Am kommenden Montag, 14.10., gehen wir ab 19.30 Uhr (sans Melora, die im Urlaub ist) noch ein letztes Mal den Prolog an: Wird Dorsley seine Seele an Seymour verlieren oder fasst er neuen Mut und wagt den Aufstand? Wird es O'Connor, Tailor und Brown gelingen Seymours Kontrolle über das Tarot zu entreißen? Und was, wenn sie versagen? Nachtrag: Am Ende ist es wegen krankheitsbedingten Ausfalls mehr eine Erzählung als ein Spiel geworden. Nichtsdestotrotz ist dies das Finale des Prologs.
Kapitel 5: 1875 – Die Kraft – Yesod
Der „Pool of London“. So viele Schiffe. All der Dreck und die Menschheit und die Ratten, die über alles hinwegklettern. Ich und Elsa konnten stundenlang durch die Docks spazieren und einfach nur das Spektakel verinnerlichen. Alles, was Empire ist. Gier und Lust und Kraft. Lust und Gier und die Kraft, die sie spenden. All die kolonialen Reichtümer. Und ich war genau da, wo ich sein wollte. London. Kräftig und reich und so voll von der Lust, die ich gerade erst kennengelernt hatte. All die Macht. All die Leiber. All die Schiffe und Straßen und Geister, die hier und da aus der anderen Stadt herüber scheinen. Ich sehe römische Galeeren auf dem Fluss. Langschiffe. Einen Tempel Apollons, wo heute St. Paul's Cathedral steht. Das ganze Mysterium ist hier so offensichtlich.
Wir wagten uns sogar ins Chinesen-Viertel vor und kosteten von ihrem Opium. Wir ritten den Drachen, während ein kleines englisches Mädchen aus den Slums dastand und uns beobachtete. Die Chinesen schimpften sie „die Ratte“. Sie sagten sie könne nicht träumen und darum genieße sie es anderen beim Träumen zuzuschauen.
Aus: Das Leben und Unleben des Rupert Faraday, von Anders Fager
Die Dinge veränderten sich noch einmal zum Schlechteren, nachdem die ehemaligen Captains Tailor, O'Connor und Brown wegen ihres Aufstandes gegen Gouverneur Seymour selbst in den Isolationszellen im Keller Sandburns eingekerkert worden waren. Richard Dorsley war sich nicht einmal mehr sicher, wie viele Tage seitdem vergangen waren. Wie sollte man auch Tag und Nacht voneinander unterscheiden, wenn diese verdammte Schwarze Sonne niemals unterging und stattdessen unablässig pechschwarze Dunkelheit in den gewittergrauen Himmel blutete?! Den Takt des Alltags im Gefängnis gab jetzt der Gouverneur selbst vor: Nach seinen regelmäßigen Kontrollgängen und Appellen richtete sich die neue Routine der jetzt mit jeweils fünf Mann (abzüglich der Verluste) besetzten beiden Wachschichten. Die anderen Wärter schienen die tintenfarbene Wunde am Himmel und das Ausbleiben von Tag-und-Nacht-Wechsel jedenfalls nicht mehr länger zu kümmern. Waren sie anfangs noch irritiert und verunsichert und hatten Rick Löcher in den Bauch gefragt, wirkten sie jetzt teilnahmslos und schicksalsvergessen. Rick selbst war ratlos. Bei den Gefangenen war es das genaue Gegenteil: Sicher, viele von ihnen waren innerhalb kürzester Zeit von Hunger und Kälte ausgezehrt und schon am Morgen nach jenem vermaledeiten Weihnachtstag hatte die Tagschicht beim Morgenappell die ersten Kadaver aus den Zellen gezogen. Die abgehärteten Vollblutkriminellen und gestählten Jungs aus der Arbeiterschicht hingegen machten sich prächtig unter den neuen Bedingungen: Sie wurden aggressiver, schikanierten ihre geschwächten Mithäftlinge und pressten ihnen die wenigen Lebensmittel ab. Einige erhoben das Wort und in manchen Fällen sogar die Fäuste gegen die Wärter, was in der Regel unverzüglich mit einer zünftigen Tracht Prügel ohne Rücksicht auf gebrochene Knochen und lebensgefährliche Verletzungen geahndet wurde. Nachdem Seymour irgendwann jedem Flügel einige Gewehre aus der Waffenkammer ausgehändigt hatte, wurde aus den Prügeln rasch die standrechtliche Todesstrafe. Wozu sich zurückhalten? Wer des Tags unter der Knute der Wärter oder an Hunger, Kälte und sich ausbreitenden Krankheiten krepierte, fand sich am nächsten Morgen doch ohnehin, wie von Geisterhand, in demselben Elend wieder. In Sandburn ging es mit dem Teufel zu! Und tatsächlich entgegnete Seymour dem heillos überforderten Dorsley auf die Frage nach den wiedergehenden Toten herablassend: "Der Tod existiert nicht in Inferno. Machen Sie einfach ihren Dienst, Dorsley. Und zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Dinge, die ihren beschränkten Verstand überschreiten."
Abgesehen davon, dass sich jede Faser seines Wesens gegen selbst den leisesten Gedanken an Widerstand sträubte, hatte sich Ricks ohnmächtige Pflichtschuldigkeit auch noch ausgezahlt: Am Morgen, nach dem die anderen in den Isolationszellen inhaftiert worden waren, hatte Seymour ihn zum "Commander of the Guard" ernannt, dem nun die Wachmannschaften aller Blöcke unterstellt waren. Darüber hinaus gab er Rick alle Pflichten und Vollmachten, die zuvor Superintendent Clarke innehatte, und beschenkte ihn mit einem üppigen Vorrat an Brandy und Zigarren. Weihnachtsbonus. Es dämmerte "Commander" Dorsley erst einige Wachwechsel später, dass sein Posten mit keinerlei tatsächlicher Macht ausgestattet war, weil die Wärter längst nur noch blindlings den Willen Seymours ausführten. Was hatten Brown und O'Connor versucht ihm zu erklären: Dass Seymour die Wärter (und die Gefangenen, wenn wir schon dabei sind) mithilfe der seltsamen Karten kontrollierte, die er der "Hexe" abgenommen hatte? Die Scham und das schlechte Gewissen hielten Dorsley davon ab, in den Keller zu steigen und bei seinen verfemten ehemaligen Kameraden nachzuhaken.
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Das änderte sich erst an jenem Tag (oder war es Nacht?), als der neue "Doktor" in Sandburn ankam. Seymour hatte Dorsley nach dem Wachappell aufgetragen, zwei Besucher am Eingang abzuwarten, die er "irgendwann im Laufe des Tages, aber sehr, sehr bald" erwartete. Sogleich zog der Gouverneur mit zwei Wärtern im Gefolge in Richtung des Exekutionsplatzes für seine zum täglichen Ritual gewordene Auspeitschung von Matthew Clarke. Dorsley wartete eine gefühlte Ewigkeit beim Tor, starrte hinaus in das undefinierbare Nebelgrau, welches das Gefängnis seit jenem Tag wie ein fahles Leichentuch umschloss, und nahm immer wieder tiefe Züge aus der Flasche Brandy, die er neuerdings immer in der Manteltasche mit sich führte. Gerade als er sich genug Mut angesoffen hatte, um seinen Posten entnervt zu verlassen, kündigte das Wiehern von Rössern und das hölzerne Klackern einer Kutsche die Ankunft des erwarteten Besuchs an. Dorsley öffnete das Tor, ließ die Kutsche ein und nahm zwei Herren in Empfang: Einen breit gebauten Gentleman fortgeschrittenen Alters und würdevollen Auftritts und dessen Kutscher. "Sir William Whitey Gull, hocherfreut, hier um dem Gouverneur zu Diensten zu stehen", stellte sich der Gentleman vor, "Und das ist Netley, mein Assistent". Ein Blick des "Doktors" genügte, dass sich Dorsleys Eingeweide zu einem kompakten Knoten zusammenzogen. Er fühlte sich geradezu seziert von diesem eindringlichen, doch teilnahmslosen Blick. Wie ein Insekt unterm Brennglas. Wenn er ging, hörte sich Dr. Gulls Auftreten an, als würde er mit jedem Schritt in eine Pfütze treten. Eine Pfütze Blut.
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Tailor, Brown und O'Connor drängten sich in der zugigen, feucht-kalten Zelle aneinander, um sich wenigstens einigermaßen gegen den bis ins Mark dringenden Frost zu schützen. Ihr Hunger war unerträglich, sie hatten jedes Gefühl dafür verloren, wie weit ihre letzte Mahlzeit zurückliegen musste. Und das Gefühl der Isolation, des unumwundenen Ausgeliefert-Sein presste wie Blei auf ihre Seelen. Sie waren ihrem Ziel so nah gekommen. In ihrem Gefängnis waren sie so nah bei der eingekerkerten Göttin, die ihnen einen Ausweg gewiesen hatte. Tailor war lange skeptisch. Warum sollte er der Hexe den Vorzug vor dem Gouverneur geben? Schließlich musste er einsehen, dass es keinen Weg zurück mehr gab. Er hatte seine Wahl getroffen. Genau wie Brown und O'Connor. Aber wie weiter? Sie mussten irgendwie aus der Zelle heraus. Nur wie? Die Wärter würden ihnen nicht helfen. Verachtung und Abscheu sprachen aus jeder ruppigen Geste, aus jedem gebellten Kommando ihrer ehemaligen Kollegen. Irgendetwas ging mit den anderen Gefangenen vor sich: Wann immer die Wärter sich in ihre beheizte Stube zurückzogen (was sie oft taten) tuschelten sie miteinander, reichten von Zelle zu Zelle kleine Notizzettel weiter oder verständigten sich mit Morsecode, indem sie gegen die Gitterstäbe klopften. Nur in der Zelle gegenüber regte sich kein Anzeichen von Widerstand und Kampfgeist. Superintendent Matthew Clarke war ein gebrochener Mann. Für seinen Aufstand hatte er den höchsten Preis bezahlt. Jeden Morgen holten ihn die Wärter aus seiner Zelle und wenn er Stunden später wieder zurückgeschleift wurde, war sei Hemd zerrissen und blutgetränkt, die Haut aschfahl. Zumeist rührte er sich danach überhaupt nicht mehr. Wie viele Tode er wohl gestorben war? Hier unten in den Zellen dehnte sich die Zeit träge wie Molasse in Richtung Ewigkeit und nicht wenige der anderen Häftlinge schienen darüber den Verstand verloren zu haben. Einer von ihnen zählte sogar laut die Sekunden, Minuten und Stunden. Bis einem seiner Zellengenossen irgendwann der Geduldsfaden riss. Ein dumpfer Schlag oder ein qualvolles Gurgeln, dann war Ruhe. Für eine Zeit. Bis der Leichnam sich erneut zu unheiligem Leben erhob und die unselige Zählerei von vorn begann. Dorsley hatte sich nicht blicken lassen und O'Connor, Brown und Tailor waren sich nicht sicher, ob es nicht besser so war. Die Katatonie endete erst an jenem Tag, als sie kamen: Ein feister, ältlicher Gentleman und sein tumber Gefährte, die beide den metallischen, kränklich-süßen Gestank von Blut und Leichen mit sich. Sie kamen mit Gouverneur Seymour und zum ersten Mal seit einem gefühlten Äon blieb jemand vor der Zelle der ehemaligen Captains stehen und richtete das Wort an sie: "Ah, das sind sie also. Die Verräter, die es wagten, sich euch zu widersetzen, Gouverneur Seymour. Ich werde mich Ihrer annehmen, Sir. Und der König wird erfreut sein. After all, the Juwes are the men who will not be blamed for nothing." Ohne große Umschweife wurde die Tür zur Zelle aufgesperrt und fünf Wärter drangen in die Zelle, schlugen mit ihren Knüppeln auf die drei ehemaligen Captains ein und zerrten schließlich Michael Brown den Gang hinunter in Richtung der Folterkammer, die er selbst einzurichten geholfen hatte…
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Browns Schreie drangen aus dem Keller in das Gefängnis. Was auch immer dieser Doktor Gull und sein Gehilfe Netley in der Folterkammer mit ihm anstellten, es musste unermesslich furchtbar sein, dass sein Schreien, Stöhnen und Wimmern sich durch die schweren Wände und Decken fräste und Richard Dorsley noch bis hinaus ins Freie und sogar in seine Schlafstätte verfolgte. Wer auch immer diese beiden Folterknechte waren, sie konnten einfach nicht menschlich sein. Zu grausam. Zu ausdauernd. Er musste etwas tun! Er musste das einfach beenden. Wenn nicht für Brown, dann wenigstens damit endlich wieder Ruhe wäre. Nur hatte er keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen würde. Doch er hatte eine Ahnung wer ihm würde weiterhelfen können.
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Browns Tortur zog sich über Stunden hin, vielleicht auch Tage. Wer konnte das schon so genau wissen? Seine Schreie waren so markerschütternd tief und jämmerlich, als schnitten Dr. Gulls Skalpelle nicht nur in seinen Leib sondern auch in seine Seele, kehrten sein innerstes Wesen nach außen. Sie raubten Tailor und O'Connor auch noch die letzten kümmerlichen Reste, die von ihrem Verstand übrig geblieben waren. Als Dorsley auf seinem Weg zu der Göttin im Kellerloch an den Isolationszellen vorbeiging, warf er nur einzigen verstohlenen Blick in die Zelle seiner ehemaligen Kameraden. Als er einige Zeit später von dort zurückkehrte, war es, als erschiene den beiden ein Geist, so bleich war er. Von früheren Captains hatte er am längsten in Sandburn gedient. Doch nichts hätte ihn auf die Ereignisse dieser Weihnachtszeit vorbereiten können. Als er die Zelle aufschloss und O'Connor und Tailor die Schlüssel zu ihren Fesseln, zu den anderen Zellen und zur Waffenkammer hinwarf, hauchte er tonlos nur dies: "Ich muss es mit eigenen Augen sehen. Einmal. Nur das verlange ich von euch." Dann machte er auf dem Absatz kehrt.
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Von den Isolationszellen war es nur ein kurzer Weg über die Treppe hinauf zur Waffenkammer, den Büros der Captains und Seymours. Nachdem sie sich ihrer Fesseln entledigt und die anderen Zellen aufgeschlossen hatten, war es ein Leichtes für O'Connor, Tailor und die anderen Inhaftierten die wenigen verbliebenen Wärter zu überwältigen, aus dem Keller hinaufzuschleichen und sich zu bewaffnen. Dorsley hatte den Moment abgewartet, wo Seymour auf seinem Rundgang durch die Flügel ausgeflogen war, bevor er zu der Göttin hinabgestiegen war. Er wusste nun, was er wissen musste. Auch wenn es keinen Sinn ergab. Als der Aufstand losbrach und die ersten Schüsse fielen, kniete er in Seymours Privatbibliothek vor dem Tischchen, auf dem die Tarotkarten ausgelegt waren. Selbst für einen Skeptiker wie ihn, bestand kein Zweifel daran, dass das komplexe Muster, zu dem die mystischen Karten ausgelegt waren, Sandburn entsprach. Und dass die blutbespritzte Karte in der Mitte "Demiurgos" sein musste. "Wir müssen die Karte an jemanden binden, der keinerlei Macht besitzt. Nur so können wir Seymour besiegen". Tailor und O'Connor waren ebenfalls in die Bibliothek gekommen. "Mein neuer Titel ist jedenfalls nur ein Mummenschanz, vielleicht genügt das?" Dorsleys lakonischer Tonfall verbarg nur dürftig seine Nervosität. Würden die beiden jetzt Rache nehmen? Verdient hätten sie es ja. "Nein. Wir haben uns gegen Seymour zur Wehr gesetzt. Du auch, Dorsley. Wir dürfen den gleichen Fehler nicht noch einmal begehen. Das könnte unsere letzte Chance sein. Es ist Clarke. Es muss Clarke sein. Wo ist er, Rick?" - "Im Hof."
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Sandburns Innenhof war übersäht mit Leichen. Zum Nordflügel hin, am Galgen, hatten sich die letzten Wärter mit Seymour verschanzt. Doch sie hatten nur eine Handvoll Gewehre und Revolver. Vom Alten Gefängnis strömten jedoch immer mehr Gefangene auf den Hof. Sie hatten die zahlenmäßige Überlegenheit, das Überraschungsmoment und sie hatten den Großteil der Gewehre aus der Waffenkammer. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der letzte Wärter fallen würde. Und doch war der Hof vor Allem übersäht mit den Leichen der Insassen. Denn Seymour fuhr auf sie herab wie des Schnitters Sense. Kein Schuss traf ihn, kein Hieb konnte ihm etwas anhaben, solange Demiurgos an ihn gebunden war. Er kämpfte wie ein Berserker, von Kopf bis Fuß im Blut seiner Feinde gebadet, zerschlug Schädel mit bloßer Faust, riss Körper entzwei und entfesselte magische Höllenfeuer, mit denen er Leiber und Seelen gleichermaßen versengte. Neben ihm entblößte der fette Dr. Gull sein wahres Antlitz, eine groteske Gestalt: halb verstümmeltes Folteropfer, halb dampfbetriebener Maschinenmann. Seine skalpellförmigen Finger schnitten durch Fleisch wie durch Butter. Im Folterkeller hatte sich Brown irgendwie losreißen und Gulls Gehilfen Netley niederringen und erdrosseln können. Jetzt stürmte er - ob der eigenen Wunden den erneuten Tod wie einen langersehnten Freund willkommen heißend - über den Hof auf den tobenden Seymour zu. Nur einen Moment seine Konzentration stören. Das würde reichen damit einer der anderen Clarke würde erreichen können. Als Clarkes Blut endlich die Karte benetzte, war es wie ein Tropfen in einem Ozean. Bestimmt zweihundert Mann lagen Tod oder sterbend im Hof, der sich in ein blutrotes Feld aus Schlamm und Gedärmen verwandelt. Ein kakophoner Chor aus Stoßgebeten, Schmerzensschreien und Todesröcheln erschall. Es brauchte weitere fünf Dutzend Mann, um Seymour endlich zu überwältigen. Wie die Wölfe fielen sie über ihn her, rangen den Mann zu Boden, der ihnen so viel Leid zugefügt hatte, und rissen ihn bei lebendigem Leib in Stücke. Am Galgen klammerten sich O'Connor, Brown, Tailor und Dorsley an den letzten Funken Leben, der ihnen verblieben war, während um sie herum die Mauern des Gefängnisses wie Wachs zerschmolzen. Die Schwarze Sonne war zornig angeschwollen und spie pechschwarze Feuerzungen auf die Meute herab. Einer nach dem anderen wurde von ihnen erfasst und eingeäschert. Die Vier spürten, dass es diesmal keine Wiederkehr geben würde. Dies war ihr letztes Hurra - auf Nimmerwiedersehen!
Vier Schemen schälten sich aus den Schatten, glitten auf die vier ehemaligen Captains der Wache von Sandburn zu. Vier blutverschmierte Weiber mit verzerrten Fratzen. Die Huren der Apokalypse. Und eine jede zerrte einen der Männer hinab in die Hölle.
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In einem schmucklosen Zimmer irgendwo in London, im Jahr 1992, erwacht eine junge Frau mit gebrochenem Verstand aus einem weiteren wirren Traum. Doch diesmal ergibt der nächtliche Sturm aus Bildern und Gefühlseindrücken einen Sinn. Sie weiß jetzt, wer ihr wird helfen können...
Kapitel 6: 1881 – Der Turm – Gamichicoth
„Gamichicoth ist der Engel der falschen Hoffnung“, sagte Seymour. „Die sechzehnte Karte. In jenem profaneren Tarot wird sie 'Der Turm' genannt.“
„Der falsche Freund und Helfer“, sagte Elsa.
„Aber der Turm bezeichnet Tragödie oder Unglück“, sagte ich. „Veränderung. Wenigstens Veränderung.“
All diese Widersprüche und neuen Wahrheiten. All diese Dinge, die Du und Deine Freunde so interessant finden, Anthony. Der Golden Dawn, der die Welt zunächst in einen sehr viel spirituelleren und interessanteren Ort verwandelte. Bis dir klar wird, dass es ein Ying zu jedem Yang gibt. Und das jenseits dieses interessanten „komm auf eine Tasse Tee vorbei“ Märchenlandes Inferno liegt. Und Verrat.
Aus: Das Leben und Unleben des Rupert Faraday, von Anders Fager