Naja... genaugenommen sind solche passiven Erschwernisse ja meistens auch nichts anderes, als eine aktive Erschwernis auf Grundlage der gelungenen Probe des Gegenübers.
Oder wie meinst du das?
Wenn ich als Spielleitung vermeiden kann, zu würfeln, dann tue ich das. Also anstatt einen SC gegen einen NSC würfeln zu lassen, lasse ich den SC gegen eine von mir angesagte Schwierigkeit würfeln. Wenn ich den NSC für kompetent halte, ist die Probe dann halt schwieriger, als wenn ich ihn für inkompetent halte. Wenn es also darum geht, ob ein SC die Lüge oder Täuschung eines NSCs durchschaut, dann lasse ich den SC auf "Empathie", "Psychologie" oder wie auch immer die Fertigkeit gerade heißt, würfeln!
2 Beispiele: (mal beide aus DSA, weil Midgard 4 kennt eh keiner mehr xD )
Ich antworte jetzt mal mit Beispielen aus Systemen, die ich kenne, weil ich weder DSA noch Midgard spiele!
1. Heldengruppe wird von Schurke Alrik provoziert, ihre Mütter/Väter beleidigt und ihnen Dinge mit Tieren unterstellt, wo selbst Belkelel die Augenbraue hebt.
Der tapfere Krieger der Gruppe möchte jetzt nicht darauf eingehen und "cool bleiben": Kann er das? Wenn ja: Womit?
Das hängt jetzt ganz vom Spielsystem und den Werkzeugen, die mir das mitgibt ab, wie ich die Situation als Spielleitung handhabe. Wenn wir Fate spielen, könnte das ein geistiger Konflikt sein. Dann würfelt der Schurke Alrik einen Angriffswurf mit Provozieren und der tapfere Krieger verteidigt sich mit Wille. Wenn der Krieger scheitert, erleidet er auf regeltechnischer Ebene geistigen Stress oder geistige Konsequenzen. Ich diktiere ihm aber nicht, wie er sich in der Erzählung verhält, das erzählt der Spieler.
Hat der tapfere Krieger jetzt aber das Dilemma "Jähzornig", dann verzichte ich wahrscheinlich auf den geistigen Konflikt, sondern reize lieber diesen Aspekt. "Meinst du nicht, dass dein tapferer Krieger die schlechte Entscheidung treffen würde, hier eine Schlägerei zu beginnen?" Dann hat der Spieler die Wahl, das Reizen anzunehmen und einen Fatepunkt zu bekommen. Oder er kann das Reizen ablehnen und einen Fatepunkt abgeben. Solange er noch zumindest einen Fatepunkt hat, diktiere ich dem Spieler nicht, wie er sich entscheidet. Und wenn er seinen letzten Fatepunkt schon ausgegeben hat, dann hat er damit bereits die Entscheidung getroffen, sich dem Reizen der SL schutzlos auszusetzen.
Ähnlich wäre es, wenn ich Ubiquity spiele und der SC eine entsprechende Schwäche hat. Wenn er dann etwas Dummes tut, bekommt er einen Stilpunkt. Wenn er sich entscheidet, nichts Dummes zu tun, bekommt er halt keinen. Und wenn er keine entsprechende Schwäche hat, dann spiele ich die Szene aus, lasse Alrik ihn beleidigen und überlasse es komplett dem Spieler, wie er darauf reagiert. Genau so handhabe ich das auch in Rollenspielen, die mir keine besseren Mittel mitgeben. Würde ich DSA leiten, würde ich es also vermutlich auch genau so handhaben.
2. In der Taverne versucht der süße Schankknecht die Magierin zu verführen. Diese hat in der Heimat aber eigentlich einen Verlobten. Wie agierst du hier?
Andersherum wäre es ja ganz klar eine Betören-Probe, die mit Menschenkenntnis gekontert werden kann.
Hier mache ich es genauso. Wenn wir Fate spielen und die Magierin einen Aspekt wie "Unglücklich verlobt" oder "Steht auf süße Schankknechte" hat, dann reize ich den. Ansonsten spiele ich die Szene aus und überlasse dem Spieler die Entscheidung darüber, wie der SC sich verhält. Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Spieler selbst am besten weiß, wie sein Charakter sich in einer Situation verhalten würde. Das ist für mich ein Teil des Spaßes am Rollenspiel. Herauszufinden, was passiert. Jedes Mal, wenn ich in die Handlungen eines SCs eingreife, mache ich das Spiel für mich persönlich langweiliger!