Ich persönlich finde so einen Leitfaden sehr sinnvoll. Leider zeigt sich in unserer Gesellschaft in vielen Schichten, dass Umgangsformen, die "früher" noch normal waren, heute nicht mehr so richtig Gültigkeit haben. So traurig es ist, dass ein solcher Leitfaden überhaupt nötig ist, kann er für tatsächlich betroffene eine Hilfe sein. Das Team des Forum zeigt damit, dass sie schon vor einem Vorfall einen Plan haben wie Betroffene und vor allem die Zuständigen damit umgehen. Es muss also kein Plan in der Reaktion entwickelt werden. Das verschafft Sicherheit auf allen Seiten.
Genau so sehe ich das auch, Danke Beli.
Im ersten Anlauf habe ich die Richtlinien nur für den Umgang der Spielenden in einer Gruppe untereinander und zwischen den Mitgliedern der DZ im Umgang außerhalb des Spiels bezogen. Hier sollten keine Belästigungen erfolgen.
Weniger auf dem Schirm hatte ich die Zuhörer, weil sie in dieser Situation für mich kein aktiver Kommunikationsteilnehmer sind. Sie hören nur zu, von ihnen kommt per Definition keine Gegenkommunikation, höchstens im Chat oder in Pausen, wenn es gestattet wird. Dann sind sie aber in dieser Kommunikation auch keine Zuhörer mehr, sondern aktiver Kommunikationspartner und die Richtlinie greift wieder in Sinne meines ersten Lesens.
Aber ja, es könnte tatsächlich der Fall sein, dass sich jemand durch eine Situation, die andere im Spiel erleben, im hier und jetzt belästigt fühlt (halte ich eher unwahrscheinlich, weil ja die Trennung dann zwischen Spiel und Wirklichkeit fehlen würde. Viel eher dürfte man den Raum verlassen, weil einem das Thema unangenehm ist. Daher glaube ich auch, dass hier ein Fall diskutiert wird, der eher künstlicher Natur ist.). Aber sei dem so und es passiert tatsächlich:
Dann gibt es drei mögliche Umstände:
1. Es war alles im weißen Bereich, dann wird das auch das Team schnell so sehen und versuchen dies auch so mit der Person zu klären.
2. Es war klar im schwarzen Bereich. Dann wird es Konsequenzen geben. Und das ist gut so. Denn bei aller spielerischer Freiheit gibt es schwarze Bereiche, die meiner Meinung nichts, auch nicht im Spiel, auf der DZ zu suchen haben.
3. Es liegt im Graubereich. Hier vertraue ich auf die Klärungsversuche und die geschilderten Abläufe. Sie beinhalten ja gerade, beide Seiten zu hören. Wie dann mit dem Graubereich umgegangen wird, zeigt sich erst im Vollzug. Ich glaube und vertraue darauf, dass hier das Team ein gutes Händchen haben wird.
Möchte man als Gruppe, die Spielsitutationen im grauen Bereich bespielt, keine Probleme mit oder durch Zuhörer haben, die etwas in den falschen Hals bekommen, dann muss man nicht zum P greifen. Ein kurzer Hinweis in der Raumbeschreibung ist ausreichend. Dort schreibt man, dass es sich um eine Gruppe handelt, die auch Grenzüberschreitendes ausspielt und Themen auf eine Art und Weise bespielt werden, die anderen unangenehm ist. Im Idealfall werden die Themen auch genau benannt, bspw. "es kann aufgrund des Settings zu obsönen oder sexsistischen Äußerungen kommen". Eine Pflicht hierzu sehe ich aber nicht. Es wäre nur vorbeudend, dass man möglichst solche Klärungsprozesse gemäß des Play Safe vermeidet.
Das die Gruppen, die solche Dinge bespielen, sich vorher besprochen haben und klar ist, auf was es hinausläuft, verstehe ich als Selbstverständlichkeit. In einer Spontanrunde, in der dies aber nicht erfolgt ist, möchte auch ich nicht mit solchen Belästigungen konfrontiert werden.
Bleibt also der Fall es gruppeninternen Ulks, der für die Gruppe intern so okay ist und von dem sich in der Gruppe niemand belästigt fühlt. Und nehmen wir an, da ist nun ein Zuhörer oder eine Zuhörerin, die sich durch diesen Ulk belästigt fühlt. Aber hier gilt das gleiche, wie in den obigen drei Fällen.
Kurz: Ja, es ist eine neue Regel. Und nein, die Regel schränkt die Freiheit nicht ein. Die Regel bringt Klarheit und mehr Sicherheit, weil transparent ist, wie in solchen Fällen, in denen sich jemand belästigt fühlt, verfahren wird. Und wenn auch manche das nicht verstehen: Freiheit für alle kann bei Abwesenheit von Regeln nicht bestehen. Regel schaffen diese Freiheit erst. Von einem Bereich der Überregulierung, der dann wieder Freiheiten beschränkt, sind wir meiner Meinung nach noch meilenweit entfernt.
Ich bin sogar davon überzeugt, dass die meisten von der Anwendung der Regel gar nichts merken werden, selbst wenn sie gar nichts anders machen als bisher. In allen anderen Fällen, die wirklich unabsichtlich passieren, lässt sich die Sache hoffentlich gut klären. Aber ich bin für die Fälle, die dann Konsequenzen haben werden dankbar, dass es diese Regel gibt.