Hui, fast 4 Monate nichts Neues gepostet. Wie das immer so ist. Hab mich aber ordentlich rumgetrieben. Und schlachte mal einfach eine heilige Kuh. Ob das Ärger gibt...
Name: Final Fantasy VII, nicht die ganz alte Version, nicht der angekündigte Remaster. Die momentane Version ist die Urversion, aber mit ein paar kleinen Upgrades.
Plattform: Ich habe es auf der Nintendo Switch gespielt, weil das für mich momentan die bequemste Plattform ist. Würde aber blind behaupten, dass es das Spiel für nahezu jede Maschine gibt.
RPG-Faktor: 8/10. Ja, ich traue mich. Obwohl es offenbar für viele Leute als DAS elektronische RPG gilt, ist es aus meiner Sicht ganz klar kein so reinrassiges RPG. Erstens haben die Kämpfe einen kleinen Echtzeit-Action-Reaktionszeit-Dreh, und zweitens gibt es eine Reihe Minigames aus dem Action-Bereich. Abgesehen davon ist es klar ein JRPG.
Spaßfaktor: 4/10.
Selbstverständlich subjektiv. Ich bin mir darüber im Klaren, für manche ist es bestimmt ein Kindheitstraum. So wie ich das immer lese, haben es damals Viele als geniale Revolution und irre innovativ empfunden. Ich hatte damals kein Geld für eine Playstation und hab es verpasst - wie ab diesem Teil eigentlich alle FF Teile, die ich jetzt mal nachholen wollte. Das Spiel hat mich von Anfang an genervt. Ich begründe mal und gebe zugleich eine
Beschreibung:
- es ist unglaublich hässlich. Damals wohl das erste RPG mit so einer Art 3D-Effekt (ist nicht annähernd echtes 3D, aber die Weltkarte hat eine 3D-Perspektive, wenngleich sie flach ist und in den einzelnen "Levels" wird perspektivisch herumgespielt, d. h. die Charaktermodelle wachsen und schrumpfen, je nachdem, wo sie hingehen). 3D war damals neu und sah aus meiner Sicht in allen Spielen ziemlich hässlich aus.
- es ist unkomfortabel. Die neuen Gimmicks bringen zwar etwas Linderung (mit + kann man sich anzeigen lassen, wo man hin muss (und bekommt einen nervigen riesigen Pfeil am die eigene Figur mit dazu aufgedrängt), mit den L-R-Tasten kann man Animationen beschleunigen (dringend nötig), Zufallsbegegnungen ausstellen (auch dringend nötig) und sich jederzeit voll hoch heilen (sogar das ist mE dringend nötig. Nichts gegen gepflegten Grind, aber der nimmt Ausmaße an...und dann muss man ständig Ruhen, das kostet noch mehr Geld, noch mehr Grind...urks). Man muss zu Speicherpunkten, die oft nicht da sind, wo man sie haben will. Man hat oft absolut keinen Anhalt, wo es lang geht oder was man machen soll (letztlich alles durchprobieren, kaum je logische Lösungen). Die bereits erwähnten Action-Elemente sind zum Teil zwingend, um weiterzukommen und man hat überhaupt keine Ahnung, wie die Klickerei funktionieren soll oder was man überhaupt schaffen soll. Bei dem hässlichen pseudo-3D soll man zB von A nach B springen, aber hat keine Ahnung, wie in der merkwürdig aussehenden Umgebung wohl so eine Flugbahn aussehen könnte. Das Upgrade-System (Gegenstände bekommen quasi XP, mindestens genauso wichtig wie Charakter-XP) ist mindestens unübersichtlich. Man hat 6 (oder 7?) Charaktere, von denen aber nur 3 gleichzeitig in der Party sind. Da die alle auch noch nicht so klar Klassen angehören, ist es wildes Gerate und Probiererei, wen man nimmt und levelt. Ach so, und man weiß ja, wer auf der Hälfte stirbt, die lässt man dann natürlich gleich außer Acht. Wenn man ungespoilert rangeht, was muss einen dass dann nerven, wenn ein mühsam gelevelter Char auf der Hälfte railroadig rausgenommen wird...
- die Story ist...wenn man mal ehrlich ist: Schwach. Japanisch-überladen, nicht so meins, aber man kann damit leben. So ein wenig philosophisch und metaphorisch gemeint, Umweltzerstörung etc. Nun gut. Nicht brilliant. Bösewicht, der aber kaum mal entschlossen agiert, sondern halbherzig auf halber Strecke einen der Helden killt. Sensationell, damit hat damals keiner gerechnet. Frage mich eher, warum er nicht gleich alle tötet, Gelegenheit hatte er (bin allerdings nicht durch, evtl gibt es am Schluss eine Erklärung). Wenn ich mal unterstelle, die gibt es nicht (ich bin recht sicher): sowas tötet für mich immer den RPG-Faktor (übrigens im PnP auch): Man spielt die ganze Zeit nach Regeln und steigert dies und taktiert da, aber eigentlich ist das für die Katz, weil egal wie gut oder schlecht man ist, es gibt eine zweite Ebene, auf der haben alle Hindernisse bei Bedarf Spielwerte wie: unüberwindbar. Oder auch: unerklärbar schwach (für 2 Minuten). Oder: zu dämlich, Glück gehabt. Story ist übrigens komplett linear, unbeeinflussbar, Film zum Weiterklicken. OK, wenn es episch und vor allem episch lang werden soll, geht das nicht so ganz ohne Railroading. Wenngleich, sogar FF I hatte schon eine freiere Weltkarte. Glaube, das würde hier zu weit führen, so grundlegende Themen wie Railroading kann man nicht nebenbei mit diskutieren. Kurz gesagt, mir gefällt es nicht, wie spielbarer Teil und vorgegebener Teil hier zusammen gebaut werden. Dennoch, hier macht das Spiel im Bereich Story ein paar Punkte. Es sind schon eine Reihe von lustigen und Ideen drin und als Sightseeing-Tour durch eine abgedrehte und völlig andere Welt kann das Spiel schon ein wenig was. Auch wenn hier nicht wirklich alles auch nur halbwegs zusammen passt.
- ach so, noch ein Wort zur Taktik (in Kämpfen). In 95% der Fälle kam ich durch, indem ich irgendwelche Ausrüstung angelegt habe und immer auf Angreifen geklickt habe, bei Bedarf auf Heilen. Habe mir lediglich eine Gruppenheilung zusammen gebastelt,. In 4% der Fälle musste ich auf Immunitäten etc achten und etwas anpassen. In 1% der Fälle hab ich komplett nicht verstanden, was falsch lief. Normalerweise wäre in einem grundsätzlich spaßigen Spiel eine Herausforderung, in einen nervigen Spiel (wie hier) löst dann google die Herausforderung für mich. Fand ich insgesamt nicht so optimal.
Spielzeit: habe nach 25 Stunden aufgegeben. War, glaube ich, nicht halb durch. Wenn ich FF richtig kenne, gibt es bestimmt noch Spezialbosse etc, so dass einen das 100 Stunden, allerdings, mit viel Repetition, beschäftigen kann.
Ich zweifle im Übrigen stark daran, dass der Remaster, der in der Mache ist, das Spiel in allen Punkten verbessern kann. Hübscher machen ja, die murksigen Mechaniken ausbügeln eher nein.
Ok, ich schreibe noch ein zweites Mal, wahrscheinlich vergebens: ich will niemandem was schlecht reden. Wer es mag, darf es mögen. Gegönnt, das ist Ernst gemeint. Ich weiß, es ist für manche DAS Lieblingsspiel. Ich schreibe nur meine bescheidene Meinung, die allerdings frei von der Leber weg. Gegenteilige Meinungen antizipiere und akzeptiere ich. Es ist ein Spiel, wem es Spaß macht, für den ist es gut. Wem es keinen Spaß macht, für den ist es schlecht.