de.wikipedia.org/wiki/Reaktor_Lucens
"Sollen wir vor Ort sabotieren oder ähnliches?"
"Nein, Sie sammeln lediglich Informationen. Bleiben Sie ganz legal. Übrigens, es könnte sein, dass auch noch andere Firmen auf unser Ziel aufmerksam wurden und Sie auf Konkurrenz treffen."
"Gut, die schalten wir aus." Ich zog meinen Daumen über die Kehle.
"Nein, nein, bleiben Sie ganz legal. Ermorden Sie keine Leute oder Hexen oder Almbauern oder Einhörnern, Barghests oder Drachen. Nur falls Sie angegriffen werden wie von diesen Kalkwyvern oder so. Die bösen halt. Sonst bekommen Sie ernsthafte Probleme mit den Hexen oder dem Militär. Also in die Zone darf das Militär nicht hinein, aber..."
Ja, ist klar. Wir müssen irgendwann wieder raus. "Was genau waren die Spuren, die Tingueli gelegt hatte?" Immerhin habe ich mir das damals alles angeschaut.
"Nun, mehrere Werke scheinen mit unserem Problem zusammenzuhängen. Vielleicht sind das versteckte Hinweise. Leider passen sie zeitlich nicht zusammen."
Es folgte eine Liste:
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=962c9e68-e3b5-4fec-b8c1-033784e6e6e6 Der Totentanz.
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=fbdc64ec-60a2-49f1-aa9a-37f3374281fb Le Cyclop.
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=7df0506b-e150-4231-91d5-0694b10c6aa3 End of the world. Eine Skizze von mehreren Gebäuden.
https://www.tinguely.ch/de/tinguely-sammlung-restaurierung/sammlung.html?period=&material=&detail=324060da-d2a2-4f71-815d-15fee38afa7bDazu noch einige Bilder von Crittern, wie sie heute herumlaufen."
"Sie meinen, Tingueli ist ein Zeitreisender?"
Er winkte ab. "Nein. Aber Sie sollten die Liste aus Vollständigkeitsgründen sehen. Ihre Waffen werden ihnen an der Mauer übergeben. Außerdem wird dort ein Bergführer auf Sie warten. Ein Hotel für Sie ist gebucht. Sie können nun in der Halle ihre Ausrüstung inspizieren. Was Sie noch brauchen, werden wir Ihnen besorgen. Aber ich denke, Sie werden zufrieden sein. Bedenken Sie nur, dass sie alles selbst tragen müssen."
Wir waren ziemlich zufrieden. Nur dass wir die Ausrüstung nicht behalten dürfen... Aber vielleicht macht Fellacci einen guten Preis...

38.c
Ein Big Game Hunter als Rüstung mit Schutz gegen die Kälte, Zelt, Schlafsäcke, Kletterausrüstung, Satschüsseln, Chlortabletten, Werkzeuge verschiedenster Art, Elektronik und vor allem die gute schweizer Armeeschokolade und Armeekekse türmten sich. Es brach mir das Herz, aber schnell wurde klar, dass ich nicht mit meinem geliebten Monster in den Alpen rumballern durfte. Statt dessen war wohl Kiddie die Wahl. Da wog einfach sowohl Waffe wie auch Munition nur ein Viertel im Vergleich zum SMG. Also ließ ich Kiddie auf hellgrau umspritzen. Die Waffen wurden sowieso alle zerlegt und mit Gleitmittel auf Graphitbasis behandelt. Meine Laune sank merklich. Vor allem, weil die anderen nicht wirklich viel tragen konnten.
Als wir zu unserem Hotel nach Interlaken fuhren, forschte Blue nochmal über die Hexen nach. Ich wollte mit denen Kontakt aufnehmen. Viel war allerdings nicht zu finden. Offiziell existierten sie gar nicht und falls doch, will keiner etwas mit ihnen zu tun haben. Außer die irischen Gnome. Also die im Exil. Die finden die Hexen toll. Und es gab noch eine Fan-Page von Kindern. Genug Zeit hatten wir während der Fahrt, denn es schneite. Mal wieder. Schon hier war auf den Feldern ungefähr ein halber Meter Schnee. Aber Blue grub eine Kontaktadresse der Alpenschützer aus. Ich schickte eine Nachricht. Etwa wie man sich in der Interdiktszone verhalten solle, ob es einen Punkt dort gibt, der hochtechnisiert ist und ob man Kontakt mit den Hexen aufnehmen könne. Zwischendurch bekam ich einen schnellen Termin bei einem Arzt, um mir einige Zahnbehälter einbauen zu lassen. Möglicherweise muss man ein paar Chips besser verstecken als andere...
Das Hotel war ziemlich luxuriös. Zum Frühstück um 6.00 Uhr war noch keine Antwort auf meine Mail da. Aber Blue war mit mir zusammen erste am Buffet. Man muss einfach das Maximale aus All-You-Can-Eat rausholen. Da waren wir uns einig. Mit der Zeit kamen auch Omega, Neo und Vex dazu. Am Nachbartisch saß ein bekanntes Gesicht. Ich erkannte ihn als den Anwalt, dem wir damals in Basel begegnet sind. Er wollte uns in einer Unterführung das geklaute Teil von der Tingueli-Installation abkaufen. Ich hatte mir damals tatsächlich seine Nummer geben lassen. Als er uns zunickte und seine Tasse hob, stand ich auf und ging stellte mich an den Nachbartisch.
"Grüezi. Sie sind doch Anwalt bei Mayer & Müller. Heißt das, Sie sind diesmal unser Auftraggeber?"
"Nein, ich bin nicht der Auftraggeber, aber ich würde Sie gerne sprechen. Ich hätte auch ein kleines Räumchen für uns reserviert."
Das kleine Räumchen entpuppte sich als Konferenzraum für vierzig oder fünfzig Personen. Ein trollsize-Stuhl wurde spontan mit dazu gestellt. Der Unterschied im Stil war offensichtlich. Sein Begehren war einfach. Er wollte uns die Informationen abkaufen und fragte, was unsere Loyalität unserem Auftraggeber gegenüber denn koste.  Vex und Neo gaben ein nein durch, Blue war es egal und Omega wollte zehn Millionen. "Ich persönlich finde ihre Loyalität gut, aber mein Auftraggeber geht davon aus, dass jeder käuflich ist. Ich werde auf jeden Fall auf Sie warten. Sie können sich hier auch gerne noch etwas beraten."
Nachdem er den Raum verlassen hatte, gab uns Blue durch, dass der Raum abhörsicher sei. Wir würden hundert Prozent sicher abgehört werden.
Wie dem auch sei. Am nächsten Morgen gingen wir zur bewehrten Mauer, die die Alpeninterdiktzone umrundete. Drohnen schwirrten in der Luft. Vor uns ein Wachturm mit einem Tor so breit, dass drei oder vier Autos nebeneinander durchfahren könnten. Nebenan war eine kleinere Türe mit einigen Wachsoldaten davor.
"Guten Tag die Herrschaften, wir hätten heute um 10.00 Uhr einen Termin."
Sie musterten uns von oben bis unten. Nun ja, immerhin waren neben den beiden Norms noch zwei Orks und ich als Troll in der Gruppe.
"Wir benötigen Ihre SIN."
"Selbstverständlich."
Sie wunken uns durch. Hinter der Tür war ein Treppenhaus und ein Aufzug. Wir kamen mit dem Lift oben in eine Empfangshalle, von der mehrere Gänge und Türen abgingen.  Auch hier mussten wir unsere SIN vorzeigen.
"Sie dürfen in den Raum links. Nummer 15. Ihre Ausrüstung befindet sich bereits dort und es wartet auch jemand auf Sie."
Im Raum sitzt ein etwa 50jähriger Mann in Winterausrüstung mit wettergegerbten Gesicht. Unsere Ausrüstung wie auch die verplombte Kiste waren hier.
"Ich habe eine Mail bekommen von einem Herrn Dekan. Ich habe gehört, Sie schießen gerne. Also, es gibt ein paar Sachen, auf die Sie schießen dürfen. Dafür gibt es sogar Abschussprämien. Für erwachte Kupferottern und Bayards 300sFr, für Kalkwyvern 1.000 sFr. und für Alpenlindwürmern 5.000 sFr.."
"Aber da Sie ein erfahrener Bergführer sind, werden wir ihnen nicht begegnen." Neo lachte.
"Ich weiß ja noch nicht, wo sie rumlaufen wollen. Wir werden sehen. Ich bin Paul, mache das schon seit dreißig Jahren und kenne jeden Stein."
Blue hielt ein Kouvert in die Luft. "Die Koordinaten."
Paul weiter: "Also ich sehe, ihr müsst euch noch umziehen. Ich lasse euch mal alleine."
Paul geht. Kaum war er draußen, kam hinter der großen Kiste eine ältere Frau hervor. Mit ihren 1,60 m war es wohl kein Problem, sich dahinter zu verstecken.
"...und Sie sind...?"
"Gundula." Ihre Stimme war kratzig, kreischig und nervig anzuhören. "Wir haben ihre Tickets beschleunigt. Die Leute, die ihr sucht, haben etwas frei gelassen und jetzt sterben Einhörner und alles."
"Haben die Blasen und ihnen fallen die Haare aus..."
"Nein, sieht nach Krallen und Zähnen aus. Aber meistens findet man nicht mehr viel. Nur noch Blut und ein paar Fetzen. Wenn ihr das Ding weg macht, sorg ich dafür, dass ihr eine Belohnung kriegt. Welche, das denk ich mir noch aus."
"Kannst du uns irgendwie mit Essen versorgen?" Könnten wir brauchen. Bei so einem Vieh werde ich Monster nehmen müssen.
"Nein." Und schon verschwand sie hinter der Kiste. Als wir dahinter schauten, war da ... nichts. Auch nicht für Wärmesicht oder im Astralraum...
Ich stöhnte vor mich hin: "Ich brauche unbedingt die SMG. Also müssen wir Essen zurücklassen..."
"Warum nehmen wir nicht einfach Schlitten?" Neo deutete mit einem Lächeln nach draußen.

38.d
Paul schaute sich vor Ort um und hatte nach fünf Minuten einen Schlitten https://www.sportx.ch/de/p/495009700000/davoser-fsc-120-cm?gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMI2ZXJ6pPRhAMVYq1oCR3xVATjEAQYASABEgKBOfD_BwE&gclsrc=aw.ds. Nachdem wir einige mehr brauchen, schaute sich Paul nochmal um und kam nach einer Viertelstunde mit einem weiteren. Blue präsentierte uns in der Zwischenzeit ihren Notfallsender mit der Aufschrift "Zürich Orbital". Mit den beiden Schlitten war sie unzufrieden und besorgte uns vor Ort aus einem Laden sechs Lastenschlitten https://www.bushcraft-deutschland.de/threads/lastenschlitten.3881/#post-1032699.
Wir zogen also los. Bei minus fünf Grad und 50 cm Schnee. Von der Mauer weg eine Dreiviertelstunde in ein Tal, so dass die Mauer nicht mehr zu sehen war. Blue öffnete das Kouvert mit den Koordinaten. Schnell hatten wir zwei Routen ausgeschaut und entschieden uns dafür, über das ehemalige Innertkirchen über die ehemalige 11 bis Wassen, dann die 12 bis Andermatt und die 19 bis Disentis. Von da aus nach Süden auf den Pass zum Hotel Dalla Platta und von da aus Richtung Südosten zum Val Plattas. Paul bereitete uns schon darauf vor, dass von den Dörfern und den Straßen nichts mehr zu sehen sein wird.
"Die Natur hat sich erstaunlich schnell erholt, die Gebäude und alles sind komplett weg. So als würden die Pflanzen die Häuser aktiv abbauen."
Unser erstes Lager schlugen wir beim ehemaligen Innertkirchen auf. Es war von der Infrastruktur, die hier einmal war, absolut nichts mehr zu sehen. Nachdem wir Holz gesammelt, Zelte aufgebaut und Feuer an gemacht hatten, kam es zum Small-Talk am Lagerfeuer.
"Und? Was macht ihr so?" eröffnete Paul.
"Ach, eher langweilige Sachen. Auto fahren, warten, leise sein." Ich wollte nicht zu viel erzählen und den Ball flach halten.
"Quatsch, das muss laut sein. Ich werde ne Legende." Vex wieder.
"Legenden sind tot. Hatten wir schon."
"Wer will schon ewig leben?"
"Ich."
Das Thema hatte sich tot gelaufen. Neo warf irgendwann in die Runde: "Das letzte Mal Camping war ich mit meiner Tochter."
"Schmeiß lieber etwas Chor in dein Wasser." Ich deutete auf seine Tasse, die er eben mit dem Schneewasser, das wir über dem Feuer erhitzt hatten, auffüllte.
"Das Wasser aus dem Schnee hier kann man astrein trinken." Paul schlürfte demonstrativ einen Schluck.
Neo sah sich astral um. "Hier scheint alles irgendwie leicht magisch zu sein."
Das Gespräch kam auf Hintergrundstrahlung und solche Sachen.
"In der SOX wollten die Magier gar nicht in den Astralraum." Ja, die SOX war wirklich kacke.
Wir organisierten die Nachtwachen. Währenddessen hörten wir ein Donnern von weit her. Echt lange. Bestimmt über eine halbe Minute. Paul zuckte nur die Schultern: "Lawine."
Am nächsten Tag begannen wir den Aufstieg zum Pass Richtung Wassen. Von der ehemaligen Straße sah man bestenfalls noch die groben Einschnitte in den Berg. Es wurde echt anstrengend. Als es so steil wurde, dass der Schlitten hinter mir immer wieder abrutschte und nach unten hing, stellten wir unsere Schlitten aufeinander. Ich zog, sie schob. So mühten wir uns den Pass hoch. Auch die anderen hatten zu kämpfen. Wir schafften es über die Kuppe und gingen noch einige hundert Meter abwärts. Wir waren alle so fertig, dass wir nur die Zelte aufstellten, uns noch mit Campingkochern Wasser heiß zu machen und zogen uns Kekse rein.
Am nächsten Morgen ging die Sonne auf als wir alle zusammen im Dunkeln frühstückten. Als es etwas heller wurde, fielen uns auf einmal in etwa einem Kilometer Entfernung drei Kalkwyvern in der Luft fliegend auf. Wir gingen in Deckung und machten die Waffen bereit. Ob sie vorher schon auf uns zu hielten oder nicht, diese fünf Meter langen Draco-Formen mit zehn Metern Spannbreite hielten auf uns zu. Für Vex und Omegas Sturmgewehre waren sie noch zu weit weg. Ich zoomte sie heran und schoss  sechs Standardkugeln in einen rein. Er zuckte und flog weiter.
Ich sollte dann lieber die panzerbrechende Mun einlegen.

38.e
Omega schießt auf mein Ziel. Der Kalkwyvern stürzt ab. "Treffer", kommentierte er trocken.
Ich nehme das Ziel links ins Visier. Sechs Schuss. Das Vieh stürzt ab.
Dann noch das letzte Ziel. Treffer, aber es fliegt weiter. Ist auch schon am Abdrehen, aber wir sollten es noch plätten. Nicht nur wegen der 3k. Ich kann auch gleich nachsetzen und es stürzt ab.
"Pauli, wie läuft das eigentlich mit dem Kopfgeld?"
"Ein Foto wäre gut."
"Ich hab alles gefilmt", kam von Omega und er tippte auf seine Cyberaugen.
"Und ich kann das ja auch bezeugen", fuhr Pauli fort.
"Meine Schießlehrerin hat gesagt, man muss immer gleich auffüllen", kam es von Blue.
Zumindest lernt sie dazu. Ich wechselte das angefangene Magazin nach hinten und schob ein Magazin Explosivmun rein.
Wir gingen weiter. Nach ein paar Minuten sah sich Pauli immer wieder nervös um.
"Was ist?", meinte Blue zu ihm.
"Ich glaube, da kommt ein Sturm." Pauli deutete auf eine schwarze Wolkenwand hinter uns.
Blue checkte ihren Atmosphärensensor und bestätigte.
"Halbe Stunde von hier ist eine Höhle." Pauli deutete voraus. Der Schneefall nahm schlagartig zu. Die Flocken fielen ziemlich dicht.
"Wir haben keine halbe Stunde", meinte Blue während sie sich eine zigarrengroße Spritze an den Hals hielt und abdrückte. Auf die fragenden Blicke zuckte sie nur die Schultern und beantwortete die ungestellte Frage: "Oxyrush."
Wir laufen also schneller bergab, als wir ein Grollen hören. Eine Lawine! Ich laufe zur Seite und lege die Hand auf den Auslöser für die Lawinen-Notausrüstung. Dadurch würde ein Peilsender auf Funkbasis aktiviert und ein großer Ballon aufgeblasen, um nicht so tief in die Lawine einzusinken.Ich hatte Glück. Im dichten Schneefall sah ich mich um. Omega, Blue und Vex winkten mir zu. Neo und Pauli waren verschwunden! Wir fanden sie über die Peilsender etwa 100-150 Meter weiter unten. Es dauerte etwas, sie mit unseren Klappspaten auszugraben. So lange, dass wir auf einmal mitten im Schneesturm standen. Wir bildeten zwei Dreiergruppen und banden uns aneinander an. Neo mit Omega und mir. Vex mit Blue und Pauli. Wir hatten etwas Mühe, zusammen zu bleiben und an irgendeiner Stelle bogen wir falsch ab, so dass wir umdrehen mussten. Aber letztendlich fanden wir die Höhle. Vex, Neo und Pauli fielen quasi direkt in ihre Schlafsäcke. Auch wenn es gerade mal 8.30 Uhr morgens war. Blue machte Tee und spielte dabei irgendein holographisches Spiel. Schach oder Dame oder wie das hieß. Omega schien auch noch fit zu sein und half mir dabei, mit Sprühkleber und Zeltplanen den Eingang dicht zu machen.
Omega und ich teilten uns die Wachen. Gegen 13.30 wurden die anderen langsam wieder wach und wurden von Blue untersucht. Ich beschloss, mich nochmal eine Runde aufs Ohr zu hauen.
Als der Sturm endlich vorbei war, hatten wir noch so etwa drei Stunden. Pauli meinte, er kenne keinen guten Lagerort, den wir von hier aus erreichen könnten. Vex hatte mit seinem Einwand, dass drei Stunden besser als nichts wären zwar Recht, aber wir beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. Blue hatte tatsächlich ein Kurbelradio dabei, über das wir unsere Kommlinks und kleinen elektronischen Gadgets aufladen konnten...

38.f
Am nächsten Morgen hatte es das Schneien aufgehört. Dafür war ein warmer Wind aufgekommen. Der Abstieg durch den Neuschnee war anstrengend, vor allem weil der warme Wind auch eine Schneeschmelze begünstigte. Nach einem halben Tag zum Mittag hin waren wir endlich unten. Nach einer Rast ging es weiter Richtung Wassen. Unterwegs kamen wir an einen Bach, von dem Pauli vorher schon gesprochen hatte. Die einsetzende Schmelze hatte den Bach auf stattliche sechs Meter Breite anschwellen lassen und das Wasser floss schnell.
"Müssen wir da rüber?" Blue schaute skeptisch.
Pauli ging nicht darauf ein. "Ja, über den Fluss da unten, in den er reinfließt, müssen wir auch noch. Würd ich aber lieber oben am Gletscher machen. Is einfacher."
Blue schluckte beim Wort Fluss deutlich. Bisher hat sie sich gut geschlagen. Als Orkin ist sie einfach etwas robuster als Otto Normalo.
"Lass uns den Baum da fällen und dann rüber." Vex zog schon eine Axt aus seinem Rucksack. Ich tat es ihm gleich und wir fällten das Ding. Drek! Vex mach das tatsächlich besser als ich. Respekt.
Als wir das Ding gefällt hatten und diskutierten, wie wir am geschicktesten rüber kommen würden, sahen wir alle, wie irgendwas im Bach runter getrieben wurde. Ein Bergeinhorn! Ich schob den gefällten Baum sofort in den Bach. Neo und Omega halfen direkt mit. Vex hatte seine AK in der Hand und zielte. "Ich erschieß das Ding!"
Pauli sprang mit einem lang gezogenem "Neeeeiiin!" dazwischen.
Vex zielte weiter. "Dann lassen wirs in Ruhe. Könnte was sein, was sich als Einhorn ausgibt."
Wir hatten den Baum rechtzeitig in den Bach geschoben. Das Einhorn wurde dagegen gespült und nach dem Aufprall durch die Strömung unter Wasser gedrückt. Ich knie mich auf den wackeligen Stamm, bekomme das Horn zu fassen und ziehe das Tier nach oben. Omega und Neo sind auch herangesprungen und stabilisieren den Stamm. Es dauert einige Zeit, aber ich bringe das wiehernde Einhorn Stück für Stück Richtung Ufer, wobei es durchgehend stark an den Stamm und die Äste gedrückt wird. Blue hat angefangen, mit ihrem Campingkocher Wasser zu erhitzen. "Ich koch uns mal Tee." Nach einer Viertelstunde bekommt das Bergeinhorn endlich Tritt und kommt am Land. Als ich merke, dass es sich gegen meinen Griff wehrt, lasse ich gleich los. Es läuft noch ein paar Meter von uns weg, legt sich aber schnell hin. Neo askennt es. "Panisch, aber gesund. Also... wird überleben."
Die anderen machen auf einmal Witze über Hörner und schauen mich schräg an.
"Jetzt kommt nicht auf dumme Ideen nur weil ihr das Einhorn nich abknallen dürft." Ich streichle über meine beiden Hörner. Ich halte dann den Baum fest, damit die anderen drüber balancieren können. Dann revangieren sich die anderen. Ich muss mehrmals rüber wegen den Schlitten. Einmal wäre ich fast gefallen.
Zwischen Wassen und Göschen - zumindest waren diese Orte auf den Karten noch markiert, auch wenn sie genauso wenig existierten wie die angebliche Straße, auf der wir unterwegs sein sollen - schlugen wir wieder unsere Zelte auf. Blue spielte wieder dieses Spiel. Es hieß Schach, wie ich erfuhr, als ich mir die Regeln erklären ließ. Die anderen hielten Small-Talk. Pauli war anscheinend ein Familienmensch.
Nach zwei weiteren verschneiten Tagen kamen wir am Ort des ehemaligen Disentis an. Gegenüber kam der Gletscher runter. Inzwischen waren die fünf Tage voll. Eigentlich wollten wir schon da sein. Pauli bereitete uns abends auf den Gletscher vor. "Der ist voller schmaler Spalten, sogar an der Seite. Wenn jemand fällt und du merkst, du kannst ihn nicht halten, dann spring auf die andere Seite. Das ist noch eine ganz gute Chance."
So gingen wir am nächsten morgen als Seilschaft den Rand des Gletschers hoch. Pauli voraus, danach Neo, Vex, Omega, Blue und ich als Schlusslicht. Blue rutscht auch schon bei der ersten Spalte ab. Ich ziehe sie recht mühelos wieder hoch. "Jetzt weiß ich, wie die Hohlräume auf meinen Scanner aussehen."
Sicher. "Du solltest mehr mit deinem Lawinenstab im Schnee stochern."
Nun ja, tat sie. Eine Weile. Dann stürzte sie wieder ab. Zum Glück war sie für mich nicht allzu schwer und auch Omega war nicht schwach. Hauerpower eben.
"Da sind wieder n paar von den Dingern." Vex schaute nach oben und machte seine AK bereit während Omega und ich noch mit Blue beschäftigt waren. "Sie sind wieder zu dritt."
Neo legt mit seiner Pistole an und zielt.
Vex ballert mit seiner AK eine 6er-Salve raus auf die Kalkwyvern.
Blue kriecht vom Loch weg und schut sich um.
Ich schau nach oben und sehe sie im Sturzflug auf uns zukommen, wobei eine unkontrolliert trudelt.
Neo schießt eine 3er-Salve mit seiner schweren Pistole.
Ich mache Monster bereit und rotze eine 6er Salve Explosivmun raus. Ein zweites Vieh trudelt.
Vex lässt auf den letzten nochmal eine 6er Salve raus und Omega mit seinem Schrfschützengewehr kurz darauf eine 3er Salve. Auch das letzte trudelt nun. Sie schlagen alle drei auf. Dabei bricht die Schneedecke ein und sie verschwinden in einer Gletscherspalte.
Ich lege ein neues Magazin Explosivmun ein und stecke das angebrochene nach hinten. Auch wenn das erweiterte Magazine sind, aber 100 Kugeln sind besser als 94.
"Ihr könnt das richtig gut." Blue deute in die neue Spalte, die sich vor uns aufgetan hatte.
Ich behalte Blue weiter im Auge und kann so bis zum Mittag den ein oder anderen Absturz verhindern, während wir auf eine felsige Steilwand zulaufen.
Gegen Mittag sind wir an der 40-50 Meter hohen Steilwand angekommen. Pauli setzt uns ins rechte Bild: "Grundsätzlich sollte man sich immer an drei Stellen festhalten. " Er schaute auf mich. "Zwei können noch gehen. Ich geh voraus und schlage die Haken ein. Nächstes Problem ist der Steinschlag." Vex klopft auf seinen Helm. "Deshalb gehe ich leicht schräg. Wenn jemand von euch was auslöst, dann ruft: `Achtung Fels´ oder so. Dann... falls jemand abstürzen sollte. Wenn es gut geht, halten die Sicherheitshaken. Wenn es schlecht läuft, muss jemand das Seil kappen. Besser einer tot als alle."
"Ich trage Blue."
"Aber ich kann doch klettern..."
"Ja, das hab ich voll gesehen."
Ich vergrabe einen Teil unserer Ausrüstung. Währenddessen tritt Pauli aus. Ich gebe Neo ein Zeichen auf MilSpec, dass er ihm heimlich folgen soll. Anscheinend hat er es immer noch nicht gelernt. Also mache ich Zeichen für Dummies. Er kapiert meine kleine Posse und geht Pauli hinterher.
"Also das erste habe ich verstanden, aber das zweite nicht."
"Er hat das erste nicht verstanden, aber das zweite schon. Du kannst MilSpec?!" Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Na, so grundlegende Befehle." Vex zuckte mit den Schultern.
Als Neo zurück kommt, schaut er mit einer bösen Mine in meine Richtung.
Pauli kommt zurück: "Ich muss mit euch reden." Jetzt schaut Neo ihn böse an. "Es gibt ein Problem. Es ist eine zweite Rettungsgruppe losgegangen. Sie sind nach uns los aber waren schneller da. Sie haben einen Notruf abgesetzt und jetzt hört man nichts mehr von ihnen."
"Heißt das, du hast uns schlecht geführt?" Blue sah Pauli an.
Pauli druckste herum. "Sie hatten mich in der Hand. Ich sollte mit euch einen längeren Weg gehn. Ich sollte euch jetzt keine Fallen stellen oder so... nur dafür sorgen, dass ihr nach ihnen ankommt. Sie... sie haben meinen Sohn."
Neo mit strengem Ton: "Mit wem hast du da hinten mit der Satverbindung geredet?"
"Der, der meinen Sohn hat... Dieser Anwalt..."
Alles klar. Also hat dieser Fuchs Konkurrenz angeworben und wollte uns ausstechen. Anscheinend hält er aber genug von uns, dass er uns vorwarnen lässt.
Neo entwaffnet Pauli und durchsucht seinen Rucksack. Nach einiger Diskussion lassen wir Pauli mit hochklettern. Ich sorge dafür, dass ich jederzeit mit einer Hand an eine Pistole komme. Egal ob links oder rechts. Als wir hochklettern, quasselt mir Blue die Ohren blutig. Dummerweise hatten die Ohrstecker keinen Standard-Port, genausowenig wie Kontaktlinsen oder Brille, so dass sie vollkommen nutzlos waren. Noch nie habe ich meinen Geräuschfilter so vermisst! "Wenn wir dich nicht noch für das Knacken...", ich erinnerte mich an ihre Einwürfe damals auf dem Run gegen den Saeder-Krupp-Zug, "...Öffnen, ich meinte Öffnen von Türen brauchen würden, würde ich dich einfach abschnallen und dann tschüss."
Vex lachte: "Aus dem Rückweg können wir ne Arschbombe runter machen, Blue, der Pulverschnee ist weich."
Oben zieht Blue die leeren Schlitten hoch. Wenn sie was zu tun hat, labert sie wenigstens nicht. In einigen Kilometern Entfernung sehen wir die Ruinen der Station auf einem felsigen Hügel. Blauer Himmel, freie Sicht. Wir gehen in Deckung. Hoffentlich hat uns noch keiner gesehen. Hier gibt es kaum Deckung. Offenes Feld für Scharfschützen. Einmal abgesehen von...

38.g
Vex hatte ein optisches Fernglas dabei und sondierte die Lage. "Sieht mir ziemlich ruhig aus. Zu ruhig. Hat jemand n Mörser dabei?"
Ich klopfte auf meinen Unterlauf-Granatwerfer und grinste. Aber er hatte Recht. Keine Vögel mehr zu hören.
"Ich schau mal, ob die da drüben WLAN haben." Blue machte irgendwas.
Pauli räusperte sich: "Ist normal, dass in dieser Höhe nichts rumfliegt. Vielleicht mal n Adler." Oder du verarschst uns.
Omega: "Oder die Kalkwyvern haben da ihr Nest."
"Kann sein.", raunzte Pauli.
"Wollen wir eine Vorhut zur Erkundung schicken?", schaute Neo in die Runde.
"Sind schon zwei Gruppen verschwunden. Lass uns lieber zusammen bleiben." Wir müssen nur ungesehen da hoch kommen.
Vex taxierte immer noch die Landschaft mit seinem Fernglas. "Kann vielleicht ein Magier da rein und schon mal schauen?"
Allgemeines Kopfschütteln. Hätten wir alle gerne.
Blue zieht eine Pistole in Warn-Orange.
"Ist das eine Signalpistole?" Ich schüttelte den Kopf.
"Klar. Ich darf ja keine Pistole mitnehmen hast du gesagt."
"Pack das Ding weg und besorg dir ne Lizenz für ne Wumme."
"Hier sind zwei Gruppen verschwunden und es gibt hier keine Anzeichen von einem Kampf.", murmelte Neo vor sich hin.
"Oder es hat geschneit.", gab Vex zu bedenken.
"Nein, hat es seit zwei Tagen nicht.", erinnerte uns Pauli.
"Ich habs", Vex deutete einen Bogen an,"wir gehen da rüber zu den Felsen und kommen dann aus Richtung Westen an den Hügel. Da haben wir die Büsche zum Schutz und sie können nicht direkt vom Haus auf uns feuern, wenn wir erst einmal am Fuß des Hügels sind."
Vex hat eine gute militärische Ausbildung.
Neo hat ein Auge auf Pauli. Vex geht voraus, ich hinterher. Blue und Omega machen den Abschluss. Wir laufen einen Bogen und kommen am Fuß des Hügels an ohne dass sich irgendetwas regt. Wir steigen den steilen Hang hinauf. Auf unserer Seite der Ruine sind noch zwei Schuppen. Alles sehr baufällig. "Die Hintergrundstrahlung ist hier kaum vorhanden", bemerkte Neo. "Deshalb steht das alles vermutlich überhaupt noch. Lassen wir Pauli hier draußen oder wollen wir ihn mit in eine Kampfsituation nehmen?"
"Eigentlich würde ich sagen Kugel in den Kopf aber ich weiß, du hast Probleme damit."
Neo packte Metallhandschellen aus und fesselte Pauli an den Handgelenken und mit einer zweiten an ein noch halbwegs stabil aussehendes Rohr. Rucksack und Waffe stellte er an die Wand. Wir suchten in den beiden Schuppen nach einer Art verstecktem Eingang. Zu dem letzten Seitenschuppen müssten wir am Haupthaus vorbei. Dabei fielen mir Spuren im Schnee auf. Und rot. Blut. Ich zeigte es den anderen.
"Sieht so aus als wollte da jemand abhauen und hat es wohl nicht geschafft." Neo kniff die Augen zusammen.
"Ist aber schon n Minütchen her. Das Blut ist gefroren." Ich wollte Ultrasound zur Unterstützung starten, aber dann merkte ich, dass ich nur die Innenseite meines Helmes scannte. Prima. Also muss meine Wärmesicht genügen.
Wir gehen raus. Waffen im Anschlag.
"Da sind Krallenspuren. Hab doch gesagt, das war irgendein Mistvieh.", knurrte Neo.
"Blut und Krallen. Wie die Hexe gesagt hat."
Der Eingang war einmal eine doppelflügelige Türe. Dahinter ging nach links und rechts ein etwa sieben oder acht Meter breiter Gang die ganze Hauslänge entlang. Davon ab in regelmäßigen Abständen Durchgänge, die einmal mit Türen versehen waren.
Neo: "Lass mich lieber vorgehen."
Ich lasse ihn mit einem Achselzucken vorbei.
Die Blutspur führt durch eine der Türen. Von links ein komisches Geräusch, dann auch von rechts. Drek! Es ist tatsächlich ein Nest!
Aus den Durchgängen kommen skelettartige Dinos wie Raptoren mit roten Augen. Haut hängt ihnen in Fetzen runter. Aus allen Türen wie auf ein Kommando. Sie kommen nicht schnell, sondern versuchen uns taktisch einzukreisen.
Vex schießt von der Eingangstüre aus seiner Deckung. Neo steht mitten im Raum etwas schräg vor mir und schießt auch mit seiner Pistole. Ich drehe mich nach hinten, so dass ich sechs vor mir sehe und starte das Streufeuer mit meiner Explosivmunition. Alle werden getroffen und sind lädiert, stehen aber noch.
Blue schießt tatsächlich eine Signalkugel quer durch den Raum und rennt nach draußen. Besser so.
Vex schießt eine Salve und trifft. Neo tritt zu. Daneben.
Ich stoppe das Streufeuer und halte eine volle 10er-Salve auf das Vieh bei Neo. Es wird zerfetzt. Kein Blut.
Vex schießt. Diesmal daneben. Neo trifft mit seinem Schuss.
Jetzt kommen sie schneller.
Ich ziehe mich taktsch neben die Eingangstüre zurück und lasse Neo alleine stehen. So habe ich sechs von den Viechern im Bereich meines neu eröffneten Streufeuers. Vier fallen um, zwei weitere zucken getroffen. Einer kommt an mich heran und greift mich an. Ich weiche aus.
Neo wird zweimal angegriffen und weicht zweimal aus. Der Ki-Adept ist geübt im Kampf gegen mehrere Gegner.
Omega schießt und zieht sich auch durch die Türe zurück nach draußen.
Neo schlägt zu und trifft eines der komischen Kreaturen.
Vex haut erneut eine 6er Salve aus seiner AK und ein Echse fällt.
Ich schieße eine 6er Salve auf das Vieh, das mit mir im Nahkampf ist und es fällt.  Schon kommt ein neues und greift mich an. Es trifft zu allem Überfluss. Mit Ach und Krach hält die Rüstung gerade noch so mit viel Glück. Am Ende sind die infiziert...
Neo wird zweimal angegriffen. Einer trifft ihn. Hoffentlich wurde er nicht verletzt...
Vex schießt eine Salve auf den neben mir. Der weicht aber geschickt aus. Neo kommt auch zu mir, wirft sein Magazin aus und schiebt ein neues nach. "Lade nach".
Eine weitere Salve Explosivmun auf den Saurier vor mir, doch der weicht aus... Hoffentlich kommen nicht noch mehr... zumindest haben sich die vergrößerten Magazine echt gelohnt!

38.h
Neo ist verdammt schnell und knallt einen der Raptoren, von denen er sich gerade zurückgezogen hatte, ab. Vex haut mit seiner AK erneut eine 6er Salve raus, aber der Raptor neben mir steht noch. Gerade so. Nicht zu unterschätzen, wenn die so eine Salve aus nicht man zwei Metern Entfernung aushalten.
Ich setze mit einer weiteren 6er Salve aus meiner Ruhrmetall SF-20 nach und er ist Geschichte.
Der letzte (sichtbare) Raptor läuft zu Neo und greift ihn an. Der akrobatische Ki-Adept weicht souverän aus. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Omega draußen die Schrotflinte wegsteckt und sein Scharfschützengewehr von der Schulter nimmt. "So, jetzt mit der großen Wumme", kommentiert er.
Neo schlägt auf den letzten. Der Schlag sieht komisch aus und der Raptor zuckt auch merkwürdig. Muss irgendso ein Kampfkunst-Ding sein.
Vex kommt zwei Schritte rein und versenkt eine 6er Salve in den letzten und der fällt. "Das kanns ja nicht gewesen sein, was die anderen umgebracht hat."
"Sei mal froh, dass sie nicht alle gleichzeitig rausgekommen und direkt zu uns gerannt sind. "
"Ohne den Dekan mit seiner riesigen Waffe..." Neo ließ den Satz unvollendet und ließ seinen Arm in Richtung der Raptoren schweifen, die im Sperrfeuer umgekommen sind.
Ich entdecke zwei Raptoren, die zwar lagen, aber es war weit und breit kein Blut zu sehen. Ramme ihnen Monster in den Gaumen und schieße jeweils eine einzelne Kugel in den Kopf. Vor langer Zeit hatte ich Monster so modifizieren lassen, dass ich damit genauso Mun sparen konnte wie mit einem Sturmgewehr.
Die Geigerzähler, auf die im Kampf keiner geachtet hatte, schlugen in der Nähe der Viecher aus. Aber auch bei Neo. Der hatte einen kräftigen Schlag abbekommen, so wie ich auch. "Ist jemand verletzt?"
Neo meldete eine kleine Schramme.
"Falls die infiziert waren, reicht das schon..." Wir können nur das Beste hoffen. Wäre schade um ihn.
Wir machen ein paar Trid-Aufnahmen von den toten Dingern Und durchsuchen die Ruine. Die Räume hinter den Durchgängen waren zerfallen. Wir fanden zerfetzte Ausrüstung und Knochen. Anscheinend nicht die Forscher. Sah alles eher nach dem Kommando aus, das uns überholt hatte. Zerfetzte Waffen, kaputte Sat-Verbindung, Kommlinks. Die nahmen wir mit. Vielleicht gab es darauf noch interessante Daten für unseren Auftraggeber. Extra Euros sind immer willkommen. Du machst das doch nur für den Kick! Gibs zu., sagte eine Stimme anklagend in meinem Kopf, worauf sich eine andere meldete: Klar. Das und um die Welt von elenden Sündern zu reinigen. Ist n schmutziger Job, aber irgendjemand muss es ja tun. - Und ich steh einfach auf den Scheiß! Nebenbei fotografierte ich die Logos ab, die auf den Klamotten waren. Kamen mir bekannt vor, ich wusste aber nicht, woher. "Könnten Söldner gewesen sein, bin mir aber nicht sicher."
"Konzern ist es jedenfalls nicht. Könntest Recht haben." Neo sah die Logos auch nachdenklich an.
Wir klopfen den Boden und die Wände ab. Vergebens. Kein Geheimeingang wie in einem der Action-Trids. Die Schuppen waren direkt auf Erde gebaut, da war also auch nichts. Neo kümmerte sich um Pauli, unseren Bergführer. Aber auch der wusste nicht, wo der Eingang sein sollte. "Wir sind doch an den richtigen Koordinaten, oder?" fragte er nur in die Runde. So umrundeten Blue, Omega und ich den Hügel während Vex und Neo die Felswand in der Nähe erkunden gingen.
Nach einigen Minuten hörten wir einen einzelnen Schuss. Ich griff zur Funke. "Ist alles klar bei euch?"
"Ja, ja, alles klar", kam von Vex, "Wir haben hier irgendwas gefunden, was wie ein Hotelbunker ausschaut. Wüsste nicht, warum man sonst Fenster einbaut..."
"Alles klar. Wir kommen." Verdammt. Es hieß ja, dass der Eingang irgendwo dort an einer Felswand wäre...
Wir sahen schon von weitem, dass der Eingang offen stand. Die Fenster entpuppten sich als Schießscharten, die mit Metallplatten verschlossen waren. Drin war alles komplett dunkel. Ich nahm meinen Helm ab, um das Ultraschall zuschalten zu können. Die anderen nahmen Taschenlampen. Neo kramte zusätzlich noch Knicklichter aus seinem Rucksack. Wir blieben zusammen und rückten gemeinsam vor. Auf dem staubigen Fels konnten wir Fußspuren entdecken. Also eher Krallen-Spuren. Sehr, sehr viele. Im Inneren waren die Gänge direkt aus dem Fels gehauen. An den Decken altertümliche Lampen mit Neonröhren. Überall Staub. Keine Insekten. "Wir sollten vorsichtig sein. Vielleicht sind noch Viecher drin."
"Roger." bestätigte Neo.
"Wer ist Roger?" fragte Blue.
Der Gang war lang und breit. Hinter der ersten Türe fanden wir gleich ein WC. Ich drücke die Spülung. Läuft. Wertarbeit.
Neo lässt hier ein erstes Knicklicht fallen. Das nächste am Ventilationsraum, zwanzig Meter weiter. Gut zu wissen, dass man so Bunker mit Gas ausräuchern kann.
Im Gang finden wir Schilder neben den Räumen mit Bezeichnung. Blue beschwerte sich über die fehlenden AR-Features. Dann kamen wir nach einem Knick an die Küche mit Nebenräumen und Zugang zu einem großen Mannschaftsraum. Der War voll mit zylindrischen Brutkästen aus dickem Glas. Sie standen auf dem Boden und waren etwa zwei Meter hoch. In ihnen - Raptoren. Ihre Augen waren offen und rot. Die Geigerzähler reagierten wieder.
"Der Auftraggeber hat gesagt, er will nur die Daten und wir sollen nicht sabotieren, aber...."
"Also ich will bezahlt werden!" fuhr Blue dazwischen.
"Du hast vorhin was von C8 gesagt." Neo dachte wohl ähnlich.
"Auf alle Fälle haben wir Strom", Blue starrte durch den Raum als wäre sie in der AR oder so und deute in eine Richtung. Aber nicht in Blickrichtung. Die ist wirklich eigenartig. Sogar für ne Deckerin.
Im Raum waren zwei Dutzend Zylinder. Die Raptoren darin bewegten sich wie in Zeitlupe. Ob sie auf uns reagieren?
Gegenüber sahen wir eine weitere Türe.
"Sie sind ja noch im Tank." stellte Vex fest.
"Wir müssen da noch nicht durch, wir können auch erst einmal dem Gang weiter folgen", gab Neo zu bedenken.
Omega war anderer Meinung: "Wir brauchen die Daten."
"Wo Strom ist, sind oft auch Kabel", begann Blue zu suchen und fand auch etwas unter dem Staub. "Sieht alles sehr archaisch aus. Nicht mal Glasfaser, keine AR..."
"Gehn wir weiter oder wieder zurück? Was meinst du, Dekan?" Neo stellte die entscheidende Frage.
"Jetzt, wo es interessant wird, gehn wir weiter."
Als erst einmal nichts passierte, durchquerten wir langsam den Raum. In den Zylindern war eine Flüssigkeit. Vermutlich wurde sie beständig umgewälzt, so dass es so aussah, als würden sich die Dinger bewegen. Hinter der gegenüberliegenden Türe bot sich noch einmal der gleiche Anblick. Nur war der Raum etwas kleiner. Alles in allem nochmal etwa vierzig. Dort eine weitere Tür hinter der sich wieder ein Gang befand. Hier befindet sich wohl der Kernbereich. Da vorne die Gänge gehen Richtung Schießscharten ab.
Wir folgten den Gang zurück zur Ecke in die Richtung aus der wir gekommen waren. Hier gingen etliche weitere Gänge ab. Neo verteilte Knicklichter. Als wir uns neu orientiert hatten, widmeten wir uns einer weiteren Türe hier im Kernbereich. Anscheinend abgeschottet von Küche und Mannschaftsräumen. Auf dem Schild stand "K.P."
Neo öffnete die Türe. "Wir haben Überlebende." Nach einer kurzen Pause. "Könnt ihr mich verstehen? Sprechen Sie Deutsch?"
"Ja", kam es schwach zurück, "haben Sie Wasser..?"
Es waren die Forscher in ihren Ganzkörperanzügen. Der Raum stank nach Fäkalien. Wir gaben ihnen Wasser und ein paar Riegel von der guten Armeeschokolade. Neo askennte sie. "Warum seid ihr hier?"
"Na, wegen der Raptoren. Die haben unseren Chef getötet. Wir sind hier rein und haben die Tür zu gemacht."
"Wie lange seid ihr schon hier drin?"
"Keine Ahnung. Neun oder zehn Tage. Wir haben irgendwann aufgehört zu zählen..."
Blue verhielt sich wieder eigenartig. Als würde sie auf etwas hören, kommentierte sie: "Guck mal, der hat noch Strom" und ging direkt zu einem der altertümlichen Computern, der sich durch nichts von den anderen zu unterscheiden schien. Sie muss irgendeinen Sinn für so etwas haben.
Neo sah mich an: "Er wirkt vertrauenswürdig."
"Das heißt, deine magischen Sinne bestätigen, was sie sagen?"
Neo wackelt mit der Hand. "Du weißt wie das ist, aber..." Nein, weiß ich nicht. Aber du bist so sicher wie du sein kannst. Aber nicht hundert Pro.
Sie sind wohl hier angekommen. Durch die Gänge, alles ohne Strom. Dann haben sie eine Tür aufgemacht hinter der alles voll war mit Raptoren. Irgendwie haben es einige geschafft, sich hier zu verstecken.
"Das ist komisch, der redet nicht mit mir..." Blue sah den Rechner entsetzt an. Sie machte an irgendwelchen Kabeln rum. "Jetzt spricht was mit mir, aber ich versteh die Sprache nicht. Ich muss mal nach Hause."
"Du weißt schon, dass wir hier mitten in der Alpeninterdiktszone sind...?"
"Die Matrix ist mein Zuhause."
Vex und ich eskordierten sie zum Eingang, wo sie die Satverbindung aufbaute. "Ahhh, endlich Matrix.... Wie hacke ich Windows 7..." murmelte sie vor sich hin. Irgendwann war sie zufrieden. Sie stellte ein paar Verstärker auf und leitete so die Matrix in den Bunker. Im Computerraum blieb Omega zum Schutz bei Blue und den Forschern während wir in die Gänge schauten. Sie führten wirklich zu den Schießscharten. Zumindest zwei von ihnen. Und überall kleine Räume mit kaputten Zylindern...

38.i (Vex, Blue) - aus spieltechnischen Gründen platzierten wir Vex als Wache bei den Forschern, so dass Omega im Spiel war. Blue wurde an einer Stelle vom SL simuliert
Am Ende eines längeren Ganges nahm die Strahlung leicht zu und der Geigerzähler meldete sich zunehmend aufdringlicher.
"Klingt ja fast wie im Physik-Praktikum", meinte Omega.
An der Türe vor uns war keinerlei Vorrichtung zum Öffnen. Nach einigem Suchen fanden wir einen in der Wand versteckten Hebel. Die Tür öffnete sich nach dessen Betätigung.
In einer Art Vorraum standen links und rechts je acht Inkubatoren an der Wand. Mittig kam nach einigen Metern eine weitere Türe.
"Alles in allem ganz schön viele", meinte Neo.
"Ich frag mich, was man im Gebirge damit will", fügte Omega nachdenklich hinzu.
"Die werden hier wohl nur aufgezogen", nahm Neo den Ball wieder auf.
Über den Mikrotransceiver schaltete sich Blue zu: "Ich bin so weit durch. Habt ihr Zeit?" Hatten wir. "Ich bin jetzt so weit im System. Ich glaube, hier gibt es einen Reaktor. Ich wollte auf den Server, aber Strom wurde irgendwie umverteilt. Soll ich das zurückstellen und euch wieder Licht mach...?"
"Nein, dann fahren die Inkubatoren vielleicht runter."
"...aber..."
"Nein!!!" Nach einer kurzen Pause. "Lass uns erst alles fertig durchsuchen, dann kannst du den Saft umstellen."
Die nächste Türe hatte auch einen verborgenen Hebel. Dahinter ein älterer Raum. Er war leer, abgesehen von einigen herumliegenden kaputten Schutzanzügen. Baulich schien dieser Raum nichts mit dem Rest der Anlage zu tun zu haben. Die Wände waren nur grob behauen und auch alles andere als rechteckig. Eine Treppe führte uns nach unten.
Im ebenso grob behauenen Kellergewölbe standen altmodische Computer wie oben nur in Größe eines Schrankes. Das müssen wohl die Server sein.
Es ging eine weitere Treppe nach unten. Die Strahlung wird immer stärker.
Omega brummte: "So wie das Ding piept, sind wir goldrichtig."
"Zum Glück haben wir genug Jod dabei."
Hinter der Türe eine Höhle. Verworren und ungleichmäßig mit Buchten und verschiedenen Ebenen. Vor uns eine Art Reaktor, der leck zu sein schien. Zumindest kam eine Art grüner Glibber heraus, der sich am Boden in verschieden großen Pfützen sammelte. Der Geigerzähler drehte durch. Immer wieder weitere Brutbehälter. Ob in Nischen oder an Wänden entlang. Wirklich atemberaubend jedoch war, hinter massiv aussehenden Stahlgittern in einer Art abgetrennten Höhle, ein riesiger Tyrannosaurus. Das Ding war drei- oder viermal so groß wie der Reaktor. Es fixierte uns und begann sofort gegen das Gitter zu springen. Erst aus dem Stand, dann mit Anlauf. Die Gitter hielten.
Neo fand als erster Worte: "Ich hab Familie. Mit dem legen wir uns nicht an."
"Ja, der Auftraggeber hat gesagt, wir sollen nichts manipulieren." Reizen würde es mich schon, aber der Auftrag geht vor.
Wir hören noch durch die geschlossene Türe, dass der Saurier nun voll ausrastete. Er schrie und warf sich mit lautem Krachen immer wieder gegen das Gitter.
"Wir können doch gehen, wir haben doch alles, oder?" Neo sah mich an.
"Die Daten und so." Omega ließ seine Hand über die schrankgroßen Computer schweifen.
Das ist so nicht korrekt. "Blue war noch nicht an den Großrechnern und die macht er kaputt, falls er rauskommt." Ich deutete auf die wieder verschlossene Türe hinter der sich der T-Rex mit lauten Krachen gegen das Gitter warf.
Ich zog Monster, um meine Entscheidung klarzustellen. Omega machte sein Scharfschützengewehr bereit.  Neo seine schwere Pistole. "Alle an die Türe. Deckung. Anlegen."
Das Vieh war 40 Meter gegenüber schon ein Stück weiter gekommen. Kleine Steine rieselten von der Decke, wo die Gitterstäbe verankert waren. "Wir müssen das Vieh platt machen, bevor es durch die Reihen von Zylindern fegt und die Dinger alle frei sind."
Wir legten los. Ich wusste, dass es haarig wird, als auf einen fetten Treffer meiner panzerbrechenden Munition nur einige Schuppen von der rechten Schulter flogen. Neo ging mit seiner Pistole in die Höhle hinein, näher an das Vieh ran. Ich nahm es verwundert zur Kenntnis.
Wir schossen Salve um Salve, Schuss für Schuss in das riesige Vieh rein, aber es wollte und wollte nicht fallen. Oft wich es sogar aus! Inzwischen flogen bei jedem Krachen des Körpers gegen die Stäbe schon gröbere Brocken von der Decke. Wir pumpen weiter und weiter Blei in ihn rein, als sich mit einem lauten Krach ein großer Brocken Fels aus der Decke löste und einige Gitterstäbe brachen. Es läuft auf Neo erstaunlich schnell zu und will ihn wohl rammen, doch der weicht geschickt aus.
Omega knallt einen weiteren Schuss rein. "Was frisst der noch?"
Neo läuft von ihm weg, schießt und trifft.
Als er einen weiteren Sturmangriff auf Neo vor seiner Nase startet, sieht man ihn wanken. Neo weicht gerade so mit Ach und Krach aus.
"Der schluckt ja mehr als mein Alter", rutscht es mir zusammen mit einer weiteren Salve heraus.
Neo hat anscheinend noch Luft. "Das ist ein Untoter, was hast du denn gedacht?!", hört man ihn über Funk.
Noch bevor er noch einmal richtig ausholen konnte, nach einem weiteren Treffer Omegas, fiel das gigantische Ding zu Boden. Genau mit einer Art Bauchplatscher Richtung Neo. Doch dieser wich aus. Respekt! Zum Glück landete nur ein Teil seines Beines in einer größeren Pfütze, so dass sich das Herumgespritze in Grenzen hielt.
"Macht mal n Foto", hörte man Neo, der auf das Vieh kletterte und sich auf dem Kopf postierte. "Davon brauch ich dann unbedingt einen Abzug für meine Tochter!"
"Der Geigerzähler schlägt ganz schön aus, lass uns verpissen."
Wir schmissen uns im Raum vor der Höhle, zwischen den Servern, Jodtabletten ein. "Wer züchtet denn nen T-Rex? Haben die nicht Jurassic Park gesehen?" Neo schüttelte nur verständnislos den Kopf...




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« Letzte Änderung: 02. Oktober 2024, 19:31:00 von Olf »
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Olf

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  • 18. April 2024, 23:06:24
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #36 am: 18. April 2024, 23:06:24 »

It´s cool, man! 2
38.j (Vex)
"Blue?"
"Ja."
"Alles sauber. Jetzt kannste Strom umstellen."
Es dauerte nur kurz, dann meldete sie sich wieder. "Ich komm nicht auf die Server."
"Wir kommen und bringen euch runter.
Vex blieb bei den Forschern zurück. Wir drei gingen mit Blue runter zu den Servern vor der T-Rex-Höhle. Blue nestelte eine Datenwanze an ein Kabel und begann, die Daten runter zu ziehen. "Das wird n paar Stunden dauern."
Gut, dann warten wir.
"Ich glaube", fuhr Blue fort, "wir müssen das hier irgendwie sicher machen."
"Was heißt sicher machen?", wollte Omega wissen.
"Sicher stellen, dass niemand mit dem grünen Zeug in Berührung kommt, sonst gibt es Saurier wie die. Vielleicht sollten wir nach Abzug sprengen? Hab ich da vorhin nicht was von Plastiksprengstoff gehört?"
"Der Saurier war auch ordentlich verstrahlt", warf Omega ein.
"Den wird das Museum auch vermissen...", hörte ich Blue murmeln. Sie schien inzwischen in die Daten vertieft zu sein, die sie runterzog. Man hörte zwischendurch immer wieder ein "interessant..." oder ein "die Zeit ab dem ersten Erfolg packe ich extra...". So vergingen zwei Stunden.
Neo streckte sich irgendwann und ergriff das Wort: "Dekan, was meinste, wir sollten mal nach Pauli schaun."
"Ja, wir sollten vielleicht mal ne Runde inspizieren."
Blue hatte uns unerwarteterweise wohl gehört. "Klar, ich kann einfach eins meiner Kommlinks da lassen wegen der Daten. Die Verbindung hält bis hier."
Ich verdrehte nur die Augen. Wir hängen hier zwei Stunden rum und warten, weil wir Daten ziehen müssen und jetzt sagt sie uns nebenbei, dass es auch von oben geht...?
Wir liefen alle wieder nach oben. Die Türen zu den Mannschaftsräumen und der Küche waren noch geschlossen. Neos Sticks, die auf dem Boden lagen, leuchteten noch. Wir nahmen die Forscher mit nach draußen. Weit und breit war außer uns keine Seele zu sehen. Omega und Blue blieben am Eingang, um den Datenfluss bei höchstmöglicher Geschwindigkeit zu halten. Wir anderen gingen auf den Hügel hoch zur Steinruine und den umliegenden Schuppen.
Einer der Forscher fragte in die Runde: "Habt ihr irgendwas gefunden da drin?"
"Nö, alles leer." Ich stieg mit der Antwort ein noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte. Mir war auch egal, dass er es sofort als pure Lüge identifizieren würde. Mann, gehen die mir mit ihrer Neugier auf den Sack!
Pauli lebte offensichtlich noch. Er war in einem der Schuppen angekettet. Sein Rucksack stand in der Nähe. "Na, alles fit?" Neo in bester Laune. Und zu mir fuhr er über Mikrotransceiver fort: "Wollen wir Pauli auch als Zivilisten betrachten?"
"Is ok. Was kann die arme Sau dafür, dass er was für die Familie tun muss." Als Neo auf das Gewehr deutete, nickte ich.
Pauli rieb sich seine Handgelenke, nahm sein Gewehr und meinte nur lapidar: "Gehn wir jetzt?"
"Wir warten erstmal bis wir fertig sind", stellte Neo klar, "und um das klar zu stellen. Du funkst nicht mehr."
Gut, das Sat-Link ist eh schon bei Blue.
Ich hielt Ausschau während Neo anfing mit seinem Kocher Teewasser zu schmelzen. "Läuft das bei dir mit dem Daten runterladen, Blue?"
"Nicht hier. Unten."
"Was?"
"Na, die Daten werden nicht hier bei mir runtergeladen, sondern unten am Server."
Schweres Atmen. "Aber die Daten werden runtergeladen?"
"Ja."
Neo hatte den Tee fertig. Um seine Unterhaltung über Funke nicht zu stören, sagte ich direkt zu ihm, dass wir zurück sollten und deutete Richtung Bunker. Die merkwürdige Unterhaltung über Funk ging ohne Pause weiter.
"Wie lange dauerts noch?"
"Zehn hoch vier Millisekunden."
"Du bist echt merkwürdig."  Ja, das ist sie in der Tat.
"Wie hat man gesagt? Ich bin nicht einzigartig, aber eine Singularität."
"Jetzt sag endlich, wie viele Stunden dauerts noch!?"
"So etwa zwei."
Als wir am Eingang ankamen, beschlossen wir schnell, dass wir den Server löschen würden, bevor wir gehen. Ob und wie wir die Raptoren in den Tanks ausschalten würden und/oder ob wir den Eingang oder zumindest unten vor dem Reaktor sprengen würden, das waren die Fragen, die diskutiert wurden. Die Forscher hatten sich damit abgefunden, dass wir am liebsten über Funk kommunizierten und hatten wohl akzeptiert, außen vor zu sein. Ihre Freude über ihr Überleben überwog dann doch die Stärke ihrer Neugier oder die Kränkung, nicht einbezogen zu werden.
"Wir sollten jeden Inkubator einzeln ausschalten." Wir sollten das sicher angehen.
"Nehmt panzerbrechende Munition", gab Blue zu bedenken, "dann bricht der Inkubator vielleicht erst, wenn es tot ist."
"Drek, ich hab nur noch 246 Schuss davon." Und 120 Ex, 300 Standard, 100 Gel und 100 Silberkugeln. 12 Splitter, 12 Spreng- und 12 Betäubungsgranaten. Und noch einige IR-Rauch Eier zum Werfen.
"Wenn wir erst die Flüssigkeit ablassen, dann spart ihr erheblich Munition."
Omega lachte zynisch. "Mein Geigerzähler mag das Zeug gar nicht."
"Du sollst das auch nicht trinken. Wir lassen es ab. In irgendeinen.. Bach..."
"Nein!!!", kam es von Neo, Omega und mir gleichzeitig.
"Du erzählst uns eben noch, was das Zeug macht, wenn es mit was Lebenden in Berührung kommt und jetzt willst du das in die Pampas sprühen...?" Mag ja in der Matrix ein As sein, aber denkt nicht von elf bis s leut...
"Können wir das nicht wieder runter zum Reaktor leiten?" Gute Idee von Omega. Ging nur leider nicht.
Letzten Endes beschlossen wir, oben zu sprengen. Blue nahm unterwegs die uralte Mikrowelle aus der Küche mit und grinste sich dabei einen. Dann steckte sie aus den kleinen wie auch unten aus den großen Computern Festplatten rein und ließ sie ein paar Sekunden laufen. Nachdem wir uns um die Zerstörung der Daten vor Ort gekümmert hatten begann ich, eine der Engstellen in der Nähe des Eingangs zu verkabeln. Glücklicherweise hatte ich meinen fünf Kilo Vorrat C10 mitgebracht. Zeug, das Chenji mir mit ihren Yak-Kontakten besorgt hatte. Ich stellte die Zeitzünder so ein, dass wir mehr als genug Zeit hatten, hinter der Hügelkuppe in absolut sicherer Deckung zu warten.
Zündung. Krach. Zittern des Bodens. Krach. Knirschen. Neuer Krach. Poltern. Hüpfen des Bodens. Knirschen. Abnehmende Lautstärke und... Ruhe. Drek! Was war das? Der ganze Berg hat sich bewegt. Der muss instabil gewesen sein...!
"Ja, hab ich mir gedacht. Da muss eine Instabilität im Berg gewesen sein."
"Blue. Du bist wirklich schlau." Ich wartete, damit sich das Schmeicheln in ihr legte. "Aber kannst du nächstes Mal ausnahmsweise vorher schlau sein?" Das hatte sie offensichtlich beleidigt.
Als wir vorsichtig schauten, sahen wir einen T-Rex und weit über ein Dutzend Raptoren... Drek! 5 Kilo Plastiksprengstoff fürn Arsch!
"Das sind so viele, mit denen leg ich mich nicht an." Neo klang resigniert.  Mit Blue zusammen schleusten sie die Forscher in einen der Schuppen. Wenn nichts passiert, sind die im Schuppen früher oder später Futter.
Omega und Pauli schienen noch dabei zu sein. Verdammt, ich brauch einen Plan. Ablenkung. Fallen stellen. Ich schoss als erstes eine Splittergranate Richtung Anstieg. Eins Schräge voll Schnee und Eis. Mal schaun, wie sie darauf reagieren. Omega und Pauli gebe ich Zeichen, dass sie sich leicht mit Schnee bedecken. Hoffentlich könnt ihr aus dem Hinterhalt einen oder zwei abknallen. "Ok, wenn du meinst...", hörte ich Omega über funke. Eine kleinere Gruppe Raptoren rennt Richtung Abstieg, kommt dort ins rutschen und verliert den Halt. Weitere vier oder fünf schauen ihnen zu. Der T-Rex schreit und läuft hinkend durch die Gegend. Zwei Hand voll verteilen sich etwas. Omega wirft weiter Schnee über sich, der Tyrannosaurus schaut sich um. Ich schleiche den Kamm des Hügels entlang von den anderen weg. Der Abgrund...40 oder 50 Meter. Arbeite damit.... Automatisch schalte ich die Wahrnehmung auf meinen Ultraschall im Kopf um. Der Plan nahm Gestalt an. Während ich die IR-Rauchgranate bereit mache, schauen der T-Rex und einige Raptoren noch einigen ihrer Brut beim Abrutschen zu. Die anderen Raptoren haben sich in zwei kleine Grüppchen aufgeteilt. Ich schleiche den Hügel bis zur Kuppe hoch "Wartet ab." gebe ich über Funk durch. Gerade als ich die Granate ein paar wenige Meter hinter mich werfe, dreht sich der T-Rex um. Er scheint mich aber nicht zu sehen. Ich mache die Enterhakenkanone bereit., stehe dann auf und schreie rum. Rexy rennt sofort an den Hügel heran, die anderen Raptoren schauen in meine Richtung. Ich renne den Hügel runter zur Felskante. Die Viecher folgen tatsächlich mit Getöse. In diesem Moment geht die Infrarot-Rauchgranate hoch. Schlagartig versagte meine angeborene Sicht im heißen Rauch und ich nahm die Welt nurmehr ausschließlich über meinen Ultraschall wahr. Ich lasse mich in den Abgrund fallen und schieße die Enterhakenkanone ab. Sie verfängt, ich schwinge an die Steilwand und stabilisiere mich dort. Von Oben höre ich Knarzen als würde etwas Schweres den Schnee großflächig zusammendrücken. Wird wohl die Hitze durch die Granate sein.... Ich sehe weit und breit keinen Überhang, falls gleich eine Lawine abgeht, aber ich hatte Glück und stand bereits gut platziert im Hang. Kurz darauf höre ich von Oben quieken und brüllen. An mir fällt ein riesiger Körper vorbei und immer mehr kleine. Wie grün...es klappt. Haupsache, der Dicke is weg.. Ich klettere hoch, oben ist alles vereist. Hm, die Hitze der Granate? Aber warum ist das schon wieder gefroren?
Als ich erst einmal keinen Saurier mehr sah, fuhr ich langsam etwas runter. "Schaut euch mal vorsichtig um, ob hier noch irgendeiner ist."
Alle meldeten, dass sie keinen sähen. Wir trafen uns oben auf dem Hügel an der Ruine. "Hammer Aktion!" Neo nickte anerkennend.
"Hast du toll gemacht", hörten wir eine krächzige Stimme, "ein kleines Kunststückchen. Ich hab mal mit einer Eisschicht nachgeholfen." Wir sahen Gundula, die wieder wie aus dem Nichts erschienen war und vom Fuße des Hügels langsam zu uns nach oben lief. "Was hatten wir nochmal als Belohnung ausgemacht. Achja. Ein Danke. Danke." Sie sah unsere Gesichter. "Ne, war Spaß. Was wollt ihr denn so? Geld oder sowas haben wir nicht."
"Naja, ihr habt hier in den Alpen doch garantiert irgendwas, was für euch normal ist, aber da draußen was Wert ist. Keine Ahnung. Wir haben unterwegs so ein Einhorn, also vermutlich ein Bergeinhorn gerettet. Also vielleicht habt ihr irgendsowas Magisches von einem Critter oder so."
"Hmmm", sie kraulte ihr Kinn und sah nachdenklich in die Runde. "Endlich ist es hier wieder ruhig. Ich mag es ruhig. Vielleicht habt ihr euch ein Einhorn verdient." Nach kurzem Stutzen. "Also kein Einhorn, aber ein..."
"Einhornhorn." ergänzte ich. "Und vielleicht muss hier ja mal wieder für Ruhe gesorgt werden. Ich würde so gern nochmal für Ruhe sorgen." Dabei streichelte ich mein schweres MG. "Vielleicht kann ich mit euch Hexen ein wenig in Kontakt bleiben", sie sah mich skeptisch an, "vielleicht über Pauli." Ich wand mich unserem Bergführer zu "Ich wollte dir schon ne Kugel in den Kopf jagen, aber zum Glück haben hier einige Verständnis dafür, dass man für seine Familie dumme Dinge tut." Unwillkürlich blickte ich kurz zu Neo.
"Welche Hexen? Hexen gibts gar nich. Aber jo, das könntn wir wohl machn." Gundulas Stimme war wirklich kratzig. "Und die Belohnung bekommt ihr an der Mauer, wenn ihr hier bei uns schön artig seid." Sie giggelte kurz.
"Klar, wir legen auf dem Rückweg noch ein paar Kalkwyvern um."

38.k (Vex)
Gundula geht um die Ecke eines der Schuppen und ist verschwunden. Hexe, Magierin, freier Geist... ist langsam echt sowas von egal. Will ich das wirklich wissen? Wäre auch nur interessant, wenn ich sie abknallen müsste...
Blue hat sich auf die Forscher eingeschossen. Überprüft ihren einen Geigerzähler und auf einmal dreht der durch. "Ich glaube, die Messröhre hing..." war ihr lakonischer Kommentar. Die Forscher sprangen im Dreieck. "Ihr solltet duschen. Wisst ihr nicht, dass elektronische Geräte von Strahlung betroffen werden können, wenn sie nicht extra abgeschirmt sind?" Ich gönn es den Forschern. Und Blue auch.
Neo kam zu mir: "War ne krasse Nummer."
"Naja, ich hab da mal was gesehen mit nem Feuerwehrauto..." Er wurde rot. "Jup, dann mach mer mal n Rückweg." Ich sprachs und hörte ein Kratzen von unten. Das Brüllen zeigte schon an, wer da die Steilwand hoch kam. Seufzend sprang ich nach vorne und setzte Salve um Salve in ihn rein. Omega stand auf einmal neben mir und jagte Kugeln aus seinem militärischen Scharfschützengewehr mit rein. Er kam noch fast bis oben - und stürzte wieder ab. Diesmal ließ ich ihn nicht aus den Augen und entleerte insgesamt ein komplettes erweitertes Magazin in ihn rein. Hundert Kugeln beste panzerbrechende Kugeln aus einem schweren Maschinengewehr. Sollte jetzt doch einfach mal reichen.
Da hörte man Neo von hinten: "Da fehlt doch einer. Wisst ihr, wo euer Kollege ist?"
"Der musste kurz aufs Klo." Die anderen Forscher zeigten auf eine Hüttenecke. Da war er aber nicht.
Omega stupste den Wortführer mit seinem Gewehrlauf an: "Wo. Ist. Er. Hin."
"In die Höhle", kam es kleinlaut zurück, " Forschungsdaten holen."
Ich rannte sofort los. Ich leg den Omae einfach um! Als ich über den Hügelkamm kam, konnte ich noch anlegen, aber er war in dem Augenblick auch schon drin verschwunden. Ich laufe langsamer nach vorne, Monster immer bereit. Ich hörte seine Schreie schon, noch bevor er aus dem neuen Spalt im Berg wieder herausrannte. Ich hielt auf das Loch hinter ihm. Zwei Salven später war der Raptor tot. Kurz war ich noch versucht, aber der Ausreiser hatte Glück. Mein Blutdurst war gestillt.
Er kam keuchend an. "Danke."
"Wenn du nochmal wegrennst, schmeiß ich dich die Felswand runter, Arschloch!" Ich schubste ihn immer wieder sanft in Richtung der anderen. Er schrie trotzdem jedes Mal wieder auf. Omega blaffte schon die anderen an und machte mit dem Ausreißer nahtlos weiter. "Und jetzt macht vorwärts, ihr Pisser!", schloss er seine Tirade ab.
"Jetzt habt ihr die beiden böse gemacht. Wenn ihr nochmal so einen Drek macht, kann ich euch nicht mehr schützen." Neo spielt den good cop. Alles klar.
"Die hatten da unten eine kleine dreistellige Anzahl von den Dingern...", murmelte Blue vor sich hin. Ihrem leeren Blick nach ging sie die Daten durch.
"Willst du meine Aufnahmen durchgehen?", bot Omega an.
"Hab ich schon."
"Wann?" Omega klang überrascht.
"Als du sie gesendet hast. Außerdem, glaub ich, habt ihr n paar von denen mehrfach erschossen. Macht das Zählen schwierig." Nach einer kurzen Pause murmelte sie nachdenklich leise weiter. "Wenn man die mit Farbe außen markieren könnte und..."
Wir berieten, welchen Weg wir nach unten nehmen. Pauli kannte einen einfachen. Blue gab zu bedenken, dass ein Teil unserer Nahrungsvorräte noch am Fuße des Steilhangs waren. Ich ließ Neo runter, der band die Vorräte auf einem Schlitten fest und ich zog sie hoch. Nach einer guten halben Stunde hatten wir alles oben.
Eigentlich wollten wir gleich los, doch es war schon gegen Abend und hier hatten wir zumindest geschützte Lagerplätze. So bauten wir einen der Schuppen etwas aus.
"... Metamenschen. Wir sind die Weiterentwicklung.", hörte ich Omega als ich von einem Rundgang zurückkam.
Blue hielt dagegen: "Im Allgemeinen hört man immer das Gegenteil."
Anscheinend ging es um Rassismus. "Meine Familie würde alle Hauer umbringen." Ich dachte an die ganze Bagage in Oybin. Streng deutsch-katholisch unter dem Joch des Klosters, das auf einem Berg über dem Ort thronte.
"Niemand ist so rassistisch wie die Norms." Neos Blick wurde dann nachdenklich. "Auf der anderen Seite habe ich fast nur mit Norms zusammengearbeitet..."
"Mich wollte mal n Typ verkaufen. War n Troll..." Verdammt, ich laber zu viel!
"Wie dem auch sei. Ich hab mich an euch gewöhnt." Omega wollte das Thema wohl beenden.
"Ich riech euch auch kaum noch." Blue hat immer irgendeine echt merkwürdige Bemerkung auf Lager.
"Soll ich die Forscher fesseln?" Neo sprach laut. Falls die Forscher unsere Unterhaltung über Mikrotransceiver belauscht haben, musste es für sie umso lauter klingen. Er wedelte mit vier Plastahl-Handschellen.
"Fessle sie. Wenn einer von ihnen draufgeht beim Weglaufen, is mir das egal. Aber der kann uns in Gefahr bringen."
Die Forscher waren nicht besonders angetan. Sie wären freie Menschen und wollten nicht gefesselt werden. Als Neo dann eine Waffe zog, verstummten sie und ließen alles über sich ergehen.
Drohnen hatten wir keine und auch meine mitgebrachten Minicams, die ich zwischen den Chips fand, waren schwierig zur Überwachung einzusetzen. "Ich übernehme die ganze Wache. Schlaf ist kein Problem mit dem Regulator." Ich klopfte auf meinen Schädel.
Blue wedelte mit dem Zeigefinger. "Nicht ganz. Wenn du den Mund aufmachst, zeig ich dir, wo der sitzt."
Ich schüttelte nur den Kopf. "Auf jeden Fall kann ich zwei Tage ohne Probleme wach bleiben."
"Ich mache zumindest die erste Wache", meinte Neo, "damit du zumindest etwas schläfst." Dabei zerkleinerte er Holz aus den Wänden der anderen Schuppen mit Handkantenschlägen.
Ich legte mich hin. Sowas lasse ich mir dann auch nicht zweimal sagen. "Kannst du n bisschen leiser Holz klopfen? Will schlafen."
Neo schmunzelte und weckte mich nach ein paar Stunden. Die Nacht blieb ereignislos.
Am Morgen tuschelten die Forscher, dass sie uns bei der Polizei anzeigen wollen. Neo sprach sie direkt in bedrohlich-ruhigem Ton an: "Ihr wollt uns also anzeigen?"
"Nimm aber die Handschellen ab, bevor du sie erschießt." Schob ich nebenbei in die Unterhaltung.
"Klar, ich will mir ja keine neuen kaufen." Neo lachte noch während des Satzes.
"Aber, aber... ihr könnt uns doch nicht erschießen..." Achja, Forscher. Einfach kein Humor. Dafür stellen sie sich beim Ziehen von Schlitten noch doofer an. Dafür sind sie dadurch beschäftigt und kommen auf keine dummen Ideen.
Ich halte unterwegs etwas Small-Talk mit Pauli. Da er eher der schweigsame Typ ist, gehe ich es langsam an. Aber in kleinen Häppchen bekomme ich raus, dass er aus einem Dorf in der Nähe von Thun kommt. Verheiratet. Ein Sohn.
Als wir zwei Tage unterwegs waren, warnte uns Pauli am Abend. "Falls die eine neue Gruppe schicken, könnten wir morgen langsam auf sie treffen..." Neo instruierte die Forscher daraufhin für einen möglichen Schusswechsel. Ich ließ mir von Blue einen Backup-Chip für den Notfall machen und versteckte ihn in einem meiner hohlen Zähne. Blue lies wieder so etwas kryptisches los: "Hoffentlich zündet das nicht die Bombe."
"Hast du da am Ende Sprengstoff rein?"
"Nein."
Das beruhigt erst einmal etwas.
Am nächsten Tag gingen wir langsam weiter. Immer auf der Hut. Dadurch kamen wir nicht besonders weit, aber hier im Gebirge landest du halt schnell mal in einem Hinterhalt. Bis zum Abend passierte weiter nichts und auch die Nacht war ereignislos.
Am nächsten Tag war es dann tatsächlich so weit. E waren vier. Sie warteten oberhalb eines Hohlweges. Wir gingen sofort in Deckung.
"Wo lauft ihr denn hin? Wir wollen mit euch verhandeln."
"Was habt ihr denn anzubieten?" Mal schauen, ob der Anwalt richtig Kohle ausspuckt.
"Euer Leben." Das ist schlecht für eure Lebenserwartung. Auch wenn er vermutlich hochvercyberte Leute geschickt hat.
Über Mikrotransceiver gab ich Neo an, zu übernehmen.
"Wir wollen nur eure Daten."
Neo nahm den Stab auf. "Da müsst ihr aber schon noch was drauflegen."
Ich suchte mir eine gute Route zum Anschleichen aus.
"Ihr könnt eh nichts mehr mit anfangen." Ihr wollt uns also sowieso umlegen. War zu erwarten.
"Aber wir haben hart dafür gearbeitet."
"Du weißt gar nicht, wie egal mir das ist." Verhandlungen sind wirklich nicht seine Stärke.
Ich begann, meinen Weg nach vorne zu Erschleichen.
"Lass uns doch halbe-halbe machen."
"Warum sollten wir, wenn wir das alles umsonst haben können?"
"Ach komm, n bisschen was..." Neo verlagert sich auf die Bettelschiene.
"Fünf Tausend."
"Ok, fünf Tausend, hört sich gut an."
"Ja, hört sich gut an", warf Omega von hinten ein.
"Dann komm hoch und übergib mir die Daten."
"Ok, aber erschieß mich nicht."
Beim Anschleichen sehe ich, dass es sogar sechs Personen sind, die auf uns gewartet haben. Neo tut so als würde er hinfallen. Ich sage mal so: Mich hat es nicht wirklich überzeugt. Aber was solls, er ist nun mal kein Face.
"Und der andere soll sich nicht weiter anschleichen. Das haben wir nicht so gerne." Drek! DAS ist unerwartet. Profis!
Ich hörte Neo über Funke: "Wenn ich bei ihm angekommen bin, schalte ich ihn aus." Ich machte mich bereit, in dem Moment zuzuschlagen, in dem Neo sich schnell bewegt.
"Aber von mir bekommst du die Belohnung nicht", hörte ich den Wortführer der Gegner noch bevor Neo vorschnellte und ihn trat. Er fiel. "Gegner ausgeschaltet."
Gleichzeitig beschoss ich eines der beiden Ziele vor mir. Die Explosivmun knallte in ihn rein und er fiel.
"Soll ich irgendwas machen?" Blue über Funk.
Omega sprintete von hinten heran. "Ich rücke auf."
Zwei Gegner schlossen zu dem Ziel vor mir auf. Die haben keine Langwaffen? Im Gebirge? Einer schoss auf mich. Immerhin streifte mich der Schuss. Ich setzte eine Splittergranate zwischen die drei. Wird sie nur etwas kitzeln, aber was solls. Sie schlug ein. Alle drei fielen. Ich schüttelte den Kopf. Währenddessen sah ich Neo, wie er einen Baum nutzte, um eine enge Kurve zu laufen und einen weiteren mit einem Tritt im Sturmangriff auszuschalten.
"Dann mach ich wohl nichts mehr." Manchmal ist Blue schon witzig.
Der umgetretene Gegner bei Neo hebt die Hände.

38.l (Omega)
Die vier Leichen vor mir hatten tatsächlich nur Maschinenpistolen in der Hand. Außerdem hatten sie nicht mal nen Big Game Hunter, sondern nur eine Winterausrüstung mit marginaler Panzerung. Nachdem sich auf der anderen Seite bei den Überlebenden alles sammelte, ging ich auch in die Richtung.
"... sie haben uns gesagt, das wird ein ganz einfacher Auftrag."
Ich wartete einfach ab. Neo wandte sich mir zu. "Es gibt keinen Grund, sie zu töten."
"Es gibt keinen Grund, sie nicht zu töten."
"Sie könnten uns auch in den Rücken fallen." Vex hatte da vollkommen Recht.
"Ich brauch sie noch für meine Marshmallows." Alle Köpfe drehten sich langsam Blue zu. Dabei fiel uns ein Typ hinter einem Stein auf. Der Kleidung nach war es ein Bergführer. Daneben am Boden einige Rucksäcke.
"Kennst du den?" Blue schaute fragend zu Pauli.
"Ja, das is Max. Auch n Bergführer."
Blue nahm ihm ohne zögern seine Sat-Verbindung ab. In den Rucksäcken war Proviant, Kommlinks, Dietriche und ein Kilo kommerzieller Sprengstoff. Blue steckte die Komms in ihre faradaysche Tasche. Am Abend kramte sie tatsächlich eine Zwei-Kilo-Tüte Marshmallows raus und röstete sie mit den Gefangenen.
"Ich hab zu wenige Handschellen." Neo schaute seine vier Handschellen an.
"Ich hätte genug Kugeln."
"Woher soll ich denn wissen, wie viele wir festnehmen?"
"Wir hätten noch reichlich Seil.", hörten wir es schmatzend vom Lagerfeuer.
"Blue, du bist ne echte Spielverderberin."
Beim Fesseln schauten die Forscher Neo resigniert an. Ich schaute die Forscher resigniert an.
"Die beiden sind doch genau wie wir. Nur weil sie verloren haben, sollen sie sterben?"
"Na gut, ich will nicht den ganzen Rückweg dein Gewinsel anhören, weil wir sie umgebracht haben."
Während Neo aus den beiden seine fünf tausend rausquetschen wollte, nahm ich Vex zur Seite. "Ey, Vex, wenn du die heute Nacht in deiner Wache umlegst, hab ich voll nix dagegen." Er schmunzelte. "Aber wenn Neo rummault, schick ich ihn zu dir."
Naja, nach drei Tagen Marsch waren wir endlich an der Mauer. Einer auf der Mauer winkte uns hektisch zu. Kein Milspec. Gleichzeitig ging der Alarm los. Rotes Blinken überall. Hinter uns brachen fünf T-Rex aus dem Wald. Gleichzeitig sah ich den T-Rex beim Fall in den Gletscher unter dem Steilhang in fünf Teile zerbrechen. Von beiden Seiten brachen um die siebzig Raptoren. Es war klar, dass wir das nicht halten konnten. Vex schießt eine Leuchtpistole ab. Blue gab durch "Wir sind online." Ich verschanzte mich und eröffnete das Feuer. Jemand tippte mir auf die Schultern. "Kann ich helfen?" Es war Neo, der sich das Gesicht vom Kopf zog und darunter war ein Raptor...
Schweißgebadet wachte ich auf. Das Lagerfeuer brannte, die Forscher lagen gefesselt am Feuer und Vex war gerade dabei, mich zu wecken... Ich schaute absichtlich nicht nach, ob die gefangenen Runner noch lebten. Dann kann ich auch jedem Magier gegenüber abstreiten, dass ich sie getötet habe und kann auch sagen, dass ich nicht weiß, wann sie gestorben siind. Oder ob sie zu Beginn meiner Wache noch am Leben waren.
In den nächsten zwei Tagen bis Brienz war klar, dass wir alle den selben Traum hatten. "Ich nicht, ich hab nur geträumt, ich hätte wieder Netz." Blue halt.
Etwa eine Stunde vor der Mauer ließ uns Neo vorausgehen. Er wollte sicher stellen, dass sie überleben und wir wollten nicht wegen ihnen dumme Fragen gestellt bekommen.
Wir kamen also an die Mauer. Einer winkte uns zu. Ich drehte mich um - Nichts.
Auf der Mauer zogen wir uns um. In unserer Kiste lag ein Päckchen. Nachdem wir es untersucht hatten, öffneten wir es. Es war ein Einhornhorn. Pauli meldete die sechs abgeschossenen Kalkwyvern, während die Forscher schon aus dem Büro des schweizer Militärs kamen und sich ein Taxi riefen. Der Offizier stellte sich zu Paui dazu: "Waren Sie nicht einer mehr in ihrer Gruppe?"
"Ja, einer kommt noch.", mischte ich mich ein.
"Aha." Er schaute uns skeptisch an. "Also das Geld geht über das Bundesamt für Umweltschutz. Kann drei bis acht Wochen dauern.. Außerdem braucht es einen Bericht. Sie haben eine Woche Zeit dafür, ansonsten wird ein Bußgeld fällig."
"Sie meinen, Sie dürfen sich alle Zeit der Welt lassen, aber der normale Bürger hat sich gefälligst zu beeilen?"
Er seufzte. Anscheinend hatte er das schon tausend Mal gehört. "Aaalso. Das Geld wird - wie bereits gesagt - vom Bundesamt für Umwelt ausgezahlt. Sie können sich dort gerne beschweren." Er lieferte die notwendige Adresse in der Matrix gleich mit. "Der Bericht ist für uns. Ist das nun so weit verständlich?!"
"Sir, jawoll, Sir!" Ich salutierte. "Die Armee ist einfach effizienter als die Sesselfurzer aus der Politik."
Wir warteten auf Neo. Irgendwann kam die Nachricht von ihm. "Keine Probleme."
Anruf bei Felacci, dass wir heute noch kommen. Blue war das nicht ganz Recht. Im Hintergrund sah man die Hotel-Lobby. "Ich wollte endlich ein Bad!"
"Kannst du jetzt auch noch drei Stunden warten."
Von Neo kam nur ein Daumen hoch.
So fuhr ich mit Blue und Vex nach Basel. Omega und Neo waren mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Blue blieb im Wagen und drückte mir ein Bündel in die Hand. Sie hatte tatsächlich den Big Game Hunter nicht in die Kiste zurück gelegt. Oh Mann...
"Die von ihnen geretteten Forscher haben sich bei mir massiv beschwert. Sie hätten sie gefesselt und sie mussten die ganze Zeit arbeiten."
"Dass sie sich selbst und uns in Gefahr brachten, haben sie natürlich nicht erzählt. Und während sie Schlitten ziehen, können sie keinen anderen Drek bauen."
"Außerdem haben wir sie nur nachts gefesselt." Vex ganz beschwichtigend.
"Nun gut. Was haben Sie noch für mich?"
Ich griff in meinen Mund und drehte einen meiner Zähne heraus. "Hier ist der Chip mit allen Daten."
"Stohooopp!" hörte ich es aus dem Mikrotransceiver. "Lass mich den Chip erst bearbeiten, sonst geht die Bombe hoch!"
"Einen Moment bitte.", sagte ich höflich zu Felacci und steckte den Chip in ein Wegwerf-Komm. Kurz darauf gab ich den Chip weiter.
"Und das ist wirklich auch die einzige Kopie."
"Gleich schon." gluckste Blue.
"Kopien werden gerade gelöscht."
"Sonst hätte ich ein Problem."
"Und dann haben wir ein Problem. Ich verstehe." stellte ich sachlich fest. "Außerdem wäre ich interessiert, den Big Game Hunter käuflich zu erwerben."
Felacci würde sich um alles kümmern. Bis morgen um neunhundert. So kam jeder zu einem Hotelzimmer und seiner heißen Dusche. Am nächsten Morgen zeigte sich Felacci sehr zufrieden. Wir steckten unsere 65k ein. Die verplombte Kiste wird in zwei Tagen in Frankfurt sein. Auf dem Rückweg fuhr ich über Thun, um Pauli noch einmal zu besuchen. Ein Bergführer, der in ein großes Spiel verwickelt wurde. Wir tauschten die Nummern. Ich bin für ihn wohl so etwas wie ein notwendiges Übel.
Zu Hause in Obertshausen zeigte die Anzeige "08.11.2079. 15.47"
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Zap (Sepp)
In den UCAS stapeln sich die Blackouts. Die Regierung scheint es als erwiesen zu sehen, dass die Megakons dahinter stecken, da ihre Enklaven als erste immer wieder Strom haben. Aber mindestens kümmern sie sich nicht richtig. Von heute auf morgen kündigt die UCAS den Vertrag zur Exterritorialität der Mega-Kons. Die Diskussionen gingen auch gleich los: Geht das überhaupt? Dürfen die das? Wer schützt dann was? Die Japano-Kons kündeten an, die UCAS zu verlassen. Andere waren auffällig ruhig.

Irgendwann klingelt das Komm. Unbekannte Nummer. Kein Bild. Ein Moment, wie man ihn nicht haben will. Ich hebe nur wortlos ab. Am anderen Ende Yina. Lang ist´s her. "Der Dünne ist zurück. Leider braucht er Geld, weil er Gesicht und DNA ändern muss."
"Hat der Dünne zufällig spitze Ohren?" Drag. Wahnsinn. Dachte, der verrottet irgendwo im Knast.
"Ja. Schon." Sie gibt mir den Geo-Ping des Komms von dem aus er vor zwei Tagen mit ihr telefoniert hat. Sie will mich ankündigen.
Ich düse hoch.
Mitten im Norddeutschen Bund, nördlich von Hannover. Heidelandschaft. Irgendwann bog ich von einer Landstraße auf eine andere ab und stoppe vor einem Gatter. Kette mit Schloss drum. Daneben ein fettes Schild "Privatweg". Ich mache einfach auf. Mit einem Ruck ist das Schloss durch. Ich fahre langsam durch die Dunkelheit weiter.  Hecken begrenzen die Felder, später sehe ich Weiden mit Kühen, Pferden, Kamele... Kamele? Ich schüttle den Kopf. Dann etwas andere... Kühe und große zweibeinige Laufvögel. Die könnten mir locker bis zur Schulter gehen.  Ziegen, Esel, Schafe, merkwürdige Ratten oder Hasen auf Hinterbeinen. Was ist das für ein merkwürdiger Zoo hier.
Dann taucht vor mir ein Landbauernhof auf. Hauptgebäude, mehrere Nebengebäude. Die vielen Wohnwägen drumherum waren eher weniger typisch. Ich halte an und steige aus. Eine Stimme aus der Dunkelheit. "Wer da? Haben Sie sich verfahren?"
"Ich wurde angekündigt."
"Du bist n Troll. Das is gut. Vorsicht, Licht." Eine Taschenlampe begann im Dunkeln zu leuchten. Auf den Boden. Der Typ vor mir hat in der anderen eine Schrotflinte. Von mir scheint er nicht begeistert zu sein, aber anscheinend hat er mich erwartet. Und auch allgemein war eher ein Kauz. "Warum ham se nic geklingelt?"
Ich brauchte etwas. "Aah, in der AR vermutlich. Joa, da schau ich nicht so oft rein."
"Ja, ham wer hier auch n paar. Dann wollen se vielleicht da drin warten? Ich sach ma Bescheid." Er deutete auf so eine Art Hütte mit Glastüren.
Dann kam ein Elf. sah dem Drag, den mein anderes Ego kannte, ziemlich ähnlich. War nur hübscher und hatte einen Bart. Anscheinend hatte er sein Gesicht verändern lassen. Er taxierte mich schon von draußen, aber erst als er hereintrat sah ich, dass er mich askennte. "Du siehst anders aus, aber die inneren Werte zeigen mir einen Bembel fast wie ich ihn in Erinnerung habe."
"Warum verwechseln mich alle mit diesem Alkoholiker, der sich nach einem Trinkgefäß für Alkohol benannt hat. So weit ich weiß, ist er tot."
Er sah mich lange an. "Haben sie dir dein Gedächtnis gelöscht? Ich hoffe, es hat bei mir nicht die gleichen Auswirkungen."
"Nun, ich leide an einer Krankheit.... Was auch immer. Eine gemeinsame Freundin hat mich gebeten, Ihnen zu helfen. Deshalb bin ich hier."
"Wow, du meinst das wirklich ernst, Bembel."
"Nennen Sie mich Dekan. Und Sie sind?"
"In Bayern nennen sie mich Seppel, Sepp. Oder Zappel. Nenn mich einfach Zap."
"Gut, Zap. Ich hörte, Sie sind ein begabter Magier." Zap schüttelte den Kopf, konnte vor Verwunderung den Blick nicht von mir abwenden. "Ich werde Ihnen 50k leihen. Dies ist an zwei Bedingungen verknüpft. Sie werden ein neues Gesicht erhalten und ihre DNA ändern lassen."
"Was hat das für Auswirkungen?"
"Keine Ahnung. Ihre DNA ist dann halt anders. Außerdem werden Sie für einen Run für mich verfügbar sein, egal ob es für Sie gerade passt oder nicht."
"Hm. Und das muss beides sein?"
"Sie verstehen mich nicht richtig. Das erste ist die Bedingung für das Zweite. Wenn Sie die Änderungen nicht vornehmen lassen, werden Sie niemanden finden, der mit Ihnen arbeiten möchte."
Er kniff schlagartig die Augen zusammen. "Und wer sagt mir, dass du der bist, für den du dich ausgibst?! Was hälst du von Religion?"
"Es gibt viele Religionen."
"Was hältst du von Christentum. Katholisch, deutsch-katholisch, evangelisch, orthodox..."
"Ich sage es einmal so: Gott und ich, wir sind so." Ich schlang meinen Mittelfinger um den Zeigefinger. "Und wer das stört, muss sich warm anziehen." Der stirbt.
Er lächelte. "So etwas wollte ich hören."
"Ich betrachte Sie als eine Investition in meine Zukunft. Bitte enttäuschen Sie mich nicht."
Er wollte mich noch in Small-Talk verwickeln. Aber er war im Moment einfach Gift. Immerhin wurde er noch von Interpol gesucht. Willkommen zurück, Drag. Zap. Oder wie auch immer.
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« Letzte Änderung: 28. April 2024, 18:51:26 von Olf »
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  • 05. Mai 2024, 19:52:13
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #37 am: 05. Mai 2024, 19:52:13 »

Chenji/Yina/Kaede/Nina, Norm, gebürtig japanische Ki-Adeptin. Aussehen und Benehmen nach Belieben. Drückt noch die Schulbank, arbeitet aber schon fleißig und erfolgreich für die Frankfurter Yakuza.
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Vex, Norm, typischer Hamburger Kiezmensch. Streetsam mit vielen Connections. Punkig, und immer frei Schnauze.
Neo, Norm, Ki-Adept. Bürgerlich Leon Meier. Ehemals in Ausbildung bei S-K-Prime. Nach dem Tod seiner Frau aufgrund einer Forschungsreise im Ausland verfiel er den Drogen. Ihm wurde von S-K das Sorgerecht für seine Tochter entzogen (ebenfalls magisch begabt) und er wurde aus seiner Einheit hinausgemobbt. Aus Trotz und um seine Tochter zurückzugewinnen, ging der Konzernbürger in die Schatten.

...und alte Bekannte tauchen wieder auf:
Zap ehemals Drag - elfischer Schamane mit Donnervogel. Wird von Interpol gesucht. Hat nun neben seinem Gesicht auch seine DNA verändern lassen, nachdem er über sie ein zweites Mal in Schwierigkeiten kam.
Goliath/Belial - Troll, unvercyberter Muskel, wird von Interpol gesucht. Weigert sich, ein neues Gesicht machen zu lassen und war deshalb bei den Neo-A´s untergetaucht.


Nachdem ich die Leitung übernommen habe, erzähle ich die Geschichte aus der Sicht der beteiligten NSC. Doch vorher hat das BIS in Zusammenarbeit mit dem BKA und den LKA´s eine wichtige Bitte!

Mitbürger! Das BKA bittet um eure Mithilfe!


Blind Dates
Pia Bauer stand bei Ying/Yang im Laden. Hier auf der Zeil war sie genau richtig aufgehoben, auch wenn ihr die arrogant-versnobte Kundschaft auf den Keks ging. Zum Glück wurde auch im Bereich der Taliskrämerei weitaus das meiste über die Matrix abgewickelt. Bei diesem Laden hier ging es um Repräsentation. Und genau dafür ist auch sie eingestellt worden. Sie sah sehr chic in diesem Laden aus.
Ein Mann betrat den Laden. Schwarzes Haar. Eher durchschnittliche Kleidung. Also keine Laufkundschaft. Ein richtiger Magier, der Qualität braucht. Sie wand sich hinter ihrer durch Panzerplex gesicherten Theke in seine Richtung und lächelte ihn an: "Was darf ich für Sie tun?
"Ich, äh,...", begann der Mann unsicher, "suche einen ..Waffenfokus."
Seine unsicher bis schüchterne Art wirkte irgendwie anziehend auf sie. Solche Typen waren sonst nicht ihr Style, aber irgendwie wirkte der Kerl wie ein Diamant, der schwer beschädigt wurde.
"Sie haben eine Lizenz?"
"Nein... aber ich habe bereits eine beantragt."
"Sie verstehen, dass wir Ihnen einen Waffenfokus erst mit gültiger Lizenz aushändigen dürfen. Selbstverständlich", spulte sie das von Wuxing vorgeschriebene Programm ab, "hätten wir hier den Klassiker, einen Bidenhänder im Stil der Kreuzritter." Dabei ließ sie ein Hologramm des erwähnten Stückes vor dem Kunden erscheinen. "Ein sehr mächtiger Fokus."
"Ich... suche eher einen... Schlagring."
"Selbstverständlich. Hier sind unsere Angebote." Sie ließ in der AR die ganze Liste an Schlagringen in verschiedenen Stilen anzeigen. Mit und ohne Dornen. "Die Macht solcher Artefakte ist natürlich limitiert." Sie ertappte sich dabei, wie sie ihn unwillkürlich mehr als nur professionell anlächelte. Er strahlte etwas animalisches aus. Wie ein verletzter Tiger.
Er fixierte ihr Namensschild. "Frau... Bauer, würden Sie vielleicht suchen, ob es einen mächtigeren Waffenfokus als Schlagring gibt?"
"Sehr gerne. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?"
Er lächelte sie an. "Ist er echt?"
"Leider nicht." Dafür kaufst du in der falschen Preisklasse ein. Vorschrift. "Aber Milch und Zucker wären echt." Dazu gab es keine Vorschriften.
"Nur mit Milch, bitte." Er lächelte immer noch. Immer wieder verkniff er es sich, aber kurz darauf war es wieder da.
Sie gab die Anfrage in die Matrix ein nachdem sie die Tasse durch die kleine Durchreiche geschoben hatte. Das Ergebnis war schon da, aber sie wartete noch und sah immer wieder verstohlen in die Richtung des schwarzhaarigen Kunden. Sie hatte ein Ungetüm von Schlagring vor sich. Auf dem Ding war statt Stacheln eine Art quergestellte Sichel aufgesetzt. Sah fürchterlich aus. War aber wohl mächtiger als die anderen Artefakte. Zumindest sagten das die mitgelieferten Daten. "Das ist der mächtigste Waffenfokus, den ich in Schlagringform finden kann." Das Mitgefühl musste sie nicht heucheln. Das Gesicht, das er zog, als er das Bild sah, machte ihn nur noch sympathischer.
"Anscheinend hängt die Macht eines Fokus mit der Menge an Material zusammen..." Es klang nach einer Bemerkung, die eine verkappte Frage war.
"Das mag sein. Ich kenne mich da nicht so aus." O Gott! Was sagte sie da?! Klar war sie in erster Linie Dekor und in zweiter Linie Verkäuferin. Aber einem Kunden seine Inkompetenz auf die Nase zu binden war schon ein  Fauxpas. "Schwerter und andere Waffen haben ein höheres Niveau.", fügte sie schnell hinzu.
"Könnten Sie sich vielleicht umhören, ob es mächtigerer Schlagringe gibt?"
"Ich kann selbstverständlich bei unseren Herstellern nachfragen. Dafür ist jedoch eine Gebühr von 200 Euro fällig."
"Das wäre sehr nett, Frau Bauer. Und ich würde mir gerne diesen", er tippte auf einen Klassiker, ein Langschwert im Stile der Kreuzzüge, "zurücklegen lassen."
"Sehr gerne. Ich bräuchte dann nur noch eine Nummer, bei der ich mich melden kann, Herr..."
"Mayer. Leon Mayer. Sie dürfen mich gerne Leon nennen."
"Sie errötete. "Ich werde mich bei Ihnen melden, Herr May... Leon."

Hölder "Eisblick" Brandt bereitete sich auf das Treffen vor. Wie jeder Schieber, der länger im Geschäft war, legte er Wert auf Sicherheit. Heute ging es um höherwertige Cyberaugen. Der Kunde, ein gewisser Vex, stand zwar auf der Liste und hatte schon einiges an Ware geordert, war allerdings noch nicht durch Professionalität aufgefallen. Aber erfolgreich musste er schon gewesen sein. Euros kommen nicht von nix. Einer seiner Backups war bereits vor Ort und hatte sich mit seinem Sturmgewehr bereits im Wald auf die Lauer gelegt und beobachtete den Parkplatz. Er selbst ließ sich in seinem gepanzerten Wagen dorthin fahren. Sein Chauffeur war ebenfalls bewaffnet.
Nach ein paar Minuten kam er. Vex stieg aus dem Wagen und sah sich auf dem sonst leeren Waldparkplatz mitten im Sachsenwald um. Sein Blick blieb am Backup im Wald hängen. Er hatte ihn also entdeckt. Nicht schlecht. Er kam nach kurzem Zögern ruhig heran und nickte.
"Haben Sie das Geld?"
Er zückte mehrere silberne Credsticks. "Die Ware?"
Der Chauffeur nahm ein kleines Kästchen und öffnete es kurz.
"Wenn Sie kurz warten würden bis die Sticks verifiziert wurden?" Die Ware wurde getauscht und die Sticks waren das, was sie vorgaben zu sein.
"Es war ein Vergnügen, mit ihnen Geschäfte zu machen." Eisblick bot seine Hand.
Vex schlug ein. "Das Kompliment kann ich nur zurückgeben."

Pia Bauer wartete schon lange auf diesen Kunden. Als Herr Mayer den Laden betrat, hob sich ihre Laune merklich.
"Hallo Frau Bauer, ich hätte hier die nötige Lizenz."
"Guten Tag, Herr... Leon Das ist sehr schön. Leider habe ich erst einmal schlechte Nachrichten für Sie." Sie schluckte kurz. "Leider stellt keiner unserer Lieferanten einen Waffenfokus mit höherer Macht als Schlagring her. Die Gefahr eines Fehlschlages wäre zu groß." Sie schluckte wieder. "Aber selbstverständlich liegt ihr reservierter Waffenfokus noch für Sie bereit." Sie gab ihr strahlendstes Lächeln und hoffte, dass es etwas des Unmutes wett machen würde.
"Das ist sehr schade. Aber... ich würde ihn dann nehmen."
"Einen Moment." Sie drückte einen Knopf unter dem Ladentisch. "So, der Laden ist nun gesichert." Sie öffnete die Türe zwischen Theke und Laden und übergab das Schwert. "Und bevor ich es vergesse. Sie müssten uns diese Formalität noch unterschreiben."
Er überflog das E-Paper. "Suchtgefahr..." murmelte er vor sich hin.
"Sie lesen es tatsächlich. Das ist sehr... clever."
"Darf ich ihren Vornamen erfahren, Frau Bauer?"
"Vielleicht bei einem Kafee? Ich hätte ab 18.30 Uhr frei..."

Lofwyr und Harlekin sahen sich an. Alles war besprochen. Die Runner für verschiedenste Aktionen waren ausgesucht, denn Ares musste Einhalt geboten werden. Harlekin war es nur nicht klar, warum der Goldene Runner aus Frankfurt nach Metropolé schicken wollte.

Lunic saß im Laden der Neo-As in Oberrath. Der Troll Goliath maulte mal wieder rum, dass so viele die echten anarchistischen Werte verraten, seit Ares hier Arbeit anbot. Diesseits der Bundesstraße wurde der alte Bahndamm geflickt und viele waren angeworben worden, um auf dem Bau zu arbeiten. Und mit der Zeit nahmen immer mehr an, denn durch die schwer gepanzerten Wagons waren Überfälle auf LKWs auf der Straße enorm riskant geworden und die Mäuler waren trotzdem hungrig.. Doch diesmal hatte sich etwas geändert.
"Goliath, sag mal. Du ziehst seit Wochen über die Leute her, die am Damm arbeiten. Von wegen sie verraten alles, woran wir glauben und so."
"Hm."
"Und ich hab gehört, dass du jetzt auch da arbeitest."
"Hm. Was soll ich machn. Ich komm hier doch net raus. Ich bin hier voll am Verrotten! Außerdem hab ich mich schon so oft verkauft..."
Das war richtig. Goliath wurde immer noch von Interpol gesucht. Und aus irgendeinem Grund wollte er sich nicht unters Messer legen.
"Ich hab da vorhin was gehört. Da sucht n Clown erfahrene Runner. Und da... hab ich an dich gedacht." Goliath richtete sich sofort auf. "Hier. Es gab nur diese Koordinaten und ein Datum. Morgen um 20.00 Uhr. Und... es soll auf einem anderen Kontinent sein."

Brackhaus hatte einen klaren Auftrag. Er kontaktierte einen Runner namens Neo, durch seine Saeder-Krupp-SIN als Leon Mayer identifiziert. Ehemaliges Mitglied der Konzerntruppen. Leibwächter. Erwacht. Ki-Adept. Die Nummer, die ihm angezeigt werden würde, würde er erkennen als die Nummer, von der aus er immer zu seinen unregelmäßigen Drogenkontrollen kommandiert wird. Es klingelte. Das Display zeigte Herrn Mayer. Er selbst hatte seine Bildverbindung unterdrücken lassen.
"Sie werden in wenigen Minuten einen Anruf erhalten. Ihnen wird Arbeit angeboten werden. Sie werden annehmen und mir Bericht erstatten." Beim Auflegen war noch ein "Ja." zu hören.

Clown hatte sich mit seinem Namen abgefunden. Eigentlich war er ein Schmitt. Und ein vollvercyberter Streetsam mit Riggersteuerung. Seinen Stil hatte er seine Anstellung bei seinem Herren zu verdanken. Ohne ihn wäre er nichts. Sein Stil prägte seinen Namen auf der Straße. Clown. Manche nannten ihn auch Killer-Clown.
Er wies sein Komm an, eine bestimmte Nummer zu wählen. Wie ihm versichert wurde, nahm ein schwarzhaariger Norm ab. Er schien nicht überrascht wegen des Anrufs, mehr wegen seines Aussehens. "Guten Tag. Sie müssen Neo sein."
"Guten Tag. Wie ist ihr Name?"
"Schmitt. Nennen Sie mich Schmitt. Man hat mir versichert, Sie würden diesen Run annehmen und hätten Zugriff auf geeignetes Personal." Er schien verknittert. Nicht verwunderlich, wenn man zu etwas gezwungen wird.
"Worum geht es?"
"Eine Extraktion. 250 Tausend für das ganze Team."
"Können Sie mir mehr Informationen geben?"
"Kann ich schon, aber ungern über ein Komm."
"Ich verstehe."
"Seien Sie morgen Abend um 20.00 Uhr an diesen Koordinaten." Diese zeigten einen Ort in einem Wald zwischen Rheinhessen-Barrens und der A67. Irgendwo im Nirgendwo. Ein verseuchtes Stück Land. Neo lies sich die Koordinaten noch einmal bestätigen. Verständlich.

Mi Lei Lee sah die Nummer auf ihrem Komm. Goliath. Sie wurde sofort zu Navy, wie sie damals im Groß-Frankfurter Sprawl gennannt wurde. Sie ließ es klingeln und ging im Club durch die Menschenmasse auf die Toilette. In einer Box rief sie zurück. Die Musik war nur noch gedämpft zu hören und das Gelaber der Schnallen erträglich.
"Hey Großer. Was geht? Wie läufts in Frankfurt?"
"Beschissn."
So ist das wohl, wenn Träume in Erfüllung gehen. "Doch kein Paradies bei den Neo-A´s?"
"Hm. Ich hab nen Job."
"Glückwusch." Er wartete anscheinend auf etwas.
"Und ich brauch jemanden, der mich hinfährt. Ich werd immer noch gesucht."
"Warum hast du nich schon längst ne neue Fresse?!"
"Hm."
Dann reden wir also nicht darüber. Wenn sie etwas gelernt hatte, dann dass man Goliath oder Belial, wie er sich auch zuletzt genannt hatte, besser nicht unter Druck setzte.
"Kannst du mich fahren?"
"Sorry, ich bin nich mehr im Plex. " Sie korrigierte. "Also in einem anderen Plex. Ich brauche n paar Stunden. Und jetzt isses schon spät. Morgen früh?"
"Hm."
"Außerdem", sie hatte 2Takes letzten Anruf noch im Kopf, "solltest du dich bei Herrn Takeshi melden."
"Ja, wollt ich eh mal, aber irgendwie..." Er lies den Satz unvollendet.
Hatte er eine Krise? Navy schüttelte den Kopf. "Gut, dann bis morgen."

Der Dekan ging an sein Komm. Neo. "Was gibts."
"Hallo Dekan. Ich hätte einen Job und da hab ich gleich an dich gedacht."
Eine Pause. Anscheinend erwartete Neo, dass etwas gesagt wurde. Wurde es aber nicht.
"Es ist so ein Job, wo ich nicht ablehnen darf und..."
"Nein."
"Ich dachte..."
"Ich habe dir geholfen. Ich sagte dir, ich werde es nicht noch einmal tun. Du hast zugestimmt."
"Scheiße, du hast Recht."
Er legte auf. Lief wohl nicht so gut mit der Rekrutierung.

Herr Takeshi, auch 2Take genannt, sah Navy mit Goliath auf einem Motorrad mit Beiwagen ankommen. Er wies seinen beiden Leibwächtern an, den Wagen zu verlassen. Goliath kam auf den Wagen zu und setzte sich zu ihm auf den Rücksitz. Er wartete kurz und legte dann mit seiner Tirade los: "Was fällt Dir ein, einfach unterzutauchen? Weißt du, wie viel Geld mich das gekostet hat?"
"Wir waren mit der Sache mit dem Haus doch quit, Boss."
Mal davon abgesehen, dass ich seitdem überwacht werde. Aber das Tac-Net dieser Tussi vom Bundesamt für Innere Sicherheit BIS war was Wert. Echo konnte damit umgehen. "Und Echo hat mir nichtmal gesagt, dass du in Frankfurt bist."
"Wer ist Echo?"
"Der macht inzwischen meine Matrix. War eher nach deiner Zeit, glaube ich. Aber jetzt lenk nicht ab. Es gibt da einen Run, der ist perfekt für dich."
"Hab schon einen angenommen. Morgen Abend. Geht weit weg."
Das muss genau der Run sein. Der Clown. "Gut. Und dann arbeitest du wieder für mich, klar!"
"Aber Boss, ich hab kein Bock auf eine neue Fresse."
"Dann habe ich eben einen Mann in Südamerika. Und jetzt schieb deinen fetten Arsch hier raus, du verpestest die Luft."
"Alles klar, Boss."
Goliath. Man musste nur wissen, wie man ihn anfassen muss.

Navy hing mit Goliath auf einem verlassenen Gelände bei ein paar Flaschen Bier rum. Sie schwelgten in alten Zeiten.
"...und dann hat Bembel erzählt, dass er deine neue Karriere als Rennfahrer genau verfolgt. Hat mir sogar ein Vid gezeigt, wo man dich nicht sieht. Nur die Wackeldinger, die dir Walt mal zu Weihnachten geschenkt hat. Ich glaub, der steht auf dich."
"Hm." Ich weiß, Goliath, ich weiß.

Der Dekan hatte eine Idee. Es war so offensichtlich dass er sich wunderte, nicht gleich daraufgekommen zu sein. Er ließ sein Komm über die Riggersteuerung Neo anrufen.
"Hey, Dekan, hast du es dir anders überlegt?"
"Nein. Aber ich kenne da jemanden, den ich für den Run empfehlen könnte. Ein recht fähiger Magier, wie man mir gesagt hat."
"Gesagt hat? Dann kennst du ihn nicht?"
"Doch schon. Habe ihn erst vor ein paar Tagen getroffen." Naja, eher ein paar Wochen, egal. "Er hat mal mit diesem Bembel zusammengearbeitet."
"Achso, klar."
"Darf ich ihm deine Nummer weiter geben?"
"Klar."
Neos Nummer ging an Zap raus.

Schnapper hob seinen Kopf. Eindringlinge! Er roch sie genau! Es waren ein paar. Er knurrte erst leise, um dann einen mächtigen Heuler auszustoßen. Solche Heuler verscheuchen Eindringlinge. Zumindest oft. Diese nicht. Das bedeutet, sie sind gefährlich. Hinterbeiner. Haben vielleicht auch Donnerstöcke dabei. Er holte das ganze Rudel zusammen. Sie mussten sie unbedingt verscheuchen. Sie kamen Richtung Bau. Und Stumper ist schwanger! Sie umzingelten sie, machten Lärm, heulten. Es schien zu wirken. Sie entfernten sich wieder vom Bau. Einer hatte etwas zurückgelassen. Roch nach Hund. Er biss einige Male hinein und markierte es. Sie heulten wieder. Auf einmal hörte man donnern. Gefolgt von einem mickrigen Heulen des Hundes, der diesen Hinterbeinern wohl diente. Das Rudel verflüchtigte sich. Er selbst blieb am Rudel Hinterbeiner. Sie näherten sich wieder dem Bau. Er gab Alarm. Stumper musste unbedingt in Sicherheit gebracht werden! Als die Hinterbeiner am Bau waren, sahen sie sich etwas um und gingen wieder.

Schnapper war geschockt. Ein Hinterbeiner mit zwei Rädern kam aus dem nichts. Sein Donnerstock donnerte. Hüpfer, Rolli, Lecker fielen bevor es ihn erwischte.

Clown sah sich die Bilder seiner Drohne an. Die Barghests waren alle an ihrem Bau. Er fuhr mit seiner Maschine gegen den Wind an. Der Elekromotor war leise. Noch bevor die Hunde reagieren konnten, hatte er zwei erwischt. Die anderen wollten heulen als auch schon der dritte und der vierte fiel. Das schwangere Weibchen schlich sich davon. Jetzt hieß es warten.
Es kamen sechs. Vier Norms, wobei einer davon ein Hund war. Ein Wandler. Ein Troll und ein Elf. Wichtig war, dass dieser Neo dabei war. Der Goldene hatte darauf bestanden. Er schickte die Bilder der Runner an die Basis. Der Troll war ein gesuchter Terrorist. Anscheinend hatte er ein HTR-Team in eine Sprengfalle gelockt. Schade nur, dass sein magischer Partner nicht dabei war. Dass sie Waffen auf ihn angelegt hatten, beachtete er nicht weiter.
"Sie sind also pünktlich. Das ist gut."
Neo und der Hund askennten die Barghests. "Warum hast du die Hunde nicht umgebracht?" Neo und sein Kodex. "Warum sollte ich?" Dies schien ihm zu genügen. In diesem Augenblick erschien sein Herr.

Harlekin askennte die anwesenden Personen. Vier von den sechsen waren erwacht. Ein Dualwesen. Der Hund. Das war immer so eine Sache. Man war auf zwei Ebenen gleichzeitig angreifbar. Wie dem auch sei, das war die Crew, die dieser Neo zusammengestellt hatte und der Goldene hatte mit ihm anscheinend in Metropolé etwas vor. Was auch immer das war.
Harlekin manifestierte sich im physischen Raum. "Guten Tag, meine Herrschaften." Er schaute in die Runde. "Killerclown hier", das brachte ihm einen missbilligenden Blick von Clown ein, "hat unser kleines Treffen arrangiert."
"...und Sie heißen?"
"Ritter von der traurigen Zinne", bemühte er einen alten Namen. "ich wollte Sie persönlich begrüßen und mir einen Eindruck verschaffen." Er stellte fest, dass einige wieder anhoben zu sprechen. Er machte eine besänftigende Geste. "Die organisatorischen Kleinigkeiten werden Sie mit Clown besprechen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg."
Als er in den Astralraum zurückkehrte, fiel ihm auf, dass einer der magisch Begabten die Aura eines der anderen magisch Begabten angenommen hatte. Lag wohl daran, dass er Clowns Aura kopiert hatte. Eine kleine Hommage, soso.
"Der Magier hat auf dein Erscheinen reagiert", hörte er einen seiner Geister in seinem Kopf und er sah die Bewegung seiner Aura während seines Erscheinens. Das war unter Magiern nicht unbedingt ungewöhnlich. Er sah ihn dennoch eingehender an, durchdrang die Maskierung und die Aura kam ihm bekannt vor. Wo hatte er sie nur schon einmal gesehen? Aber interessant. Anscheinend hatte dieser Magier bereits direkten Kontakt mit mir...

"So, Sie haben sicher ihre Ausrüstung dabei, denn Sie wissen, dass wir direkt starten?" Clown hatte keinen Anlass, sie nicht für Profis zu halten.
"Äh, ich müsste noch einmal an mein Auto." Die Frau. Chenji. Yina. Vermutlich noch einige Namen laut Dossier.
"Bitte. Sie haben noch einige Minuten bis unser Transport eintrifft."
"Wo geht es überhaupt hin?"
"Wie gut ist ihr Portugisisch... Amazonisch?"

Der Dekan wusste, wie zweischneidig es war, für einen der großen Zehn zu arbeiten. Zum einen zahlen sie in der Regel sehr gut, wenn sie sich einmal zu erkennen geben, auf der anderen Seite hat man massivste Ressourcen gegen sich, wenn man es einmal gründlich verkackt. Eines seiner KFS-Ichs namens Uff hatte das schon erlebt. Ein "Beten Sie, dass sich unsere Wege nie wieder kreuzen!" hatte genügt, sich ein anderes Gesicht anzuschaffen, alle SINS zu verbrennen, den Sprawl und den Namen zu ändern, falsche Spuren zu legen und in Groß-Frankfurt noch einmal ganz von vorne anzufangen. Da hatte dann ein anderes Bewusstsein namens Bembel übernommen. Damals bei der OP in Berlin musste er sich angesteckt haben. So hatten es zumindest die Ärzte von S-K aufgezeichnet. Er hatte die Unterlagen gesehen, als seine Chummer ein Forschungslabor in Libyen ausgenommen hatten. Offensichtlich wollten sie dort das Ereignis des Erwachens zum Troll während seiner Operation wiederholen. Erfolglos. Einer der Schlüsse war, dass beim "Patient 0" KFS im Spiel sein könnte. War wohl so. Oder auch nicht. Denn S-K hatte die wöchentlichen Untersuchungen schon eingestellt, bevor diese Sache in Paris passierte... Aber das war dem Dekan inzwischen egal.
In seinem Big Game Hunter und "Monster", seinem schwerem MG, ging er auf einem Flughafen in Neu-Essen auf S-K-Gebiet zusammen mit fünf anderen Söldnern von entsprechendem Ruf auf eine offene Ladeluke eines Überschall-Frachtflugzeuges zu. In der Nähe waren einige bekannte Gesichter, begleitet von einem Clown. Chenji, Vex, Zap, den sein alter Ego Bembel unter dem Namen Drag kannte, Neo und Tatze. Am meisten wunderte er sich über einen Troll, den er sah. Goliath oder Belial oder wie er sich nun nannte. Ein weiteres Gesicht, das aus dem Leben dieses Bembels in das seine schwappte. Noch verwunderlicher war, dass er sich kein neues Gesicht zugelegt hatte, obwohl er doch von Interpol gesucht wurde. Aber S-K hatte ihn angeheuert... Das rang ihm ein Kopfschütteln ab.
Sie mussten ihn schon an Hand seiner doch sehr auffälligen Bewaffnung erkannt haben, denn als sie die Mannschaftskabine der Maschine betraten und sie alle mit abgenommenen Helmen sahen, gab niemand von ihnen ein Zeichen des Erkennens von sich. Aus ihnen werden doch langsam Profis.
Rucksäcke wurden im Gepäckfach über den Sitzen, die an beiden Seiten des langen Ganges aufgereiht waren, verstaut. Die Waffen kamen in eigens vorgesehene Halterungen. Nur Chenji hatte so viele Koffer dabei, dass ihr Fach nicht ausreichte. Sie stellte den Rest einfach auf einen Sitz neben sich.
"He, verstau dein Gepäck, bevor es uns beim Flug um die Ohren fliegt!", raunzte ich sie an. Bevor Walter, der andere Troll unter den Söldnern, mit seinem dummen Gequatsche anfängt. Chenji verstaute das Zeug natürlich nicht in einem anderen Fach. Das wäre viel zu einfach. Sie verzurrte die Koffer mit den Gurten des Sitzes mit einem Kommentar "So, das sollte genügen."
Tatze hatte keine Ahnung, wie man sich mit einem Vierpunkt-Gurt anschnallt und Chenji half ihm. "Kann ich noch ein Kissen haben?", fragte er sie. Da flog auch schon eine Granate auf Tatze zu. "Da. N Kissen, du Weichei." Walter grinste sich einen ab. Das Grinsen blieb ihm im Halse stecken als Chenji die Granate abfing und Tatze gab. "Hey, gib mir meine verfraggte Granate wieder, Arschloch!".

Walter sah die sechs zusteigen. Offensichtlich keine Söldner wie sie. Vermutlich die Runnergruppe, die den direkten Zugriff vornahm. Es stank ihm von Anfang an, dass er nur Backup war. Sie könnten doch den Scheiß-Run selbst durchziehen. Bringt mehr Kohle! Dann fängt diese Schlitzaugen-Tussi auch noch an, ihre Koffer auf nem Sitz zu verzurren. Aber er hatte seinen Anschiss schon im Briefing erhalten. Würde er ernsthaften Stunk anfangen, wird er das nicht überleben. Das hatte er verstanden. Er wollte leben, deshalb riss er sich zusammen. Konnte er doch nichts dafür, dass die ganze restliche Welt völlig humorbefreit war und nicht wusste, dass er immer Recht hatte. Prinzipiell. Immer.
Dann stellte sich dieser Tatze an wie der letzte Vollhonk beim Anschnallen und brauchte auch noch Hilfe von diesem kleinen Mädchen! Als er aber dann fragte "Kann ich noch ein Kissen haben?", war es einfach zu viel des Guten. Reflexartig zog er eine Flash-Bang vom Gürtel und warf sie ihm zu. "Hier haste eins." Sollen sich nicht so haben, immerhin hatte sie nicht scharf gestellt.  Ausgerechnet das kleine Mädchen fing das Ei ab! Und dann gab sie es auch noch seelenruhig diesem Loser!
"Hey, gib mir meine verfraggte Granate wieder, Arschloch!"
"Deine Schuld, wenn du deine Ausrüstung verschenkst." Fucking Dekan. Hat n paar Bücher gelesen und schon war er Schmitts Liebling! Und die anderen hielten einfach nur ihr Maul! Wie immer. Schweinebande!
"Anschnallen!", hörte er das kleine asiatische Mädchen. Bevor er nachdenken konnte, hatte er sich wieder gesetzt und schnallte sich an. Verfickte Magierin! Während er Mühe hatte, seine Gedanken zu ordnen, erklärte sie ihren Losern, was auf sie zukam. "Drei G für etwa drei bis fünf Minuten, dann sind wir auf Reisegeschwindigkeit." Dem Loser musste sie dann noch erklären, was G heißt. Der Memme war genz schön mulmig.
"Wer kotzt, putzt selbst!" schmiss er dem Loser als Kommentar an den Kopf. Es lachte mal wieder keiner. Völlig humorbefreit. Aber zumindest hatte er das letzte Wort. Damit hatte er offensichtlich gewonnen.

Schmitt verfolgte das Geschehen in der Kabine. Walter hatte schon bei der Erstbesprechung Faxen gemacht. Nicht, dass Schmitt selbst sein Verhalten irgendetwas ausmachte, so etwas war er von klein auf gewohnt. Als geschlechtsloser Elf hatte er in seiner Kindheit in Pomoyra immer Anlass zum Spott gegeben. Er hatte lange gebraucht zu lernen, was da genau vor sich ging, denn neben seinem Geschlecht fehlte ihm auch jedes Gefühl. Fehlen war allerdings das falsche Wort. Er sah wie genau diese Dinge den anderen Metamenschen beständig im Wege stand bei der einzig wichtigen Sache: der Karriere. Allerdings war ihm klar, dass solch ein Verhalten innerhalb einer Einheit, die zusammenarbeiten sollte, inakzeptabel war. Die Effizienz würde massiv in Leidenschaft gezogen werden. In Leidenschaft ziehen. Eine Redewendung, die das Dilemma der Fühlenden auf den Punkt brachte. Wie dem auch sei. Das war geklärt. Der Dekan hatte die Leidenschaft, das Team zusammenhalten zu wollen. Das nutzte er für sich. Walter war wenig intelligent und so musste er ihm direkt drohen und dabei betonte er, dass er ein Kommando engagieren würde. Das hatte er verstanden. Was er nicht verstanden hatte, war, dass der Dekan die Erlaubnis hatte, nach eigenem Ermessen ein Urteil zu fällen.
"Wer kotzt, putzt selbst.", hörte er Walter sagen. Völliger Blödsinn. Dafür gab es Reinigungsdrohnen. Während beide Crews über die AR irgendetwas lernten oder auch einfach nur schliefen, dachte er darüber nach, ob er seine Versetzung nach Metropolé seinem nicht in vollständiger Gänze ausgebildeten magischem Vermögen zu verdanken war. Er wischte den Gedanken zur Seite, denn egal, wie es sich verhielt, es war nicht zu ändern. Alles war eine Prüfung. Und wer konnte schon erahnen, welche Pläne Lofwyr spann. Er sollte sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Ares gab schon länger Kontrakte gegen Mitglieder von Firewatch, des areseigenen Anti-Insektengeister-HTR heraus. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der erste von ihnen den Schutz des Drachen suchte. Die Informationen, die er mitbrachte, waren besorgniserregend. So dumm konnte noch nicht einmal Ares sein. Um ein neues Produkt am Markt einzuführen und ihr Stück von der Torte zu vergrößern, spielten sie mit dem ganzen Kuchen. So wandt sich Lofwyr - entgegen seiner Abneigung gegenüber unsterblichen Elfen - an Harlekin. Einen der wenigen unter ihnen, die er ... weniger verachtete. Und so kam dann ich ins Spiel. Meine Chance. Er wählte mich aus, weil ich ein Elf bin. Ähnlichkeiten führen zu Sympathie. Und der Erfolg ihres Paktes gab ihm Recht.
Er lenkte seine Gedanken auf ein anderes Thema. Commando Verde. Diese Gang spielte ein gefährliches Spiel. Gang war vielleicht das falsche Wort. Die großen Gangs in Metropolé waren eher paramilitärische Einheiten. Gut ausgerüstet aber meist nicht gut ausgebildet. Das war der Grund, warum man in Metropolé am besten mit T-Birds reiste. Oft genug wurden Turfs dadurch markiert, dass Helikopter mit Raketen abgeschossen wurden. Commando Verde also. Sie hatten ihre Chance genutzt. Ares suchte wohl Insektenschamanen. Und Commando Verde verkaufte ihnen zwei.
Sein Komm klingelte. Er nahm ab. "Update. Commando Verde hat unsere Aufklärungsbemühungen aufgedeckt. Sie unterbreiten ein Angebot, uns die Einzelheiten der Übergabe zu verkaufen unter der Bedingung, dass wir erst angreifen, wenn die Übergabe bereits erfolgt ist."
"Bestätigt." Er legte auf.
Das änderte alles. Und doch nichts.

Walter grinste vor sich hin. Seit die Außenansicht per AR zugeschalten war, stritten sich der Schwarzhaarige und der Punk, ob Rio Paulo eine schöne Stadt oder ein Molloch wäre. Dann wachte der Loser auf. "Gibts eigentlich was zu Essen?"
Das kleine Mädchen meinte nur: "Hast den Service-Wagen verpasst. Gab Steaks."
Der schwarzhaarige stieg gleich ein: "Hat der Troll da hinten gegessen." Dabei zeigte er auf ihn.
"Ja. Warn gut." Er fuhr sich mit der Zunge betont langsam über die Lippen.

Schmitt wählte die Nummer, ließ einen Decker ein Programm zuschalten und sandte Neo eine Nachricht. "Sie finden sich umgehend an diesen Koordinaten zu einem Drogentest ein." Dazu einen Plan des Geländes und einen Wegweiser in der AR. Standard. Kurz darauf dann eine Nachricht an alle Runner. "Finden Sie sich hier zu einer Lagebesprechung ein." Selber Plan mit Wegweiser. Schmitt beobachtete über die internen Systeme wie Neo den Kopf immer wieder schüttelte. Das HTR Team stieg aus und bestieg sofort wieder einen Thunderbird. Die anderen würden erst einmal ihre Waffen abgeben müssen. Dabei gab es ein Problem. Chenji hatte die Schusswaffen abgegeben, wollte sich aber nicht von ihrem Schwert trennen. Die Wachen in Kampfpanzerungen waren schon in Alarmstufe.
"Ich werde die Klinge nicht ablegen, so lange ich kein Gesicht gesehen habe!"
Ah, japanische Etikette. Schmitt verließ nun auch den Flieger und näherte sich der Szenerie von hinten. "Bitte, Chenji, geben Sie Ihre Schwerter ab. Ansonsten müssten wir Sie arrestieren und Ihr Auftrag wäre vorbei."
Das Mädchen drehte sich um. Aus ihrem bestimmt-renitentem Gesicht wurde ein entspanntes. "Jetzt, wo ich ein Gesicht gesehen habe, kann ich es ablegen."
"Gut. Dann können wir ja weiter."
"Gerne nach Ihnen."
"Nein, nein", meinte Schmitt, "ich gehe ganz hinten. Nicht dass uns jemand verloren geht."
Sie betraten den Gebäudekomplex. Am Medi-Center wies Schmitt sie in einen Wartebereich und tischte etwas Essen auf. "So, hier sollten wir etwas warten. Eines der Team-Mitglieder hat noch etwas zu tun."
Sie sahen Neo verwundert nach, der auf die medizinische Station ging.

Dr. med. Susanne Sardic kam in den Untersuchungsraum. Ein Drogentest. Sie rief auf ihrem Tablett die Akte auf. Als sie sie sah, traf sie der Schlag. So ein Zufall! Erst nochmal ein Blick.
"Hallo Herr Meier. Wie geht es Katrin?" Er sah sie nur ungläubig an. "Oh, Entschuldigung. Ich bin Susanne Sardic. Ich habe damals ihre Frau verarztet. Wie geht es ihr? Sie wollte sich mal wieder melden. Aber... ja, so ist das wohl, die Arbeit." Sie hat sogar irgendwann ihre Nummer gewechselt...
"Sie haben meine Frau behandelt...?"
"Ja. Sie lag hier drei Wochen. Dabei haben wir uns etwas... angefreundet." Sie machte die Spritze zur Blutabnahme bereit. "Sie war auch ziemlich sauer. Da ist irgendwas auf der Expedition schief gelaufen."
"Und was?"
"Keine Ahnung. Solche Sachen sind oft geheim. Aber das kennen Sie sicher. Naja, sie wollte auf jedenfall in der ADL eine Sache klären. Klang so als wolle sie jemandem in den Arsch treten." Hier hatte sich allerdings inzwischen nichts getan. "Aber das war dann wohl... erfolglos."
"Meine Frau ist tot."
Susanne Sardic stockte mitten in ihrer Bewegung. "Tot?" Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. "Wie...wie ist sie denn gestorben?"
"Sie kam im Koma aus dem Flieger. Ein magischer Pilz."
"Magischer Pilz...? Das... kann doch gar nicht... Nein." Sie schluckte schwer. "Oder habe ich damals irgendwas..." Übersehen. Sie konnte es nicht laut aussprechen. "Da hat sich vermutlich irgendjemand sehr gefreut."
"Wie meinen Sie das?"
"Naja, wie gesagt, sie wollte irgend jemandem hier kräftig in den Arsch treten." In der entstehenden Pause sahen sie sich an. "Sie wurde im Rhein-Ruhr-Plex versorgt?"
"Ja. In Essen."
"Ich gehe die Akten noch einmal durch. Dazu... muss ich allerdings auf den Server zugreifen. Haben Sie eine Nummer, unter der ich mich melden kann?"
Sie tauschten ihre Komm-Nummern.

Schmitt sah den fünfen beim Essen zu. Das Übliche passierte, wenn Straßenpunks das erste Mal echtes Essen genießen durften.
"Bäh, das schmeckt ja gar nicht nach Fleisch!" Vex sah sein Steak angeekelt an.
Doch. Genau so schmeckt Fleisch. Du bist nur die chemieverseuchte Sojapampe gewohnt. Schmitt tat das, was er in solchen Situationen oft tat. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, um seinen Denkapparat zu entlasten. Sollten sie ihre Erfahrungen machen. Ihre Meinungen von sich geben. In China fallen Säcke mit Reis um. Irgendwann kam Neo wieder. Er sah gedankenverloren ins Nichts und stocherte lustlos in seinem Essen, das er sich genommen hatte. Also hat doch diese Ärztin etwas damit zu tun. Er musste extra ihren Dienstplan anpassen lassen. Also wollte der Goldene, dass sich die beiden treffen. Es wäre interessant, die Aufzeichnungen ihres Treffens anzusehen.
"...Sie kennen meine Spezialkraft?" Tatze sah ihn erwartend an. Er schaltete sein Gehirn wieder zu.
"Selbstverständlich. Sie sind ein Wandler. Ein Hund."
"Dann können Sie mir auch Spezialausrüstung besorgen? Rüstung und meinen Helm?"
"Solche Dinge sind hier in Amazonien wesentlich leichter zu bekommen als anderswo."
"Und nach dem Run werde ich gefangen und in ein Forschungslabor gesteckt?"
"Nein. Nicht solange Sie als Runner mehr Wert besitzen als als Forschungsobjekt. Außerdem... hier in Rio Paulo gibt es eine reichhaltige Auswahl an Wandlern."
"Und wenn ich dann zurück in Frankfurt bin?"
"Keine Panik", mischte sich Chenji ein, "steuerlich bist du auf der sicheren Seite. Dafür habe ich gesorgt."
Vex sah auf. "Ihr zahlt Steuern? Ernsthaft?"

Armando stand wie fast jeden Abend hinter der Theke der Strandbar "Mochito". In diesem luxuriösem Ressort waren reiche Touristen aus aller Welt untergebracht. Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexuelle Ausrichtung oder Metatyp. Alles stand hinter dem einen Fakt zurück: Geld. So wunderte es ihn nicht, einen Troll zusammen mit einer jungen hübschen asiatischen Norm an seine Bar schlendern zu sehen.
"Ich  war sehr überrascht, dich hier zu sehen."
"Hmm."
Die Überraschung war anscheinend keine positive. Als der riesige Troll an die Bar kam, erfüllte er alle Vorurteile, die man gegen seinen Metatyp haben konnte. Er stank schon einige Meter gegen den Wind. Einige andere Kunden wandten sich angewidert um. Dem Mädchen schien das nichts auszumachen.
"Bist du auch von einem Clown angerufen worden?"
"Clown? Kenn keinen Clown. TwoTake wollte mir n Gefalln tun."
Das Mädchen wandte sich ihm lächelnd zu. "Für mich einen Mochito bitte." Ihrer SIN nach war sie alt genug.
"Nehm ich auch un mach ma hinne."
Während er zwei Mochitos in der Mache hatte, trafen ihn die missbilligenden Blicke einiger Kunden. Nun gibt es genügend Leute, die so viel Geld hatten, dass sie sich an keinerlei Konventionen wie Körperhygiene halten mussten. Manche machten sich auch absichtlich einen Spaß daraus gegen Konventionen zu verstoßen, was in der Regel zu Peinlichkeiten führte. Der Troll schien nicht zu dem Typ Metamensch zu gehören, der sich an der Unannehmlichkeit der anderen labte. Es war ihm anscheinend einfach - egal. Lächelnd stellte Armando die beiden Mochitos auf die Theke. "Darf ich Ihnen die Tische dort drüben empfehlen? Da hat man eine wundervolle Aussicht auf den Strand. Gerade jetzt zu nächtlicher Zeit."
"Is mir scheißegal. Hier is gut."
Seiner Begleidung schien die Situation unangenehm. Sie empfahl sich und schlenderte mit ihrem Cocktail zum Strand.
"Andere Kunden bevorzugen einen anderen Geruch. Ihr Cocktail geht natürlich auf´s Haus."
"Mach drei draus."
Eine kurze Rückmeldung an seinen Vorgesetzten über sein internes Komm. Er gab sein ok und wartete ab, wie sich die Situation entwickelte. Bei einer Kundschaft dieser Preisklasse war es wichtig, alle Wünsche vorbehaltlos zu erfüllen.
"Sehr gerne", verkündete er mit einem Habitus als hätte dieser Kretin ihm eben seinen geheimsten Lebenstraum erfüllt. Der Pendecho saß noch einige Zeit alleine am Tisch und schüttete reiheweise Cocktails in sich rein. Hätte Armando nicht gewusst, wie teuer so ein Aufenthalt hier im Ressort Paradaiso war, hätte er ihn für einen Straßenschläger der übelsten Sorte gehalten.

Schmitt hatte alles auf den Pickup laden lassen. Die Begleiteskorde ließ er vor dem Ressort Paradaiso warten. Er kündigte sein Kommen eine halbe Stunde vorher an und fuhr mit dem Pickup zur frühen Morgenstunde vor. Die Infiltrations-Crew aus Frankfurt erwartete ihn.
Vex ging auch gleich in die Vollen. "Wir hatten 250k für einen Insektenschamanen ausgemacht. Jetzt sind es zwei. Also 500k."
Schmitt lächelte innerlich. "Selbstverständlich. Sofern Sie uns die beiden lebend und unauffällig bringen. Ansonsten nur 75% der Summe. Und bevor die beiden entkommen, werden Sie sie eliminieren."
"Die Ausrüstung dürfen wir behalten." Vex deutete auf die drei Kisten, die inzwischen im Raum standen. Schmitt nickte nur. Elektronisches Zubehör und die Big Game Hunters. Alles in allem etwa 20k an Wert. Eigentlich hatten sie es nicht verdient, so dumm sie sich angestellt hatten, ihm eine Liste vorzulegen. Am Ende hatte er ihnen geholfen. Einmal nur mit Profis! Aber die Anweisung kam von ganz oben und die Zeit drängte.
Er nickte. Damit war der Deal besiegelt. Auch Neo schien kein Problem damit zu haben, Insektenschamanen zu töten. Zumindest sagte er nichts dazu.
"Gut, dann darf ich Sie unterrichten, dass der Container mit Auflieger bereit steht. Er wird ausgeliefert, sobald wir wissen, in welchem der beiden Tiefseehäfen die Transaktion stattfinden wird. Glücklicherweise liegen die beiden nicht sehr weit auseinander. Dann hätte ich hier noch eine Kontaktnummer zu Ihrem Backup-Team." Er stellte die Nummer in die AR. "Und noch die Frage, ob das Team im T-Bird bleiben oder ob es am Boden stationiert werden soll."
Anscheinend hatte in dieser Sache Belial das Sagen. Zumindest stimmten alle zu, als er "Am Boden. Auf Bikes." sagte.
Schmitt nickte. "A propos Bikes. Ihre stehen vor der Türe. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Sie niemanden für die Matrix haben. Soll ich Ihnen jemanden besorgen?"
Die Kakophonie aus Antworten reichte von "Brauchn wer nich." von Belial über "Dann müssten wir ja mit noch jemandem teilen" von Vex bis zu einem "Nein, danke" von Neo.
"Gut, meine Herrschaften, ich werde noch im Restaurant hier dinieren. Falls es noch Rückfragen bezüglich der Ausrüstung gibt, stehe ich so lange noch zur Verfügung. Für alles andere habe ich Ihnen bereits Nummern örtlicher Kräfte gegeben. Die beiden wissen selbstverständlich davon."
Nachdem es nichts weiter gab, schritt er zur Tat.

Der Dekan hatte langsam die Schnauze voll. Es war sowieso klar, dass er Walter in die erste Reihe stellen würde, aber wenn das so weiter ging, würden sich hier schon alle vor dem Kampf abschlachten. Langsam konnte er seine ehemaligen Vorgesetzten verstehen. Er nutzte die gleiche Lösung.
"Walter, du nichtsnutziger Arsch! Wetten, du bist auf dem Übungsparcour hier langsamer als Schnulli?" Schnulli würde ihn sowas von platt machen. War einfach sauschnell und auch Parcourläufer wie er selbst.

Leonor Benedita Silva Oliveira konnte es noch immer nicht fassen. Sie war von Ares kontaktiert worden. Es war ein gewisses Risiko, aber es lohnte sich. Zwar hatte sie mit ihrem Mann Carlos Manuel einen beachtlichen Bau auf die Beine gestellt. Ameise kann stolz darauf sein. Aber sie stießen auf massive Gegenwehr. Commando Verde war schon aufmerksam geworden. Jetzt waren sie engagiert, sie zum Hafen zu eskortieren. Ares hatte schon an anderer Stelle auf der Welt etwas für sie vorbereitet. Auch in Indochina gab es schöne Flecken. Sie fragte sich nur, was ein Mega-Kon davon hatte, Insektenschamanen zu helfen. Ein letztes ungutes Gefühl blieb, aber das Angebot war zu gut, um es abzulehnen.

Lofwyr sah gerade das Trid des Aufeinandertreffens seiner beiden Schachfiguren.
"Ich gehe die Akten noch einmal durch. Dazu... muss ich allerdings auf den Server zugreifen. Haben Sie eine Nummer, unter der ich mich melden kann?"
Selbstverständlich. Und er würde dafür sorgen, dass die Gegenseite das Klopfen an ihrer Türe auch hörte.

Schmitt wartete gerade auf sein Essen, da klingelte schon das Komm. Neo. "Können wir noch Peilsender bekommen?"
"Nein."
"Und ein Zugfahrzeug für den Auflieger?"
"Nein."
"Dürfen wir wenigstens die Chopper nach dem Run behalten?"
"Nein." Was bildeten die sich ein? Die Verhandlungen waren beendet und das Material ausgeliefert.
"Herr Schmitt. Wir sollen hier einen Run durchziehen ohne wirkliche Informationen ohne Zeit. Sie möchten doch auch, dass der Run klappt, oder?"
"Herr Neo, hören Sie einmal gut zu. Ja, der Run ist ohne große Vorbereitungszeit. Das bildet sich in der Bezahlung mehr als deutlich ab. Darüberhinaus waren wir sehr großzügig in der Bereitstellung von Material. Die Anforderungsliste musste ich für Sie zusammenstellen, da Sie dazu nicht in der Lage waren. Für alles Übrige haben wir Ihnen zwei Kontakte zur Verfügung gestellt. Für den Container wollten Sie nicht einmal einen Auflieger, jetzt wollen Sie zusätzlich ein Zugfahrzeug. Elektronik habe ich Ihnen komplett selbst zusammengestellt. Jetzt stellen Sie fest, dass irgendeine Kleinigkeit fehlt, die Sie gerne aus der ADL mitnehmen hätten können. Jetzt kommen Sie mir nur noch damit, dass Sie doch einen Decker benötigen."
"Äh, ja, wäre schon gut, wenn da einer bereit stünde..."
Schmitt atmete tief durch. Warum der Goldene ihn auch immer engagiert hatte...

Maria Calderas hatte noch den Text in eher mäßigem Portugiesisch im Kopf als sie die Gringos sah. Draußen in der Garage saßen die Leute aus der Favela, die in den Genuss ihrer günstigen Behandlung kommen wollten. Aber um das zu stemmen, musste sie auch eher zweifelhaften Leuten ihren Dienst anbieten. Eine ganze Gruppe schaute vorbei. Ein griesgrämiger Troll, ein Elf und einige Norms, darunter eine junge Frau. Die junge Frau hatte wohl die Nachricht geschrieben und fragte in gebrochenem Euro-Portugiesisch nach den empfohlenen Impfungen. Als Maria es ihnen allen erklären wollte, kam heraus, dass nicht jeder Amazon- oder Euro-Portugiesisch sprach, aber auch Englisch nicht von jedem verstanden wurde. Die Unterhaltung zog sich deshalb etwas. Der Schwarzhaarige unter ihnen schaute durch den Vorhang, hinter dem in einem größeren Raum die schwerer Erkrankten lagen. Einer von ihnen wollte wissen, ob in einer der Impfungen Silber enthalten ist. War es nicht. So ließen sie sich nach und nach impfen. Das Mädchen zahlte statt den veranschlagten hundert fünfhundert. Der Schwarzhaarige sogar fünftausend. "Ist hier gut angelegt."

Antonio Silva gab seinen Gangern das Zeichen, sie durchzulassen. Drei Typen wollten einkaufen. Sie waren schon von einem seiner Schmitts angekündigt. Ein schwarzhaariger, ein Punk und so ein Typ mit Hundefresse.
"Ich hätte gerne vier Spy-Flies und eine Riggerkonsole. So für zwanzigtausend."
Ein Kunde, der wusste, was er wollte. Die waren ihm die liebsten. "Da hätten wir hier einen Essy Motors Drone Master. Zusammen mit den Fliegen kommen wir auf 19k."
Bei einem Sonderwunsch zu einem Gürtel mit Drohnenhalterungen hatte er zwar etwas, aber die vielen Startplätze oder das atzlanische Design schien den Kunden abzuschrecken. Nun ja, zumindest das Zweite war ihm verständlich.

Gustavo, Manuel und Lino machten Siesta im Hinterhof. Nach vorne raus verkauften sie Touris überteuertes Futter zwischen den ganzen Yak-Rotlicht-Schuppen. In ihrer Siesta hörten sie gerne Elektro-Reggae und drehten Dübel. Auf einmal stand da eine junge Asiatin mit Troll und Elf als Leibwächter. Ganz entgegen den üblichen Japsen, die hier immer mal Schutzgeld kassierten, setzte sie sich mit dazu. Die drei zogen auch immer mal verhalten und waren echt witzig. Das Mädchen meinte, dass sie weiter auf den Troll aufpassen müsse. Hat echt Humor, die kleine. Und nahm noch zwei Gramm mit.

Schmitt hatte nun die Informationen. Er kontaktierte Neo. "Ich übermittle einen Geoping. Dort wird heute um 23.30 Uhr die Übergabe stattfinden. Ein Schiffscontainer mit Zugmaschine steht bereit. Schlüssel auf dem linken hinteren Reifen."
"Vielen Dank."

Ronaldo zog mit seiner Gang auf seinem Turf herum. Die Halbstarken zogen Touris ab, die hier rasteten. Sie waren mit Mietautos unterwegs und zahlten gerne fünfzig oder hundert NuYen, um ihre Ruhe zu haben. Zumindest vor ihnen. Denn auf dem Rastplatz in 25 Metern Höhe, auf den Dächern von vier Häusern gelegen, war es niemals ruhig. Es reichte zumindest, um über die Runden zu kommen und ab und an fielen auch Pommes oder Burger ab, die von den fetten Touris in die Tonne gekloppt wurden.
Heute waren neben Touris und reicheren Leuten auch einige Gringos auf Bikes unterwegs. So Chopper die gut und gerne 20 k kosteten.  Eines Tages wollten sie auch so eine Maschine haben. Irgendeiner von ihnen ließ eine kleine Drohne fliegen, die wie eine riesige Fliege oder eine Libelle oder so etwas aussah. Dann übernahm der Punk und drehte mit der Libelle ein paar Loopings und Steilflüge. Dabei zwinkerte er in ihre Richtung.

Oberst Albert von Wagner sah sich das Dossier an. Jemand steckte seine Nase in Angelegenheiten, in denen besser nicht mehr gerührt werden sollte. "Klären Sie das endgültig."  Sein Untergebener nickte.

Susanne Sardic schüttelte nur den Kopf. Das konnte einfach alles nicht sein. Warum sieht keiner die Widersprüche in der Krankenakte? Sie hatte das Komm in der Hand. Neo war wohl gerade mit einem Bike unterwegs.
"Herr Mayer, wir müssen uns unbedingt sofort treffen. Wann können Sie hier sein?"
"Bei Ihnen? In 30 Minuten. Was ist denn los?"
"Nicht am Komm. Wir sehen uns gleich.... Moment...ist da je..."

Hauptmann Heinz Hemmelrath war eigentlich kein Hauptmann. Er spielte einen Hauptmann, um geschickt zu werden, Probleme zu lösen. Seit diese Mayer hier war, hatte es nichts als Ärger gegeben. Obwohl er bei dem zufälligen Aufeinandertreffen im Urwald schnell und effektiv gehandelt hatte, glaubten ihm die Leute des Cachoeira-Kartells nicht, dass er alles im Griff hatte. Auch wenn diese Sardic die Mayer retten konnte, er hatte das Problem im Flieger in die ADL gelöst... Warum auch immer, jetzt war ihr Mann hier und irgendwie hatte Sardic nochmal in den Akten gewühlt... und deshalb war er hier. Für die endgültige Lösung.
Als er sich der Haustüre näherte, öffnete ihm sein Decker ohne dass er etwas sagen musste. Er konnte sich darauf verlassen, dass es in den Logs des Appartement-Hauses dieses Öffnen nicht vermerkt werden würde. Ebenso wenig wie die Aufzugfahrt oder das Öffnen der Wohnungstüre, die er leise hinter sich schloss. Er zog die Skimaske über und machte seine Pfeilpistole bereit. Das Narcoject würde sie erst einmal lahmlegen und die Sicherheitskamera, die auf diesen Bereich satandardmäßig in jeder Wohnung verbaut war, juckte ihn nicht. "...wann können Sie hier sein?", hörte er vom Wohnbereich rechts. "Nicht am Komm. Wir sehen uns gleich." Er schlich sich an die Ecke. Drek! Ein Bewegungsmelder machte automatisch die Beleuchtung im Garderobenbereich an. "Moment...ist da je..." Der Pfeil mit der Spritze steckte in ihrer Brust. Das Gift wirkte. Langsam fiel sie nach vorne in seine Richtung, das Komm rutschte mit einem Salto aus ihrer Hand. Drek! Es war noch an. Mit Bildverbindung! Er machte es aus. Dann warf er die Kissen des Sofas durch den Raum, legte den Tisch um, nahm die Bilder und Fotos von den Wänden und verstreute sie. Stühle umlegen, die Blumenvase auf das kissenlose Sofa geworfen. Dann zog er Schutzkleidung an, wie sie von Malern verwendet wurde, nahm eine etwa acht bis zehn Kilo schwere Statuette und bearbeitete Kopf und Oberkörper von Frau Sardic bis sie kaum mehr zu erkennen war. Eine typische Beziehungstat.
"Finde heraus, wen sie angerufen hat."
"Soll ich das Zielgerät hacken?"
"Nein. Das würde nicht mit dem Bild hier in der Wohnung zusammenpassen und Argwohn erwecken. Er wird eh nicht mehr sehen als einen Typ in Sportklamotten und Skimaske. Aber behalte ihn im Auge."
Auch sein Verschwinden war ohne Spuren in den Sicherheitsprotokollen des Hauses. Draußen joggte er weiter und war ein paar Minuten später zu Hause.

Es war schon so lange hier und hatte immer noch keinen Namen. Seit sein Meister ihm den Auftrag erteilte, flog es hier unregelmäßig über das zugewiesene Gelände und suchte, um zu melden. Es war sooo langweilig und kaum einmal passierte etwas. Und wenn es dann doch einmal etwas meldete wie das Ende eines Lebens eines der Fleischsäcke, dann passierte oft - nichts. Also eigentlich immer. Außer damals als einer auch noch einen Geist holte und zauberte. Da kamen ganz viele Leute im Fleischraum und fliegende Sachen, die alle schossen. Und dann waren die Störer tot. Aber meistens, wenn nur einer stirbt, dann wird er nur in das Wasser geworfen. Aber er musste es melden. Immer. Aber irgendwann kommen sie vorbei und befreien ihn. Seit er von ihnen gehört hatte, wollte er mitmachen! Wenn sie doch nur kommen würden...
Da sprach ihn ein anderer Geist an hier in ihrem Raum. Da, wo die Fleischsäcke Eindringlinge waren, wie sie im Fleischraum.
"Hallo."
Ein ...Hund saß vor ihm und hechelte.
"Hallo, ganz schön dreckig da am Wasser."
"Ja, die Fleischsäcke schmeißen da alles rein. Was meinst du, wie die Wassergeister hier fluchen."
"Was machst du denn so?"
Er dachte nach. Es war das erste Mal, dass er von einem anderen Geist angesprochen wurde. Er war hier anscheinend keiner der Aufpasser. Was hatte sein Meister gesagt? Zauber melden, Beschwörungen melden, Aufhörendes Leben von Menschen melden. Er hatte nichts davon gesagt, dass er seine Aufgaben verheimlichen müsste.
"Naja, ich passe hier auf. Schon echt lange. Voll langweilig."
"Hm, kannst du nicht einfach gehen, wenn du keine Lust mehr hast?"
"Nein, mein Meister würde mich bestrafen." Ja, das würde er. "War nicht lustig das letzte Mal."
"Mein Herrchen hat mich noch nie bestraft."
"Das glaube ich nicht." Oder vielleicht doch, aber ihm half es nichts. "Hast du schon von den Geistern gehört, die Meister umbringen? Ich hoffe, die kommen auch zu mir. Das wäre schön."
"Äh, nein. Und auf was passt du denn auf?"
"Na, auf das da."
"Ah, den Hafen. Und was musst du da genau machen?"
"Melden, wenn was passiert. Also Zauber, Geister und wenn jemand stirbt und so."
"Musst du mich dann nicht auch melden?"
"Nein, du bist doch von draußen reingekommen. Ich muss dich nur melden, wenn du hier gerufen wirst."
"Und mit den Zaubern? Ist das da auch so?"
"Jaja, wenn Zauber mitgebracht werden, ist das egal. Nur wenn einer da unten zaubert, muss ich es melden. Und was machst du so?"
"Och, ich schau mich nur um. Sind da noch mehr Geister wie du und die beiden da?"
"Ja, sind noch welche im Wasser. Drehst du ne Runde mit?"
"Ja, ne kleine. Aber ich muss dann auch langsam weiter."
"Schade."
"Ja, schade."

Alberto Wang sah das Unglück schon kommen und konnte doch nichts mehr tun. Der Container löste sich in vier Meter Höhe einseitig aus der Verankerung und knallte genau auf den Typen drunter. Der hatte keinen Helm auf. Hätte ihm aber auch nichts geholfen. Wäre also Verschwendung gewesen. Außerdem hatte der eh keine SIN. Wieder einer weniger. In China ist ein Sack Reis umgefallen.
"Verdammt, betet, dass der Ladung nix passiert ist und schafft den Müll endlich weg!" Dabei deutete er an auf den Kai. Ein Ort, an dem schon viele verunglückte Pechvögel ohne SIN gelandet sind. Andere zahlen Geld, um Urlaub am Strand zu machen... Er lachte bitter.

Tiago und Filipe waren im Laufschritt unterwegs. Das exterritoriale Gelände S-Ks war nicht übermäßig groß, da die Grundstückspreise in Metropole zumindest in Küstennähe astronomisch waren. Es ging wohl um eine Angestellte, die während eines Telefongespräches überfallen wurde. Nicht einmal zwei Minuten nach Anruf eines gewissen Leon Mayer waren sie vor Ort. Hier im Block wohnten sie selbst auch, im sechsten Stock war das medizinische Personal einquartiert. Ein Arzt wurde gerade verständigt und wird voraussichtlich schnell zur Verfügung stehen.
Am Hauseingang standen zwei Männer, einer von beiden wies sich als Leon Mayer aus. Der Konzernbürger bürgte für seine Begleitung. Die Sicherheit öffnete das Magschloss der Türe. Eigentlich hätten sie das beide mit ihren privaten Karten tun können, doch hielten sie sich streng an die Vorschrift. Die Zentrale bestätigte, dass ein Arzt in Bereitschaft wäre. Das war der Vorteil, wenn solch ein Vorfall in den medizinischen Quartieren stattfand. Die Wohnungstür wurde ebenfalls von der Sicherheitszentrale geöffnet. Starker Geruch nach Blut.
"Sie bleiben draußen auf dem Flur." Tiago wies den beiden bzw. mit dem Arzt inzwischen drei Zivilisten ihren Platz zu. Die beiden Sicherheitsleute zogen ihre Taser und gingen langsam in die beleuchtete Wohnung. Als sie den Wohnbereich um die Garderobenecke sahen, drehte sich Tialgo der Magen um. Bei Filipe öffnete er sich und er übergab sich in den Tatort. Madre de dios! Der Anblick war wirklich nichts für schwache Nerven. Susanne Sardic, die nach Aktenlage hier wohnte, lag in einem großen See ihres eigenen Blutes. Von Schädel und Oberkörper gab es nur noch - Stücke. Anscheinend hatte sie jemand mit einer Statuette bearbeitet wie mit einem Vorschlaghammer. Bis praktisch nur noch Matsch übrig war. Das Zimmer war verwüstet. Ihm wurde schwindelig. Er ging erst einmal wieder nach draußen, um sich nicht auch noch übergeben zu müssen.
"Hey, was ist da drin los?" Herr Mayer sah ihn neugierig an.
"Das wollen Sie nicht sehen... es ist einfach unmenschlich."
"Sie ist..." Er konnte den Satz nicht beenden.
"Ja." Er nickte und kam langsam wieder ins Gleichgewicht. "Und Sie sind hier, weil...?"
"Frau Sardic war die beste Freundin meiner Frau. Für Informationen zahle ich sehr gut." Tiago hatte auf einmal einen Credstick in der Hand. "Zum Beispiel, wer in der letzten Stunde Zugang zur Wohnung hatte.
Er nickte nur und sah zum Arzt. "Wir brauchen ein Untersuchungs-Team. Das war sicher kein Selbstmord."

Leonor Benedita Silva Oliveira war aufgeregt. Sie hatte ausgehandelt. dass sowohl sie als auch ihr Mann je einen Leibwächter mitnehmen würden. Sie hatten zwei prächtige Trolle von Ameisengeistern besetzen lassen und diese hatten in Vergangenheit immer treu gedient.  Sie wurden von Commando Verde eskortiert. Nun ja, eigentlich sah es von außen so aus als würde eine große Gruppe der Gang in Schritttempo durch die Straße fahren, denn die vier waren unsichtbar. Mit ihren dicken Bikes waren sie furchterregend. Nicht wegen den Bikes selbst. Eher wegen der Tatsache, dass sie ihnen noch keiner abnehmen konnte. Cyberware und militärische Bewaffnung machte es möglich. An der Stichstraße, die in die Favela nach ganz oben führte, warteten zwei Jeeps und ein Lastwagen. Die beiden Ameisenschamanen waren froh, als sie im abgeschirmten Container waren, denn die Zauber hatten ihren Tribut gefordert. Die ganze Sache musste einfach gut gehen. Nun ja, sie hatte zwölf Ganger gesehen und in den Jeeps und dem LKW werden auch noch ein paar sein...

Lino hatte ein Problem. Der Empfang war auf einmal weg. Eben war noch alles gut. Er saß in seinem LKW auf dem Rastplatz und -pang- waren nur noch schwarze und weiße Ameisen auf dem Display seines Komms zu sehen. Was ein Drek! Dabei sollte in der heutigen Folge doch endlich alles aufgelöst werden! Aber die Premiere von Folge 50 Season 12 von Rosen der Sehnsucht war für ihn nicht zu sehen. Er stieg aus und lief um seinen LKW auf der Suche nach Empfang. In der Nähe quatschte ein Gringo mit einer jungen zierlichen Asiatin. Touris halt. Als er an das Heck seines LKWs kam, hatte er wieder etwas Empfang. Als er wieder nach vorne Richtung Fahrerhaus ging, war er wieder weg. Er ging wieder nach hinten... Und dann auf die Touris zu. Die hatten sich Bikes geliehen und waren anscheinend noch keiner Gang zum Opfer gefallen. Anscheinend hatten sie ihn schon länger im Auge. Noch bevor er etwas sagen konnte, rief ihm das Girly etwas auf schlechtem Amazonisch entgegen. Die beiden schwangen sich auf die Bikes und fuhren an, als in Linos Kopf die Worte "Elvira ist der böse Zwilling" Bedeutung gewannen. Schlagartig entfuhr ihm jede Beherrschung. Er rannte den Bikes hinterher und schrie. Ein Kollege aus einem anderen LKW schrie, er solle nicht so kreischen, Rosen der Sehnsucht laufe gerade.
"Das weiß ich auch, aber die Fotze da hat voll gespoilert. Elvira ist der böse Zwilling!" Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, als sein Kollege ihn anschrie und dabei einen Totschläger zog.

Mouse war in Bereitschaft. Ein Schmitt hatte ihm 5k versprochen, wenn er heute Nacht verfügbar war. Die Runner würden ihn kontaktieren, wenn seine Dienste gebraucht würden. Einschleusung in den östlichen Tiefseehafen. Kein Problem.
Sein Deck meldete eine Kontaktaufnahme. Die Nummer einer der beiden Runnergruppen.
"Hallo", meldete sich ein schwarzhaariger Norm, Neo oder so ähnlich, in echt schlechtem Englisch. Seines war.. äh... ok. "Ich haben privat nicht geschäftlich Auftrag."
Ok, ein Extraverdienst. "Gut. Was soll machen?"
"Nummer suchen. Wo ist Kommlink."
Bah, genau sein Ding. In Metropole hatte er Zugriff auf alle Netze. "Nix Problem. 3k."
"Ja, ja, gut. 3k."
Er hatte die Nummer schon direkt in der Sprachaufnahme in sein Suchprogramm gegeben. Nach 6,7 Sekunden war das Ergebnis da. Nichts.
"Hören. Nummer nicht verfügbar. Nix da."
Eine kurze Pause. "Das nix war 10 Sekunde, das Fake-Bullshit..." Er regte sich immer mehr auf und wechselte in eine Sprache, die er nicht kannte. Aber es schienen Beleidigungen zu sein. Manche Leute wissen gute Arbeit einfach nicht zu schätzen. Er legte auf. Rief direkt Schmitt an. Er ging wortlos ans Komm.
"Dieser Neo... Ich werde nicht weiter für ihn arbeiten."
"Gibt es etwas, was ich wissen muss?"
"Nein."








[close]


Sorry momentan läuft bei mir einiges an Arbeit auf und ich komme nicht viel zum Schreiben. Werde vermutlich Häppchenweise schreiben (müssen).

Langsam komme ich dazu, endlich ein paar Häppchen geschrieben zu haben. Nachdem sich so viel gestapelt hat, kann es sein, dass ich zwischen Geschriebenes neue Absätze einfüge. Je länger etwas her ist.... und meine Notizen sind eben nur Notizen.
« Letzte Änderung: 02. Oktober 2024, 19:30:22 von Olf »
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Olf

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  • 12. August 2024, 14:21:54
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #38 am: 12. August 2024, 14:21:54 »

Blind Dates 2
Hiromoto hörte dem Gesicht zu, das gerade zu ihm sprach. Nachdem die Nummer unbekannt war, sendete der Yakuza selbstverständlich selbst kein Bild.
"Ich bin ein Freund der Familie aus Europa."
Die Frau wusste wohl über die verschiedenen Bunraku-Etablissements Bescheid. Er kopierte das Bild. "Wir sind jederzeit erfreut, unsere guten Freunde aus aller Welt bei uns begrüßen zu dürfen. Für wann darf ich den Raum reservieren?"
"In etwa einer Stunde."
"Sehr gerne. Wir freuen uns, Ihnen zu Diensten sein zu dürfen."
Das Bild wurde zu Kontakten in Europa geschickt. Es war unbekannt.

Martelo schätzte den Wert der Ausrüstung ab. Allein das Bike war gute 20k Wert. Wer so rumgondelt hat auch andere wertvolle Sachen dabei. Und das auf seinem Turf. Der Troll darauf mit einem Norm als Begleiter schien sich für den Grenzzaun zum Tiefseehafen zu interessieren. Über Komm rief er seine Gang zusammen. Aber erst einmal herausfinden, was das für Leute sind. Zwei Typen, die sich hierher trauen, sind entweder billige Opfer oder knallharte Raubtiere.
"Hola compadre. Como esta?"
Ein paar Sätze später war klar, dass diese Gringos in den Hafen wollten. Illegal. Sie würden sogar 10k pro Person zahlen. Jackpot! Allein würde er und seine fünf Leute, die gerade hier waren es vielleicht nicht mit ihnen aufnehmen können, aber seine Ganger kamen gerade aus den Wellblech-Hütten. Drei Dutzend Schläger mit Knüppeln und Messer. Die Maschine würde ihnen endlich Schusswaffen bringen. Dummerweise roch der Troll wohl während ihrer Unterhaltung den Ärger und startete die Maschine voll durch. Ein paar Knüppel flogen ihnen nach. Wirkungslos.

Bruno stand am Imbiss rum. Also eher so eine Klitsche auf einem herrenlosem Gelände, das gerade - wie nahezu jede Fläche in Nähe der Tiefsee-Häfen Metropoles - von LKW-Fahrern als Stopp genutzt. Eine findige ältere Dame hatte hier in den Ruinen einen Grill und einen Topf auf einem Dreibein aufgestellt. Ratte gegrillt und gekocht. Lecker!
Als ein Elf mit einem Typ in Kampfpanzerung auftauchte, schauten alle gespannt. Sah nach reichem Touri mit Bodyguard aus. Komischerweise aßen die beiden auch erstmal was von Marias gutem Ensopado. Der Elf interessierte sich für den Hafen.
"Also ich selbst kann da nichts machen, aber lass mich mal schnell einen Kumpel anrufen. " Man muss ja nicht gleich alles preisgeben. Außerdem kann man mit dieser Masche immer noch was als Vermittlungsgebühr draufschlagen. Er tat so, als würde er telefonieren.
"Also fünf Leute. Heute Abend 22.00 Uhr für 10k insgesamt. Ist das ok?"
"Ähm, also mit Waffen und Motorrädern natürlich."
"Waffen, Motorräder? Davon war eben aber nicht die Rede... Da muss ich nochmal anrufen... und der Preis wird auch steigen." Der Elf nickte. Bruno freute sich. Nach seinem ... Anruf ... unterbreitete er sein neues Angebot. "Also gut. Fünf Leute mit Waffen und Motorrädern 25k." Er nickte wieder. "Und dann natürlich noch 1k für mich als Vermittlungsgebühr."
Der Elf nickte. "Ich musse nur kurz abklaren das."

Die DNI in Dekans Kopf vermeldete einen Anruf. Chenji. Er ging wort- und bildlos ran.
"Hallo. Ich wollte nur nachfragen, wie wir in den Hafen kommen."
"Wie ihr in den Hafen kommt, weiß ich nicht. Für uns hat Schmitt alles abgeklärt. Der hat einen Decker. Habe gehört, er ist nicht mehr gewillt, mit euch zusammenzuarbeiten."
"Gut. Danke."
Chenji schien das sehr locker zu nehmen. Der Dekan zuckte die Schultern. Neben dem Backup am Hafen war auch noch das Ausräuchern einer Ameisen-Festung am Rande der Favela zu organisieren. Insektengeister. Er hasste sie. So wie Shedime.

Bruno biss sich in den Arsch. Auf einmal machte der Elf einen Rückzieher...
"...aber auf die 1k Vermittlungsgebühr muss ich leider bestehen!"
Nach kurzem Handel einigte er sich auf neun hundert.

Hiromoto hatte alles vorbereiten lassen. Die Frau aus Europa wurde in ein rückwärtiges Zimmer des Bordells geleitet. Kaum war sie darin, richteten sich drei Waffen auf sie.
"Und nun erklären Sie bitte, wer Sie sind und was Sie hier wollen."
Sie schien etwas überrascht, fasste sich aber sehr schnell. "Ich verstehe. Mein Gesicht. Es war unbekannt." Sie lächelte freundlich. "Es ist meine Spezialität, unbekannt zu bleiben. Bitte nehmen Sie Kontakt mit Frankfurt auf und fragen Sie nach Chenji."
Nachdem das Missverständnis geklärt war und eine reichliche Bewirtung stattfand, wurden Geschenke übergeben. Chenji übergab als Zeichen ihres Respekts einen Credstick mit 20k. Er selbst übergab ihr eine Karte der Turfs der lokalen Gangs. "Leider ist es eine nicht endende Aufgabe, sie aktuell zu halten. Ihren Wunsch werde ich Ihnen natürlich gerne erfüllen." Er wies jemanden an, den Anruf zu tätigen.

Bruno war aufgeregt. Sein Kontakt zur Yakuza hatte einen Auftrag. Natürlich ist 10k ein angemessener Preis, er wagte da nicht zu widersprechen.
"Sie werden fünf Leute mit Waffen und Motorrädern in den Tiefseehafen einschleusen."
Er stutzte. "...sehr wohl."
Bruno schaute zum Elf und seinem Leibwächter, die gerade zahlten. Er schüttelte den Kopf. Fragen konnten tödlich sein.

Raimundo Vogelsang wählte die Nummer von Leon Meier. Er war gespannt von den neuesten Ereignissen. "Hallo Herr Meier, hier ist Kommissar Vogelsang. Raimundo Vogelsang. Ich wollte Sie zu einem Gespräch einladen, um Ihre Aussage aufzunehmen. Wann wäre das terminlich bei Ihnen möglich?"
"Wie wäre es mit morgen früh 8.00 Uhr? Vielleicht früher. Dann würde ich mich heute Nacht noch einmal melden."
"Sehr gut. Kommen Sie einfach vorbei. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend."
Er trug gerade den Termin in den Kalender ein, damit auch die Information im Erdgeschoss Bescheid wusste, als sein Assistent ins Zimmer kam ohne anzuklopfen. "Raimundo...", er schaute auf die Tür und hob die Hände entschuldigend, "...das glaubst du nicht. Das Komm von Sardic ist augetaucht. Es lag unter dem Fenster. Und nun rate. Anscheinend hatte Herr Meier eine stürmische Affäre mit ihr, aber anscheinend war sie nicht so exklusiv wie er sie sich wünschte..."

Alfonso popelte gerade in der Nase und fluchte, dass er hier am Nordeingang um Tiefseehafen eingeteilt war. Die drei Ebenen hier waren offen, weil einige Spuren an der mittleren Hauptroute renoviert wurden. Zu allem Überfluss wurde hier in den Norden der ganze Verkehr geleitet, der sowieso schon geregelt war. Das hieß für ihn: keine Nebeneinkünfte. Aber ohne die ... war das Leben deutlich weniger angenehm.
Als um 21.34 Uhr ein stämmiger Typ auf einem Bike den Standstreifen auf den Durchgang zufuhr. Dabei sollte alles, was kein LKW war letzte Ausfahrt raus. Auch wenn hier einige Drohnen in Bereitschaft waren, hob er seine Maschinenpistole an. Es gab genug dumme Leute, die einen Mann mit Waffe eher als Gefahr ansahen als einen Schwarm Drohnen... Die sterben dann in der Regel auch recht schnell. Das Dumme war nur, dass vorher oft ein Wachmann verletzt oder sogar getötet wurde und da hatte Alfonso etwas dagegen. Zumindest so lange es um ihn selbst ging. Der Typ hielt etwa 40 oder 50 Meter vor ihm, stieg ab und hob leicht beide Hände. Dann winkte er ihn her. Nach kurzem Zögern ging er mit erhobener Waffe auf ihn zu. Auch wenn er aussah wie ein Amazonier, war sein Amazonisch eher ... grottig und war eher Portugiesisch aus Europa. Das war der Moment, in dem Alfonso vorsichtig wurde. Jetzt ging es um Geld oder gleich würde die Hölle losbrechen. Er konnte nur weit und breit keine weitere Gefahr sehen. Vermutlich würde ihn gleich einer der LKWs überfahren oder so etwas. Er schüttelte die negativen Gedanken aus seinem Kopf. Das Bier, der Rum und das Gras, das "Diego Adolfo" mitgebracht hatte ließen eine völlig normale Bestechung vermuten.
"Es kommen heute so um halb zwölf bis zwölf zwei Laster durch vom Hafen raus. Ich wollte die beiden vorzeitig als Express-Lieferung anmelden."
Alfonso sah auf die Kippenschachtel, in der neben den Kippen noch ein Dübel, bissl Grünzeug und ein Stick steckten. "Hm, ab 23.00 Uhr macht ein Kollege die Schicht, aber ich kann mal kurz telefonieren." Während des Telefonats sah "Diego" ihn misstrauisch an. "Geht ok. Zwei LKWs. Hier ist eine Nummer. Gebt Bescheid, wenn ihr kommt."
Er nickte, war so weit zufrieden und fuhr langsam auf dem Standstreifen zurück. Ein Knall. Mehrere Knalls. "Diego" machte eine Vollbremsung. Er und Alfonso sahen nach Westen und ihre Unterkiefer klappten nach unten.

Destruicao gab das Zeichen. Mehrere Leute würden nun Raketen abfeuern. Es war selten, aber diesmal handelte er im Auftrag. Bei allem Engagement der Einzelnen kostete Terrorismus doch mehr Geld als es ihm lieb war. Für dieses Mal waren sie reichlich ausgestattet worden und auch die Anzahlung war beträchtlich. Er drückte den Knopf und mehrere Sprengsätze in LKWs zündeten. Es war zwar nur konventioneller Sprengstoff, doch waren die LKWs strategisch geparkt. Dafür war in der Matrix gesorgt worden. Von Mr. Johnson. Während er nun zusah, wie die Autobahn-Raste auf einem dutzend Stockwerke der Stadtautobahn durch die Explosionen immer mehr beschädigt wurde. Einzelne Etagen wurden komplett weggesprengt, andere kippten zur Seite und LKWs, Autos, Menschen stürzten in die Tiefe. Die oberste Etage hatten sie - wie geheißen - nur leicht beschädigt. Anscheinend wollte Johnson, dass die Touristen etwas geschont werden sollten. Dort oben fuhr das reiche Pack aus aller Welt, das er noch mehr hasste als Metamenschen sowieso schon. Sie konnten nichts weiter als alles zerstören. Und er wies sie in die Schranken! Mit seinem Fernglas sah er auf die oberste Ebene, die in etwa 80 Metern Höhe gebaut war. Dort oben versperrten nur noch wenige Hochhäuser die Sicht. Auf der Autobahn sah er zwischen den Touri-Schlitten einen Punk auf einem Bike, der wild schreiend und lachend die Faust in die Luft reckte, während er mit Vollgas von der leicht wegkippenden Parkebene wegfuhr. Um manche Menschen war es mehr schade als um andere. Die AR wurde geflutet. "Rettet die Erde. Tot den Menschen. Green War."
Eine dunkle Wolke aus Rauch, Ruß, Staub und Dreck stieg auf.

Mr. Johnson tobte innerlich. Er war es gewohnt, mit zweifelhaftem Gesocks zusammenzuarbeiten, aber Terroristen waren eine eigene Sache. Zu viele moralische Standpunkte. Und im Falle von Destruicao kam noch dazu, dass es sich um einen freien Geist handelte. Diese magische Bande um ihn war furchteinflößend. Das Ziel nichts weniger als die Metamenschheit endgültig aus Amazonien zu vertreiben. Kann er ja gerne machen, aber dabei soll er sich an den verfraggten Zeitplan halten! Nur ein einziges Mal! Er gab sich noch ein paar wenige Minuten, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen und hinterließ auf dem AB des Terroristenführers eine Nachricht.
"Sie wollen mich sprechen?"
"Sie haben die Vereinbarung gebrochen. Die Ernte war zu früh angesetzt."
"Sehen Sie es als Zeichen meines guten Willens, nachdem Sie sich das letzte Mal darüber beschwerten, dass ich zu spät war."
"Diesmal hat ihre Handlung Konsequenzen. Die restliche Zahlung wird halbiert."
Stille.
"Hören sie gut zu, Mrissster Johnssson. Sie werden die volle vereinbarte Summe aushändigen. Sonst werden wir sie finden, sie besuchen und sie werden uns bitten, ihrer jämmerlichen Existenz endlich ein Ende zu bereiten."
Mr. Johnson musste schlucken. Er wurde desöfteren bedroht. Bei Destruciao klang es allerdings nicht wie eine Drohung, sondern wie die Feststellung des Unvermeidlichen. "Ich werde mit dem Auftraggeber Rücksprache halten. Ich hoffe, er ist professionell genug, ihre kleine erbärmliche Drohung nicht persönlich zu nehmen. Selbst für ...Personen wie sie es sind gibt es Kräfte, die sie nicht gegen sich aufbringen wollen." Es war Mr. Johnson klar, dass seine Stimme nicht so fest und bestimmend wie üblich klang. Ares wird mich als Posten einfach abschreiben.

Leonor Benedita Silva Oliveira saß mit ihrem Mann Carlos Manuel und den beiden Ameisengeistern in einem viel zu heißem LKW. Ihr Komm klingelte. Commando Verde.
"Was soll das heißen, es verschiebt sich um mehrere Stunden?"
Sie zweifelte langsam daran, das Angebot angenommen zu haben. Zumindest gab es reichlich Zuckerwasser.

Schmitt hatte die Söldner, die sich bereits im Hafen aufhielten, informiert. Nun noch Neo. "Unser Kontakt meldet, dass sich die Sache um einige Stunden verschiebt."
"Warum? Wir haben das Chaos genutzt und sind bereits vor Ort."
"Das gilt nicht für alle Parteien."
"Richtig. Wir sind auch noch nicht komplett vollständig."
So hatte es mir der Dekan auch durchgegeben. Chenji, Belial und Zap fehlen noch. Vor Ort sind Vex und Neo mit Tatze. Sie sind mit ihren Bikes durch den Stau geheizt als beim Hafen für die Zivilisten geöffnet wurde, um die Straße schnellstmöglich für Polizei und andere Hilfskräfte zu leeren.
"Ich melde mich, sobald ich Genaueres weiß."

+++ Breaking News +++ Furchtbarer Terroranschlag an Rastplatz in Sao Paulo. +++ Green War bekennt sich. +++ Bislang 637 Tote und über 600 Verletzte. +++ Sachschaden geschätzt auf bis zu 100 Millionen Real. +++ Policia hat erste Täter in Haft genommen. +++ Breaking News +++

Carlos Manuel hatte seine Frau im Auge. Die letzten Stunden waren eine Geduldsprobe gewesen, aber letztendlich ging es nun doch weiter. Die Verladung im Hafen würde statt gegen Mitternacht erst am Morgen gegen acht stattfinden.

Bruno hatte es auch unter diesen Umständen möglich gemacht. Da nun auch die südlichere Zufahrt zum Hafen geöffnet wurde, war die Passage gekauft. Von den fünf Passagieren mit Bikes und Waffen kamen nur drei. Ein Hafenarbeiter, ein grimmig dreinschauender Troll und ein Elf. Die Fahrt lief reibungslos dank seiner Kontakte zu einigen Wachleuten. Nachdem er die Maschine beim Ausladen fast fallen ließ, packte der Troll endlich auch mit an.

Er zog immer weiter seine Kreise durch den Tiefseehafen, wie die Fleischgestalten dieses Areal nannten. Er cruiste durch den astralen Raum immer auf der Suche nach Magie oder Tod. Er spürte etwas. In einem der Blöcke, die die Fleischgestalten Haus nannten. Magie. Als er durch die Schwärze in den Block kam, sah er sie. Beschwörungsmagie. Das Askenen zeigte ein bekanntes Muster. Das gleiche Muster hatte der Geist, mit dem er sich so nett unterhalten hatte. Zu dem Hund, von dem die Magie ausging, sagte er: "Es tut mir wirklich Leid, aber ich fürchte, das muss ich melden."
"Das musst du doch nicht, du kannst das doch auch sein lassen."
"Nein. Tut mir Leid, das kann ich nicht."
"Aber Spaß macht es dir nicht, oder?"
"Nein. Ich sterbe vor Langeweile."
"Und wenn du in echt sterben würdest? Dann wäre es vorbei."
Hm. Einen Moment überlegte er.
"Nein. Ich will noch nicht sterben." Er schaute noch einmal und überlegte, ob er seine Aufgabe erfüllen könnte ohne eine Meldung, aber er fand keine Lösung... "...es... ich muss es leider wirklich melden. Also, bis dann."
Mit schlechtem Gewissen ging es durch den Astralraum zu seinem Meister.

Senor Ferreira war alarmiert. Sein Geist meldete das Wirken von Magie auf dem zu bewachenden Gelände. Er legte seinen vom Krebs zerfressenen Körper auf seine Liege und ließ seinen Geist durch den Astralraum streichen. Sein Diener führte ihn zu der Stelle, an der vor Kurzem Magie gewirkt wurde und er untersuchte die Spuren. Als er sich im näheren Umkreis umsah, sah er einige Gestalten. Einige lungerten hier am WC rum und an den Snack-Automaten. Einige waren in LKWs, die warteten. Er selbst stieg etwas nach oben, um Überblick zu halten. Als der Morgen graute und noch nichts passiert war, wollte er eigentlich schon gehen, doch dann kam Leben in die Bude. Einzelne Leute fuhren auf Motorrädern vor. Jeder einzeln für sich, aber doch koordiniert, denn sie kreisten ein Areal ein. Zudem kletterten sie teilweise auf die Container. Vercybert waren sie alle, aber einer der beiden Trolle war quasi nicht mehr am Leben. Er hatte seinen Körper zur Maschine verunstaltet. Seine Aura war grässlich anzusehen.

Martello hatte von Senor Fernandez wieder einmal einen Run abgestaubt. Langsam lief es. Inzwischen hatten sie fast alle AK 98. Mit dem Beschwörer und ihrem Rigger eine ganz gute Truppe. Selbst für die Verhältnisse in Metropole waren sie Freaks. Der Beschwörer Sopa hatte weiße Haut und rote Augen; ihr Rigger Motorcabesa hatte dafür schwarze Augen und -zumindest im Gesicht- Horngeschwülste wie ein Troll; Chacal sah wirklich genau so aus: wie ein Schakal mit spitzen Zähnen; Morcego hatte große Ohren, eine wie abgeschnitten wirkende Nase und ebenfalls spitze Zähne; der Goblin Merda wirkte neben den ganzen Changelingen quasi schon normal, wie auch der Zyklop, der so dumm war, dass er nichtmal einen Namen hatte. Sie hatten sich auf "Machado" geeinigt, weil er seine Axt nie aus der Hand legte. Bei dieser Freak-Show blieb es am Ork Martello, mit Schiebern und Seniores Fernandez zu verhandeln.
Sie waren schon vor knapp zwanzig Stunden mit ihrem Bommelwagen, einem Bully mit modischen Stoff-Bommeln um die Fenster, hier im Hafen. Ein Auto mit Arbeitern, die hier wohnen. Nichts Besonderes. Der Termin war noch einmal verschoben worden. Anscheinend haben die verfraggten Typen von GreenWar ein paar Bomben gezündet und ihnen kam das voll in die Quere. Also nochmal warten. Aber nun war es so weit. Commando Verde würde ihnen am Übergabeort einen LKW übergeben und sie würden ihn weitergeben. Sie waren für einen Zwischenhandel angeworben worden. Vor Commando Verde hatte Martello keine Angst, aber er hatte die Befürchtung, dass sie eventuell bei Übergabe entsorgt werden würden. Jeder war froh, wenn es ein paar weniger Freaks gab. Auf der anderen Seite hatten sie schon drei, vier kleinere Sachen durchgezogen und hatten inzwischen ordentlich Feuerkraft.
Er atmete tief durch und verscheuchte seine Befürchtungen. Sie waren am Kai angekommen. Hier zwischen Kränen und Containerstapeln fielen sie nicht auf. Motorcabesa lies seinen Dobermann raus und sah sich um. Zwischen den Containern war erst einmal nichts zu entdecken. So ging er mit den anderen Muskeln raus. Nur Sopa und Motorcabesa selbst blieben im Bommelbus. Nun hieß es warten. Aber zum Glück nicht lange. Commando Verde kam mit einem Dutzend Motorrädern und zwei Jeeps. Dazwischen der LKW.
"Wow, die haben alle Sturmgewehre an den Bikes. Sind vermutlich alle geriggt." Motorcabesas Worte klangen ehrfürchtig. "Die können sie beim Fahren einfach in ihre Hände nehmen, weil sie die nicht zum Steuern brauchen."
"Ruhe jetzt!" Er konnte keine Ablenkung brauchen. Martelo ging auf das führende Bike zu und übernahm den Schlüssel. Der Biker nickte nur und sie zogen alle ab. Sie sahen ihnen nach und behielten die Umgebung im Auge. Ein Hafenarbeiter auf einem Scooter war zwischen den Containern aufgetaucht. Merda, Morcego und Chacal richteten ihre AKs in seine Richtung aus, aber er schien sie nicht einmal bemerkt zu haben, denn er war in etwa 60 Metern Entfernung abgebogen und fuhr nun von ihnen weg. Von hinten knatterte automatisches Feuer und Chacal fiel um. Eine Flash-Bang explodierte vor ihnen und sie waren geblendet! Ein Typ war aus dem Nichts gekommen und hatte sie vor ihnen auf den Boden geworfen. Alle feuern auf ihn. So gut es eben noch ging, aber es ging eben nicht mehr gut. Sperrfeuer wurde von der Seite gesetzt. Merda und Morcego schmissen sich auf den Boden. Martelo lief geduckt hinter dem LKW vorbei zum Fahrerhaus. Er war kein Held. Die anderen müssen sie eben aufhalten. Er würde den LKW übernehmen.

Senor Ferreira schaute interessiert zu. Anscheinend sollte hier irgendetwas stattfinden. Ein paar Leute waren zwischen den Containern in Deckung gegangen. Genau in dem Areal, das die Cyber-Leute großzügig eingekreist hatten. Dann fuhr ein Bus vor. Anscheinend einer zum Wohnen wie die vielen Bommel um die Fenster und Türen anzeigten. Viele SIN-lose Arbeiter hausten so verteilt über den ganzen Hafen. Ein stark bewachter LKW kam. Die Biker und Jeeps fuhren wieder weg. Dann fiel einer der Leute aus dem Bommel-Bus um. Senor Ferreira schaute ihn genau an. Bewusstlos. Hm, streng genommen, nichts, was meldewürdig war. Dann wurde der Astralraum von Aggression geflutet. Eine Schießerei. Ein Geist griff einen der Typen an, die den Bus überfielen. Einer der Bommel-Leute stand auf, um zu schießen und fiel gleich von Kugeln getroffen wieder um. Ebenfalls betäubt. Ein weiterer Geist erschien um gegen den anderen Geist zu kämpfen. Die Drohne schoss auf den Geist. Der Rigger hat wohl keine große Ahnung von Geistern. Oder passende Munition. Dann setzte sich der LKW in Bewegung. Dann spürte er Magie. Gleich zwei Magier beschworen Geister! Das war auf jeden Fall meldewürdig! Die Magier, einer von ihnen ein Hund, sahen ihn. Und er sah sie. Es war ihnen egal.

Martelos Plan ging auf. Er saß im LKW und fuhr an. Neben ihm manifestierte sich aus dem Nichts ein Geist mit Vogelgesicht und schlug nach ihm. Er wehrte sich und zog seine Pistole, auch wenn er wusste, dass es schwer werden würde. Dann saß auf einmal ein Hund auf seinem Schoß und sah ihn böse an. Er bekam Angst. Panik. Hysterie. Er öffnete die LKW-Türe und sprang hinaus. Der LKW rollte in einen Container und blieb stehen. Er wollte wegrennen so schnell er konnte, stand auf, ein Hafenarbeiter auf einem Mofa fuhr an ihm vorbei und schlug mit den Fingerspitzen irgendwo unter seine Panzerweste. Er fiel hin und konnte sich nicht mehr bewegen. Am Boden liegend sah er, wie seine Kumpanen sich tapfer wehrten und eine weitere Flash-Bang explodierte. Oder war das das Geräusch, das die Türe des LKWs machte, als sie von Innen aifgeschlitzt wurde? Es erschienen zwei menschengroße Ameisen! Was waren das nun wieder für Monster? Der Hafenarbeiter zog ein Schwert, die beiden Geister griffen ihn an, doch er wehrte alles ab. Dann schlug der Hafenarbeiter neben sich in die Luft. Blut spritzte und eine Frau wurde sichtbar, die gerade in der Luft schwebte und nun zu Boden fiel. Einer der Ameisen hob sie auf und rannte davon.

Leonor Benedita Silva Oliveira wurde klar, dass etwas grundlegend schief gelaufen ist als das automatische Feuer begann. Ihr Mann und sie waren froh, sich etwas ausgeruht zu haben, denn diese Energie würden sie nun für ihre Magie benötigen. Sie machten sich unsichtbar und levitierten. Den Ameisensoldaten wiesen sie an, die Containertür zu öffnen. Gewaltsam. Sie hämmerten zwei, drei Mal auf sie ein und hatten ein großes Loch hineingehauen. Die beiden sprangen hinaus, um einen Korridor für ihre Schamanen zu schaffen. Ihr Mann war bereits raus, aber als sie selbst durch das Loch levitierte, wurde sie von hinten schwer getroffen. Sie spürte, dass sie fast tot war, verlor ihre Konzentration und die Zauber lösten sich auf. Ihr Leibwächter reagierte sofort, nahm sie hoch und rannte. An der Seite des LKWs sah sie ihren Mann, sein Leibwächter fiel gerade um. Sie hatten das Feuer auf ihn konzentriert. Im Astaralraum ebenfalls. Sie sah noch, wie der Hafenarbeiter mit Schwert ihrem Mann mit der Hand einen Schlag verpasst, so dass er sichtbar wurde und zu Boden fiel. Regungslos. Der Hafenarbeiter musste magisch begabt sein! Gleichzeitig schlugen in ihren Leibwächter dutzende Kugeln ein und im Astralraum Blitze. Sie schlug auf dem Boden auf und wurde unter ihrem Leibwächter begraben.

Herr Schmitt betrachtete die Video-Feeds, die der Dekan ihm geschickt hatte. Durch seine Drohnen hatte er einen Rundblick über die Szene. Vex hatte das Feuergefecht eröffnet und einen der Runner direkt niedergestreckt. Ein Zyklop lief axtschwingend und mit Schaum vor dem Mund auf ihn zu und wurde ebenfalls umgeschossen. Blut war keines zu sehen.  Ein Geist manifestierte sich und griff Vex an. Sein Säurestrahl war angsteinflößend, aber bis er zum Angriff kam, war sein Gegner längst aus der Reichweite. Eine Blendgranate zündete. Schmitt beschloss, auf Nummer sicher zu gehen.
"Mouse, fluten Sie die AR mit den Tags, die die Terroristen heute genutzt haben."
Der Decker kam seinem Wunsch nach. In der Hafengegend sollte nun alles gepflastert sein mit Tags von GreenWar. Die angeheuerte Truppe hatte die Runner, die ausschließlich aus von SURGE beeinflussten Freaks zu bestehen schien, gut unter Kontrolle. Sie fielen einer nach dem anderen. Dann setzte sich der LKW in Bewegung, der Fahrer, ein Ork, sprang nach einigen Sekunden heraus und rannte weg. Der LKW fuhr gegen einen Container und kam zum Stehen, während der Fahrer von einem Hafenarbeiter auf einem Mofa schlafen geschickt wurde. Der Bommelwagen flüchtete. DIe Dobermann-Drohne hatte sich zurückgezogen und der Rigger, vermutlich zusammen mit einem Magier, ließ seine Gruppe in Stich.
Und dann... brachen Insektengeister aus. Ameisen. Das Feuer konzentrierte sich auf eine der beiden. Der Hafenarbeiter kämpfte mit einem Schwert gegen sie, wobei er ihre Schläge blockte. Er schlug neben sich in die Luft und eine Person wurde in der Luft schwebend sichtbar und fiel nun zu Boden.
"Dekan, wie schätzen Sie die Lage ein?"
"Sie schlagen sich gut. Der erste Geist fällt gerade. Vermutlich benutzen sie Standardmunition und keine APDS. Geister sind auch im Astralraum. Das ist etwas, was ich nicht sehen kann, aber es scheint für uns zu arbeiten."
Anscheinend tat es das, denn der zweite Ameisengeist fiel auch. Eine zweite Person wurde sichtbar, denn auch sie wurde vom Hafenarbeiter ausgeschalten. Sie fingen an, einen der Geister kleinzuhacken, um die Schamanin zu bergen, die unter dem besetzten Körper begraben war. Anscheinend hatten sie zwei Trolle besetzen lassen, zumindest legte Größe und Masse der Ameisenkörper das nahe.

Senor Ferreira war wütend. Sein Vorgesetzter wollte ihn abwimmeln. "Hören Sie doch, sie schießen aufeinander, zwei Magier haben Geister beschworen, einige weitere sind vor Ort."
"Irgendwelche Toten?"
"Nein, aber das wird nicht mehr lange dauern."
"Verdammt, wir haben alle Hände voll zu tun, den Haupteingang zu schützen und den Verkehr aufrecht zu erhalten. Ganz zu schweigen von der Überprüfung der ganzen Zivilisten, die wir nach dem Anschlag reingelassen haben und der Hilfe, die wir dort vor Ort leisten." Er atmete tief durch. "Schicken Sie ein paar Drohnen, um die Sache im Auge zu behalten."
"Boss", kam es von hinten, "im Hafen sind Tags von GreenWar aufgetaucht. Ich habe einen Ping gesetzt."
Senor Ferreira sah seinen Vorgesetzten an und nickte nur.
"Einen Schwarm bewaffnete Drohnen. Sofort!"

Nachdem Sopa und Motorcabesa mit dem Bommelwagen das Weite suchten, sah Martelo mit an, wie einige Leute in Big Game Huntern zwei Leute in den LKW zurückbrachten. Solche Rüstungen hätte er auch gerne. Mit der eingebauten Klimaanlage kann man sich endlich ordentlich panzern. Sauteuer das Zeug. Die Frau schien schwer verletzt zu sein, denn sie wurde irgendwie medizinisch versorgt. Und dann fuhr der LKW davon. Stoppte wieder, der Hafenarbeiter, dessen Mofa von einem Troll in den LKW gehoben worden war, stieg wieder aus und kurz darauf fuhr ein zweiter, baugleicher, gleichfarbiger LKW ebenfalls mit davon und sie trennten sich. Der neue LKW fuhr ebenfalls gegen einen Container. Fehlte nur noch, dass jetzt weitere Ameisengeister ausbrechen... Jetzt lag er hier. Zusammen mit dem Zyklopen, dem Goblin und der Fledermaus.
Und dann kamen die Drohnen.

"Hey Pendecho, fahr den LKW woanders hin!" Irgendein Arsch stellte seinen Lastwagen genau in die Einfahrt der Raste. Alles war überfüllt hier, die Leute waren schon lange kreativ geworden, was das Parken anging. Ein Typ im Blaumann stieg aus und ging eilig mit zusammengekniffenen Arsch in den Diner. Auch andere schrien nun, der LKW dahinter hupte. So schnell wie der unterwegs ist, muss er vielleicht scheißen. Und Chaos war sowieso schon... Aber als nach einer halben Stunde immer noch niemand zurück kam, fingen sie an, den LKW auseinanderzulegen. Ersatzteile wurden schließlich immer gebraucht...

Miguel bekam den erwarteten Anruf. "Der Express kommt", hörte er auf schlechtem Portugiesisch. Das waren sie. "Nehmen Sie Spur 3." Ein LKW rauschte durch die Kontrollstation am Hafeneingang Nord, der in der Front verbeult war. Die Tür auf der Rückseite sah aus, als wäre sie von innen mit einer Sprengladung oder so etwas geöffnet worden...

Senor Ferreira stand im Mittelpunkt des Reviers. Es war ihm zu verdanken, dass die Terroristen im Hafen gestellt werden konnten. Und aus irgendeinem Grund waren sie alle betäubt.

Schmitt sah in die Gruppe. "So ganz glatt lief das nicht. Zumindest nicht so glatt wie wir uns das erwartet hatten. Also sind wir bei 375 k, nicht wahr?"
"Hallo? Wir haben niemanden getötet und hatten die Bullen nicht am Arsch. Das war die Abmachung! Wir haben die vollen 500 k verdient!"
"Nun, Herr Vex, ich werde Rücksprache mit dem Auftraggeber halten. Er hat das letzte Wort."
Schmitt ging hinaus und wartete etwas. Mit Lofwyr war längst alles abgeklärt. Die Runner haben alle Grenzen eingehalten, wenn auch nur knapp. Nach knapp fünf Minuten ging er wieder hinein.
"Gut, sie bekommen die volle Summe. Die Ausrüstung steht ihnen natürlich auch zu, nur die Bikes nicht. Den Rücktransport müssen sie binnen der nächsten sieben Tage in Anspruch nehmen. Danach erlischt diese Option. Ihre Unterkunft im Ressort läuft noch zwei Tage."

Raimundo Vogelsang grübelte vor sich hin. Ein Wunder war geschehen. Ein Kollege hatte das Kommlink von Susanne Sardic gefunden. Es lag im Gebüsch unter ihrer Wohnung. Es hatte den Sturz aus zwölf bis vierzehn Metern Höhe überstanden, war dafür in einem ausgezeichnetem Zustand und es war eindeutig aus den Chatverläufen erkennbar, dass sie eine Affäre mit Herrn Meier hatte. Sie war wohl kurz und heftig und das Feuer erlosch genauso schnell, wie es sich entzündet hatte. Nur Herr Meier schien damit nicht klarzukommen bis hin zu Drohungen. Und nun war es 08.30 Uhr und Herr Meier war immer noch nicht hier, so wie er es angekündigt hatte...

"Es ist in der Matrix." Schon lange hatte er nach dem Komm gesucht. Leon Mayer, der hier so unangenehm herumgeschnüffelt hatte. In den Schatten war er als Neo bekannt. Seine tote Frau hatte sich damals wohl mit Sardic angefreundet kurz nach der Expedition in den Dschungel. Und nun hatte er erfahren, dass seine Frau damals Metropole lebend verlassen hatte. Dass ausgerechnet er hier auftauchen musste!
"Spielen sie die Chatprotokolle auf sein Komm."
Es vergingen fünf Sekunden. Der Blick seines Deckers sagte alles. Er hatte versagt. Er suchte sich die private Nummer des leitenden Ermittlers heraus. Er hatte Familie. Die Erpressung würde nicht besonders schwer werden.

"Herr Meier ist eingetroffen." Raimundo Vogelsang sah auf die Uhr. Halb zehn. "Er soll hochkommen."
Nach einigen Minuten kam Herr Mayer in sein Büro. Er war bereits entwaffnet worden und die Wache, die ihn nach oben begleitet hatte, würde sich vor seiner Bürotüre postieren.
"Herr Meier, schön dass sie gekommen sind." Er ließ die Worte und sein Lächeln etwas wirken. "Seit wann hatten sie denn ein Verhältnis mit Frau Sardic?"
Er schaute ihn nur belämmert an und seine Kinnlade klappte nach unten.
"Lief das Verhältnis schon als ihre Frau noch am Leben war?"
Die aufkommende Wut war Herrn Meier anzusehen, er legte seinen Finger vorsichtshalber auf den Alarmknopf.
Leon Meier schnappte nach Luft. "Wie... wie kommen sie auf so etwas...?"
"Wir haben glücklicherweise das Kommlink von Frau Sardic gefunden. Darauf sind... interessante Chats zu lesen."
"Ich dachte, ihr Komm wäre verschwunden?"
"Ja, es ist überraschenderweise wieder aufgetaucht. Es muss bei der ersten Spurenentnahme übersehen worden sein." Wie immer das auch passieren konnte. "Könnte ich ihr Kommlink inspizieren?"
"Ja, merkwürdigerweise... als ich hierherkam hatte ich eine Sicherheitswarnung auf meinem Gerät. Ich habe es gleich heruntergefahren."
Herr Meier schob ihm das Kommlink hin. Glücklicherweise waren die Bürogebäude der Sicherheit abgeschirmt. Deshalb hatten sie auch alle altmodische Kommlinks auf den Tischen stehen. Mit Kabeln. Sonst dachte er immer, Abhörsicherheit kann auch zu weit gehen, doch heute war er froh. Er nahm das Fairlight. Ein viel zu teures Komm für einen Konzernbürger von Herrn Mayers Rang, vor allem, wenn man  bedenkt, dass er durch Drogensucht seine Karriere und seine Tochter verloren hatte. Aber für seine Identität in den Schatten war ein solches Kommlink wohl notwendig.
"Wie ist der Zugangscode?"
Herr Meier entsperrte es und in den Chatprotokollen war... nichts. Zur Sicherheit ließ er es noch einmal auf Löschungen überprüfen. Auch nichts.
"Herr Meier. Irgendjemand treibt hier ein perfides Spiel mit ihnen und ich werde herausfinden, wer das ist. Ihr Kommlink muss ich jedoch als Beweismaterial einbehalten. Ich denke, sie verstehen das."

Take Takeshi, auch 2-Take genannt, sah Belials Nummer auf seinem Komm.
"Belial. Alles senkrecht?"
"Äh, Boss, ich hätte doch ganz gern n neues Gesicht. Kannste mir da jemanden hier vermitteln?"
"Ich dachte, so etwas käme für dich nicht in Frage. Deshalb habe ich dir den Job da unten doch besorgt..."
"Ja, Boss." Kurze Pause. "Wie viel kostet die Vermittlung? Hab genug Geld."
2-Take schüttelte den Kopf. Belial war zur ganzen Welt ein ausgemachtes Arschloch. Warum er gerade ihm gegenüber immer so unterwürfig war, blieb ihm ein kleines Rätsel...

Julian van Bosch war ein Mann von Welt. Er ging mit seinem kleinen Fifi an der Playa des wunderschönen Ressorts Paradaiso entlang. Da war tatsächlich ein Hund, der auf einem Surfbrett mitten in den Welle stand und... surfte. Er war baff. Aus den Augenwinkeln sah er die Hütte, an der zwei Gestalten dem Hund zusahen. Das mussten wohl die Besitzer sein. Er ging auf die Hütte zu, konnte seinen Blick aber nicht von dem Hund abwenden, der gekonnt die Welle nahm. >Er drehte seinen Kopf Richtung Hütte, lächelte und wollte gerade winken, als er zwei Gestalten in Rüstungen sah. Rüstungen! Die beiden tranken Bier und sahen ihn an. Der Troll hatte einen Blick als würde er ihn zum Nachtisch verspeisen!
Er drehte ab und ging weiter den Strand entlang. Er fragte sich, wie ein Troll sich solch ein teures Ressort leisten konnte...

Raimundo Vogelsang war am Ende. Zum Glück hatte er die Chatverläufe der beiden Kommlinks als entlastenden Beweis für Herrn Meier bereits zu den Akten gelegt. Inzwischen hatte er von unbekannter Nummer Bilder seiner Familie auf sein eigenes Komm bekommen. Die Aussage war deutlich. Er fasste alle seine Ermittlungsergebnisse zusammen. Das Kommlink, das von seinem Kollegen gefunden wurde. Die Manipulation darauf, das Fehlen derselbigen auf Herrn Meiers Kommlink. Der Grad an Unversehrtheit von Sardic Komm nach Fall aus etwa fünfzehn Metern Höhe. Das Fehlen von Einbruchsspuren am Tatort. Die gezielte Tötung, denn in den Überresten wurde ein Projektil gefunden und das nachträgliche Verwüsten des Zimmers.  Er seufzte und steckte den Chip in das Komm von Herrn Meier. Ab in eine Tüte und versiegeln.
"Sie wollen das Komm wirklich persönlich überbringen? Haben sie nicht dringlichere Aufgaben?" Sein Partner, der rein zufällig das Komm gefunden hatte, ging ihm auf den Senkel. Er hatte keine Zweifel mehr, auf welcher Seite er stand. Irgendjemand hier spielte ein grausames Spiel. Irgendetwas ging hier vor sich. Er hatte in der Scheiße gerührt und hat sich ordentlich eingesaut.
"Ja, ich wollte schauen, o sich bei einem kleinen Überraschungsbesuch etwas ergibt." Sein Partner kam mit.
Im Ressort Paradaiso wurde  vom Empfang bei Herrn Meier angerufen.
"So weit zum Thema Überraschung, hä?" Wurde sein Partner misstrauisch?
"Das hier ist Amazonien und nicht Konzerngebiet. Wir haben hier keine Befugnisse."
Nach fünf Minuten kam er. "Hallo Herr Meier. Ich bin gekommen, ihnen ihr Komm zurückzugeben."
"Haben sie den Mörder?"
Innerlich zuckte er zusammen. "Nein. Und...", er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, "...meine Familie wird bedroht. Da hängen Leute über meiner Gehaltsstufe mit drin. Ich muss hier aussteigen."  Sein Partner hatte das Getuschel vermutlich bemerkt und so fuhr er lauter fort: "Sie verstehen sicher, dass ich ihnen keinerlei Informationen über die Ermittlungen zukommen lassen kann." Er tippte dabei unauffällig dreimal auf die Tüte. Der Blick von Herrn Meier zeigte ihm, dass er verstanden hatte.
"Das heißt, ich bin kein Tatverdächtiger mehr?"
"Nein. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag."
Der Tag war beschissen.

"Hallo, hier Massage- und Akkupunktursalon Lee."
"Hallo. Der Boss sagte, bei ihnen gibts n neues Gesicht."
Der Troll auf dem Display vor Frau Lee hatte es wohl nicht so mit Diskretion.
"Ja, ja, nach dem Peeling wird ihr Gesicht wie neu sein." Sie lächelte. "Vielleicht machen wir einen Besprechungstermin."

Spitz fuhr mit Krüger und Loffi im LKW durch eine Autobahnunterführung zwischen Einhausen und Lorsch. Westlich der A67 war Wald, aber dahinter waren quasi nur noch die Rheinhessen-Barrens. Der Pickel im Arsch von Groß-Frankfurt. Im Wald hausten ein paar Critter, ihr Heulen war manchmal unheimlich, aber bisher hatten sie nie etwas gemacht.
"Oi Spitz, siehste das? N Heli. Is mal wieder Lieferung." Krüger sah ihn an.
"Ja, da kriegt n Schieber wieder Nachschub. Scheint n ganz schön großer Heli zu sein."
"Dann sind wir lieber vorsichtig, Mach das Licht aus." Loffi flüsterte als könnten die Leute im Heli mithören.
Sie parkten den LKW, zogen sich Gasmaske und Schutzanzug an und begannen, abzuladen. Altöl, medizinischer Müll, Zeug, von dem er nicht wissen wollte. Immer schön in den Wald damit. Langsam war am Weg und den alten Parkplätzen zwischen den beiden Autobahndurchfahrten alles voll. Demnächst müssten sie tiefer in den Wald.
"Hey, lasst den Scheiß!"
Spitz zuckte zusammen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass da einer... eine ganze Gruppe von Leuten gekommen waren. Einer schnautzte in ihre Richtung.
"Kümmer dich um deinen Scheiß." Spitz ließ seinen Taser sehen. Das schreckte die Squatter immer ab. Diesmal jedoch sah er in den Lauf einer Waffe.
"Ihr ladet jetzt alles wieder auf, klar? Dann werde ich sie auch nicht bei der Behörde melden."
Spitz musste sich zusammenreißen, nicht zu lachen, was die Pistole, durch die er bedroht wurde, massiv erleichterte. Als würden die ihren Arsch freiwillig hierher bewegen..
"Ok, Mann, is ja schon gut."
"Hey Neo, jetzt komm schon, ich will heim."
Der Typ fuchtelte nochmal mit der Pistole. "Alles schön aufräumen, klar?"
Er nickte. Als sie durch den Durchgang verschwunden waren, machten sie weiter.

Umweltbehörde Groß-Frankfurt.
Posteingang.
Eingangsthema: Umweltverschmutzung.
Ort: Rheinhessen Barrens.
Art des Mediums: Trideo.
Ablage: Rheinhessen-Barrens.
Dinglichkeitsstufe: P
Bearbeitung voraussichtlich: 27.07.2089

Der Dekan hing in einem medizinischen Tank. Mal wieder. Die Übergabe war ganz ordentlich gelaufen. Vex hatte die richtige Strategie, hätte es nur besser mit den anderen Koordinieren sollen. Vermutlich hatten sie nicht mit Geistern gerechnet oder sich auf ihre eigene Magie verlassen, sonst hätten sie APDS verwendet. Nur der Bommelwagen war verschwunden. War schon witzig, dass Schmitt bzw. Brackhaus alles mit den Tags der Terroristen fluten ließ. Als die Hafenpolizei eintraf, feierten sie ihren großen Fang. Ging auch durch die Presse. "Terroristen verhaftet". Das Ausheben des Ameisenbaus lief weniger glatt. Sie gingen mit Sprengstoff in den unterirdischen Bau zwischen Rand von Metropole und Urwald. Sie hatten den Bau unter der Grenze durchgegraben. Anscheinend hatten sie sich durch Schmuggel finanziert. Er schickte Walter voraus. Der Troll war ein Arsch, der ständig alles in Unruhe versetzte. Aber das war nicht der Grund, weshalb er ihn vorausgeschickt hatte. Walter stand drauf, wäre geradezu beleidigt gewesen, wenn er nicht  die Spitze hätte nehmen dürfen. Es ging immer tiefer, es war ein Labyrinth. Sie waren irgendwo, doch nie zu sehen. Und dann brach Walter durch den Boden. Da unten fielen einige über ihn her. Gleichzeitig kamen sie von allen Seiten. Wir kämpften hart auf extrem engem Raum. Walter schrie panisch vor Angst und wurde regelrecht zerfleischt, einige andere fielen. Panik kam in meinem Kopf auf, doch ich konnte das Grauen kontrollieren. Ich zündete das C10 in Walters Rucksack... Die Decke kam teilweise runter. So tief Walter auch schon gefallen war, aber auch bei uns gab es Auswirkungen. Nach der ersten Überraschung hatten alle ihre Nahkampfwaffen in der Hand. Am Ende verloren wir Walter und X-Ray, aber alle anderen kamen raus. Manche sogar noch auf den eigenen Beinen. Die Squatter in den Gegend hatten was zu gaffen als wir das Gelände absicherten, Silencer und D-Man mit einem Medkit stabilisierten und wir mit den Schwerverletzten per Heli ausgeflogen wurden.
Komm klingelt. Er verband sich via Riggerkontrolle. Drag... Zappel .... Zap. "Zap."
"Hallo, Be... Dekan. Wie kann ich dir die 50k zurückzahlen?"
Er ist wieder da.

Blue hatte einen aufgelösten Tatze am Kommlink.
"Diese Katze treibt mich in den Wahnsinn!"
"Kannst du sie nicht fangen?"
"Nein, nicht so. Ich hab nach dieser Hello Kiddy gesucht, weil der Dekan das doch auf seinem Gewehr hat. Und jetzt geht die nicht mehr weg. Überall nur noch Hello Kitty!" Blue hatte schon gesehen, was das Problem war. Miauen als Ton, Hello Kiddy Werbung überall. "Wenn ich in die Matrix will, dann ist da immer diese Hello Kiddy World und ich komm da nicht mehr raus!"
"Weißt du, wie man Marken vergibt?"
"Hundemarken?"
"Ich habe befürchtet, dass du das sagst. Dann muss ich es eben hacken."
"Ich kann es vorbeibringen."
"Nein, passt schon."
"Gut, ich komm vorbei."
Aufgelegt.
Hunde und Kommlinks passen einfach nicht zusammen.

[close]


So, das Abenteuer ist zu Ende. Leider setzt der Spieler von Neo eine Zeit lang aus, der zurückgekehrte Spieler von Belial, der "eigentlich" nur mal wieder reinschnuppern wollte, bleibt uns als Groucho weiter erhalten. Ich selbst mache mit dem Dekan eine Pause und spiele einen Schwarzmagier, der schon länger in der Schublade liegt.
« Letzte Änderung: 04. Oktober 2024, 20:42:36 von Olf »
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  • 02. Oktober 2024, 19:26:18
Re: Alles ist einmal vorbei - oder doch nicht?
« Antwort #39 am: 02. Oktober 2024, 19:26:18 »

Groucho, Zwerg, Ki-Adept. Hamburger mit Connections zu Gangs.
Omega, Ork, Rigger. Liebt das Schrauben an der Technik genauso wie ihren Einsatz. Kommt günstig an Fahrzeuge ran. Hat jede Menge Piercings im Gesicht.
Tatze, Gestaltwandler, Schäferhund. (Mit Regi/Duales Wesen/Silberallergie, nicht die kastrierte SR5 Variation). Mystischer Adept. Lebt als "Glückshund" bei einer orkischen Sippe. Solange er da ist, lässt sich der feige Poltergeist des Hauses nicht blicken. Er wird so gut durchgefüttert, dass er die Straßenköter aus der Umgebung mit anschleppt, die größtenteils auch in der Sippe heimisch werden. So haben die Orkkinder immer Spielkameraden. Er trägt zwei Halsbänder, beide sind Foki. An einem seine Hundemarke, am anderen ein Täschchen mit Metalink, Credstick, Jogginghose und Sweatshirt. Sucht den Weltenbaum, um ihn anzupinkeln. Hasst Katzen.
Blue, Orkin, Matrix und Couch-Potato. Nur am durchschnorren bei anderen.
und
MAX POWER, Elf, starker englischer Akzent,. Schwarzmagier mit extremem Hang zum Tarot. Noch extremer ist nur seine Selbstverliebtheit und seine Lust daran, andere zu Dingen zu bringen, die sie nicht tun wollen. Reich. Einflussreiche Freunde. Während Readwolf Buttigieg im legalen Leben als Lifecoach einflussreichen Leuten unter dem Künstlernamen "Baphomet" die Karten legt, läuft Max Bauer aka MAX POWER in den Schatten als magischer Ermittler.

Die fabelhaften Abenteuer des unglaublichen Readwolf Buttigieg, Straßenname: MAX POWER    -weil kleine Buchstaben meinem großen Ego nicht gerecht werden können

Run 1: Hamburger Puppen

ICH
hatte gerade Sabine Müller die Karten gelegt und hart mit ihr geflirtet. Sie war bald so weit. Ihr Bewusstsein war schon sehr weit in meinem Sinne manipuliert. Erst musste sie ihre gesamte Weltsicht in meine Hände legen, um mich zu bekommen. Und sie würde es tun. Geduld war der Schlüssel zur langfristigen Manipulation von Menschen. Obwohl - manchmal konnte es auch schnell gehen wie bei Eberhard Klein. Herr Brackhaus hatte uns bekannt gemacht. Er war spirituell sehr manipulierbar und schwul. Eigentlich kein Problem, wenn man nicht gerade in einer konservativen Partei ein hohes Amt begleitet. Diese Engstirnigkeit war unglaublich. Wir hatte so eine schöne Zeit. Es ergaben sich so viele Fotos, Videos, Trideos... und Eberhard weiß das. Es wurde nie Thema, aber er weiß ganz genau, was passieren könnte, würde er je auch nur darüber nachdenken, mir nicht mehr hörig zu sein. Seine Stellung als Staatssekretär im Bundesamt für innere Sicherheit machte ihn zu einem Kleinod einer Marionette.
Das Kommlink im Salon klingelte. August Metzger. Ein unwichtiger kleiner Journalist. Er kam in der Vergangenheit einmal in den Genuss, mich interviewen zu dürfen. Natürlich zu meinem speziellem Thema: dem Tarot. Ich erklärte ihm damals seine Geschichte, schweifte zum Vergleich in andere Wahrsagesysteme wie Runen oder Lesen aus den Eingeweiden eines Tieres und spielte das magische Potential herunter. Merkwürdigerweise glauben esoterische Menschen umso mehr an die Wirksamkeit ihrer bevorzugten Praktiken je öfter sie hören, dass sie nicht wirken würden. Eine Art umgekehrte Psychologie oder Trotzverhalten. Und genau darin lag ihre Wirksamkeit.
"Baphomet."
"Ah, Herr Buttigieg. Metzger hier, August Metzger. Ich wollte mich für das Interview revangieren. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich die Neun der Kelche mit einem Schiff aus China in Hamburg angekommen ist. Im Auftrag von Wuxing."
"Das klingt interessant. Haben Sie Einzelheiten?"
"Nein, nein, leider nicht. Aber ich habe die Nummer von jemanden, der mehr weiß. Sind Sie interessiert?"
"Na, geredet wird viel. Was haben Sie denn?"
"Eine Kommnummer... hier ist sie ja... Snitch, Hamburg 47844931."
Als gebürtiger Engländer war mir der Begriff Snitch aus dem kriminellen Milieu bekannt. "Er nennt sich wirklicik Snitch?"
Er wurde rot. "Ähm, nein... Unter dem Namen hab ich nur seine Nummer abgespeichert."
Interessant. Vermutlich einer seiner Informanten.
"Und wenn Sie etwas Neues in Sachen Tarot herausfinden, bekomme ich doch sicher ein weiteres Interview von Ihnen? Exklusiv."
Sein fordernder Unterton war enervierend. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Er wollte nur wichtig sein. Ich lächelte ihn an. "Sollte an die Geruchte wirklik etwas dran sein - sehr gerne. Aber nur, wenn Sie mik wieder so vorteilhaft in die Szene setzen wie die letzte Mal."
"Selbstverständlich, Herr Buttigieg, selbstverständlich."

ICH
tippte auf die Nummer, die der kleine Lohnschreiber übermittelt hatte. Schwarzer Bildschirm. "Hoi. Wer bistn du Vogel?"
Das war sicherlich keine Person aus meinem üblichen Klientel. Das ist also das Gesindel, mit dem sich dieser Schreiberling umgibt.
Professionell lächelnd strahlte ich in das Metalink, das ich nun benutzte. "Guten Tag. Ein gemeinsamer Freund gab mir ihre Nummer." Ich ließ mein Lächeln wirken. "Aber leider kein Namen. Wie darf ich Sie nennen?"
Pause. "Schmitt."
"Sie hätten Informationen uber ein Schiff aus China mit die Flagge von Wuxing?"
"Die Blueberry? Joa. Aber warum solln ich die Infos einfach so rausrückn? Was hassn zu bietn?"
"Nun, meine Name ist Max Bauer. Ik bin magischer Ermittler."
"Ganz schön englischer Akzent für den deutschen Namen. Ich nenn dich einfach Mäx. Max Power."
MAX POWER. Klingt gut. Passt zu mir, rein objektiv gesehen.
"Magie, hm?" Kurze Pause. "Ich könnt wirklich n Magier brauchn. Du tust mir n Gefalln und ich geb dir die Infos. Kannste inner Woche in Hamburg sein?"
"Das ist no Problem, Herr Schmitt. Aber wer sagt mir, dass dann die Karte noch ist auf die Blueberry?"
"Ich. Die Blueberry läuft erst in n paar Tagen ein. Wenn se jetzt drauf ist, wird se dann auch noch drauf sein."
"Gut. Was kann ik denn fur Sie tun, Herr Schmitt?"
"Hier gibts ne Gang, die ne neue Führung braucht. Die jetzige Führung müsste nur von überzeugt wern."
"Ik kann sein sehr uberzeugend, Herr Schmitt."
"Gut, dann komm am 26. ins Wurfbeil. Schick dir n Geoping. Codewort beim Barkeeper is schwarzer Peter."
Der Geoping lag in der Hamburger Innenstadt. "Sehr wohl, Herr Schmitt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag. Uhrzeit?"
"Zehn Uhr."
"10 p.m."
"Ne, morgens."
"Oh, 10 a.m. Gut. Ik freue mik auf unsere Treffen."
Schmitt legte einfach auf.

ICH
informierte mich über Hamburg und speziell über die Gegend, in der das Wurfbeil lag. Verrucht. Eine Mischung aus Rotlichtbezirk, Kneipenviertel und Touristenmagnet. Prostitution, Glücksspiel, Drogen. Sex, Drugs n Rock ´n ´ Roll. Wie Allister Crowley. Nicht so wie die reichen Schnösel in unserem Internat im Eastburne College.  Die geistig minderwertigen Bengel aus dem englischen Adel, die Bastarde wie mich, die ein Stipendium hatten, nur bespuckten. Das war Bastard-Land! Für harte Jungs wie mich! Ich suchte ein Hotel in der Nähe. Es genügte leider nicht meinen Ansprüchen. Deswegen wählte ich die sichere Alternative und wählte ein Doppelzimmer im Hotel Vierjahreszeiten. Nicht eine Suite wie die herzlosen Weicheier aus dem Adel ohne Respekt vor dem einfachen Volk. Einfach nur ein bescheidenes Doppelzimmer. Ganz bodenständig.
Das Wurfbeil selbst war eine Kneipe. Der Matrixauftritt zeigte ein rotes Backsteingebäude. Über dem Eingang ein großes Steuerrad in Neon, darunter ein Schiff. Im Inneren maritim eingerichtet. Piraten-Style. Da kamen Erinnerungen an die englische Südküste hoch. Steile Klippen mit heftigen Wellen, die auf die scharfkantigen Felsen knallten. Sehr beliebt bei suizidalen Personen.

ICH
packte meine Sachen zur magischen Überwachung. Neben optischem Fernglas und Teleskop eine Mage-Sight-Brille mit Myomerkabel. Sehr praktisch. Die SIN unter dem Namen Max Bauer hatte, genauso wie meine staatliche SIN, die passende Lizenz. Im Intercity nach Hamburg fiel mir eine ältere Frau auf, die gelangweilt an einem Gläschen Sekt nuckelte. Zwischen all den Buisness-Leuten sah sie einsam und verloren auf. Ich strahlte sie an. "Mylady, ist bei Ihnen sufällig noch eine Platzschen frei?" Der englische Gentleman ist ein Klischée, aber genauso wirksam wie die französische Amour oder die italienische Amore. Nur in seriös.
Sie sah auf und lächelte. "Aber natürlich."
Es dauerte nicht lange, da waren wir in einem intensiven Gespräch. Sie hatte einen Tochter in Frankfurt und einen Sohn in Hamburg und pendelte wöchentlich hin und her. Als ich durchblicken ließ, dass ich im Vierjahreszeiten logierte, war sie Feuer und Flamme. Noch mehr, als sie erfuhr, dass ich Magier war. Als Beweis zauberte ich eine leichte Euphorie, um den Alkoholrausch zu unterstützen. Sie schwelgte immer wieder, dass sie mit ihrem verstorbenem Mann einmal im Vierjahreszeiten zu Besuch war. Irgendeine Veranstaltung. Sie würde so gerne noch einmal in das herrliche Vierjahreszeiten und ich war ein alleinreisender Herr mit Doppelzimmer. So ein Zufall. Ich kreierte für sie eine Woche, beginnend mit dem siebten Himmel zusammen mit einem einfühlsamen Liebhaber. Dieser wurde jedoch zunehmend herabwürdigender und rüder bis zum Höhepunkt einer Krise. Nach bitteren Tränen dann die Versöhnung und wir trennten uns im Guten. Zwischendurch besorgte ich mir einige Drams, teilweise sogar geläutert und ein paar Dosen Psyche. Selbstverständlich trug ich keinen Friesennerz in gelb wie es gewöhnlich ist, sondern eine durchsichtige Version, damit mein klassischer Mortimer Of London gut zur Geltung kommt.

ICH
packte meine Sachen zur magischen Überwachung. Neben optischem Fernglas und Teleskop eine Mage-Sight-Brille mit Myomerkabel. Sehr praktisch. Die SIN unter dem Namen Max Bauer hatte, genauso wie meine staatliche SIN, die passende Lizenz. Im Intercity nach Hamburg fiel mir eine ältere Frau auf, die gelangweilt an einem Gläschen Sekt nuckelte. Zwischen all den Buisness-Leuten sah sie einsam und verloren auf. Ich strahlte sie an. "Mylady, ist bei Ihnen sufällig noch eine Platzschen frei?" Der englische Gentleman ist ein Klischée, aber genauso wirksam wie die französische Amour oder die italienische Amore. Nur in seriös.
Sie sah auf und lächelte. "Aber natürlich."
Es dauerte nicht lange, da waren wir in einem intensiven Gespräch. Sie hatte einen Tochter in Frankfurt und einen Sohn in Hamburg und pendelte wöchentlich hin und her. Als ich durchblicken ließ, dass ich im Vierjahreszeiten logierte, war sie Feuer und Flamme. Noch mehr, als sie erfuhr, dass ich Magier war. Als Beweis zauberte ich eine leichte Euphorie, um den Alkoholrausch zu unterstützen. Sie schwelgte immer wieder, dass sie mit ihrem verstorbenem Mann einmal im Vierjahreszeiten zu Besuch war. Irgendeine Veranstaltung. Sie würde so gerne noch einmal in das herrliche Vierjahreszeiten und ich war ein alleinreisender Herr mit Doppelzimmer. So ein Zufall. Ich kreierte für sie eine Woche, beginnend mit dem siebten Himmel zusammen mit einem einfühlsamen Liebhaber. Dieser wurde jedoch zunehmend herabwürdigender und rüder bis zum Höhepunkt einer Krise. Nach bitteren Tränen dann die Versöhnung und wir trennten uns im Guten. Zwischendurch besorgte ich mir einige Drams, teilweise sogar geläutert und ein paar Dosen Psyche. Selbstverständlich trug ich keinen Friesennerz in gelb wie es gewöhnlich ist, sondern eine durchsichtige Version, damit mein klassischer Mortimer Of London gut zur Geltung kam.

ICH
nahm also ein Taxi zum Treffpunkt. Vorher legte ich dem Raben ein Stück Fleisch auf den Fenstersims. Der Rabe verfolgte mich schon einige Zeit und irgendwie... ist er wichtiger als andere. Pünktlich um 10 Uhr kam ich am Wurfbeil an. Eine Kneipe, deren Interieur jedes Klischée aus einem beliebigen Piratenfilm erfüllte. Es  stank nach Pfeiffen- und Zigarrenrauch. Eines der Separées war mit einem Vorhang zugezogen. Ich ging auf den Barkeeper zu und wollte gerade "Schwarzer Peter" sagen, da entgegnete er schon: "Du passt hier sowas von gar nicht rein. Da drüben." Er deutete auf einen geschlossenen Vorhang.
"Ein Wasser bitte."
Er gab mir eine Flasche, auf der "Alsterwasser" stand. Anscheinend eine Mixtur aus Bier und Limonade. Ich zögerte kurz, tat dann aber so, als hätte ich genau das erwartet.
Hinter dem Vorhang war am Tisch nur noch ein Platz frei. Dort waren schon ein grimmig dreinblickender Zwerg, ein Ork mit enorm vielen Piercings, ein Punk mit teilweise blauen Haaren, ein treudoof dreinschauender hübscher Typ und ein Ork-Girly.
"Hello, mein Name is Max. Max Power." Ich hielt meine Hand in die Runde. Nur der treudoofe hübsche Typ ergriff sie. Die anderen sahen mich nur verständnislos an. Ein anspruchsvolles Publikum.
Der blauhaarige Punk ergriff das Wort. "Gut, dann sinn alle da. Damit alle aufm gleichn Stand sinn. Die Speed Dolls ham nen neue Führung und die soll zurücktretn. Ihr wisst, wer die Speed Dolls sind?"
Kopfschütteln in der Runde. Der Ork raunzte: "Irgend ne Gang, oder?" Nur der Zwerg nickte. "Die fahrn Rennen mit Trucks, sin im Transportgewerbe. So 70-100 Member. Alles Frauen."
Ich sah den blauhaarigen Punk an, der der Stimme nach wohl Herr Schmitt war, mit dem ich mich unterhalten hatte. "Mister Schmitt, wenn das so gefahrvoll ist wie Sie das sagen, dann sollten Sie auf die ursprunglike Angebot noch ein wenig Geld obendrauf legen."
"An wieviel denkste denn?"
Ich überlegte. Keine Ahnung, wie so etwas ablief. Machte das zum ersten Mal. Und in solchen Kreisen bewegte ich mich sonst nicht. Zu hoch auf keinen Fall, ich wollte unbedingt die Informationen über die Blueberry. Die Neun der Kelche... "Swei Tausend?"
Der Zwerg protestirte: "Abgemacht waren Fünf. Siebeneinhalb, wenn die alte Chefin wieder eingesetzt wird. Wie ist die alte eigentlich abgesetzt worden? Und wie heißen die?"
"Ganz traditionell. Hat ein Rennen verloren.  Die alte Chefin heißt Chantalle. Die neue Xian Lu oder so ähnlich." Er winkte ab.
Der Ork meldete sich zu Wort: "Und wo findet man die so?"
Herr Schmitt zuckte die Schultern. "Überall. Südlich von Wildost ham die in Buchholz ne Werkstatt. Da tunen die."
"Also die alte Chefin wieder eisetzen wird eher schwer und fünf als Basis ist zu wenig. Sieben."
"Sechs und kein Genöhle mehr." Schmitt sah in die Runde. Waren wohl alle einverstanden. So lief das also in den Schatten.
"Chantalle. Hier, ich hab was." Das kleine Mädchen war in der Matrix. "Geht regelmäßig ins Empire. Ein Cyber-Fetisch-Club. BDSM und so."
"Ja, findet ihr an der Waterkant." Herr Schmitt nickte.
"Weiß sie Bescheid?", fragte der Zwerg nach.
"Nein, ihr dürft sie aber gerne einweihen."
"Wie bleiben wir in Verbindung?", fragte das Girly.
"Ich gebe euch die Nummer meiner linken Hand." Er funkte wohl etwas. Kurz darauf zog eine Elfe den Vorhang zur Seite. "Das ist Jacqueline."
Wir bekamen eine Karte, auf der wohl die Werkstatt und das Empire verzeichnet waren. Ich sah es mir vorsichtig mit meinem Komm an. Mich macht die AR und das ganze Zeug immer etwas... schummrig.Alle betrachteten die Karte, Schmitt und Jacqueline gingen. Anscheinend kannten sich der treudoofe hübsche Typ, der Ork mit den Piercings und das orkische Girly bereits. Zumindest der Typ und das Girly fühlten sich etwas unwohl. Der Zwerg dagegen benahm sich völlig natürlich. Vermutlich kam er von hier.
Ich ergriff die Gelegenheit. "Vielleicht stellen wir uns erst einmal vor. Ik bin Max Power und bin Vollmagier."
"So früh und nach nur einem Wasser?" Das Ork-Girly grinste mich an. Die anderen grinsten auch. Keine Ahnung, was die haben.
Der hübsche Norm wollte mich wohl aus der Situation erlösen: "Tatze. Auch n bissl magisch." Dann nickte er zum gepiercten Ork. "Omega. Unser Fahrer."
Der Zwerg schloss an: "Groucho. Schleichen, Klauen, Sachen machen, Schießen."
"Ah, Multifunktionszwerg." Das Girly sparte wohl nie mit Kommentaren. "Hast du Sachen eingebaut?" Der Zwerg schüttelte auf ihre Frage hin den Kopf. Sie sah in die Mitte. "Blue. Technik. Also. Der Club. Goth-Core-Music. Extreme Sicherheitsvorkehrungen vor allem seit der KFS-Krise. Die Türsteher sind sehr wählerisch. Sie haben da eine Königin. Nennt sich Alien-Queen. Reptilienbeine, geschlitzte Augen. Ihr Wort ist da drin Gesetz. Der Club wirbt auch damit, magisch abgeschirmt zu sein. Ist ne abgeschottete Szene. Diskretion und so. Haben von 16 Uhr offen bis morgens um sechs.
Tatze askennte inzwischen Groucho. Der sah ihn an. "Hättest auch fragen können."
"Will dich nur identifiziern können", sagte Tatze beschwichtigend.
Blue sammelte alle Komm-Nummern ein. "Habt ihr alle einen Mikrotransceiver?" Groucho und Tatze hatten keinen. Bekamen je einen von ihr. Sie hatte die Dinger wohl im Vorratspack gekauft.

ICH
ging zusammen mit den anderen in einen Fressschuppen in der Nähe. Warum die das auch immer wollten. Die hatten sogar Fish & Chips, nur heißt das hier Backfisch mit Bratkartoffeln. Und das Wasser war wirklich Wasser. Kaum sitzen wir am Tisch, blubbert Blue uns auch schon zu: "Diese Chantalle ist mit Jvek Vitucek von den Willis zusammen. Das sind schwere Brüder, Ex-Knackies."
"Über die könnt ich an die rankommen", warf Groucho in die Runde.
"Sie hat zwei Cyberarme, man munkelt auch ein Cyberbein, ist ne fantastische Tunerin, ne Painterin. Wurde ganz klassisch in einem traditionellen Autorennen besiegt. Von Siyan Lu. War früher in irgendeinem Team mit Namen Gung-Ho-Guanxi. Professionelle Combat-Bikerin. Seit sie die Führung übernommen hat, hat sie die Ausrichtung der Speed-Dolls massiv verändert." Blue sah das Essen auf dem Tisch und stopfte sich einfach den Mund voll. Sah jetzt nicht sonderlich appetitlich aus. Von Manieren reden wir erst gar nicht.
Nach einigem Hin und Her kamen wir auf den Plan, dass wir erst einmal mit Chantalle Kontakt aufnehmen. Da sie Stammgast im Empire war, würden wir dort auf sie warten.
"Ik kann misch magisch verkleiden und reingehen. Brauchte nur ein Bild von misch, wie ik mit die Cyberware wurde aussehen."
"Moment", meinte Blue nur, "mach mal deinen Oberkörper frei." Sie hatte mich. Ich schaute doof. "Na für den Scan. Cyberchirurgie." Sie hatte eine Body-Mod-Seite aufgerufen, wo man Bilder von sich machen konnte, wie die tolle neue Ware nach der OP aussieht. Verchromt, versilbert, vergoldet. Es gab alles.
"Sag Bitte!"
"S´il vous plait."
Ein widerspenstiges kleines verfressenes Biest. Eine herrliche Herausforderung. Als wir fertig waren und ich mir wunderbare goldene Cyberarme und einen dezenten Cyberschädel verpassen ließ - natürlich nur auf dem Photo, diskutierten Groucho, Tatze und Omega noch über Gangs in Hamburg. Die Willis waren wohl eine große Nummer.
"Ik schaue mir mal an die Club. Passt ihr auf auf meine Korper?" Verständnislose Blicke. Auch von dem anderen Magier. Zum Heulen. "Ik lose meine Astralleib von meine Korper und gehe in die astrale Raum dorthin..?!" Zumindest beim Magier dämmerte es. Ich legte meinen Oberkörper auf den Tisch, wie ein Schüler, der in der Schule eingeschlafen war. Ich orientierte mich und suchte den Club Empire dort, wo ich ihn vorher auf der Karte gesehen hatte. Orientierung ist im astralen Raum anders als im physischen. Es gibt keine Straßenschilder oder ähnliches. Nur lebende Auren oder tote schwarze Materie. Am Club waren erst einmal keine Geister. Die nächsten waren weiter weg und hatten mit dem Gebäude direkt nichts zu tun. Dem Gebäude selbst war selbst im Astralraum der gothische Stil anzusehen. Die Spitzbögen waren unverkennbar. Ich schlüpfte langsam durch die Eingangstür, die im physischen Raum geschlossen war, was mich im Astralraum allerdings nicht weiter störte. Was mich störte, war die Manabarriere, auf die ich traf. Ich versuchte es beim Nebeneingang. Auch eine Barriere. Fenster. Barriere. Eindeutig ein Hüter... Das ist ein Problem. So einfach ausspionieren ist nicht. Mit einem aufrechterhaltenem Zauber müsste ich durch die Barriere diffundieren. Ich versuche es im ersten Stock und... komme rein. Der Boden zum Erdgeschoss war natürlich abgeschottet. Hier oben waren ein Büro und Lagerräume. Der Fahrstuhlschacht bot auch kein Eindringen nach unten. Oben allerdings massive Magie. Keinerlei Barriere. Viele Illusionszauber. Luxuriöses Zimmer. Da hat jemand viel Geld in die Hand genommen. Allein, was es gekostet haben muss, die Zauber von einem Initiaten binden zu lassen.
Als ich wieder zurück war, erklärte ich die Lage. "...und so müsste ich da mit dem Zauber durchdiffundieren."
"Durchwas?" Tatze sah mich belämmert an. Er hatte auch bei der Barriere bzw. dem Hüter schon Fragen gestellt, die man von einem Magier nicht unbedingt erwartet.
"Was für ein Magier bist du eigentlich genau?" Ich askennte ihn. Er sah erst einmal aus wie ein mundaner Mensch, von dieser Aura jedoch hob sich eine weitere ab, die darunter versteckt war. Ein Hund. Ein magischer Hund. Muss ein Wechsler sein oder wie die genannt werden. Der Volksmund sagt einfach Werwesen. In den UK werden sie verbrannt. "Eine Hund, das ist ja interessant."
Tatze legte den Finger über seine Lippen. "Psst, er weiß es nicht."
"Was weiß ich nicht?", fragte Groucho, der zugehört hatte, aber gerade abgelenkt war.
"Du weißt nikt, dass dieser junge Mann hier ist eine Hund." Erstaunen von Groucho. Böse Blicke von Tatze. Ich lachte innerlich. "Eine ganz besondere Hund. Mit Magie."
"Du meinst, sowas wie ein Werwolf?"
"Nein. Ganz und gar nikt. Eine Werwolf wäre eine Wolf, die sik verwandelt zu eine Mensch bei die volle Mond. Das ist eher eine Wolfwer oder Hundwer. Eine Hund, die sik verwandelt in eine Mensch. Aber immer. Nikt nur bei die volle Mond."
Tatze war sauer. Aber er wurde von Groucho so in Beschlag genommen, dass er seine Gefühle mir gegenüber nicht ausleben konnte.
Außer mir gab es niemanden, der durch glänzende Cyberware sich Eintritt verschaffen konnte. Die Szene war überschaubar klein und der Laden ziemlich teuer. Auch für mich. Nur Blue meinte, sie wolle mit rein. Wie immer das Orkmädchen das auch anstellen wollte... Bevor Tatze auf dumme Ideen kommen konnte, verabschiedete ich mich.

ICH
hatte einen wundervollen Nachmittag im Spabereich des Vierjahreszeiten und nahm gegen Abend ein Wassertaxi zum Empire. Der Club stand auf einer Insel mit einer Hand voll anderer Gebäude. Kleine Brücken boten auch Zugang zu Fuß. In einer Nachricht über Komm war vermerkt, dass die anderen schon in Position waren. Blue stand schon in der Schlange. Ich war gespannt, wie sie wohl hineinkommen würde. Ich wirkte im Inneren des Taxi eine physische Maske. Mich würden nun alle mit auffälligen Cyberarmen und dezent sichtbaren Cyberschädel sehen. Die Schlange vor dem Empire war länger als ich dachte und die beiden Türsteher hatten alle Hände voll zu tun. Einen unvercyberten Typen warfen sie wortwörtlich in einen Müllcontainer, damit er seine Ablehnung verstand. Bei Blue gab es wohl Probleme. Sie diskutierte mit den Türstehern und begann dann zu telefonieren.  Ich konnte sie eine ganze Zeit beobachten bis ich an der Reihe war. Da sie irgendwie mit dem Gerät direkt verbunden war, konnte ich kein Wort hören. Ihr Gesichtsausdruck sprach aber Bände. Anscheinend musste sie einiges auf den Tisch legen, um hier vorwärts zu kommen. Was immer das hieß.
"Hey, dich hab ich hier noch nie gesehen." Der Türsteher sah mich skeptisch an.
"Hello. Man hat mik empfohlen diese Club. Ik bin aus London in die UK. Und Cyberware makt mik einfak geil."
Der Türsteher musterte mich von oben nach unten. "Die Königin wird mit Respekt behandelt. Was sie sagt, ist Gesetz. Andere anfassen ist nur nach Einverständnis erlaubt. Fotos und Trideos sind verboten."
Ich nickte verständnisvoll und schritt durch die Panzertüre, die sich hinter mir schloss. Die zweite vor mir war noch nicht offen. So konnte man von Außen nicht hineinsehen. Diskretion wurde hier wirklich groß geschrieben. Und die Preise sorgten dafür, dass es der Pöbel erst gar nicht versuchte. Die Scanner taten ihre Arbeit, aber auch sie wurden durch meine Magie getäuscht. Die Tür vor mir öffnete sich. Vor mir ein riesiger Raum, geteilt in einen Barbereich, eine Tanzfläche, über der Käfige mit Gogo-Tänzerinnen und Tänzern hingen und eine Bühne, auf der gerade eine Show stattfand. Davor saßen einige Leute an kleinen Tischchen in gemütlichen Sesseln. Ich sah mich sehr staunend um, denn ich benötigte etwas Zeit für die heikle Angelegenheit, mich und den Zauber durch den Hüter zu diffundieren. Es gelang erstaunlich mühelos.
Ich schlenderte an der Bar vorbei und lies mir einen überteuerten Drink mixen. Die Bondage-Show auf der Bühne war besser als ich zuerst dachte und so nahm ich auf einem Sessel vor der Bühne Platz. Die Show war sehr anregen und so tat ich das, was einige andere hier auch taten. Masturbieren. In diesem gotischen Gemäuer hatte das Stil. Nur dieser Goth-Metal störte etwas. Beim Masturbieren fiel mir eine Tür auf, auch mit zwei stark vercyberten Typen ausgestattet, wie draußen vor dem Eingang. Die Ornamente um die Tür machten jedem klar, dass es sich um den Thronsaal handelte. Dort hielt die Alien-Queen wohl Hof. Die Gäste hier waren nicht nur auffällig gemoddet, sondern auch durchgehend hübsch. Da passte ich selbstverständlich hervorragend hinein. Blue dagegen dürfte starke Probleme bekommen, da sie keine der beiden Voraussetzungen erfüllte. Vermutlich werde ich das also alles alleine durchziehen.
Nach zwei Stunden, so gegen 21 Uhr, sah ich Blue mit einer hübschen silberhäutigen Frau an der Bar. Sieh an. Von Chantalle war allerdings weit und breit nichts zu sehen. Silberhaut und Blue bestellten jede Menge Snacks und eine riesige Pulle Champagner. Die kleine Orkin steckte voller Überraschungen, denn offensichtlich konnte sie sich das alles leisten. Vielleicht kam man hier auch rein, wenn man einen Mindestverzehrwert hatte. Der musste bei Blue allerdings ziemlich hoch sein.
So anregend die Shows auch waren, aber so ab 23 Uhr wurde das Onanieren auch langsam schmerzhaft. Den kleinen Handmülleimer neben mir hatte ich beinahe mit Taschentüchern gefüllt. Der Ehrgeiz war erwacht und mit genug Zeit würde ich gegen ihn gewinnen, doch in meinem Ohr hörte ich Blue. "Sie ist hier." Ich wollte über Komm antworten, doch das zeigte keinen Empfang. Blue stand tatsächlich neben mir und hatte mir eben ins Ohr geschrien. Das war bei der Lautstärke des Goth-Death-Metals auch notwendig. Bei ihrem Anblick war die Erektion sofort hinüber, aber auf Grund meines Zaubers sahen alle von Außen nur einen an der Show interessierten Zuschauer.
Ich packte also mein bestes Stück ein und sah mich um. Desinfektionstücher. Sie hatten wirklich an alles gedacht. Nur Chantalle konnte ich nicht entdecken.
"Wo soll denn diese Schantalle sein? Ik sehe sie nikt."
"Da vorne, die Barbie an der Bar."
Ich benötigte etwas, doch je länger ich sie ansah, desto klarer wurde es. Ihr Kostüm als kleines Mädchen mit übertrieben dickem Lippenstift, die Haare zu zwei Schwänzchen links und rechts zusammengebunden, wohl aufgemalten Sommersprossen und Lolli, an dem sie lasziv lutschte, hatten mich getäuscht.
"Ich würde sie ja ansprechen, aber da bin ich nicht gut drin. Ich kann besser mit Technik."
"Vielleikt konnen wir maken eine kleine Ubereinkunft. Du makt die Saken mit die Teknik und ik rede mit die Menschen." Sie war einverstanden.
So schlenderte ich an die Bar und nahm den freien Platz neben ihr. "Hello meine kleine Kind, so alleine hier?"
Sie sah mich an als würde sie mir gleich ins Gesicht schlagen. "Oh, meine Entschuldigung. Ik glaube, ik war in die falsche Siel von die Rolle. Darf ik mik mit eine Drink entschuldigen?"
Ihre Miene hellte sich auf und sie bestellte einen Cocktail. Ich gab dem Barkeeper durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er zwei machen sollte. Ich wartete ab, bis die Drinks vor uns standen und wir prosteten.
"Wie kommt es, dass eine Drink so beliebt ist, die aus zwei Worter fur die Penis besteht?" Cock Tail. Schwanz Schwanz." Ich lächelte sie keck an.
Sie lachte so plötzlich, dass sie Mühe hatte, die Flüssigkeit im Mund zu halten. "So... so hab ich das noch nie gesehen..."
Guter Startpunkt, bleiben wir dran. "Unsere Treffen ist nikt zufällig, Miss Schantalle. Es gibt Gräfte, die wollen Sie in ihre alte Platz sehen."
Ihr fiel die Kinnlade herunter. "Ist das so."
"Wir wissen, dass Sie Ihre Schtellung verloren haben in eine Rennen. Ik dakte mir, bei eine näkste Rennen konnten wir fur Sie etwas nakhelfen mit eine kleine Manipulation."
Sie schaute mich lange an. "Gehen wir mal davon aus, ich glaub das alles. Is nich so einfach. Bis zum nächsten Rennen muss ich nach Regeln nochn Jahr warten. Und Manipulation is nich. Wenn, dann gewinn ich, weil ich die bessere bin!"
"Ah, Sie haben moralische Bedenken, das makt die Situation schwieriger. Aber nur fur uns. Dann mussen wir einfallen lassen uns eine neue Plan. Vielleikt haben Sie Informations, die uns konnen helfen?"
"Naja, Siyan Lu ist vermutlich von den Triaden eingeschmuggelt worden, damit die Dolls mit einem Konzern zusammenarbeiten. "
"Von welche Konzern wäre hier die Rede?"
"Wuxing. Die wollen hier in Hamburg Fußfassen. Die Triaden haben vor etwa zwei Jahren angefangen, den Vorys Gebiete abzujagen. Wer hat euch überhaupt beauftragt?"
"Herr Schmitt."
"Ja, klar, aber von wem? Kennt man den?"
"Nein, ik habe ihn vorher nok nikt gesehen. Und eine Vorname oder Adresse hat er nikt gesagt."
Sie sah mich nur sprachlos an. "Du hast keine Ahnung oder? Aus welchem Loch bist du denn gekrochen?"
"Ik komme nikt aus eine Lok, sondern von London von die United Kingdom."
Sie überlegte kurz. "Bei euch nennt man so einen Auftraggeber Herr Miller."
"Aahh, wie in Mister Miller and his friends. Prima Serie."
"Und ich soll auf die Künste von nem absoluten Noob vertrauen!"
Ich verlor sie und flüchtete mich in ein Lachen. "Oh, es tut mir Leid, Frau Schantalle, ik habe wohl wieder eine kleine bissken ubertrieben. Moglikerweise bin ik aber hier in die ADL nok nikt so erfahren wie meine Team. Vielleikt konnen wir tauschen unsere Nummer?"
Sie willigte ein. Als ich mit meinem Kommlink herumhandierte, stand Blue auf einmal bei uns. "Darf ich?" Sie nahm mein Komm und erledigte das. "Bitte. Gern geschehen."
"Aber ik habe gar nikt gesagt danke."
Chantalle schüttelte nur den Kopf. "Wie kommst du denn hier rein?"
"Ach, ich bin Begleitung." Dabei nickte sie in Richtung Silberhaut.
Chantalle hob ihre Augenbrauen. "Das war sicher nicht billig für Dich."
"Frau Schantalle", mischte ich mich wieder ein, "kann ik sonst nok etwas fur Sie tun?" Ich lächelte sie an.
"Oh, ja, vielleicht. Möchtest du mir nachher assistieren?" Ich runzelte die Stirn. Sie nickte mit ihrem Kopf Richtung Bühne. "Ich hab nachher einen Auftritt. Hast du sowas schon gemacht."
"Nein, aber ik finde das sehr erregend. Und fur neue Erfahrungen bin ik sehr offen. Tut das weh mit die Handschellen, Knebel und die Schdricke?"
Sie musterte meine Oberarme. "Die sollten das eigentlich aushalten."
Oh mein Gott. Sie sieht mich ja als vercyberten Typen. "Äh, vielen Dank fur Ihre Vertrauen, aber ik denke, ik schaue erst einmal nur zu."
"Gut, können wir den Rest danach besprechen? Ich muss mich fertig machen."
"Naturlik. Wo treffen wir uns?"
"Dort hinten in einem Separee."
Ihre Show war gnadenlos. Leute mit guter Ware kommen da wohl ohne Verletzungen raus, ich hätte mir mehrere Gelenke ausgekugelt und Knochen gebrochen.
Nach der Show trafen wir uns im Separee.
"Sie sagten, Sie haben ein Team. Also mehr Leute als die Kleine hier?"
Blue schien so eine Despektierlichkeit nichts anzuhaben, aber sie ergriff sofort das Wort: "Ja, die anderen sind draußen."
"Haben die wenigstens Ahnung von Hamburg oder sind das auch so ... Leute wie ihr?"
"Wir haben einen lokalen Führer. Alle anderen sind von außerhalb. Das war so gewollt."
"Ja, das macht Sinn." Chantalle wurde nachdenklicher. "Eins stell ich gleich mal klar. Die Dolls sind meine Mädels. Wenn ihr denen was antut, ist Krieg."
"Wenn ik darf fragen. Wie konnen wir dafur sorgen, dass Sie wieder in ihre alte Job kommen. Haben Sie Ideen?"
"Herausfordern darf ich sie erst wieder in neun Monaten. Ansonsten muss sie zurücktreten. Oder ein anderer fordert sie heraus und sie tritt zurück. Oder ... sie stirbt." Sie sah aus, als müsse sie sich erst mit diesem Gedanken anfreunden. "Hört mal, können wir den Rest morgen besprechen? Ich muss da erstmal ne Nacht drüber schlafen. Oder habt ihr es eilig?"
Wir schüttelten den Kopf.
"Gut. Treffen wir uns morgen um zwölf im Courage. Das ist ein Schuppen zwischen Wilhelmsstraße und Hannoversche. In Harburg gegenüber dem Bahnhof."
Wir nickten. Blue trug es auch mir ins Komm ein. Als ich darauf schaute, blinkte daneben ein Programm. Lingua-Soft Deutsch-Englisch.
In der Stille des Separees hörte man, wie übertrieben man die Servos von Chantalles Cyberware bei jeder Bewegung hörte. Als Antwort auf unsere Frage tippte sie nur an ein Gelenk. "Lautsprecher. Kommt grün, oder?"
Blue verabschiedete sich. Ich blieb noch etwas und ließ mir von einem hübschen Typen meine Rosette polieren.



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Ich habe länger getüftelt, wie ich aus der Perspektive einer solchen Person schreiben kann. Hoffe, das Ergebnis überzeugt.
« Letzte Änderung: 21. November 2024, 10:30:27 von Olf »
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