Nachdem ich heute auf den Tag genau 2 Jahre auf der Drachenzwinge registriert bin und zufällig auch KZH (krank zuhause) sitze, will ich mir auch mal einen kleinen Rückblick erlauben.
Eigentlich war ich auf der Drachenzwinge gelandet, weil ich mich damals im Ausland aufhielt und man dort bestimmte deutschsprachige Rollenspiele eben nicht spielen kann, wenn man nicht gleich Regelbücher und Weltbeschreibung selbst übersetzen will. Schnell stellte sich aber heraus, dass das Online-Spiel für mich als berufstätigen Familienvater auch eine Reihe praktischer Vorteile bot, die ich nicht mehr missen möchte. So war es plötzlich möglich, abends bequem für ein paar Stunden zu spielen, ohne jedesmal eine große Sache mit Freunde einladen, Essen kochen, Babysitter finden und nachts mit dem ÖPNV heimfahren daraus zu machen. Man setzt sich einfach das Headset auf und taucht in die Spielsitzung ein, und wenn nebenan das Baby schreit - nun, dann geht man halt rüber und versorgt es, und hinterher spielt man weiter.
Ein anderer Vorteil des Spiels auf der Drachenzwinge war mir anfangs nicht gleich klar: Es besteht hier die Möglichkeit, Mitspieler zu finden, die die eigenen Vorlieben teilen. Es gibt nämlich ziemlich viele Arten, wie das Hobby Rollenspiel betrieben wird, und auch wenn ich mir (im Gegensatz zu gewissen Forencommunities im Netz) nicht anmaßen würde, meine eigene für besser oder schlechter als andere zu halten, genieße ich es doch, mit gerade den Spielern zusammenzuspielen, die meine Vorlieben teilen. Ich empfinde das als angenehmer als die Tischrunden, bei denen man den Powergamer und den Emo, den Munchkin und den Charakterspieler, den railroadenden Spielleiter und den kreativen Sandbox-Fan irgendwie unter einen Hut kriegen musste, einfach weil es die einzigen 6 Personen waren, die in Dorfhintermwald Rollenspiel machten. Durch das gezielte Auswählen von Spielern mit ähnlichen Vorstellungen wurden zumindest bei mir auf der Drachenzwinge die besten Rollenspielmomente möglich, die ich jemals erleben durfte - und ich blicke immerhin auf über 25 Jahre Spielerfahrung zurück!
Natürlich gehört gerade am Anfang auch etwas Ausprobieren dazu. Nicht jede Gruppe, bei der man mal reinschnuppert, wird gleich ein durchschlagender Erfolg, und manchmal muss man ehrlich zu sich sein und sagen: Das war jetzt mal nichts, und das wird auch nichts mehr. Gerade Spontanrunden sind hier ein guter Weg, um herauszufinden, was man gut findet und was nicht. Nach einigen Versuchen hat man dann meist einen harten Kern von Leuten zusammen, auf die man irgendwie immer wieder stößt, eben weil das Spiel mit ihnen am meisten Spaß macht. Und dann kann es einem passieren, dass man eine Gruppe zusammenbekommt, die richtig lange zusammen spielt und sich auch durch berufliche oder private Veränderungen nicht aus dem Takt bringen lässt.
Gerade am Anfang kam ich mir auf der Drachenzwinge übrigens vor wie das sprichwörtliche Kind im Bonbonladen: Es gab so viele Möglichkeiten, so viele spannende Projekte und Gruppen, dass die Woche plötzlich nicht mehr genug Abende zu haben schien, um alles unterzubringen, was mich gereizt hätte. Zwar entpuppt sich bei näherem Hinschauen manches als nicht ganz so spannend, wie es auf dem Werbezettel klang, aber zumindest ich habe lernen müssen, mich auf wenige, dafür aber umso tollere Gruppen zu beschränken.
Eines sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben: Rollenspiele sind (genauso wie Internetforen) eine soziale Beschäftigung, und bei sozialen Beschäftigungen rummst es auch ab und zu mal. Es gibt Leute, die sprechen von diesem Forum als "Dramazwinge", weil sich hier eben immer wieder kleine Seifenoper-Dramen abspielen, wenn man wieder Spieler A absolut nicht mit Spieler B kann, Spieler C sich IRL gerade von Spielerin D getrennt hat, Spielleiter E nicht so recht weiß, wie er Spieler F wieder aus der Gruppe kriegt, Spieler G plötzlich krank / berufstätig / Mutter / spurlos verschwunden ist und mitten im Finale der G7 aussteigt usw. Ganz wie im wirklichen Leben also...
Aber die Drachenzwinge hat eben auch die Vorteile einer sozialen Beschäftigung. Es entwickeln sich Bekanntschaften und Freundschaften, man trifft sich auf der DZ-Con oder einfach so und hat plötzlich Bekannte überall in der Republik. Den "Mangel an RL-Kontakt", den man vielleicht beim Verlegen des RL-Hobbys Rollenspiel ins Internet hätte fürchten können, kann ich jedenfalls nicht bestätigen - ich kenne mittlerweile fast alle Spieler, mit denen ich regelmäßig zusammenspiele, auch persönlich, und mit einigen davon haben sich zumindest gute Kameradschaften, wenn nicht gar Freundschaften herausgebildet. Man kann dieses Forum natürlich einfach als ein Medium benutzen, seine Spielabende zu organisieren. Wenn man sich aber etwas mehr engagiert, kann man auch den ganzen Weg gehen und Teil einer lebendigen Community werden. Ende April trifft sich diese Community zu ihrem alljährlichen Convent. Ich freue mich schon darauf.