Tyrus Sommer 63 n. A: Serims Plan
Ein roter Heißluftballon zieht über die weiten Steppen von West-Tyr und wendet sich langsam gen Norden. Die vier Passagiere schauen gebannt hinab ins Grasland, wo eine Armee aus sonderbaren Kreaturen, mit menschlichem Oberkörper und den Unterleibern von Pferden in Richtung Süden marschiert. Weder Birga, noch Gideon, Galio oder Dorijan wissen, was es mit dieser sonderbaren Szene auf sich hat, doch die junge Alchimistin argwöhnt, dass es etwas mit dem zu tun hat, dass Serim ihr gesagt. Während sie weiter nach Norden fliegen erzählt sie den anderen wie sie der rätselhafte Zauberer, der einst Thalin, die Geliebte ihres eigenen Großvaters war, vor wenigen Wochen besuchte.
Die Halbdämonin im Körper eines Elfen offenbarte, dass die Welt von einer großen Gefahr bedroht ist. Vor 60 Jahren beim Versuch Atama aus dem Embrium herauszubekommen, in welchem sie gefangen ist, erweckte Torus aus Versehen sechs der sieben Mitglieder des alten Elfenrates. Ihre mächtige Magie hatte sie nach der Zerstörung der Türme nur in Stein verwandelt, statt sie, wie alle anderen Elfen, in einen sonderbaren Zustand zwischen Leben und Tod zu versetzen. Das gesamte Volk der Elfen hatte sich in gestaltslose Geisterwesen verwandelt, die keine Möglichkeit hatten auf die stoffliche Welt zuzugreifen, aber auch keinen Ort kannten zudem sie hätten verschwinden können.
Bis vor kurzem hat es in der Welt kein Totenreich gegeben, die Elfengeister waren aber zu mächtig um einfach zu verblassen. Die sechs Weisen entwickelten einen Plan das Volk der Elfen zurück in diese Welt zu holen, ihn wieder Körper zu geben und damit die Möglichkeit, die Welt aufs Neue zu erobern und Rache an den Menschen zu nehmen.
Mittels alter verborgener Elfenmagie planten sie die Elfenseelen mit den Körpern von fürchterlichen Wesen aus der Nacht zu vereinen: den Lorin, wolfsartigen Monstren, die nur darauf warten in den Himmel gelassen zu werden. Mit den Körpern dieser Gestalten und den Seelen der Elfen sollte eine neue Rasse entstehen. Die Nachtelfen, welche die ganze Welt erobern würden.
Um dies zu bewerkstelligen brauchen die Elfenkönige gewaltige Mengen von Magie und diese sind tief unter den Trümmern ihrer einstigen Türme verborgen. In abgeschlossenen Kammern, den Pandoren. Über Jahrtausende hat sich dort die Magie ihrer grauenvollen Rituale gespeichert und ist noch immer in denen aus reinem Ochalkum bestehenden Kammern eingeschlossen. Ein komplexes Ritual, das über 60 Jahre durchgeführt wurde, ist nun fast abgeschlossen. Es wird in wenigen Tagen alle Kammern auf einmal öffnen und die Magie freisetzen. Dann können sich die Geister der Elfen, die sich in den Ruinen ihrer alten Städte gesammelt haben, mit ihren neuen Körpern aus der Nacht vereinen und in diese Welt kommen. Sechs Kammern gibt es noch und somit drohen sechs Armeen von Nachtelfen die Welt zu überschwemmen.
Serim erzählte Birga, dass alles was sie getan hatte, all die Intrigen, all der Verrat all die Ränkeschmiede dem Zweck diente , dieses Unterfangen der Elfen abzuwenden.
Sie hat das Herz des Waldes den Orks weit im Nordosten gegeben, damit jene die Pandore in der kalten Steppe zerstören. Mit dem Diadem der Schatten, dass sie in Carmelia erhielt, neutralisierte sie in die Ruinen bei Elvla eine weitere Kammer und mit dem Ritual bei dem sie das Zwergenvolk ausgerottete und Ordet nach Tyr beschwor, vernichtete sie die Pandore im See Zengar nahe Monta.
Jener Turm bei Isre wurde samt der Kammer schon vor 60 Jahren zerstört und so bleiben nur noch drei übriges.
Eine weit im Südwesten auf dem Subkontinent Tris, eine in den Ruinen von Lys zwischen Pren und Carmelia und eine in der Hauptstadt des alten Elfenreiches selbst. In der sagenumwobenen Metropole Tyrus.
Zu letzterer sollen nun Birga, Galio, Gideon und Dorijan reisen um die größte und gefährlichste aller Pandoren unschädlich zu machen. Wenn sich diese öffnet werden tausende von Nachtelfen in die Welt dringen und das darf in keinem Fall geschehen.
Sie fliegen mit ihrem Ballon weiter nach Norden, einen großen Strom entlang dem Gebirge entgegen.
Schließlich erreichen Sie eines Abends das gewaltige Plateau auf welchem sich, um einen See herum, Tyrus erstreckt.
Die Dunkelheit hat den Tag in dieser sonnenlosen Welt schon eingeholt und Finsternis legt sich über das Gebirge.
Die Helden beschließen noch beim Ballon zu bleiben, die Nacht abzuwarten und erst am nächsten Morgen in die Stadt hinabzugehen.
Hier im Schatten der Erfindung Goabs scheinen sie sicher zu sein vor den Gefahren um sie herum, doch sie hören sonderbare Geräusche. Das heulen von Wölfen, das Klappern von Knochen und eine gewaltige Kreatur die sich in den Schatten bewegt und spüren die Auren finsteren Geschöpfen, die nur darauf warten sie zu fassen zu bekommen.
Dorian jedoch lässt sich davon nicht beeindrucken. Die ganze Mission erscheint ihm sinnlos und gefährlich, viel lieber wäre er in Carmelia und würde gegen Diophrastus kämpfen. Warum sollen sie dem Ruf eines bösen Zauberers folgen, wenn sie doch gar nicht wissen was dieser damit plant.
Er zieht sich aus dem Kreis der anderen zurück geht in die Nacht hinein und meditiert auf einem Felsen.
Gideon will mit ihm sprechen und folgt selbst in die Dunkelheit. Er aber ist nicht beschützt von der Macht des Klangs, ihn kann das Licht der sieben Hallen nicht führen und lenken und hier in Tyrus, dem alten Zentrum der Elfen, scheint der Einfluss jener anderen Welt, der Welt der Nacht, viel stärker zu sein. Schon einmal hat er sich in ihr verloren, schon einmal ist er verschwunden, in eine geheime schattenhafte Welt die er nicht verstand und es hatte Wochen und Serims Hilfe gebraucht aus ihr zu entkommen. Er sieht die staubigen toten Ebenen der Schattenwelt, das Zerrbild der Realität, den Irrgarten der Finsternis in dem die Dämonen seit Jahrtausenden gefangen sind und aus welchem sie so dringend zu entkommen versuchen. Plötzlich wird er angegriffen. Ein fürchterliches Ding halb Mensch halb Wolf packt ihn von der Seite, will ihm den Leib aufreißen, da fällt er mit der Kreatur aus der Nacht heraus zurück in die wahre Welt ,den Himmel, zu Dorian in dessen Kreis aus weißem Licht in dem jener meditiert.
Das Wesen ist nicht vollständig, der Körper ist halb vollendet, man sieht Knochen und Blutadern und Organe . Des Gesichtes ebenfallsunvollendet, halb Wolf, halb Mensch, halb Schädel. Doch die Kreatur hat Klauen und Zähne und es will töten.
Birga und Galio kommen zu Hilfe. Gemeinsam schaffen sie es das Geschöpf zu überwältigen, es zu versteinerten , ohne es zu töten. Dorian will es untersuchen, will verstehen, was es ist.
Während all der Zeit spricht eine sonderbare Stimme mit Gideon. Er hat sich vor langer Zeit zwei Ohrringe erschaffen, mächtige Artefakte, deren Träger egal wo sie sich befinden miteinander sprechen können. Einen davon hat er, den anderen Danilio. Die Stimme sagt ihm das Danilio gestorben ist, und dass er, Leandrel der größte Magier den die Elfen je gesehen haben, nun den Ring besitzt. Er will etwas von Gideon, er will sich mit ihm verbinden. Wenn er die Pandore findet soll der den Ohrring gegen den Stein der Kammer pressen. Dafür soll er die tiefsten Geheimnisse des Elfenvolkes erfahren. Gideon lauscht und gibt nicht preis, ob er tun wird, was der Elf von ihm verlangt.
Die Untersuchung des versteinerten Monsters ergibt wenig. Es ist eine Kreatur , halb aus der Nacht, halb aus dem Himmel, eine Mischung aus Wolf und Elf, doch noch nicht ganz fertig. Schnell wird klar, dass dies ein Exemplar der Nachtelfen ist. Sollte die Pandore ihre Macht ausschütten und jene Kreaturen erschaffen, würde die Menschheit in großer Gefahr sein.
Die Gruppe bleibt die Dunkelheit über nahe dem Ballon, bis der sonnenlose Tag einbricht, plötzlich und ohne Vorwarnung, so wie es stets im Himmel geschieht. Dann ziehen sie los, in die zertrümmerte Riesenstadt Tyrus.
Auf ihrem Weg ins Zentrum sehen sie zunächst unzählige kleine Baracken, seit Jahrzehnten verfallen, einst die Häuser der versklaften Menschheit. Nun sind sie leer, Ruinen nur, zerstörte Zeugnisse einer grausamen Herrschaft. Und die Macht der Elfengeister ist selbst am Tag zu spüren. Eilig laufen sie durch die Trümmer, begreifen schnell, dass sie vor Anbruch der Nacht am Turm ankommen müssen, wollen sie nicht von der Dunkelheit verschluckt werden.
Galio und Gideon aber werden angezogen von einem wundersamen Gebäude. Es war einst eine gewaltige Halle, nun ist es halb zerstört. Zackige schwarze Säulen ragen in den Himmel, halb zertrümmerte Bögen zeichnen einen Eingang und über einen von ihnen ist ein Zeichen, dass Gideon schon einmal irgendwo gesehen hat. Er weiß das es bedeutsam ist, dass hier großes Wissen verborgen sein muss. Und der tritt hinein. Sofort greifen die Schatten nach ihm, die andere Welt der Spiegel des Hammers, die man Nacht nennt Kreis nach ihm. Schwarze Arme ziehen ihn weiterhin eine das Gebäude und auch Galio wird davon erfasst.
Nur mit der Hilfe Dorians, und der Steinmagie Gideons, schaffen sie es gerade so zu entkommen.
Sie haben Zeit vergeudet, der Tag dunkelt schon und schnellen Schrittes eilen sie in Richtung Turm. Viele Geheimnisse sind hier in Tyrus verborgen, viele Antworten auf ungeklärte Fragen, doch sie müssen weiter. Sie müssen die Pandore finden. Bald erreichen sie den See. Dieser ist mit einer harten schwarzen Substanz bedeckt und nach kurzer Beratung beschließen sie darüber zugehen. Es ist kein Eis, aber fest genug um es zu beschreiten, und damit können Sie Zeit sparen, von der sie kaum noch haben. Schnell rennen sie über die sonderbare Oberfläche und sehen aus ihr Körper herausragend. Auch diese sind mit der Substanz bedeckt, eingehüllt, in der Bewegung erstarrt. Es sind Menschen, mit angstverzerrten Gesichtern, panisch ausgestreckten Armen.
Die Helden haben keine Zeit dieses Mysterium zu lösen und eilen weiter zum Turm.
Der ist nur noch eine Ruine. Gewaltige Gebäudezacken ragen in die Luft, das Eingangstor ist unbeschädigt, sonst liegen überall Trümmer und Felsen herum.
Die Gruppe schaut sich kurz um, dann gehen sie durch das intakte Tor.
In dem Moment da sie es durchschreiten, verändert sich die Szenerie. Um sie herum sind nicht mehr die Ruinen der alten Elfenstadt, sondern sie stehen im intakten Tyrus. Gewaltige schwarze Gebäude ragen allumher in den Himmel. Überall laufen Leute herum, herrschaftliche Elfen und Menschen in Sklavengewändern. Das Stimmengewirr ist allgegenwärtig, die Luft ist geschängert von Gewürzen und zubereiteter Nahrung. Dies ist ein lebendiger Ort.
Hinter ihnen ragt der riesige Turm in den Himmel, unzerstört, ohne auch nur einen Kratzer.
Verwirrt schauen Sie sich um, sie erahnen, dass sie in einer Vision sind, in einem Traum, in einem Zauber. Oder sind sie in die Vergangenheit gereist, in eine Zeit der Tyrus noch nicht zerstört war?
Galio ist dies alles nicht geheuer, er braucht Rat und Hilfe und so verschwindet er in eine Gasse, und ruft mit einem Zauberspruch, den man ihm beigebracht hat, eine alte Verbündeter herbei. Zumindest hofft er, dass die Herrin des Waldes, jene Elfin die ihn einst für Monate in ihrem Zauberwald beherbergte, ihn hier hören kann und bereit ist ihm zu helfen. Doch der Zauberspruch scheint nicht zu wirken und die Helden beschließen herauszufinden, was hier vor sich geht. Da plötzlich sieht Galio die Herrin des Waldes. In prunkvollen Gewändern läuft sie über die Straße, direkt auf den Turm zu. Galio beachtet sie dabei gar nicht. Die Gruppe folgt ihr hinein in die erste Halle des gewaltigen Bauwerks. Das Innere ist riesig und voller Elfen die allen möglichen sonderbaren Riten nachgehen. Unzählige Wege führen in allen denkbaren Richtungen, aber Galio schlägt vor die Frau weiter zu beobachten. Dieser unterhält sich mit einem anderen Elfen, den der Gelehrte sofort aufgrund von Beschreibungen als Tarik , den Vater der Dame Atama identifiziert.
Nun ist klar, dass dies hier entweder ein Blick in die Vergangenheit, oder eine magische Scheinwelt sein muss. Vielleicht auch beides.
Die Elfen unterhalten sich kurz, dann geht Tarik eine der vielen Treppen den Turm hinauf, die Herrin des Waldes jedoch steigt hinab in den Untergrund.
Die Gruppe trennt sich zunächst, Galio und Birga folgen der Elfenfrau, Dorian und Gideon, dem mächtigen Elfenkrieger.
Die Elfin steigt immer weiter hinab und läuft schließlich durch einen sonderbares Labyrinth. Inmitten der Gänge stellt sich aber plötzlich den Helden ein Elfenkrieger entgegen. Er nennt sich selbst Lorian, der als einer der größten Heerführer aller Zeiten bekannt ist.
Birga versucht gegen ihn zu kämpfen, während sich Galio an ihm vorbei schleicht und der Herrin des Waldes folgt.
Gideon und Dorian erfahren durch den ersten Hall, der Dorian niemals ganz alleine lässt, dass Birga in Gefahr ist. Sie brechen die Verfolgung Tariks ab und lassen sich vom Gott des Klangs ins Labyrinth führen. Im letzten Moment können sie Birga zur Hilfe kommen, und den Elfenkrieger besiegen. Zusammen folgen sie Galio der mittlerweile an einer gewaltigen Tür angekommen ist. Dort wartet die Herrin des Waldes auf ihn und lächelt ihn an. Sie dankt ihm, dass er sie in dieser Schattenwelt gebracht hat, dass er ihr die Möglichkeit gibt noch einmal durch den Zauber hindurch zur Pandore zu gelangen. Sie bietet ihm einen Handel an. Er muss in ihrer Anwesenheit durch dieses Tor gehen, und auf der anderen Seite die Pandora berühren. Er muss sich ganz und gar ihr hingeben, sich ihr verschreiben und tun was sie sagt, dann verspricht sie ihm das wissen über die Magie dieser Welt und ein unsterbliches Leben. Mit der Macht der Pandore, die er für sie freisetzen kann, will sie eine Dynastie schaffen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Sie interessiert sich nicht für die Seelen der Verstorbenen Elfen, sie hat einen eigenen Plan, und Galio kann ihr dabei helfen, diesen zu verwirklichen.
Der Gelehrte öffnet das große Tor in dem er es berührt, schreitet hindurch und sieht eine weite Ebene in deren Mitte ein steinerner Quader steht, der über und über mit Reliefs verziert ist.
Galio geht langsam darauf zu und bleibt dann einige Meter davor stehen. Die anderen folgen ihm doch auf dem Weg dorthin erscheinen, in der großen Halle, die sie durchschreiten müssen, mit einem Mal unzählige Wolfskreaturen. Halb Elf, halb Wolf, bereits sie aufzuhalten. Sie sind noch nicht ganz fertig, die Magie der Pandore muss sie komplettieren, doch hier in dieser Traumwelt haben sie Macht. Hier in dieser Spalte zwischen Himmel und Nacht sind sie real. Zu Dutzenden greifen sie an, umzingelten die Helden, bereit sie zu vernichten. Dorian schreit den anderen zu, dass sie rennen sollen, und ihm vertrauend, tun sie das.
Tapfer kämpfen sie sich durch die anstürmenden Wolfskrieger, bahnen sich eine Lücke, mithilfe von Gideon magischen Steingeschossen und Birgas Alchemie.
Als sie fast am Tor sind, und die Horde von Wölfen kurz davor ist sie von hinten zu überrennen, rammt Dorian seine magische Stimmgabel in den Stein der Halle und beschwört die Macht des ersten Hall. Eine Welle aus purem Licht, begleitet von einem hellen, reinen Klang zieht konzentrische Kreise durch den von Werwölfen gefüllten Raum, und versteinert sie alle in der Bewegung.
Birga und Gideon schaffen es durch die Tür und sehen Galio, der noch immer vor der Pandore steht.
Auch sie sehen die Ebene mit dem gewaltigen Steinquader darin, und erblicken nun auch über dem Quader im schwarzen Himmel einen einzigen Stern der genau darüber steht, und langsam heller zu werden scheint. Die Relief des Quader beginnen zu leuchten, ein Riss bildet sich in dem Stein, reines ungefiltertes Licht tritt daraus hervor.
Es ist soweit, der Zeitpunkt den Serim vorhergesehen hat, der Moment da sich die Pandore öffnet, und seine ganze magische Energie, gesammelt in tausenden von Jahren, freisetzt, steht kurz bevor.
Wer auch immer diese Macht zu seinen Zwecken nutzt, wird unvorstellbares damit erreichen können.
Die Herrin des Waldes, die halb wirklich, halb eine Fantasie Galios ist, möchte diese Macht unbedingt, und flüstert in des Gelehrten Ohr, er müsse den Stein nun berühren, und sie damit hineinlassen.
Zur gleichen Zeit, spricht im Kopf Gideon, der Elfenmagier Leandrel süße Versprechungen.
Birga aber erinnert sich an Serims Worte. Sie muss das Ding vernichten, dessen Magie die ganze Welt bedroht. Öffnet es sich ganz und niemand tut etwas dagegen wird der Ritus der Elfen vollendet und die Seelen des alten Volkes zu Nachtelfen transformiert
Birga war darauf vorbereitet und sie hat in den alten Verstecken ihres Großvaters eine Erfindung entdeckt von der es hieß es wäre gar nicht mehr möglich sie herzustellen.
Damals hatte der geniale Erfinder Bomben gebaut mit denen er den ersten Turm der Elfen, jenen bei Isre, zerstörte. Eine dieser Bomben ist übrig und nun in Birgas Hand. Das Problem ist, wenn sie diese nun zündet, explodiert sie in 5 Sekunden. Das ist nicht ansatzweise lange genug um der gewaltigen Explosion zu entkommen. Mindestens einer muss hierbleiben, die Waffe werfen und sterben.
Galio hat sich mittlerweile entschieden, seinen Freunden treu zu bleiben, die Verführungen der Hexe reichen nicht aus. Schon einmal hat er die Menschen verraten um Wissen und Erkenntnis zu erlangen, noch einmal wird es nicht tun.
Die Pandora öffnet sich immer weiter, der Stern darüber wird heller und heller, und gleißendes Licht dringt aus dem Riss der nun schon eine klaffende Wunde ist.
Gideon hat einen Plan. Monate hat er Steine geschliffen und mit Magie gefüllt, monatelang hatte eine Waffe vorbereitet, die eigentlich Diophrastus hätte gefangen nehmen sollen, nun soll sie einem anderen Zweck dienen. Eilig postierte er einzelne Steine in genauem Abstand um den Quader herum, webt dabei magische Energien und spricht sonderbare Formen. Er nutzt auch die Macht der Pandora selbst die sich gerade entfaltet, um seine Konstruktion zu verstärken. Dann ruft er Birga zu, die Bombe zu werfen. Diese tut es ohne zu zögern. Die schreckliche Waffe fliegt durch die Luft, während sich im selben Augenblick eine steinerne Kuppel um den Quader bildet.
Es ist eine Barriere von Gideon erschaffen, aus reiner Magie, mit dem einzigen Zweck unzerstörbat zu sein. Außen Stein innenreines Ochalkum kann dieses neu erschaffene Artefakt, jegliche magische Energie, jegliche physische Kraft, jegliche thermale Entladung, absorbieren und einsperren.
Die Bombe fliegt zielsicher auf die sich schließende Kuppel zu,, doch plötzlich erscheint wie aus dem Nichts ein alter Elf direkt vor der Pandore. Es ist einer der sechs Elfen Könige, die jenes Ritual überhaupt erst begonnen haben. Er hat hier gewartet, beobachtet, und nun ist der bereits den Angriff auf seinen Plan zu verhindern. Mit seinem Schwert schlägt er die Bombe zurück, und wird selbst im Inneren der sich schließenden Steinkuppel eingefangen. Nun geschieht alles gleichzeitig. Die Pandore öffnet sich, ergießt sich in die Welt. Die Magie von tausenden von Jahren fließt hinaus, und wird doch im selben Augenblick zurückgeworfen, bleibt im Inneren der Kuppel, einem neuen Gefängnis, und doch entfesselt, bereit genutzt zu werden.
Zugleich explodiert die Bombe und würde Birga, Gideon und Galio töten.
Letzterer aber bittet die Herren des Waldes um Hilfe. Sie soll sie alle erretten, mit ihrem Zauber aus diesem Raum holen, sie woanders hinbringen, damit sie nicht verbrennen. Sie ist bereit ihm diesen Gefallen zu tun, wenn er ihr dafür einen anderen tut. er muss mit ihr kommen, zu einer anderen Pandore, die sich in diesem Moment woanders öffnet. Und dort muss er tun, um was sie ihn schon hier gebeten hat.
Galio willigt ein, und von einem auf den anderen Augenblick finden sich Birga und Gideon vor der eisernen Tür wieder die nun geschlossen ist und hören eine gewaltige Explosion, die die Halle in der sie sind, erschüttert, aber nicht durch die Tür hindurch dringt. Von Galio gibt es keine Spur mehr.
Dorian tritt neben sie. Er war von den versteinerten Wölfen umzingelt gewesen, doch diese sind zu Staub zerfallen in dem Moment, das Ritual des Elfenkönigs misslang.
Nach einer Weile öffnen sie das Tor erneut. Sie wollen sehen ob die Pandore vielleicht zerstört wurde. Als sie eintreten liegt überall silberner Staub in der Luft, gemischt mit Rauch und Hitze. Flammen züngeln noch über die leere Ebene und in der Mitte sieht man eine glühende Kuppel.
Es ist das Artefakt Gideons, unversehrt von der Explosion, aufgeladen mit der unendlichen Magie der Pandore, ein Käfig reiner, gefiltert Macht.
Fassungslos blicken sie auf das Ding vor sich und wissen nicht recht, was sie da sehen, was es bedeutet und was es bewirken kann. Ist es gut, dass hier im Zentrum der alten Elfenstadt hunderte Meter unter der Erde, solch gebündelten Kräfte eingeschlossen sind? Gibt es seinen Weg sie freizusetzen? Und wenn ja, wer könnte das und zu welchem Zweck tun?
Kann man das Ding jetzt überhaupt noch zerstören? Gideons Artefakt ist mächtig. All sein Können ist in jenen Käfig geflossen.
Wie aus dem Nichts erscheint Serim plötzlich neben den Helden. Die Augen des Elfen glühen vor Freude. Er lächelt und läuft langsam auf die Kuppel zu.
Während er das tut schält sich seiner Haut von seinem Körper, nein mehr noch, er streift den ganzen Körper, ab wie einen Mantel, und darunter kommt der Leib einer jungen Frau zum Vorschein, nackt und schön, blass und unschuldig schreitet sie auf das Artefakt zu.
Birga will wissen was Serim, nein was Thalin vorhat und die junge Halbdämonin antwortet nur dass sie nun ein uraltes Unrecht wiedergutmachen wird.
Gideon aber kennt den durchtriebenen Geist des Wesens, dass er einst als Serim kannte. Er weiß, das nichts was sie plant, jemals ganz und gar uneigennützig ist und er kann nicht zulassen dass sie ihren finsteren Zauber auf sein Artefakt ausübt. Hastig springt er vor und rammt ihr sein Schwert in den Rücken. Es ist nicht Splitter. Jene mächtige Waffe hat er Gunter vor Wochen gegeben, es ist jedoch Elodies Klinge, die Serim schon einmal verletzt hat. Erneut dringt die Schneide in den Leib der unsterblichen Frau, Blut spritzt auf den Boden und Thalin taumelt. Doch so schnell gibt sie nicht auf. Was immer sie plant, was immer sie möchte, sie ist zu nahe daran, um sich vom Tod aufhalten zu lassen.
Ihr Plan ist längst geglückt. Die Beschwörung der Elfen, zumindest hier in Tyros ist gescheitert. Zur gleichen Zeit kämpfen die Heere der Menschen bei Carmelia gegen eine Elfische Armee. Wie dieser Kampf ausgeht ist noch nicht entschieden, aber Thalins Platz ist hier. Wenn es ihr gelingt die Kuppel zu berühren, wird diese Macht ihr gehören, sie kann etwas tun, dass sie längst schon für unmöglich gehalten hatte.
Sie macht einen weiteren Schritt auf das Artefakt zu. Und Gideon sticht noch einmal zu, will sie aufhalten, will sie festhalten, und kann es nicht. Fast ist sie da, blutend, halbtot, kriecht sie zur Kuppel.
Dann steht Dorian neben ihr, rammt ihr die Stimmgabel gegen den Hals, entfesselt die Macht des ersten Hall um sie daran zu hindern ihren bösen Zauber zu sprechen.
Doch Thalins größte Waffe, ihr eiserner Wille kann nicht einmal von einem Gott des Klangs aufgehalten werden. Ihre Hand wird zur schwarzen Dorne, die langsam wächst und wächst, während die junge Frau stirbt, und im letzten Moment, bevor sie ihr Leben aus haucht, die Kuppel berührt.
Da fährt die Seele der jungen Heldin ins Innere des Artefaktes. Wie einst Atama, vereint sich der Geist der Frau, mit einer in sich geschlossenen Sphäre aus reiner grenzenloser Magie.
Wie Atama vor 60 Jahren zu einem Teil des Embriums wurde, so wird Thalin nun ein Teil dieses neuen magischen Kerns. Wie das Embrium das Zentrum der Magie des Himmels ist, so ist jenes Artefakt, das Gideon erschuf indem er die Macht der Pandore einschloss, das Zentrum einer anderen Welt.
Es ist das Embrium der Nacht, oder wie es die gelehrten Montas in wenigen Jahrzehnten nennen werden, das „Lurium“
Doch Thalin reist nicht alleine in jenes sonderbare Ding, denn in dem Moment, da ihre Seele hinein fährt, ist sie verbunden mit Dorian. Seine Magie ist mit ihrer vermischt. Und er beschließt ihr zu folgen. Was immer sie mit der Macht des Luriums zu tun gedenkt, sie wird es nicht ohne ihn tun können. Sie werden vereint sein für alle Zeit. Thalin, die Herrin der Nacht und Dorian, der König des Tages.
Und dann, als Gideon und Birga vollkommen verdutzt auf die Kuppel blicken, die sich nun mit einem Mal schwarz verfärbt und Dornen bildet, beginnt die Erde zu beheben.
Panisch rennen sie los, hinaus aus dem Labyrinth , hinauf ins Freie, hoffend, das sie im Himmel und nicht in jener sonderbaren Scheinwelt wieder auftauchen, durch die sie hierhergekommen sind.
Hinter ihnen kollabiert der Korridor, seltsame Dornenranken wachsen an ihnen vorbei durch die Erde, die zittert und bebt und als sie schließlich aus der dem Grund heraus brechen und durch das zerfallene Tor des zerstörten Turmes rennen, wächst hinter ihnen aus der Ruine ein gewaltiger Baum mit schwarzen Dornen hunderte Meter in den Himmel hinauf.
Fassungslos bleiben die zwei davor stehen. Hinter der Krone des Baumes, der so plötzlich hier erschienen ist sehen sie noch etwas verblüffenderes. Dort schwebt scheinbar unendlich weit fort und doch sonderbar nah, mitten im dunklen Nachthimmel eine blasse helle Scheibe.
So etwas hat man in Tyr noch nie gesehen, man weiß nicht was ein Mond ist, und doch prangt er plötzlich am Himmel der Nacht.
Dann gibt es ein sonderbares Geräusch und die Rinde des Baumes beginnt sich zu öffnen. Ein Tor formt sich, aus dem schwarzer nebel hinaus quillt. Und aus jener finsteren , flirrende Masse, treten nach und nach hunderte von Menschen heraus.
Birga und Gideon verlassen zunächst diesen Ort. Sie wissen nicht was hier vor sich geht und sie sind so erschöpft um zu kämpfen und zu erstaunt noch Fragen zu stellen. Vielleicht werden sie sich diesem Mysterium noch widmen. Jetzt aber müssen sie zurück nach Carmelia um herauszufinden wie die Schlacht gegen das Königreich Monta geendet hat.
Als der Tag anbricht sehen sie jedoch eine weitere Wunderlichkeit.
Am blauen Himmel strahlt nun, wie ein Spiegelbild des Dings, das die Nacht erhellte eine große flammende Kugel, unendlich weit fort und doch zum Greifen nah.
Die Welt, die von den Menschen Himmel genannt wird hat nun einen Mond, den sie bald Thalin nennen werden und eine Sonne, die den Namen Dorjan trägt. Bald schon wird man glauben, das diese zwei gottähnliche Beobachter sind, die über den Tag und die Nacht und über das Schicksal der Welt wachen.